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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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09.05.2010, 19:34 | #1 |
Das Gesicht
Das Gesicht
Als ich zum ersten Mal Dich traf, erschien’s mir wieder, dies Gesicht, das einst in Amsterdam ich sah, so schön, so einsam, so zerbrechlich. An grauer Haltestelle wartend, der Winterregen trübt' die Sicht, stand sie, und ich in meinem Wagen hielt an vorm roten Ampellicht. Verloren blickt’ sie in den Regen, Gesicht, so sorgenvoll und scheu, und für ’nen Augenblick, – die Augen, sie sah'n mich an – man hupt – vorbei! Und plötzlich drückt’ die Last des Lebens noch stärker auf den Schultern mir, "Nun kehr ich heim zum tristen Alltag und möcht’ doch bleiben, hier, bei ihr. Oh Schöne an der Haltestelle, Dein Blick reicht aus, um Dich zu lieben, wär’n wir nur füreinander da, nichts auf der Welt könnt’ uns besiegen". Und dann, der Blick verfolgt’ mich weiter, bisweilen träum ich nachts von ihr, dann fliehe ich des Alltags Sorgen, und sie im Auto sitzt bei mir. Im Traum wir über Straßen gleiten, dem Märchenteppich gleich – so leicht, wir seh’n der Berge Schattenbilder in klarer Nacht – der Mond scheint bleich. Stillschweigend sitzen wir im Dunkel, Scheinwerfer schweifen übers Land, und ab und an – ganz leicht – beim Schalten berühr’ ich ihre schlanke Hand. Am Morgen über weiten Feldern wie Wolken feiner Nebel schwebt, froh tönt der Ruf des frühen Vogels, ein Reh am Walde reglos steht. Und stets bevor die Sonne aufgeht, zerrann mein Traum in schwarzes Nichts; doch jetzt, nachdem ich Dich gefunden, ist’s wahr geworden: das Gesicht. |
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09.05.2010, 20:17 | #2 |
Lieber Friedrich,
das Gedicht erzählt, wie ein Gesicht (als inneres Bild und äußere Entsprechung) lange unerreichbar bleibend durch die Zeit trägt, bis es schließlich doch in die Nähe findet und bleibt. Dabei ist der von ihm ausgesandte Blick -gerade in seiner Fragilität (sorgenvoll, scheu...)- das die Verbindung haltende, seltsam starke Seil. Ein Blick, der auch die Natur (Mond, Berge, Vogel, Reh) und Technik (Scheinwerfer schweifen) ihres Materiellen, Stofflichen traumartig entkleidet, ja, entzaubert. In wenig geglätteten Versen, ein berührend eingefangenes Stück Zeit. LG gummibaum |
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10.05.2010, 19:40 | #3 | ||
Lieber Gummibaum,
vielen Dank für Deinen schnellen, intelligenten Kommentar. Bei zwei Dingen bin ich mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Zitat:
Nachdem das Lyrische Ich in Amsterdam für einen Augenblick dem sorgenvollen Blick eines schönen Mädchens begegnet, kommt ihm der Gedanke, mit ihr dem bedrückenden Alltag zu entfliehen. Und nachts kehrt die Vision ("Gesicht") wieder: Weg von hier, von Kummer und Sorge, und an der Seite, schön wärs, ein Wesen, das ihn versteht und - schweigt. Vom Dunkel ins Helle fahren in einem Auto, das - geräuschlos - mehr gleitet als rollt. Und eines Tages begegnet dem LI ein weibliches Wesen, das dann tatsächlich neben ihm im Wagen sitzt und durch die Nacht in den Sonnenaufgang fährt, doch ist diesmal der Traum nicht zuende, nicht zuende bevor man irgendwo ankommt, sondern geht weiter, wird schöne Wirklichkeit. Und rückblickend sieht das LI, daß er diese Wirklichkeit eigentlich schon immer vorausgesehen ("Gesicht") hat. Der Blick (des LI) fängt also traumartig eher den Zauber der Natur ein, als daß er sie von ihm "entkleidet". Doch vielleicht ist das Interpretationssache und man die Dinge auch so sehen wie Du? Zitat:
Mit liebem Gruß Friedrich |
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11.05.2010, 11:55 | #4 |
Lieber Friedrich,
danke für deine Erläuterungen; ich hatte mir alles schon ungefähr so vorgestellt. Und so ein inneres Gesicht, das eine äußere Entsprechung sucht, das kenne ich auch. Wenn ich mich unverständlich ausgedrückt habe, bitte ich um Entschuldigung. Die Stelle "ihres Materiellen, Stofflichen traumartig entkleidet, ja, entzaubert" sollte besagen, dass die Gegenstände (wie im Traum manchmal) ihr materielles Gewicht verlieren, schweben (als hätte man ihnen die Materie herausgezaubert). Zur Metrik usw.: Sie wechselt häufiger, z.B von 1/1 männlich (traf) zu 2/1 weiblich (wartend) und echte und unechte Reime sind nur sporadisch vorhanden. LG gummibaum |
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03.04.2023, 10:13 | #5 |
gesperrt
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Das Gesicht
Lieber Friedrich,
du glaubst es nicht, aber indirekt hat dein Gedicht eine Menge mit meinem zu tun, wenn auch mit negativem Happy-End, während deines ja ein glückliches Happy-End ist. Dass ich an deinem Gedicht einiges zu kritisieren habe, kannst du dir vielleicht denken? Ich tu es aber nicht, es ist ein schönes Gedicht, und ich will seinen Ein- und Ausdruck nicht stören. Solltest du daran aber interessiert sein, zu erfahren, was zu kritisieren ist, lass es mich wissen. Ich beuge mich dann drüber. Lieben Gruß, Rumpelstilz |
06.04.2023, 11:15 | #6 |
Hat mich sehr berührt. Man kann sich wunderbar einfühlen und hineindenken.
LG, Veilchen |
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06.04.2023, 12:04 | #7 |
Hallo Friedrich
Mir gefällt, dass das lyr.ich erst Erwähnung und Annäherung in Strophe 8 erfährt. Da in Strophe 8 auch erst tatsächlich körperliche nähe stattfindet. Vorher war es eher sehr scheu und zurückhaltend in beobachtender weise geschrieben. Ein kennenlernen sozusagen. Und vor dem wird mitunter ein zaghaftes "wir" verwendet. Um zusammengehörigkeit darzustellen/anzudeuten. Ab Strophe 8 wandelte sich das in ein näher kommen und intim werden. Das zeigt auch nochmal das man das Gesicht jetzt klarer vor sich sehen kann, welches man zunächst nur aus der Ferne kannte. Das Gesicht als solches kann man ja verschieden deuten. Es kann sich verstecken, vermummen, verzerren. Es kann klar erkennbar sein, oder wie eine Maske aufgesetzt wirken. Ich glaube Lyr.ich lernt das wahre Gesicht kennen. Es zeigt sich ihm in vollen Zügen. Schönen Zügen. Mir gefällt dieser schon ältere Text, er wirkt dennoch zeitlos. Lg Mono |
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06.04.2023, 20:42 | #8 |
Danke für das Gedicht.
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07.04.2023, 17:17 | #9 |
Hallo Veilchen,
Hallo Yellow, schön, daß Euch mein Gedicht gefallen hat. In ihm kommt das Wesen der Liebe zum Ausdruck. Dem LI begegnet in Amsterdam ein Gesicht im Regen und es erlebt die Liebe wenn auch nur im Geiste bzw. im Traum. Durch die Liebe wirkt das Leben leicht. Wenn das LI im Auto im Beisein der geträumten Liebe von der Nacht in den Morgen fährt, so ist das keine Flucht vor der Realität, sondern ein Erleben dieser. Sie drückt nicht mehr, man gleitet in ihr wie auf einem fliegenden Märchenteppich. Lieber Gruß Friedrich Hallo MonoTon vielen Dank für Deinen Kommentar. Es gibt in der Tat viele Gesichter, in diesem Gedicht jedoch nur eines: ein schönes. Im übertragenen Sinne gibt es allerdings noch Gesicht im Sinne einer Vision, da das LI denkt, es habe im Traum schon immer gewußt, daß er der Liebe tatsächlich einmal begegnen würde. Lieber Gruß Friedrich |
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