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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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13.05.2021, 00:07 | #1 |
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Großstadtzonen
Ich laufe durch die Großstadtzonen;
Vergangenheit ruht überall. In Orten, wo die Menschen wohnen, droht auf den Dächern der Zerfall. Das Leben liegt in Aktentaschen geordnet und sehr fein sortiert und hinter zarten Seidenmaschen schlägt leis ein Herz, das furchtbar friert. Es bleiben demnach nur die Bäume. Mein Leben ist ein kleiner Ast, der nichts im Winde mehr erfasst. Ach Scheiß, ich piss auf meine Träume. |
14.05.2021, 21:48 | #2 | |
Zitat:
Die erste Strophe enthält viel "o" und die zweite viel "a". Die Großstadt scheint außer Bäumen nicht viel Leben zu enthalten, denn die Menschen dort sind tot. Nicht auf eine physische Art, sondern abgestumpft und unnatürlich. Das lyrische Ich vergleicht sich selbst mit einem Ast an einem solchen Baum. Aber es ist kein Ast voller Leben. Er vermag nichts zu fassen. Es ist vielleicht auch nichts dort, was der Wind dem Baum mit seinem Ast zutragen könnte, das es zu fassen gälte. So fällt der Abschied von allen Träumen sehr drastisch aus. Der letzte Vers hebt sich so stark vom vorherigen Stil und Inhalt ab, dass es auf mich so wirkt, als würde hier der Dichter selbst reden. Als würde er seinem lyrischen Ich ein lyrisches Über-Ich, oder besser Meta-Ich entreißen, dass an seiner Stelle auf das Leben und alle geplatzten Träume flucht. Freundliche Grüße von Stachel |
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15.05.2021, 13:50 | #3 |
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Hallo Stachel,
danke für deinen Kommentar. Auf dem zweiten Blick, halte ich Kulturoptimismus zwischen den Zeilen versteckt. Grundsätzlich ist das Schreiben für mich mehr eine intuitive Reise und am Ende deute ich gern selbst. Vor allem, wenn es sich um Ich-Lyrik handelt. Gedichte, die einen klaren Faden verfolgen bedürfen viel Begabung, die ich allerdings nicht besitze (Hohe Ansprüche). Das Schreiben macht trotzdem Spaß. |
15.05.2021, 16:10 | #4 | |
Zitat:
lb petrucci, das ist doch ein für dieses forum (und für die meisten anderen auch) überdurchschnittlicher text. lg W. |
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15.05.2021, 20:56 | #5 |
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Hallo Walther,
vielen Dank für den Kaffee und die Pfannenkuchen |
15.05.2021, 22:54 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Obwohl die letzte Strophe schwächelt. Was aber nicht verwundert, denn kurz vor dem Ziel geht den Künstlern oft die Luft aus. |
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16.05.2021, 12:19 | #7 |
Der Text ist sehr berührend und zu Recht gelobt worden, wie ich finde.
Drei Kritikpunkte: 1) Die Formulierung "geordnet und sehr fein sortiert" ist doppeltgemoppelt. Was natürlich auch Absicht sein könnte, um das Zwanghafte eines Ordnungswahns anzudeuten. 2) "Es bleiben demnach nur die Bäume" klingt nach einer Schlussfolgerung, deren Sinn sich mir nicht erschließt. 3) Die letzte Zeile stellt einen Stilbruch dar, der ebenfalls beabsichtigt sein könnte, den ich aber für nicht gelungen halte, da er zu flapsig daherkommt. Dennoch: insgesamt sehr gelungen! LG SW Geändert von Sonnenwind (16.05.2021 um 15:59 Uhr) |
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16.05.2021, 19:13 | #8 |
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Vielen Dank für das Feedback und die Kritiken!
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16.05.2021, 20:53 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Petrucci,
ich schließe mich gern den Lobesworten meiner Vorredner an. Vom Inhalt des Gedichts ist schon einiges gesagt. Was mich beeindruckt ist, Walther sprach es schon an, die Eleganz der Sprache. Poeten wie Dich brauchen wir hier im Forum! Liebe Grüße, Heinz |
17.05.2021, 10:09 | #10 |
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Hallo Heinz,
auch dir sei gedankt! |
18.05.2021, 14:58 | #11 |
Hi,
dem Gedicht täte es aus meiner Sicht gut, die letzten vier Zeilen ersatzlos zu streichen. Der Ausbruch aus dem vorherigen Stil ergibt keinen erkennbaren Sinn, die Sprache fällt deutlich ab, Neues gesagt wird nichts und den fortgesetzten Gedankengang kann jeder Leser sich selber spinnen, anstatt ihn zu lesen. Ich schließe mich hinsichtlich der Kritik den Punkten 2. und 3. der Auffassung von Sonnenwind an. Liebe Grüße |
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18.05.2021, 16:56 | #12 |
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Hallo MiauKuh,
danke für dein Gedankengut und Kommentarium. |
27.10.2021, 23:35 | #13 |
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Moin Petrucci,
ich hab das schon vor längerem gelesen, aber scheinbar nicht kommentiert. Du beschreibst hier das Großstadtleben so, wie ich es oftmals empfinde. Die Stadt ist kalt und im Zentrum eigentlich unbelebt und nur tagsüber vom arbeitenden Volk geflutet. Und was den Stilbruch betrifft (deswegen erinnere ich mich gerade an den Text), den finde ich gut. Genauso würde ich es lassen, denn das sticht hervor und setzt sich von der Masse ab. Dafür sorgt aber auch die gute Metrik und die davor feine Formulierung. Gefällt. Gruß Pennywise |
28.10.2021, 02:34 | #14 |
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Merci!
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28.10.2021, 03:37 | #15 |
/sign
Hey Petrucci, ich kann mich den anderen Kommentatoren nur anschließen, das Gedicht hinterlässt Eindruck und hat eine Botschaft. Die letzten 4 Zeilen passen nicht soo optimal, mir gefallen sie trotzdem, weil sie der Thematik ein wenig den ernst nehmen. Außerdem setzen genau dort die Verse an, die mir grad durch den Kopf geschwirrt sind xD vermutlich hab ich einfach über den falschen Aspekt deines Textes geschrieben, ich hoffe ich wirke jetzt nicht (zu) ordinär^^ Träume, Bläschen, Seifenschaum, Arbeit, Ketten, Hamsterrad, Geisteszehrend bleibt ein Traum, Und auf diesen piss ich grad. Träumefresser, Seelentod, Menschmaschine Arbeitswelt, Hoff in meiner Traumesnot, Dass der eine sich erhält. Hunger treibt die Menschmaschin, Träume müssen nicht schmecken, Meiner hilft mir, zu entfliehn, Soll der Piss mich bloß wecken. Schau ihn an und frage mich, Ernsthaft, zählt das noch als Traum? Nur ein Schatten, der verblich, Weckt mich, stinkend, Seifenschaum. Werde Mensch und geh nun fort, Piss auf Träume, sag ich dir, Entflieh damit dann dem Ort, Wo mein Herz sonst noch erfrier. Viele Grüße und guten Abend/Morgen... Guten Jetzt |
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28.10.2021, 11:42 | #16 |
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Hey Anaxi (Ich hoffe, du verzeihst meine dreiste Abkürzung!),
ich finde es überhaupt nicht ordinär, wenn man gemeinsam an einem Werk schraubt. Im Gegenteil es ist spannend! Die letzten zwei Strophen gefallen mir in der Tat sehr! |
28.10.2021, 15:07 | #17 |
Hey Petrucci, nein garnicht, Anaxi ist cool
Freut mich, dass es dir gefällt, ich mag das echt gerne, mich von Gedichten hier inspirieren zu lassen, ganz doof gesagt ich glaub am kreativsten bin ich bei Texten jemand anderem, außerdem hab ich da öfters Ideen, auf die ich allein nie kommen würde. Richtig spannend wird Denken und Schreiben erst im Austausch mit anderen |
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