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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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26.09.2021, 13:45 | #1 |
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Ich weiß nicht
Ich weiß nicht. Denn ich war gefangen
in den Gesichtern der Vergangenheit. Der Morgen schenkt mir Freundlichkeit und auf den alten Dichterwangen zeigt sich das Bild der Einsamkeit. Mein Garten misst mit einem Maße: Er blüht. Die herbstlichste Vedute. Die Rosen, an denen ich verblute, sind Deine Asche in der Vase. Wie war dir damals wohl zumute? Nun bist du namenlos. Ein Himmel. Ich trage Dich wie einen Winter. Mein warmes Sein zeigt sich dahinter fast wie verletzte Eitelkeit. Geändert von Ilka-Maria (17.04.2022 um 06:20 Uhr) |
22.01.2022, 15:56 | #2 |
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Moin Petrucci,
wow... Ich hab "Ich weiß nicht" jetzt 5 oder 6 mal gelesen. Vorweg, es liest sich sehr poetisch und melodisch. Zunächst fühlt es sich durchgereimt an, weil wirklich manche Wörter sich im Klang vereinen. Dann verliert sich das wieder mit Wörtern wie zum Beispiel dem "Himmel", der für sich alleine steht. Und dennoch klingt das total stimmig. Am besten gefällt mir: "Auf den alten Dichterwangen zeigt sich das Bild der Einsamkeit" Traurig schön. Ich bin nur noch nicht ganz sicher, ob hier ein Verlust durch Tod oder durch das Verlassenwerden bearbeitet wird. Gefällt mir echt gut. Zu Unrecht in der Versenkung verschwunden. Gruß Pennywise |
22.01.2022, 15:59 | #3 |
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... ich bin gerade etwas irritiert. Der Titel im Faden heißt "Ich weiss nicht" in der Übersicht aber "Der Pausenclown". Dieser Titel würde die Interpretation deutlich in eine Richtung verschieben.
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22.01.2022, 16:14 | #4 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Steht doch alles unter seinem Gedicht:
"Geändert von petrucci (27.09.2021 um 00:55 Uhr) Grund: Falscher Titel, gehörte zu einer anderen Arbeit." |
22.01.2022, 20:43 | #5 | |
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Zitat:
es ist schön Dich hier zu lesen und ich danke Dir für Deine Zeit und Deinen Kommentar. Ich denke, das eine geht mit dem anderen Hand in Hand. Was genau mit dem LI geschah, werden wir nicht erfahren schätze ich. Vielleicht spielt die Anspielung auf die verletzte "Eitelkeit" eine zentrale Rolle. Wegen des Titels. Auf keinen Fall "Pausenclown". Ich digitalisierte mein Notizbuch, und habe im Sortieren zu schnell überflogen. Den Text schrieb ich ab, nahm in meiner Blindheit jedoch den falschen Titel. Leider ließ sich das im Nachgang nicht editieren, so dass es nun zu etwas Verwirrung gekommen ist. Ich bitte inständig um Entschuldigung. Der korrekte Titel ist 100 prozentig "Ich weiß nicht". @Corazone Danke für das Verweisen und Richtigstellen. |
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22.01.2022, 20:52 | #6 |
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Hi Petrucci,
es ist nur verwunderlich, dass dann in der Übersicht immer noch der Pausenclown auftaucht. Somit war nicht so ganz klar, was ist geändert und was nicht. Titel hin oder her.... Schönes Werk. Gruß Pennywise |
22.01.2022, 21:58 | #7 |
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Du kannst, so mein bisheriges Verständnis, nur innerhalb des Fadens den Titel verändern, aber nicht den Titel innerhalb der Kategorie. Deswegen steht auch hier "Ich weiß nicht", aber in der Kategorie "Düstere Welten und Abgründiges" noch "Pausenclown".
Und danke nochmal! |
09.03.2022, 20:54 | #8 | |
Zitat:
habe Deine Zeilen mehrmals und mit sich steigerndem Interesse gelesen. Unklar ist für mich, wessen Asche Du beweinst. Für die Geliebte ist es fast zu sehr gefasst, der Protagonist akzeptiert sein Schicksal. Könnte es die verstorbene Mutter sein? Oder sinnbildlich die vergangene Zeit? Das Leben? Aber gerade die Vieldeutigkeit fasziniert mich. Sehr poetisch! Viele Grüße von Georg |
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22.03.2022, 12:04 | #9 |
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Hallo Georg,
leider ging Dein sehr netter Post unter, aber jetzt habe ich Deinen Kommentar gelesen. Hin und wieder erkläre ich etwas zu meinen Texten, danach fühle ich mich zuweilen unwohl. Ich denke, einerseits liegst du nicht ganz falsch und das Wunderbare an Lyrik ist andererseits, dass sich auf vieles übertragen und interpretieren lässt. Ich hoffe, du kannst mit meiner schwammigen Antwort leben. Ich danke Dir und wünsche dir in Anbetracht der merkwürdigen Zeiten doch eine sehr gute Zeit. |
22.03.2022, 13:05 | #10 |
Hallo petrucci,
damit kann ich sehr gut leben, das ist in etwa wie bei einem Koch, der höchstens einen Teil, aber eben nicht sämtliche Zutaten und Geheimnisse einer gelungenen Mahlzeit preisgeben möchte... ...vielleicht hat er ja am Ende einen Spritzer "Maggi" verwendet, und das magische Gericht wäre entzaubert... Liebe Grüße, Georg |
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14.04.2022, 20:06 | #11 |
Hallo petrucci,
was weiß man schon? Allenfalls kann man Vermutungen anstellen und Erinnerungen deuten. Blut und Asche können auf (Liebes)Schmerz und Tod hindeuten, letztlich bleibt ein wärmendes Erinnern.
Als freier Schreiberling ist der Reim "Vedute/verblute" für mich eine Bestätigung nicht dem Reimzwang zu frönen. Gern Hineingespürt und LG Perry |
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15.04.2022, 10:20 | #12 |
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Hallo Perry,
ich danke Dir für Deinen Kommentar. Ich mag Lyrik, die etwas unbestimmt ist. Ich lese unter anderem sehr gern Lavant, die teilweise einen meisterlichen Zeilenstil besitzt. |
16.04.2022, 22:38 | #13 | |||||||
Hallo petrucci,
„Ich weiß nicht“ - so nennst du dein Gedicht. In meinen letzten Schuljahren war dieser Satz mein Markenzeichen. Fast jedes mal, wenn ich einen Beitrag zum Unterricht geben wollte, zog ich gleich zu Beginn meine prophylaktische Entschuldigungskarte hervor und sagte: „Ich weiß nicht“, um dann mit „aber ...“ weiterzufahren. Schon aus diesem Grund war ich neugierig auf dein Gedicht. Dein „Ich weiß nicht“ verfolgt mich seit ein paar Tagen. Da meine ich, dein Gedicht ungefähr verstanden zu haben, und dann kippt meine Sicherheit im Urteil einfach wieder weg. Heute unternehme ich ein letzten Anlauf: Ich glaube in deinem Gedicht das Thema zu erkennen, wie ein Schock, ein erlebtes Traum vom lyrischen Ich verarbeitet wird. Und wie parallel zu der Verarbeitung dieses Schock auf einer persönlichen Ebene sich dem LI auch eine spirituelle Dimension öffnet. Aber ich meine auch bezüglich der Spiritualität, die im Gedicht mitschwingt, dass das lyrische Ich anderereits auch einen durchaus ironischen Blick darauf wirft. Der Satz „Ich weiß nicht“ setzt den Ausgangspunkt. Bis zu diesem Zeitpunkt war das lyrische Ich „in den Gesichtern“ „gefangen“. Traumata lassen oft die Betroffenen erstarren. Sie können nicht mehr effektiv reagieren. Gefühle und mit ihnen der körperliche Ausdruck von diesen Gefühlen werden weggeschoben. Sie scheinen festgefroren und verhärtet. Einsamkeit kann sich als Hintergrundempfindung festsetzen, wenn kein echter Kontakt zu anderen möglich ist. Doch dieser „Morgen“ zeigt ein „freundliches“ Gesicht. Der „Garten blüht“. Es ist „herbstlich“. Der Herbst und der blühende Garten und auch die „Rosen“ bezeichnen nicht nur den Ort und die Jahreszeit, in der das lyrische Ich sich jetzt befindet. Sie sind auch Metaphern, die ausmalen, dass der Protagonist lebendiger auftritt, seine Unwissenheit beginnt abzulegen und eine Zukunft hat. Was ist passiert, dass das Lyrische Ich über lange Zeit „gefangen“ war?? Zitat:
„Asche“ in einer Urne, vielleicht auch in einer „Vase“, bleibt nach dem Verbrennen eines Menschen übrig. Ich vermute, dass diese zweite Person unter widrigen Umständen umgekommen ist. Zitat:
Ich habe geschrieben: die 2. Person „belastet“ ihn über den Tod hinaus. Das ist die eine Seite, die das Trauma im Blick hat. Aber auch jetzt sind zwei Sichtweisen denkbar. die andere Seite zeigt auf, wie diese zweite Person über den Erstzustand eines Schocks zu einer Stütze des Lyrischen Ichs wird. Um darauf näher einzugehen, macht es Sinn, erstmal eine formal auffällige Stelle anzuschauen: Das Gedicht bewegt sich in einem vierhebigen Iambus (Ausnahme Z2, dort finden wir einen 5-hebigen Iambus) mal mit Klingender, mal mit stumpfer Kadenz. Pennywise hat ja schon auf Z 11 auf den "Himmel" verwiesen, das als letztes Wort in dieser Zeile als einzige keinen Reimpartner kennt. Zudem lässt der Autor die Sprachmelodie in der Z 10 in die Höhe gehen (Fragezeichen!). Automatisch wird beim Leser und beim LI nach einer Frage eine etwas längere Pause induziert, weil die Frage ein Nachdenken provoziert. Und dann - wieder verzögert sich der Sprachfluss - baut sich vor dem Bild "Ein Himmel" eine Zäsur auf. Der strukturelle Aufbau legt nahe, dass der "Himmel" wohl ein zentrales Element in diesem Gedicht sein muss! Zitat:
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Was hat Spiritualität mit Eitelkeit zu tun? Al Pacino im Film: Im Auftrag des Teufels: Zitat:
Es reicht jetzt. Grüße Flocke |
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17.04.2022, 01:14 | #14 | |
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Zitat:
du hast Dir viel Zeit genommen und ich weiß das zu schätzen. Es kostet durchaus Kräfte, sich mit einem Text konstruktiv zu befassen und das halte ich für keine Selbstverständlichkeit, weswegen ich Dir danken will. Mein kleiner Text hat das eigentlich nicht verdient. Das oben Zitierte ist eine gute Stelle, denn sie zeigt eine bestimmte Art von Bewältigung auf, die sich im wahren Leben oft durch Vermeidung zeigt oder aber auch dadurch, dass auf eine bestimmte Person vermeidend geschimpft wird. Man bewältigt den eigentlich tiefsitzenden Verlust durch Abwertung. Es besuchen Menschen keine Gräber oder meiden Bestattungen, damit sie sich nicht tiefer mit alten Konflikten (und sich selbst) beschäftigen müssen. Das macht für den Moment einiges "leichter". Man ist sich auf einer gewissen Weise zu "fein". Das schlägt im Bezug eines Verlustes, eine etwas andere Seite auf, die bewusst keine breite Masse ansprechen will. Das macht aus dem kleinen Text wahrlich nichts Vergnügliches. Die Zeilen möchten daher etwas im Schatten wandern und sich verhüllen, damit sie im Strom der Gezeiten ihren Frieden finden können. |
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