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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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14.03.2024, 23:37 | #1 |
Der Künstler
Ein kluger Rabe lernte lesen
und klaute sich ein Vogelbuch. Seit jeher war er stumm gewesen und schüchtern wie ein Taschentuch. Nun musste er jedoch erfahren, dass er ein Sangesvogel sei, ein Sperling gar. Nach allen Jahren des Lebens war ihm das ganz neu. So probte er auf seinem Baume: Kari! Kara! Kch! Schon versagt. Schön klang das nur in seinem Traume, doch Ehre dem, der Künste wagt! |
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15.03.2024, 05:24 | #2 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Nun musste er jedoch erfahren, dass er ein Sangesvogel sei, ein Sperling gar. Das blieb nach Jahren des Lebens ihm nicht einerlei. |
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15.03.2024, 08:31 | #3 |
Hallo Ilka-Maria,
vielen Dank für deinen Kommentar. Mit Busch oder Morgenstern würde ich mich nicht vergleichen, ich bringe nur gerade meiner KI bei, was eine weibliche Kadenz ist, angeregt durch die Frage, wie man heute noch als Dichter Geld verdienen könne.
Ich glaube, dass wir in der Zukunft noch ganz andere Probleme haben werden, die ich gerade erschaffe, denn ich bin mit den dichterischen Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz noch nicht zufrieden. Der Konjunktiv endet in Zeile 2 und danach wird in der einfachen Vergangenheit weiter erzählt. "Meine Mutter sagte mir, mein unbekannter Erzeuger sei ein Mongole. Ein Moslem gar." (Indirekte Rede der Mutter oder des Vogelbuches) "Nach all den Jahren des Schweigens war mir das neu." (Präteritum) "Aber es blieb mir nicht einerlei." (Präteritum) Geht also beides und ist kein Konjunktiv mehr, weil die Mutter nicht mehr redet oder das Buch beiseite gelegt und über die neue Information reflektiert wird. Einfache Vergangenheit. "Aber es würde mir nicht einerlei bleiben." wäre (korrekterweise) Futur der vergangenen Perspektive und auch kein Konjunktiv. Liebe Grüße, Lee |
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15.03.2024, 22:24 | #4 |
Guten Abend, Lee Berta und Ilka-Maria,
ich möchte ja ungern dazwischenquaken, wenn der Rabe seinen Schnabel öffnet, aber auch ich fühlte mich beim Lesen dieses Gedichtes auf durchaus nicht unangenehme Weise an Busch und Morgenstern erinnert, was nicht bedeutet, das ich deine Verse als epigonal empfinde. So etwas muss einem in dieser Schlichtheit und Präzision erst einmal aus der Feder fließen. Ich glaube, unsere Chefin bezog ihre Kritik nicht auf den Konjunktiv, sondern darauf, dass "sei/neu" kein reiner Reim ist... Vergnügte Grüße Cornelius |
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16.03.2024, 00:42 | #5 | |
Guten Abend, Cornelius
Zitat:
Hoffentlich war das jetzt nicht 'offensive'. Der Reim ist unrein, aber "sei / einerlei" war auch das erste, das mir einfiel und habe ich schon viel zu oft gelesen und gehört. Als Ferkel der Erde entschied ich mich daher für Unreinheit, was einer Katze nur missfallen kann. Aber wir werden die Schranken der Biologie schon noch überwinden und uns finden. Meine Verse flossen einfach so aus mir heraus wie Coronaschnupfen, ein Hase hatte mir Gras verkauft. Liebe Grüße, Lee |
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21.03.2024, 18:34 | #6 | ||
Zitat:
ich mag deinen Humor . Zitat:
Wie ist es jetzt, „darf" man unrein reimen, wenn sonst nichts passt? Ich glaube, große Dichter haben das auch gemacht. LG DieSilbermöwe |
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21.03.2024, 20:20 | #7 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ja, ich bin - um auf Lee Bertas Kommentar zurückzukommen - tatsächlich eine Katze, nämlich im chinesischen Sternzeichen ein Tiger. So dick wollte ich hier im Forum aber nicht auftragen, und deshalb blieb ich bei der kleinformatigen europäischen Hauskatze. |
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22.03.2024, 08:56 | #8 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Moin Lee Berta,
auch ich werde auf angenehme Art und Weise an die humorvollen und unterhaltsamen Verse von Busch und Morgenstern erinnert. Wen stört es denn, wenn ein gelungenes Gedicht auch mal einen "unreinen" Reim benötigt, um den Sinn eines Textes zu verdeutlichen? Für ein Erdferkel kannst du aber ziemlich gut dichten, hast wohl auch ein Buch über perfektes Reimen stibitzt. Lieben Gruß Nöck |
24.03.2024, 21:46 | #9 |
Hallo zusammen und vielen Dank für eure Kommentare.
Der unreine Reim kommt immer mehr in Mode, besonders bei Schlagertexten. Ein Beispiel der Band Glashaus: "Es ist die alte Geschichte, wenn jemand stirbt / Es fehlt ein Stück vom Puzzle, das so niemals fertig wird." Oder der Obermeier der unreinen Reime - Samra: "Bruder, am Block, Neuner-Eisen versteckt in der Canada Goose / Hänge am Block in der zehnten Etage und rauche Saruch / IPhone11 in meiner Tasche am Klingeln, die Straße, sie ruft / Nie wieder Sorgen um Geld, Mama, morgen haben wir genug." Ich+Ich kennt bestimmt jeder, da heißt es: "Es tobt der Hamster / vor meinem Fenster." (Eines meiner Lieblingslieder über den Befreiungskampf des Hamsters) Bei Samra (und anderen Rappern) geht es, besonders im Refrain (das ist der mehr oder weniger gesungene Teil) nur noch um den betonten Vokal, hier U. Vergleichbar mit dem Stabreim und sehr interessant, denn wenn man es singt, klingt es gereimt. (Ich verlinke Samra mal für Interessierte, weil es auch schön gefilmt ist: https://www.youtube.com/watch?v=zXMVVovp52k) @Silbermöwe: Humor muss schon sein, sonst nehmen einen die Leute noch ernst Es kann gut sein, dass ich einen unreimen Reim kritisiert habe. Aber vielleicht ist es mir einfach nur aufgefallen. Ich schreibe bei meinen Kommentaren oft spontan, was in mir vorgeht und der Autor oder die Autorin kann daraus machen was sie oder er will. Es ist nicht als Angriff gemeint, sondern als Reaktion. Interaktion mit dem Publikum wie im Theater und nicht wie in der Oper, wo man nicht klatschen darf. @Ilka-Maria: Zum Glück fressen Tiger keine Erdferkel, weil sie sich in der Natur nie begegnen. (Ich finde das sehr rücksichtsvoll, dass du dich als Hauskatze verkleidest, damit unsere sensiblen Dichterseelen sich nicht erschrecken.) Es ist im Deutschen wirklich nicht einfach, reine Reime zu finden. Ich höre übrigens gerade einen Song, in dem "Fieber" auf "verliebt hat" gereimt wird. (Montez & SDP) Das ist gar kein Reim mehr, da ist nur der betonte Vokal I identisch. Funktioniert trotzdem. @Nöck: Ich bin für ein Erdferkel ziemlich clever, das ist Teil des Experiments. Darum lebe ich in einem Labor und kann nur nachts ins Internet, wenn die Wissenschaftler, die mich erschaffen haben, schlafen. (Wie man den Käfig von innen öffnet und schließt, habe ich schon mit 3 Monaten herausgefunden) Dann verschwöre ich mich mit anderen heimlichen Tieren, gucke die seltsam akrobatischen Fortpflanzungsfilme der Menschen mit leider meist mangelhafter Dialogqualität und bilde mich in der Kunst der Poesie. Liebe Grüße, Lee |
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26.03.2024, 11:05 | #10 |
Hallo Lee Berta,
mich hast du hier voll in der Tasche. Vogelliebhaberin hoch zehn! Es liest sich wunderbar bis zur dritten Strophe zweite Zeile. Da gerate ich auch nach drittmaligem lesen ins Stolpern. Fühl dich geehrt, mit Busch oder Morgenstern verglichen zu werden. Das ist ein Kompliment. Lese ich auch sehr gern. Grüße, Candlebee |
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26.03.2024, 11:16 | #11 |
Hallo Candlebee,
freut mich sehr, dass dir mein Rabengedicht gefällt. Natürlich fühlt man sich geschmeichelt, mit Busch und Morgenstern verglichen zu werden, aber weil mir das sozusagen in die Muttermilch gerührt wurde, kann es gut sein, dass ich den Stil unbewusst kopiere und es gar nicht merke. Die Strophe 3/ Zeile 2 hat mir etwas Kopfzerbrechen bereitet, aber es ist die Stelle, wo der Rabe versagt. Darum habe ich es so gelassen. Kch! Liebe Grüße, Lee |
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