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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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26.09.2011, 20:51 | #1 |
Tod eines Traumes
Es war ein wirrer Kampf auf freiem Feld,
und als nach ausgetöntem Todestanz die harten Waffen müde niedersanken, getaucht in roten, weichen Abendglanz, die Lüfte leis und kühl nach Ende stanken, gingen sie heiser schlafen mit der Welt. Es war ein kummervoller Traum vom Frieden, und als nach sternenschwerer Ruhenacht die Schwerter aus den Scheiden krochen, Sonne sich hoher Nase hob zur Schlacht, Dünste kahl und kalt nach Ende rochen, gingen sie weiter sich bekriegen und verschieden. |
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26.09.2011, 21:00 | #2 | |
abgemeldet
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Gar nicht übel, aber die Rhythmik springt mir zu sehr zwischen Jambus und Trochäus (mit und ohne Auftakt) umher.
Ich gehe einmal minimal über die erste Strophe: Es war ein wirrer Kampf auf freiem Feld und als nach ausgetöntem Todestanz die harten Waffen müde nieder sanken, getaucht in roten, weichen Abendglanz, und Lüfte leis´ und kühl nach Ende stanken, gingen sie heiser schlafen mit der Welt. Da ist in der letzten Zeile immer noch die rhythmische Synkope auf "gingen", die ließe sich aber beim Vortrag akustisch weghobeln. Zitat:
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26.09.2011, 21:06 | #3 |
Dabei seit: 11/2008
Ort: bye the Godfarther! The God? the God!..... Father!
Alter: 40
Beiträge: 949
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schwindler
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26.09.2011, 21:38 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Auch mit dem "verschieden" habe ich kein Problem, denn in der Schlacht sterben viele Krieger nicht durch das sofortige Töten, sondern an ihren schweren Verwundungen. Sie erleben den Todeskampf und verscheiden. Ein Albtraum! Das Gedicht strotzt vor wittrigem, erdigem und schweißigem Geruch. Wo er nicht genannt wird, steigt er dennoch zwischen den Zeilen empor. Ich empfinde das Gedicht als sehr intensiv. |
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26.09.2011, 22:00 | #5 | |
abgemeldet
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Zitat:
Sie verscheiden nicht, sie verrecken. "Verscheiden" assoziiere ich eher mit einem friedlichen Tod, im Sinne von "sanft entschlafen". Für mich paßt "verscheiden" nicht zum gewaltsamen Tod, ob er nun schnell oder langsam eintritt. |
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26.09.2011, 23:41 | #6 |
HI, Martin!
Schwergewichtslyrik! Ganz mein Ding! Ich erlaube mir, auf ein paar Kleinigkeiten hinzuweisen: Es war ein wirrer Kampf auf freiem Feld, Komma hier. und als nach ausgetöntem Todestanz ihre harten Waffen müde sanken, Das "ihre" stört hier die Strophenmelodie, da hakt's beim Lesen! Alternative: "die harten Waffenarme müde sanken," getaucht in roten, weichen Abendglanz, Lüfte leis´ und kühl nach Ende stanken, Besser "die Lüfte" vorneweg, ist runder und sprachlich besser (vielleicht auch für's Metrum?), Apostroph nach "leis" völlig überflüssig - beunruhigt nur das Schriftbild. Verkürzungen sind längst normaler Sprachgebrauch. gingen sie heiser schlafen mit der Welt. Es war ein trauriger Traum vom Frieden, Komma hier. "trauriger" stört das Metrum. Alternative: "Es war ein kummervoller Traum vom Frieden," So hat die Zeile den gleichen Rhythmus wie die Anfangszeile von S1. und als nach sternenschwerer Ruhenacht Schwerter aus tiefen Scheiden krochen, "die Schwerter aus den Scheiden krochen" melodischer, ungebrochen. Dünste kahl und kalt nach Ende rochen, gingen sie weiter sich bekriegen und verschieden. Warum neue Zeile? Nimm, was du brauchen kannst, die Kommata sollten aber dabei sein! Sehr gern gelesen. LG, eKy |
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27.09.2011, 00:12 | #7 |
Forumsleitung
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Ich verstehe, was Du meinst, aber das gibt es in Wirklichkeit so gut wie nie. Nur einige wenige Menschen haben das Glück eines friedlichen Sterbens. Für die meisten ist es ein Verrecken, egal ob auf dem Schlachtfeld oder auf dem heimischen Sterbebett. Für die drei Menschen, die in meiner Familie zuletzt verstorben sind, war es jedenfalls ein Verrecken, anders kann man es nicht bezeichnen. Für mich ist das Wort "verscheiden" nur ein Synonym für das Ende des Sterbeprozesses, nicht mehr und nicht weniger.
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27.09.2011, 00:25 | #8 |
abgemeldet
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Das klingt faszinierend gut, in Melodie und Wortlaut. Und dann in Abstimmung mit dem Inhaltm sehr gelungen!
Nachtrag: was das verscheiden angeht, bin ich Schamanskys Meinung. Es will auch mir nicht zu einem Tod auf dem Schlachtfeld passen. |
27.09.2011, 04:42 | #9 |
Ich danke allen für die Kommentare.
Schamansky: Ich habe die Begriffe ,,Jambus´´ und ,,Trochäus´´ nun nachgeschaut und werde dieses neugewonnene Wissen in meine Arbeit einfließen lassen. Vielen Dank für diese Horizonterweiterung. Nett, dass du die erste Strophe überarbeitet hast, ich werde davon etwas in eine Neufassung übernehmen. Ilka-Maria: Ein solcher Effekt auf dich füllt mir das Herz mit guten Gefühlen. Das wollte ich erreichen. Im übrigen hast du den Begriff ,,verschieden´´ aufgefasst, wie ich es beabsichtigt habe. Da ich die Gegenposition aber verstehen kann werde ich die Formulierung überdenken. Erich Kykal: Super, dass ich deinen Nerv treffen konnte. Die meisten deiner Verbesserungsvorschläge werde ich übernehmen. Dank dir für die Mühe! Die neue Zeile ist dort, weil ich diese letzten beiden Worte irgendwie hervorheben wollte. in aller Freundlichkeit, Martin |
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27.09.2011, 07:10 | #10 |
Hallo Martin,
deine Zeilen gefallen mir sehr gut. Aber eine Frage habe ich doch: warum ist der Traum von Frieden ein trauriger? Dein Titel weist darauf hin, dass sie von einem anderen Morgen träumen, als von dem, der sie letztendlich erwartet. Müsste er dann nicht eher hoffnungsvoll sein? |
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27.09.2011, 13:53 | #11 |
Hallo Martin,
das ende hat es in sich ... 'und verschieden', sehr gelungen, auch mir gefallen deine zeilen wirklich gut ... Gute Grüße Zycho |
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27.09.2011, 17:22 | #12 |
Schön auch euer Gefallen mit dem Gedicht gefunden zu haben.
muse: Die Träumenden sind hoffnungslos, sie gehen nicht davon aus, dass sie ein -anderer Morgen- erwartet. sehr freundlich, Martin |
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14.03.2012, 18:40 | #13 |
mir ist noch ein gedicht eingefallen:
"macht am anfang der kriege euch noch gleich der wille zum siege so seit zum endlichen frieden ihr dennoch verschieden." gute grüße nochmal Zy. |
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14.03.2012, 19:01 | #14 |
R.I.P.
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Wieso hab ich das seinerzeit nicht kommentiert?
War ich da gerade mal wieder gesperrt? Ich würde kein Wort ändern, selbst wenn es hundertmal "stimmiger" wäre. So ist es aus einem Guß und völlig ungekünstelt, wahrhaftig und wahr. Der letzte lapidare Vers muß bleiben. Gut, daß es für Änderungen zu spät ist. Kompliment! Thing |
14.03.2012, 19:15 | #15 |
abgemeldet
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Mir gefällt das auch sehr.
Mein Lieblingsvers: "Es war ein kummervoller Traum vom Frieden." Liebe Grüße Peace |
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