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26.11.2015, 22:03 | #1 |
Das goldene Kopftuch
Gestern, auf dem Weg zur Arbeit, kam mir eine Gruppe junger Menschen entgegen (waren wohl Flüchtlinge). Zuerst einige Pärchen mit Kinderwagen, dann ein Pärchen, das mich beeindruckte. Sie lachten, hielten Händchen, und die junge Frau, die sich beeilte, die Hand ihres Freundes/Mannes zu erhaschen beim Weitergehen, trug ein goldenes Kopftuch.
Sie sahen glücklich aus. Und ich hab mich so gefreut. |
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26.11.2015, 22:42 | #2 |
ich freu mich mit dir
lebendige Momente
bewußt erlebt beleben mich und du hast sie so schön erzählt fühl mich so belebt danke |
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27.11.2015, 08:57 | #3 |
Dankeschön
Und du weißt, worüber ich mich so gefreut habe? |
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28.11.2015, 12:41 | #4 | |
R.I.P.
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Zitat:
Gruß Merith |
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28.11.2015, 13:52 | #5 |
Forumsleitung
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Liebe Silbermöwe,
hilf mir bitte auf die Sprünge: Worüber genau hast Du Dich gefreut? Die Mütter mit den Kinderwagen kann ich wohl ausschließen, denn der Titel des Gedichts zielt auf ein Kopftuch ab. Das erste Bild zeigt ein schäkerndes Liebespaar. Das zweite Bild zeigt, dass das verliebte Mädchen ein goldenes Kopftuch trägt. Hast Du Dich gefreut, weil die beiden so verliebt und fröhlich waren? Wenn ja, weshalb dann die Erwähnung des Kopftuchs? Die beiden hätten sich ohne Kopftuch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht anders verhalten. Hat vielleicht die Farbe des Kopftuchs Freude bei Dir ausgelöst? Goldfarben fällt bei Kopftüchern aus dem Rahmen, hat vielleicht sogar Symbolcharakter: Das verliebte Mädchen hat sich vielleicht als Prinzessin gefühlt. Oder entstand die Freude in Dir aus der Erfahrung: Es gibt auch Moslems, die das Miteinander von Frau und Mann lockerer sehen als es die Regeln vorschreiben? Aber auch eine lockere Handhabung der islamischen Regeln stünde nicht unbedingt in Zusammenhang mit einem Kopftuch. Kurz gesagt: Den eigentlichen Grund für Deine Freude vermag ich aus Deinem Text nicht herauszufiltern. LG Ilka |
28.11.2015, 14:05 | #6 |
Hallo Merith,
danke für deinen Kommentar. Hallo Ilka, endlich fragt mich mal jemand, worüber mich gefreut habe. Ja, ich habe mich über den lockeren Umgang des Pärchens miteinander gefreut, ganz so, wie es allgemein in unserem Land üblich ist (und nicht nach irgendwelchen bestimmten Regeln). Es mag pathetisch klingen, aber ich sah sowas Ähnliches wie die Zukunft: Es wird sich unserem Lebensstil angepasst. Das goldene Kopftuch habe ich erwähnt, weil es Symbolcharakter hat - dieses Benehmen ist man von islamischen Kopftuchträgerinnen nicht gewöhnt? Ich jedenfalls nicht. Und die goldene Farbe ist mir aufgefallen, weil sie irgendwie leuchtete - fast weihnachtlich. Auch eher ungewöhnlich. Als ich klein war, hatten wir zwar viele muslimische Frauen im Dorf, die waren aber ausschließlich allein mit ihren Kindern unterwegs (und glücklich sahen die nie aus, außerdem meistens ganz in Schwarz). Die Ehemänner hat man so gut wie nie gesehen. Dass nun ein Pärchen ohne Kind und ganz verliebt, ohne Zwang und ohne Verpflichtung und so glücklich (und dann gehe ich mal davon aus, dass das keine arrangierte Beziehung ist), unterwegs ist, gibt mir sowas wie ein gutes Gefühl für die Zukunft im gemeinsamen Miteinander. |
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28.11.2015, 14:30 | #7 |
Forumsleitung
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So ungefähr hatte ich mir das gedacht.
Ich will Dir nicht die Illusionen nehmen, aber nach der Hochzeit sieht es in den meisten Fällen anders aus. Erst kommt die Werbung, dann kommt ... na ja ... Eine Freundin von mir hat das alles durchlebt. Als nach der Werbung und der Hochzeit alles anders war, kam das lapidare Statement des Ehemanns: "Was willst du denn? Jetzt bist du verheiratet." Gespielte Liebe: "Jeden Apfel hat er mit mir geteilt." Doch nach der Hochzeit war er ein anderer Mensch. Es ging eine Weile mehr schlecht als recht, die Enttäuschung war wohl gegenseitig. Dann kam meine Freundin eines Tages zu mir, das Gesicht grün und blau geschlagen. Es war eine Mischehe, und ich lasse außen vor, wer von den beiden christlich und wer muslimisch war. |
29.11.2015, 09:41 | #8 |
nein, ich dachte du hättest dich über den Moment gefreut
Hallo Silberknickflügel
entschuldige bitte, dass ich später antworte. Fragen kann ich ztw. nicht direkt beantworten. Mir schien, als hättest du einen lebendigen Moment der Zuneigung eingefangen, einen dieser lebendigen Augenblicke, von besonderem Ausdruck, den niemand erzwingen kann, die einfach kommen... Mit oder ohne Kopftuch ist nicht mein Schicksaal und graue Geschichten, mit Voreingenommenheit und schlechten Erfahrungen sind nicht meine Bestimmung Ich bin hier um bunte Geschichten zu hören, um das Graue zu vergessen |
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30.11.2015, 08:13 | #9 |
Hallo pashupati,
auch das - ich freue mich immer, verliebte Pärchen zu sehen, egal, ob alt oder jung, egal, welcher Nationalität. Aber mir stellt sich die Frage, ich nehme an, es geht um meine Antwort an Ilka-Maria: Inwiefern betrachtest du mich nun als voreingenommen? (Ich fühle mich nicht angegriffen, würde es nur gerne verstehen). |
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30.11.2015, 08:35 | #10 |
Forumsleitung
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30.11.2015, 21:28 | #11 |
Verbinden oder Trennen
Hallo Silbermöwe,
ich hoffe du hast den Knickflügel nicht als Schikane verstanden, im Gegenteil, du weisst bestimmt, dass Möwen aufgrund dieser besonderen Flügel einen senkrechten Sturzflug erleben ohne zu zerschellen. Das geht steil Nun zu deiner Frage. Erleben bewirkt Eindrücke und Erfahrungen die zu einer Haltung führen. Misstrauen, Neugierde, Willkommenskultur, Ablehnung, Angst vor Fremdem oder Freude über Neues. Das goldene Kopftuch las ich als Lyrik an die Begegnung. Eine Kopftuchdiskussion wäre mir nie in den Kopf gekommen. ich kann auch zivilisiert Vom Bauchgefühl grüße ich eine Verbinderin..... aber manchmal muß man sich auch trennen Gruß Geändert von pashupati (30.11.2015 um 21:29 Uhr) Grund: grammatik |
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01.12.2015, 07:57 | #12 |
Hallo pashupati,
es ging mir auch nicht um eine "Kopftuchdiskussion". Ich habe keine Vorbehalte gegen das Tragen eines Kopftuches (falls du das meinst) und es war durchaus auch als Lyrik an die Begegnung gemeint. Das goldene Kopftuch fiel mir als erstes auf, weil es im Dunkeln leuchtete (es war früh morgens), noch ehe ich das hübsche glückliche Gesicht darunter sah. Es war für mich so etwas wie "eine glückliche Zukunft"-Symbol. Hauptsächlich für das Pärchen selbst, aber auch für unser zukünftiges kulturelles Miteinander. Für mich war es eine beeindruckende Begegnung. Ich hatte mir schon mehrmals überlegt, die kleine Geschichte hier überhaupt zu posten, weil mir Missverständnisse fast vorprogrammiert erschienen |
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01.12.2015, 21:04 | #13 |
gut, dass du es gepostet hast
hallo Federchen
hast alles so liebevoll beschrieben, diese Gefühle könnten das eigentliche Werk vervollkommen - das mit der Kopftuchdiskussion, datt hab ick wohl falsch verstanden Du solltest an diesem wertvollen Begegungswerk weiterarbeiten, dem Kopftuch sozusagen noch schönere lyrische Kleider hinzufügen, so strahlend ist das... Verbindergrüße Pa |
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02.12.2015, 02:59 | #14 | |
abgemeldet
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Zitat:
Als ich noch in Kreuzberg arbeitete, waren in unserer Verwaltung einige Frauen mit Kopftuch. In der Mittagspause bin ich oft in ein türkisches Café gegangen, um Linsensuppe zu essen. Das Café wurde von Frauen betrieben, und es gab einen eigenen Raum für Frauen, der der einzige Raucherraum war, d.h. nur Frauen - mit und ohne Kopftuch - durften in dem Café rauchen. Das Matriarchat, das lange vor den patriarchalen Kulturen existierte, ist im orientalischen/nordafrikanischen Raum noch immer tief verwurzelt. Entsprechend selbstbewusst sind diese Frauen. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass Frauen von den Pfaffen eingeredet wird, es sei gottgefällig, ein Kopftuch zu tragen. Liebe Grüße Rosenblüte |
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02.12.2015, 07:36 | #15 | |
Zitat:
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02.12.2015, 08:11 | #16 | |
Zitat:
genau um eine solche "Kopftuchdiskussion" ging es hier nicht (und auch bei meiner Begegnung kam mir solches gar nicht in den Sinn). Ich möchte jetzt deswegen hier auch nicht weiter darauf eingehen (auch wenn der Abschnitt vor dem zitierten Kommentar über das Matriarchat ziemlich interessant ist). Liebe Grüße Silbermöwe |
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02.12.2015, 15:04 | #17 | |
abgemeldet
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Zitat:
Ich schätze deinen Beitrag sehr. Möge es in unserem Land viele solcher glücklichen Paare geben. Lieben Gruß Rosenblüte |
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02.12.2015, 15:19 | #18 |
dem kann ich mich nur anschließen
interessante, aufbauende Dialoge
Gruß Pa |
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11.12.2015, 02:02 | #19 |
route du soleil
...Pausenstopp einlegen, runter von der Autobahn, Gas wegnehmen..."Airie de St´Ambroil" -das Ausfahrtsschild wischt an mir vorbei. Meine Hand bewegt mechanisch das Lenkrad, gehört sie zu mir?. Langsamer werden und ausrollen lassen. Der Motor dröhnt beim Runterschalten. Schnell die Beine vertreten und frische Luft schnappen.
Ich sitze um drei Uhr nachts auf der Rasenabgrenzung vor den parkenden Autos. "Bin nicht weit gekommen" denke ich und hocke wie ein Farmer auf dem Holzzaun, die hektischen Tankstellenbesucher beobachtend die vorbeieilen. Alle müde, manche lachen und freuen sich über die Ablenkung. Mit schnellen Schritten strömen sie sie magisch angezogen von den großen warm leuchtenden Fenstern zum Eingang. Den leeren Parkplatz vor mir steuert ein alter, roter Familiy-Van an. Der Renault rollt verstaubt, verbeult und klappernd in die Parkbucht. Die Innenbeleuchtung schaltet sich ein und wirft ein mattes Licht als wolle sie die Dunkelheit nicht beleidigen. Im Fond des Wagens erkenne ich schemenhaft einen jungen, müden Mann. Hagere unrasierte Gesichtszüge. Trotz aller Tristesse wirkt er erstaunlich sympatisch und gelassen. Er steigt mühsam aus. Seine Bewegungen sind seltsam starr, disharmonisch und ungelenk "...wieder einer, der zulange gefahren ist und jetzt mit seinen steifen Knochen kämpft..."denke ich. Dann sehe ich, dass der junge Mann bei jedem Schritt mit seiner Hand am Auto Halt sucht, während er sich mühsam von der Fahrertür zur Beifahrertür bewegt. Er muß sich festhalten, denn seine Beine gehorchen ihm nicht. Sie behindern ihn. Ich sehe den typischen ausholenden Gang, bei dem die Beine aus der Hüfte nach vorne geworfen werden, weil alle Gelenke steif und unbeweglich sind. Seine Schritte sind eine aberwitzige Anstrengung. Die Beine wackeln unkontrolliert und tragen den gesunden Oberkörper nur widerwillig. Jeder Schritt bedeutet: Gleichgewicht suchen, anheben, nach vorne schleudern, sicher absetzen, wieder Gleichgewicht suchen. Er schafft es zur gegenüberliegenden Schiebetür, öffnet die Tür und reicht seine Hand nach innen, während er sich mit der anderen an der Dachkante abstützt. Ein kleines Mädchen mit schulterlangen, kastanienbraunen Haaren ergreift seine Hand. Beide lachen hellwach. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. In einem roten Sommerkleid springt sie flink aus dem Wageninneren, die Hand ihres Vaters haltend. Alles, alles ringsumher verschwindet in diesem wahren Moment, die Dunkelheit, die Fahrzeuge, die Autobahn. Alles ohne Bedeutung. Ich staune, ihre Gesichter leuchten vor Freude und Zuneigung. Eine vollkommene Begegnung. Beide schlendern Hand in Hand an mir, den sie nicht sehen aber segnet, vorbei. Das Leben ist voller seltsamer Wendungen. Die wichtigsten Botschaften kommen dann und dort, wo und wenn wir sie nicht erwarten Pa für Silbermöwe die steil ehrlich geht und mir Mut macht |
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