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23.07.2009, 04:37 | #1 |
Ein Gedanke (Kurzgeschichte)
Ein Gedanke
Alles war bloss ein Gedanke gewesen. Eine Idee. Noch nicht einmal ein Traum, der real sein sollte. Einfach bloss ein Gedanke, den sie immer und immer wieder gedacht hatte. Er allein hatte sie hierhergeführt. Auf diese Wiese irgendwo, weit weg von ihrem Zuhause und nur er hielt die Idylle der Dunkelheit und die Wärme des Mondlichts am Leben. Sie war Stunden durch den Schnee gewandert, hatte aber nicht gefroren den er hatte ihr Innerstes gewärmt. Dann war der Mond genau über ihr stehen geblieben und sie hatte sich in den Schnee geworfen und hinauf zu den Sternen geblickt, für die sie ihren Mann, ihre Kinder, ihr Heim verlassen hatte. Und jeder Stern schien ihr zu sagen, dass ein Gedanke, an den man glaubte um so vieles mehr wert war, als eine Familie und ein Mann den man liebte. Wie als Bestätigung wehte ein feiner Wind der ihr zuflüsterte, dass ein Gedanke auch eine Entscheidung war, dass sie ihre Entscheidung getroffen hatte und dass es eine Gute gewesen war. Es konnte kein Zufall sein, dass der Himmel so klar war. Eine reine, schwarze Fläche, gespickt mit dem Gold der Engel die auf sie herab blickten und ganz gewiss lächelten. Ja die Engel lächelten und sie liessen ihren warmen Segen auf sie herab, der ihr trotz der weiten Ferne zu ihrer Familie ein Gefühl der Heimat schenkte, wie es bestimmt kein anderer Mensch je gefühlt hatte. Als sie aufstand, und der Schnee wie Sternstaub von ihren Schultern fiel, rannte sie los, ohne zu wissen, wohin ihre Beine sie tragen würden und wo sie schliesslich zur Ruhe finden würde, denn die Erfüllung in ihren Stillen Gepsrächen mit den leuchtenden Kugeln am Himmel könnte sie niemals zurücklassen. Das Geflüster des Windes wurde lauter und die Brise kühlte ihren Hals und ihre Hände, als sie über eine Klippe in die Tiefe starrte. Irgendwo unter ihr musste das Meer sein. Eine gewaltige Küste, von der Nacht in tiefstes Schwarz gehüllt und niemandem preisgegeben. Niemandem ausser ihr, denn ihr offenbarten die schimmernden Spiegelbilder der Sterne die eleganten Wellen, die an den Klippen brachen. Sie breitete die Arme aus, genoss den Wind an ihren Gliedern und schloss die Augen. Gleich wäre alles vorbei und sie fühlte schon den Wind an sich vorbeiziehn während sie sich rasend schnell der Wasseroberfläche näherte, auf der sie bei dieser höhe wie auf Beton aufschlagen würde. Und wieder war es nur ein Gedanke. Und er führte sie auf eine Gabelung in ihrem Leben, der sie nicht ausweichen konnte und sie entschied sich wie schon zuvor, ihn anzunehmen. Sie liess die Arme sinken, blickte weinend zum Himmel, zu den Sternen und zum Mond und dankte ihnen, dass sie ihr diese Weisheit geschenkt hatten. Dann, zum zweiten Mal in dieser Nacht wurde sie jäh von einem Gefühl gepackt, dass sie mitriss wie ein gewaltiger Strom und sie rannte durch die Nacht, dahin, wo sie ihr Heim vermutete, mit der Gewissheit, es zu finden. Dann wenige Stunden später trat sie durch eine vertraute Tür und schloss ihren Mann weinend in die Arme, der verzweifelt auf ihre Rückkehr gehofft hatte. Sie schloss auch ihre Kinder in die Arme und ihr wurde klar, dass wenn sie sich auf der Klippe anders entschieden hätte, dass sie nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Gewissen gehabt hätte. Welch ein Gedanke. |
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