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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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09.09.2011, 16:15 | #1 |
Oh Vater
Vater, oh Vater, ich sehe das Licht!
Himmel! Es kündet vom Ende der Zeit. Dafür jedoch bin ich noch nicht bereit. Vater, oh Vater! Sag, hörst du mich nicht? Vater, oh Vater! Was stehst du nur da? Ist dies des Lehrenden letzte Lektion? Bitte, ach bitte! Versteh mich als Sohn! Bist du nicht meiner Torturen gewahr? Vater, oh Vater, so gib mir die Hand! Einmal nur, reiche sie mir doch aus Gunst! Sittsam entsage ich alberner Kunst, löschst du des Sohnemanns inneren Brand. |
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10.10.2011, 21:51 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Schmuddelkind -
ob Du noch liest? Du konterkarierst durch den "Sohnemann" die religiöse Erlkönig-Verzuckerung sehr gekonnt, da steckt Raffinesse drin! LG Thing |
14.10.2011, 14:28 | #3 |
Hallo Thing,
ja ich lese noch - dein Lob sehr gerne sogar. Vielen Dank! Meine Erlkönig-Interpretation fokussiert das grundsätzlich problematische Vater-Sohn-Verhältnis, in dem der Sohn den Vater einerseits als guten, fürsorglichen Vater, andererseits als bösen, bedrohlichen Vater (Erlkönig als eine traumhafte Gestalt des Vaters) wahrnimmt. Der Vater hingegen sieht seine eigene Zwiegestalt nicht (deshalb die Beschwichtigungsversuche in Goethes "Erlkönig"). Er begreift den Sohn stets als unmündig, sodass sowohl seine bedrohliche als auch seine fürsorgliche Seite dadurch zu erklären sind und in der Wahrnehmung des Vaters kaum voneinander unterscheidbar sind. In meinem Gedicht wollte ich die "dunkle" Seite der Vaterfigur direkt ansprechen und auf reale Ängste übertragen. Ich wollte den Erlkönig, der im Vater steckt aus Goethes Fiebertraum herausholen und in einer realen sozialen Situation zeigen. LG |
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14.10.2011, 14:36 | #4 |
R.I.P.
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Ja -
aaaber: Sieht man das wirklich so? Ich sehe es wie im Gedicht als den Fiebertraum des Sohnes, der im Erlkönig gerade n i c h t den Vater sieht. Aber man kann in das Gedicht so viel hineindeuten, aus ihm herausdeuten - da sind Tür und Tor geöffnet. Ich glaube nicht, daß bei "O, schaurig ists, übers Moor zu gehn" der kleine Bub angesichts der Muhme unterschwellig an seine ihn zu Tode erschreckende Mutter dachte. Ehrlich gesagt: Mir werden alte Gedichte und Balladen zu sehr tiefenpsychologisiert. LG Thing |
14.10.2011, 14:47 | #5 |
Das stimmt schon. Das sehe ich selbst mit Entsetzen, wie viel Tiefenpsychologie in die Klassiker hineingedeutet wird - lange vor Freud.
Aber bei dieser Ballade erschien es mir schon als Kind so zu sein, dass der Junge im Halbtraum den Erlkönig als Projektion des Vaters kreiert. So wie man manchmal von einem Monster träumt, dass die Silouette irgendeines harmlosen Alltagsgegenstandes trägt, den man im Halbdunkel kurz vor dem Einschlafen wahrnimmt. Natürlich beinhaltet diese "Erlkönig=Vater-Interpretation" noch ein deutlich vageres psychologisches Moment, aber von der interpretatorischen Ausrichtung her, scheint mir meine Lesart stimmig zu sein. Doch du hast natürlich recht: Dieses Werk lädt zu einer großen Fülle an Interpretationen ein und das ist auch gut so. |
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14.03.2012, 21:45 | #6 |
abgemeldet
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Das ist beeindruckend.
Die Wiederholungen gefallen mir besonders, da das Flehen des Sohnes dadurch nich eindringlicher wird. Sprachlich schön verdichtet. Vielleicht könntest du noch eine Variante verfassen. Die Sicht des Vaters. Titel: "Oh Sohn". Liebe Grüße Peace |
14.03.2012, 21:48 | #7 | |
Oh, vielen Dank Peace!
Dann bin ich zufrieden, wenn es dir gefällt. War damals nicht hundert prozent überzeugt von meinem Gedicht, aber ich hab schon Schlechteres in die Welt gesetzt. Zitat:
LG |
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14.03.2012, 21:51 | #8 |
abgemeldet
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ZuFrieden
Daktylus...Mmh... Vielleicht dann lieber "Ach Söhnchen". Dann wird die Übermacht des Vaters noch "brutaler" und hämischer. |
14.03.2012, 21:55 | #9 |
Auch nicht schlecht. Ich überlege mal... Vielleicht kommt noch was, aber nicht mehr heute.
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