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23.01.2006, 21:42 | #1 |
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It never rains in southern California
Warum bin ich hier? Was ist geschehen? Ich sah dich, vor einiger Zeit, ich wollte mit dir sprechen, dich umarmen, dich küssen, dir ein Kind machen. Ich konnte nicht, denn du warst weit weg, ich hatte nur Stift und Papier. Ich schrieb.
Hohe Gänge. Es riecht nach einem Mix aus Sterilisationsmitteln und Urin und Kot. Und vor den Fenstern sind Gitter. Weit, weit entfernt die Stadt, man sieht grüne Flecken. Dazwischen liegt, wie Niemandsland, viel vertrocknete Wüste. Die Leute hier, alle eigen. Manche wurden missbraucht und missbrauchen weiter, andere sehen gerne zu, wie andere missbrauchen und klatschen Beifall. Manchmal dem Missbrauchenden, manchmal dem Missbrauch. Wieder andere, die Wärter, missbrauchen selbst; und manchmal missbrauchen sie selbst die Missbrauchenden. Alle aber sind stolz darauf in diesem Haus zu wohnen, zu arbeiten und in seinem Namen missbrauchen zu dürfen. Nach draussen hat es noch keiner geschafft, die Stadt ist ihnen zu irre, sagen sie. Nun, sie wollten es auch garnicht versuchen, denn alle Türen im Haus wurden zugemauert. Mit Urin und Kot haben sie wohl Ziegel gepresst, mit Blut und Knochenmehl den Mörtel angerührt. Nicht, dass die Mauern so hart wären. Aber es sind viele Schichten, viele, viele Schichten übereinander. Nach und nach werden die Insassen zu Tode gequält oder verhungern, und ich stehe perplex da, sehe ihre Zähne fletschen, rieche ihren verwesenden Atem. Ich will hier raus. Doch wie? Und was ist mit den anderen? Sie wirken so gehirngewaschen, als ob ihnen etwas den Verstand und das Gefühl für das Schöne Schöne geraubt hätte. Ja, sie sind alle nicht perfekt, klar feinden sie das an, was sie nicht sind, klar streben sie nach dem, was ihnen bekannt ist, was sie verstehen können. Wie der Penner den billigsten Schnaps dem edelsten Champagner vorzieht, wenn ihm dürstet. Ich schließe die Augen und erinnere mich an einen Traum. Ich fuhr einen steilen Hang hinunter und wurde immer schneller. Dann kam eine Kurve und ich wurde aus dem Wagen (es war ein Bollerwagen) geschleudert. Nein, nicht geschleudert ich flog hinaus. Ich flog nach oben und sah mich um. Ich habe eine Idee. Ich suche die, irgendwann bei Errichtung des Hauses angelieferten, aber nie genutzten Leichensäcke und verknüpfe sie mit den Haaren der Leichen, steige aufs Dach und gleite hinunter. Der Marsch in die Stadt ist lang und heiß. Gut, dass ich nahrhaftes Blut in Därmen mitgenommen habe. Ich werde dir nicht mehr schreiben. Denn in jenem Haus, -wie konnte ich dorthin gelangen?- habe ich nur deine Fratze gefunden. |
24.01.2006, 16:32 | #2 |
stellenweise gefällt es mir sehr gut ... dann wiederum nich so ... vielleicht ist es mir teilweise zu dierekt ...
Ich habe eine Idee. Ich suche die, irgendwann bei Errichtung des Hauses angelieferten, aber nie genutzten Leichensäcke und verknüpfe sie mit den Haaren der Leichen, steige aufs Dach und gleite hinunter. diese zeilen gefallen mir irgendwie nicht ... es ist eine düstere geschichte ... düster und ein bisschen traurig ... sie regt zum nachdenken an und das gefällt mir ... |
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24.01.2006, 19:05 | #3 | |
gesperrt
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Zitat:
Mutig. Was die schwachen Zeilen angeht, so hab ich das auch gedacht, doch gerade noch einmal reflektiert sehe ich darin den Versuch(!), den einzig bleibenden Zweckoptimismus zu beschreiben: Das sich an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel ziehen eines Münchhausens. Die Negation der Gefangenschaft. Den Gebrauch von Materie, die für die Würde der Toten bestimmt war, mit den Überresten der Toten zu etwas Lebenserhaltendem umzudeuten. |
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