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Alt 25.06.2025, 09:23   #1
männlich Twiddyfix
 
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Standard Das bin ICH ... der Flamenco Kurs

Das bin ICH. Der Flamenco Kurs

Meine Frau und ich möchten ein paar Tage Urlaub machen, in Süd-Spanien.
Die freundliche Dame im Reisebüro sucht für uns in einigen Prospekten und findet tatsächlich etwas Besonderes, ein Highlight, wie sie sagt.

In Malaga ist im Hotel Esplanade noch eine Suite frei, eine Woche für tatsächlich nur 3.499 Euro, für zwei Personen, incls. Flug.

Jetzt kommt der Clou, es findet dort im Hotel die Weltmeisterschaft im Flamenco-Tanz statt.

Natürlich haben wir sofort gebucht.

Meine Frau ist schon ganz aufgeregt, sie meint, wir müssen unbedingt vorher einen Flamenco Kurs besuchen.

Gesagt, getan.

Eine Tanzschule bietet an: >In drei Stunden zum Flamenco Tänzer<.

Bei der Anmeldung sagt die freundliche Dame: “Sie brauchen dazu aber spezial Schuhe, hier haben wir für unsere Schüler gleich die Richtigen!”
Anprobiert …na ja, etwas knapp, aber dafür ist der Preis hoch, das Paar kostet für jeden von uns 399 Euro
Und die drei Stunden kosten für jeden von uns 250 Euro

Morgen Abend haben wir bereits unsere drei Stunden.

Wir werden in einen Raum geführt, drinnen stehen sechs Stühle und ein Plattenspieler, wir sind allein.

Dann geht die Tür auf und ein Herr kommt herein, er trägt ein weißes Rüschenhemd und eine enganliegende, schwarze Hose, welche an Stelle eines Gürtels, von einen breiten, roten Schal gehalten wird. An den Füßen trägt er schwarze Lackschuhe.
Er begrüßt uns und sagt lächelnd….”Na dann können wir ja beginnen!”

Ich Frage: “Wollen wir nicht auf die anderen warten?”

“Welche anderen, heute sind nur sie meine Schüler!”

“Oh ja, das ist fein!”

Er geht zum Plattenspieler und gleich darauf ertönt Musik.

“So, kommen Sie bitte in die Mitte” (Er meinte mich)

Ich deute auf den Plattenspieler, “Ist das ein Flamenco der gerade gespielt wird?”

“Nein, das ist der Bolero von Ravel, aber den kann man auch als Flamenco tanzen!”

Er fasst an meine Schulter, drückt sie nach hinten und beugt sich dabei leicht über mich.

“He, was soll das?”

“Na ich zeige Ihnen doch hier nur erst die Grundstellung!”

“Sie müssen in der Schulter beweglicher sein, setzen Sie nun den linken Fuß nach vorn und ziehen den Rechten jetzt nach, wippen Sie in den Knien … nein, aber doch nicht so stark, und die Hüften schwingen, ja so ist es gut, achten Sie dabei auf die Musik. Der Tanzlehrer lässt mich los und ich falle auf die Knie.
Er hebt seine Arme über den Kopf und lässt plötzlich Kastagnetten klappern, die er in den Händen hält.
So kommt er auf mich zu.
Seine Arme liegen auf meinen Schultern, wobei dieses Klappern, dicht an meinen Ohren, ein unheimliches Geräusch erzeugt, etwa so, wie zehn Klapperschlangen auf einmal.

Jetzt wirbelt er mich herum, einmal links, einmal rechts, plötzlich kniet er vor mir und fasst sich theatralisch an den Kopf.
Dann springt er auf und läuft, mit den Füßen aufstampfend, um mich herum, immer schneller, seine Hände schlagen über seinen Kopf einen ständigen Applaus, ich versuche es ihm nachzumachen, stolpere über meine Füße (oder waren es seine?)

Völlig außer Atem, lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen.
Die Platte ist abgelaufen, spielt schon längst keine Musik mehr, aber er hüpft immer noch herum, wild mit dem Armen wedelnd.

Plötzlich geht die Tür auf, da steht sie, Esmeralda dela Vega, seine Frau.
Ihr rotes Kleid ist von den Füßen bis zum Po aufgeschnitten, ihre langen, wohlgeformten Beine…..na .das geht wohl denn doch etwas zu hoch!
Mein Gott, wo hören die denn auf?

Ihr Mann hat indessen die Platte wieder laufen lassen und so zeigten sie uns, was ein echter Flamenco ist.
Danach musste meine Frau auf die Tanzfläche.

Nachdem auch sie herumgedreht, gewirbelt und verrenkt wurde,
ihre Ohren halbtaub von den klappernden Kastagnetten waren, sie einem Kreislaufkollaps näher war, als den Glauben an Gott,
wankten wir Beide nach hause.

Am anderen Morgen wollten wir gar nicht Aufstehen, so kaputt waren wir.
Wir schleppten uns aber doch zum Reisebüro, stornierten unseren Urlaub in Spanien und buchten einen sechswöchigen Urlaub in einer kleinen Pension, gleich um die Ecke bei uns.

Wir sind hier die einzigen Gäste, keine Musik, kein Kastagnetten Geklapper, man hört nur das Klappern von den Zähnen der Besitzerin, einer alten Dame, wenn sie versucht, zu dem Kanarienvogel zu sprechen, welcher im Bauer auf der Fensterbank saß.


Wolken sind die zauberhaften Verstecke der Engel, wenn es regnet weinen sie.
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