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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 11.10.2025, 13:27   #1
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Weimar
Alter: 39
Beiträge: 5.129

Standard Alle Dinge sind so schön vergiftet

Alle Dinge sind so schön vergiftet
von Gedanken, nur an dich!
So der Fluss, der dein Geheimnis lüftet,
dein Geheimnis nur für mich!

So der März, der, mit dir gleichbedeutend,
am Kalender Herbst verschweigt.
Auch mein Mund, der deinen Kuss bestreitend,
doch dein süßes Gift bezeugt.

Alle Dinge sind charmant verrottet,
freudestrahlend nuklear.
Selbst der Hafen, der in Liedern spottet,
dass ich einmal glücklich war.
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Alt 11.10.2025, 15:35   #2
männlich damastia
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Dresden
Alter: 42
Beiträge: 2.810

Hey Schmuddlkind,

Wenn du Strophe 2 mit "Wie der März" einleiten würdest, könntest du dir dadurch ein "so" ersparen, das, meiner Meinung nach, etwas zu oft vorkommt.

Sonst wie immer, toll!

dama
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Alt 11.10.2025, 16:12   #3
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 33.030

Zitat:
Zitat von damastia Beitrag anzeigen
Wenn du Strophe 2 mit "Wie der März" einleiten würdest, könntest du dir dadurch ein "so" ersparen, das, meiner Meinung nach, etwas zu oft vorkommt.
Hm ... als Vergleich hatte ich den März gar nicht aufgefasst, sondern das "so" im Sinne von "auch" gedeutet.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 11.10.2025, 16:58   #4
weiblich DieSilbermöwe
 
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Dabei seit: 07/2015
Alter: 62
Beiträge: 7.235

Zitat:
Alle Dinge sind charmant verrottet,
freudestrahlend nuklear.
Hallo Schmuddelkind,

köstlich. Ich finde, das Gedicht ist eine Wucht.
Auf den ersten Blick handelt es von verflossener Liebe, auf den zweiten von ... wer weiß?

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2025, 17:12   #5
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.298

Sprachklanglich ist das wie immer wunderbar. Mir sinds aber ein paar unverbundene Inseln der Bedeutung zu viel, also ich seh nicht ganz, wie es alles verbunden ist.

Und die zweimalige Einleitung mit "Alle" missfällt mir.

Aber: ich komme nicht umhin das Gedicht sehr anziehend zu finden, leider kann ich kaum was umschreiben, weil ich gar nicht verstehe, wohin es führen soll. Vielleicht ist aber auch das der Zauber, der mich drumherum schleichen lässt
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2025, 19:39   #6
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 33.030

Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Und die zweimalige Einleitung mit "Alle" missfällt mir.
Wiederholungen dieser Art finde ich nicht schlimm, sie klingen für mich sogar gewollt, wenn sie in der ersten und in der letzten Strophe stehen, denn das ist, als schlösse sich ein Kreis. Besser so, als mit Verrenkungen und auf Kosten von Logik oder Ästhetik einen unschön klingenden Ersatz zu wählen. Wir sind im Deutschen in dieser Hinsicht viel zu pingelig, weil man in der Schule gelernt hat, Wiederholungen müsse man vermeiden. Warum eigentlich, wenn jede andere Lösung die Sprachschönheit verdirbt? Im Englischen ist man großzügiger, da hagelt es Wiederholungen ohne Ende. Außeredem haben die Lehrer nicht in allem recht, sie sind Didaktiker, keine Literaten. Überhaupt sollte man sich von manchen Dingen, die sie uns früher eingetrichtert haben, verabschieden oder sie zumindest auf den Prüfstein stellen.
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Alt 12.10.2025, 07:46   #7
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Weimar
Alter: 39
Beiträge: 5.129

Lieber damastia, liebe Ilka, liebe Silbermöwe, lieber Miakuh,

danke dass ihr euch Zeit für das Gedicht genommen habt! Freue mich sehr, dass es euch beschäftigt.

Zitat:
Wenn du Strophe 2 mit "Wie der März" einleiten würdest, könntest du dir dadurch ein "so" ersparen, das, meiner Meinung nach, etwas zu oft vorkommt.
Da wäre meine Antwort deckungsgleich mit Ilkas Antwort gewesen:

Zitat:
Hm ... als Vergleich hatte ich den März gar nicht aufgefasst, sondern das "so" im Sinne von "auch" gedeutet.
Ja, genau. Ist ja auch nichts Ungewöhnliches, so eine Anapher mit "so". Irgendwie so was wie:
Alles ist vergänglich. So der Frühling. So die Liebe. So das Leben.

Zitat:
Sonst wie immer, toll!
Danke!

Zitat:
köstlich. Ich finde, das Gedicht ist eine Wucht.
Auf den ersten Blick handelt es von verflossener Liebe, auf den zweiten von ... wer weiß?
Oh, schön! Freut mich sehr, dass das Gedicht bei dir einschlägt, liebe Silbermöwe.
Ja, verflossene Liebe, die aber wie Gift oder radioaktiver Abfall immer etwas hinterlässt. In dem Fall wunderschöne Erinnerungen, die zugleich wehtun.

Zitat:
Sprachklanglich ist das wie immer wunderbar. Mir sinds aber ein paar unverbundene Inseln der Bedeutung zu viel, also ich seh nicht ganz, wie es alles verbunden ist.
Ich würde sagen: Durch das Gefühl, nicht loslassen zu können, obwohl die Erinnerungen an eine schöne Zeit zu zweit schmerzen. Aber ja, das Gedicht wirkt vielleicht ein wenig fragmentarisch, was ja nach einer Trennung nicht ungewöhnlich ist. Da huschen einem doch die verschiedensten Szenen durch die Erinnerung ohne logischen Bezug zueinander.

Zitat:
Und die zweimalige Einleitung mit "Alle" missfällt mir.
Auch hier möchte ich mit Dank auf Ilka verweisen:

Zitat:
Wiederholungen dieser Art finde ich nicht schlimm, sie klingen für mich sogar gewollt, wenn sie in der ersten und in der letzten Strophe stehen, denn das ist, als schlösse sich ein Kreis.
Jepp! Wiederholungen sind ein wichtiges Stilmittel in der Lyrik. Und, richtig eingesetzt, können sie sehr wirkmächtig sein, z.B. Obsession mit einem Gedanken verdeutlichen, Langeweile zum Ausdruck bringen, die enorme Bedeutung einer Person oder Sache für das LI unterstreichen...

Und ich gebe dir recht, Ilka, dass Schüler leider im Deutschunterricht durch übersimplifizierte "Anordnungen" vom guten Schreiben weggebracht werden. Ich verstehe schon den Hinweis, dass man mit Wiederholungen gut umgehen muss, denn Schreibanfänger in der Grundschule neigen eben zu ungelenken Wiederholungen wie: "Dann geht der Löwe in eine Falle. Dann kommt die Maus. Dann fragt der Löwe, ob die Maus ihn befreien kann. Dann befreit die Maus den Löwen." Das muss man natürlich unterbinden. Aber in dem Zusammenhang lassen Lehrer es oft so erscheinen, als wären Wiederholungen grundsätzlich schlecht. Gleiches gilt auch für lange Schachtelsätze, den "mangelnden" Gebrauch von Adjektiven, das Verwenden von Umgangssprache etc.. All diese Dinge zeugen eben nicht grundsätzlich von schlechtem Stil. Es kommt immer darauf an, zu welchem Zweck man diese stilistischen Auffälligkeiten verwendet - und wie man sie verwendet.

Zitat:
Aber: ich komme nicht umhin das Gedicht sehr anziehend zu finden, leider kann ich kaum was umschreiben, weil ich gar nicht verstehe, wohin es führen soll. Vielleicht ist aber auch das der Zauber, der mich drumherum schleichen lässt
Cool! Ja, manchmal sind es ja auch die Rätsel, die man anziehend findet. Und in Gedichten geht es mir oft so, dass ein Gedicht mich vielleicht packt, weil es mich unterbewusst auf irgendwas stößt, das ich selbst erlebt habe. Aber ich könnte um's Verrecken meinen Finger nicht drauf halten. Das ist übrigens der Hauptzweck von Gedichtanalysen, um wieder zum Deutsch-Unterricht zurückzukommen - nicht, zu verstehen, was uns der olle Autor damit sagen will. Sondern ans Tageslicht zu bringen, was das Gedicht irgendwo in sich hat, das mich unterirdisch so schüttelt.

Liebe Grüße
Schmuddi
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Alt 14.10.2025, 20:41   #8
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.298

Seh ich wie du Schmuddelkind Schön ausgeführt!!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.10.2025, 06:58   #9
männlich Schmuddelkind
 
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Dabei seit: 12/2010
Ort: Weimar
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Beiträge: 5.129

Cool! Danke, MiauKuh!
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