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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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22.07.2012, 16:35 | #1 |
Vaters Geburtstag
Vaters Geburtstag
So lass uns deinen Runden feiern an diesem Sonnentag ganz ohne deine Kinder mit ihrer Enkelschar die irgendwo durchs Leben eiern und was ich zu behaupten wag Dummköpfe sind nicht minder im Tod vollendet ist dein letztes Lebensjahr Dein Freund hat angerufen er wusste es noch nicht hat deine guten Wünsche schon vermisst und war zutiefst betroffen auch er ist auf den letzten Stufen der Treppe hoch ins Licht ein Kamerad der nicht vergisst dass du mit ihm gesoffen Die andern wollten nur dein Geld und warteten auf deinen Tod der Jüngste trauert ohne Frage mit dem du’s nie gekonnt die Töchter aber dieser Welt sind schlimmer noch als die von Lot und werfen ihre Kinder in die Waage ach Väterlein wie wohlig hättest du dich heut gesonnt Ein Hörgerät wär’ das Geschenk auch gegen deinen sturen Willen du sollst dem Unsinn lauschen das Nichts das aus den Menschen spricht vernehmen törichtes Gezänk um eitle Geltungssucht zu stillen und Nichtigkeiten aufzubauschen was für ein albernes Gezücht Und schweigend wärst du dagesessen genau wie ich und meine Liebe um still dir deinen Teil zu denken wenn plötzlich ist vom Mammon da die Rede geruhsam hätten wir gegessen betrachtet bunte Blütentriebe gelächelt über den Geschenken denn Geld dafür und nochmals Geld will eine Jede Ein Auto sich zu kaufen den Führerschein zu machen die Schulden zu begleichen und sonstiges was kostet weil sie in Hypothek ersaufen unstillbar gierig ist ihr Rachen es gibt ein Ziel das gilt es zu erreichen ob auch das Herz dabei verrostet Sie sammeln sich wie Geier und warten auf die Beute was springt dabei heraus wenn du gegangen belauert sitzt du von Hyänen zerrissen ist vor dir der Schleier in dem verborgen diese Meute im eignen Netz ist sie gefangen es kostet dich ein lautes Gähnen Wer seine Kinder Habgier lehrt sie stärkt in Selbstgerechtigkeit um über dir den Stab zu brechen der heuchelt noch so gut und ist durchschaut wer nicht den Vater und den Opa ehrt dem ist verkürzt die eigne Lebenszeit sein stolzer Hochmut wird sich rächen er hat sein Haus auf losen Sand gebaut Drum lass uns deinen Runden feiern den Neunzigsten genaugenommen wem nützt die ganze Traurigkeit du hast den Lebenskreis betagt geschlossen durchs wilde Kurdistan und unter Geiern bist Du zuletzt gut angekommen du gingst genau zur rechten Zeit und hast die alten Tage still genossen Was da an Erben du zurückgelassen scheint recht bedeutungslos zu sein mal bringt der Stammbaum gute Frucht dann wieder lässt er’s bleiben wie aber soll der alte Mensch die Jugend hassen ist auch ihr Wesen noch so hundsgemein weil sie von Anfang an verrucht so gibt es keinen Grund die Bitterkeit zu übertreiben Denn ihre Sorgen kümmern dich nicht mehr du hast weiß Gott das Ganze überstanden und was aus ihnen wird ist nicht mehr dein Problem du hast dein Scherflein dazu beigetragen dass diese Menschheit zahlreich wie das Sternenheer ist weit verstreut in nahen und in fernen Landen im Grunde ist der Tod doch ziemlich angenehm entrückt bist du vom Erdensein mit allen seinen Plagen Nun wird es langsam Zeit für uns zu gehen das brache Feld zu räumen um dem Verkauf zu überlassen die alten Mauern die geduldig schweigen ob sie nun fallen oder fortbestehen verwildern mag der Garten samt den Bäumen das Laub sich türmen auf den alten Straßen der Apfelberg verfaulen mit den Feigen Wir nehmen deine heißgeliebte Katze mit denn unsere ist sie bereits geworden sie hat uns gnädig adoptiert nachdem die Trauerarbeit abgeschlossen ist wohlgenährt verwöhnt und fit sie wird auch anderswo die fetten Mäuse morden und ihre Knochen brechen ungeniert wohl auch auf Vögel lauern unverdrossen Der ganze Unfug dieses Daseins ist von dir genommen sie mögen sich um dein Vermächtnis streiten sei froh dass du’s nicht sehen musst denn ihre Niedertracht kann nur verletzen wie die der Finsternis mag ihre Stunde kommen wie Pesthauch mag ihr Atem sich verbreiten wie ein Atompilz ihre böse Lebenslust wenn gierig sie die Hinterlassenschaft zerfetzen Ich bin es leid mir dieses auszumalen und überdrüssig diese Stunden zu erwarten da unsre Heimat wird verkauft für einen Judaslohn im warmen Licht der Frühlingsstrahlen erwacht der altvertraute Garten mit zartem Grün getauft ein Hemmschuh ist dein erstgebor’ner Sohn Gern hätte ich dein Gut erhalten doch sind die Hände mir gebunden der Kuchen ist zu groß für mich allein geteilt durch vier wird er gefressen ich will mein Leben anderswo gestalten und in der Ferne drehen meine Runden so ist es und so soll es sein doch diese meine Heimat will ich nie vergessen Das Grab wird dennoch nicht verwildern ich werde regelmäßig nach ihm sehen ach Bruder Wind ich höre deine Stimme die Stundenuhr zieht träge ihre Kreise ihr Schatten spiegelt sich auf alten Bildern leb wohl denn ich muss gehen bereit zum Schuss sind Korn und Kimme bin gut gerüstet für die neue Reise 08 |
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22.07.2012, 18:06 | #2 |
R.I.P.
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Lieber Desperado -
laß mich nur Eines dazu sagen: Das Gedicht steht auf meiner Favoritenliste. Alles Andre wäre Bla-Bla. Thing |
03.08.2012, 12:53 | #3 |
Außnahmsweise kann ich mich dem widerspruchslos anschließen - das ist dir echt gelungen
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