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09.09.2017, 16:30 | #1 |
Herz und Schmerz und Herz - Tina sucht die Liebe, Teil 17
Tina war unentschlossen unter dem Baum stehengeblieben. Eigentlich hätte sie jetzt gehen können. Wenn Hendrik sich nur mit Christian traf, konnte das schließlich für ihre Beziehung zu Hendrik nicht viel zu bedeuten haben. Aber die Neugier, was da noch kommen mochte und auch die Angst, von Hendrik gesehen zu werden, wenn sie sich jetzt von dem Baum weg bewegte, ließen sie an ihrem Platz verharren, bis ihr Handy klingelte, sie zusammenzuckte und es eilig aus der Tasche fischte.
Es war natürlich ihre Mutter. "Sag mal, hast du uns vergessen? Wir müssen in einer halben Stunde los! Will und ich sind schon fix und fertig!" "Ja, ich bin schon unterwegs, bis gleich!" Hastig legte Tina auf, warf noch einen verstohlenen Blick in Hendriks Richtung - er schien sie nicht gesehen zu haben - und beeilte sich dann, nach Hause zu kommen. In Hendrik regte sich leise das schlechtes Gewissen. Vor lauter Ungeduld auf die angeblich wichtigen Neuigkeiten für die Verhandlung seines Vaters, die ihm Christian unbedingt heute noch mitteilen wollte, hatte er Tina nach der SMS kaum noch beachtet und das, nachdem für sie heute etwas so Wichtiges passiert war! Aber – falls ihre Anwesenheit unter dem Baum nicht doch ein Zufall war - war das ein Grund, ihm hinterher zu spionieren? Er sah in dieselbe Richtung wie Christian, und richtig, unter einem Baum bewegte sich etwas, und das war tatsächlich Tina! Sie schien zu telefonieren und setzte sich dann in die entgegengesetzte Richtung in Bewegung. „Wenigstens kommt sie nicht auch noch hierhin“, dachte er mit verkniffenem Gesichtsausdruck, wobei er nicht wusste, ob er sich mehr über sich selbst oder über sie ärgern sollte. Für ihn war der Sex mit einem Mädchen nichts Neues mehr gewesen, obwohl es natürlich mit jedem Mädchen anders war. Aber das war kein Grund, Tina, für die es ihr erstes Mal gewesen war und die dementsprechend einfach aufgeregter sein musste als er, einfach so stehenzulassen, wie er es heute Abend getan hatte. Er beschloss, morgen Abend mit ihr darüber zu reden und ihr vorher aber in aller Deutlichkeit zu sagen, dass er es ganz und gar nicht mochte, von ihr verfolgt zu werden. Gesehen hatte sie ihn nun ohnehin, da konnte er nun nicht mehr verbergen, dass er Christian, der ihm schon immer unsympathisch gewesen war, kannte. Nun galt es zunächst einmal, Christian wieder los zu werden. „Also, falls du das ernst gemeint hast – ich bin nicht interessiert“, sagte er kühl. Christian setzte ein schmieriges Lächeln auf. „Ach? Nun, wie gesagt, du kannst es dir ja noch überlegen.“ „Das kannst du vergessen. Die Sache ist erledigt. Auf Nimmerwiedersehen.“ Hendrik schlenderte betont langsam davon. Von weitem hörte er Christian noch rufen: „Falls du es dir anders überlegst, du weißt ja, wo dich mich findest!“ „So ein Vollidiot“, dachte Hendrik, hakte das Thema entschlossen ab und beschloss, sich eine andere Handynummer zuzulegen. Den ganzen nächsten Tag über quälte Tina der Gedanke, ob Hendrik sie gestern Abend wohl doch gesehen hatte und aus welchen Grund er gestern Abend so abweisend gewesen war. Mehrmals holte sie das Handy in die Hand, um ihn anzurufen und ließ es dann jedes Mal entmutigt wieder sinken. Er hatte ja gesagt, dass er sie abends zur Theaterprobe abholen würde, dieses bis jetzt nicht abgesagt und von Angesicht zu Angesicht würde sie besser mit ihm reden können als am Telefon. Aber der Tag zog sich endlos in die Länge, und bereits um 17.00 Uhr lief sie in ihrem Zimmer nervös hin und her, obwohl die Probe erst um 19.00 Uhr anfangen und Hendrik sie frühestens um 18.30 Uhr abholen würde. Als dann schon um 18.00 Uhr die Klingel ertönte, zuckte sie zusammen und war dann überrascht, Hendrik schon so früh vor der Tür stehen zu sehen. „Ich muss mit dir reden“, sagte er, anstatt sie wie sonst zur Begrüßung zu küssen. Tina war es, als würde eine kalte Hand nach ihrem Herzen greifen. „Ich muss mit dir reden“ - so begannen doch immer die Gespräche, in der einer von beiden Schluss machen wollte! „Was ist denn?“ brachte sie mühsam heraus. Hendrik ging an ihr vorbei in ihr Zimmer und wartete, bis sie die Tür geschlossen hatte. „Was hast du gestern Abend im Park gemacht?“, fragte er dann, und als keine Antwort von ihr kam, fügte er hinzu: "Ich hab dich gesehen. Bist du mir gefolgt?" „Ich … gestern …..“, Tina brachte keinen zusammenhängenden Satz hervor und als sie Hendrik ins Gesicht sah, das völlig unnahbar aussah, brach sie unvermittelt in Tränen aus. „Ich … ich hatte Angst, du …...“ war das Einzige, was sie dann schniefend unter Tränen hervorbrachte. Hendrik war von ihrem Tränenausbruch überrascht, aber gleichzeitig merkte er, wie die Härte, die er sich selbst für dieses Gespräch eigentlich auferlegt hatte, nach und nach auflöste und sich schließlich ganz verflüchtigte. „Na, na“, sagte er beruhigend und zog Tina in seine Arme, die allerdings auch dort nicht aufhören konnte zu weinen. Hendrik strich ihr über das Haar. „Ist ja schon gut.“ Tina hob den Kopf und sah ihn an. „Ich … ich liebe dich so ….“, platzte es dann aus ihr heraus, während gleichzeitig die Tränen versiegten und kurz darauf erschrak sie darüber, dass sie diese Worte ausgesprochen hatte. Hendrik sagte nicht: „Ich dich auch“, wie sie insgeheim gehofft hatte. Aber er hielt sie liebevoll im Arm und streichelte ihr verweintes Gesicht. Nach einigen Minuten ließ er sie behutsam los und sagte dann: „Mach das aber bitte nicht wieder.“ „Nein.“ Tina schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid.“ „Mir tut es leid, dass ich gestern Abend so schnell weg bin. Das war auch nicht schön für dich.“ Wieder schüttelte Tina den Kopf. „So, jetzt aber los, Kleines.“ Hendrik knuffte sie scherzhaft in die Seite. „Mach dich noch ein bisschen hübsch, was soll Kurt denn denken, wenn ich mit einer so verheulten Freundin ankomme.“ Tina nickte und lief eifrig ins Badezimmer, um neues Make-Up aufzulegen. Dafür brauchte sie etwas länger als gedacht und so kam es, dass Hendrik und sie als letzte Eleven – und Hand in Hand – auf der Probe ankamen. „Ich glaub, mich tritt ein Pferd!“ Isabells Stimme war weithin zu hören. „So einen schlechten Geschmack hätte ich dem Bad Boy nicht zugetraut.“ - Fortsetzung folgt - |
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09.09.2017, 18:06 | #2 | |||
Forumsleitung
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Liebe Silbermöwe,
deine Dialoge werden immer besser. Sie sitzen an den richtigen Stellen und lesen sich natürlich. An einigen Stellen könntest du sie allerdings knapper halten. Wenn der Leser etwas kapiert hat, ist es nicht mehr notwendig, noch einen erklärenden Satz nachzuschieben oder überhaupt Dialog einfügen, wie z.B. hier: Zitat:
Zitat:
Zitat:
Überhaupt kommen Hendriks Verständnis und Tinas Reue viel zu schnell. Er weiß nicht genau, was sie von ihm gedacht hat (es kam nur zu einer Andeutung), und sie weiß immer noch nicht, weshalb er sich ihr nicht anvertraut hat. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, den Konflikt auf die Höhe zu treiben und die beiden vorerst in die Schmollecke zu setzen. Aber da ist – wieder einmal – die Silbermöwsche Harmoniesehnsucht mit dir durchgegangen und hat dir diese schöne Chance verbaut, deine Helden und den Leser auf die Folter zu spannen. Wie herrlich wäre es gewesen, Tina und Hendrik mit zusammengepressten Zähnen die Theaterprobe durchmachen zu lassen und den armen Kurt zur Verzweiflung zu treiben! Außerdem hätte Isabell in diese Kerbe reinhauen können. Kurz gesagt: Die Figuren sollten ihr eigenes Leben führen und ihren eigenen Gefühlen folgen, nicht den Gefühlen der Autorin. Betrachte dir mal ein paar Geschichten, Romane und Filme, und du wirst feststellen, dass der Höhepunkt nicht das „Happy End“ ist, sondern der auf die Spitze getriebene Konflikt, wenn der Held bzw. die Heldin glaubt, alles sei verloren. Das Ende kommt durch den großen Kampf um das begehrte Objekt und ist durch die Auflösung gekennzeichnet: Entweder der Held/die Heldin hat Erfolg, oder er/sie scheitert (in letzterem Fall z.B., weil er/sie aus den Prüfungen des Lebens nichts gelernt und sich folglich nicht geändert hat). Daraus beziehen Geschichten ihre Spannung. Damit genug der Krittelei. Ich weiß ja, dass du aus dem Bauch heraus schreibst und sich die Geschichte quasi aus ihrem Eigenleben entwickelt. Auch wenn du den Spannungsbogen durch dein Harmoniebestreben immer wieder ausbremst, bleibt sie in Fahrt, nicht zuletzt durch deinen flüssigen Erzählstil und dein gutes Gefühl für Gliederung. So erzählen zu können ist dein großer Vorteil. Isabells Schlussbemerkung zu dieser Fortsetzung (wenn man die wiederhergestellte Harmonie zwischen Tina und Hendrik so akzeptieren will) ist super, vor allem, weil du sie nicht gewertet hast. Da steht nichts davon, dass Isabell sauer, boshaft, überrascht, spöttisch, etc. ist. Das ist wieder mal ein gut eingesetzter Cliffhanger, weil der Leser rätselt: Wie wird Isabell auf die neue Situation reagieren? LG Ilka |
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10.09.2017, 00:07 | #3 | |
Liebe Ilka-Maria,
vielen Dank für dein Interesse und deine konstruktive Kritik. In einem bestimmten Punkt muss ich dir hier aber widersprechen: Zitat:
Aber insgesamt bin ich mit dem Teil so zufrieden, wie er ist. Hier ging es mir um Gefühle vor Schmollen und Zankereien. Ich habe lieber die Chance dazu ergriffen, dass Tina ihre Gefühle in Worte fassen kann und sich so sehr verletzlich macht. Übrigens: Ich schreibe zwar hauptsächlich, aber nicht (mehr) nur aus dem Bauch heraus. Ich hatte wirklich einige Tage darüber nachgedacht, für was ich mich entscheiden sollte. LG DieSilbermöwe |
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11.09.2017, 12:13 | #4 | ||
Ich möchte noch ein paar Anmerkungen machen, denn irgendwie triggert mich das
Zitat:
Du siehst, ich habe mir (schon bevor ich die Folge schrieb übrigens) gründlich überlegt, wie ich vorgehen sollte. Mit Harmoniesucht hatte das nichts zu tun. Ich bin einfach nur logisch vorgegangen. Zitat:
Nun noch zu den Dialogen. Das Kompliment freut mich, mittlerweile habe ich einen kleinen Trick entwickelt: Man stelle sich das Ganze wie im Film vor, dann fließen Dialoge besser. LG DieSilbermöwe Geändert von DieSilbermöwe (11.09.2017 um 13:40 Uhr) |
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11.09.2017, 21:35 | #5 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Als Leser habe ich aber natürlich während der Aufnahme der Geschichte Erwartungen, und da stelle ich mir die Frage, warum das jetzt gerade so geschieht und nicht anders. Das ist ganz normal. Völlig klar ist auch, dass ich die Geschichte anders geschrieben hätte, weil mir ganz andere Ideen gekommen wären. Es ist immer so, dass ein Leser Vorstellungen entwickelt und dann - vielleicht - überrascht wird. Nicht klar war mir zunächst, weshalb die Anwesenden auf dem Theater-Set wissen müssen, dass Tina und Hendrik ein Liebespaar geworden sind. Aber wenn du sagst, du willst die Geschichte auf ein Ende zutreiben, statt sie noch mehr auszuweiten - in Ordnung. Dann bin ich auf die Auflösung gespannt. LG Ilka |
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Lesezeichen für Herz und Schmerz und Herz - Tina sucht die Liebe, Teil 17 |
Stichworte |
jugend, liebe, theater |
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