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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 13.10.2022, 11:15   #1
weiblich Donna
 
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Standard tote Geige

unerhört und still
stirbt im Tresor die Geige
- ein Wertezerfall
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Alt 14.10.2022, 09:02   #2
weiblich Donna
 
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Textkorrektur:

unerhört und still
stirbt im Tresor die Geige
- totes Kapital
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Alt 14.10.2022, 17:50   #3
männlich Heinz
 
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Liebe Donna,
wie wäre es mit

unerhört und still
stirbt die Geige im Tresor
- ein Wertezerfall

Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 14.10.2022, 21:31   #4
weiblich Ilka-Maria
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Werte zerfallen nicht. Ein Wert ist etwas Immanentes und Unvergängliches. Wäre es anders, gäbe es keine unverrückbaren Naturrechte, wie sie unsere Verfassung garantiert.

Deshalb spricht man vom Werteverfall, der immer von außen geschieht, nämlich durch Ablehnung oder Missbrauch. Am Wesen der Werte ändert das nichts, es besteht unbeschadet weiter. Was sich ändert, ist die Qualität des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen, die ihre Sensibilität für die Werte verloren haben und sie deshalb missachten oder durch Ideologien ersetzen.

Die deutsche Sprache ist mit ihren Begriffen sehr genau. Dessen sollte man sich bewusst sein.
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Alt 14.10.2022, 21:53   #5
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
Seit vielen Jahren sprechen viele Autoren von Werteschwund, Wertezerfall oder
Wertewandel. Aber deinem Einwand stimme ich zu und würde im obigen Kurzgedicht auch lieber einen Anderen Begriff wählen, vielleicht "Werteschwund". Das Gedicht spricht von der Geige im Tresor. Violinisten, die ich kenne, sprechen wirklich davon, dass die nicht gespielte Geige "stirbt" und unbestreitbar ihren Wert verliert.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 14.10.2022, 22:22   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
"Werteschwund"
Es gibt keinen Werteschwund, Heinz. Es gibt die Leugnung und Ablehnung von Werten. Die Werte selbst sterben nicht. Würden sie schwinden, sterben , vergehen, zerfallen - was auch immer - müssten wir die Menschenrechte ändern und könnten in Anarchie leben. Werte existieren außerhalb von uns. Wir können sie für uns verfallen lassen, ihnen also ein Ablaufdatum aufdrücken wie einem Tiegel Butter. Sie zerfallen aber nicht. Wir können es für rechtens ansehen, in Nachbars Garten zu wildern, aber wir wissen, dass es im Dekalog anders steht. Und das gilt für alle Menschen dieser Welt, die in Frieden miteinander leben wollen.
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Alt 15.10.2022, 00:39   #7
weiblich Donna
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
unerhört und still
stirbt die Geige im Tresor
- ein Wertezerfall
Lieber Heinz,

danke für deinen feinen Hinweis. Sicher, Subjekt - Prädikat klingt runder, und in der Regel versuche ich die Inversion zu vermeiden. Hier ist die kurze Haikuform federführend, und es wird mEa. innerhalb dieser besonderen Satzkonstruktion mehr Spannung erzeugt, wenn die Adjektive bzw. Adverbien eine eigene Zeile erhalten, während der Tote (die Geige) ihren Auftritt zum Schluss hat. Sie ist ja auch physisch am Ende.
l.G.Donna
.

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Werte zerfallen nicht. Ein Wert ist etwas Immanentes und Unvergängliches. Wäre es anders, gäbe es keine unverrückbaren Naturrechte, wie sie unsere Verfassung garantiert.

Deshalb spricht man vom Werteverfall, der immer von außen geschieht, nämlich durch Ablehnung oder Missbrauch. Am Wesen der Werte ändert das nichts, es besteht unbeschadet weiter. Was sich ändert, ist die Qualität des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen, die ihre Sensibilität für die Werte verloren haben und sie deshalb missachten oder durch Ideologien ersetzen.

Die deutsche Sprache ist mit ihren Begriffen sehr genau. Dessen sollte man sich bewusst sein.
Liebe Ilka,
danke deinem hohen Bewusstsein für die Begrifflichkeit in der deutschen Sprache und deinen Ausführungen.
Aber ich hatte den Begriff bereits in der korrigierten Fassung in "totes Kapital" umgewandelt, um die Wertediskussion zu vermeiden.
Vielleicht kannst du die Überschrift entsprechend anpassen und in "tote Geige" umändern, weil die Änderungsrechte des gemeinen Users an dieser Stelle bereits verfallen sind. ( zerfallen sind?)
Da du dir aber bereits die Mühe gemacht hast, über den Wertezerfall nachzudenken, will ich dir die dahinterstehenden Gedanken nicht vorenthalten:
In dem Bemühen, einen Wert zu erhalten, stirbt eine wertvolle, ungespielte Geige im Tresor und wird komplett unbrauchbar. Die Geige zerfällt nicht physisch, aber sie stirbt und somit " zerfällt" auch ihr enormer Wert. Würde er verfallen, wäre der Wert gleich Null. Bei einer Amati oder Stradivari wäre das natürlich nicht anzunehmen, da der Name schon einen Wert für sich darstellt. Der Wert würde also nicht komplett verfallen. Hier "zerfällt" ein Wert durch untätiges Abwarten und die erhoffte spekulative Wertsteigerung bleibt aus.
Nun denn, ich habe mich für "totes Kapital" entschieden.
Danke für deine Gedanken,
Donna
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Alt 15.10.2022, 05:45   #8
weiblich Ilka-Maria
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Danke für deine Erklärung, Donna. Die Überschrift habe ich wunschgemäß geändert.

Schönes Wochenende.

Ilka
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Alt 15.10.2022, 14:24   #9
weiblich Donna
 
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Die Überschrift habe ich wunschgemäß geändert.
tote Geige, nicht Tote Geige,
danke, Donna
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Alt 15.10.2022, 14:56   #10
weiblich Ilka-Maria
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Okay. Bin gewöhnt, Überschriften am Anfang groß zu schreiben. Ist jetzt erledigt.
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