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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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14.11.2014, 20:51 | #1 |
Leer
Du schneidest meinen Schatten aus
und stellst ihn in dein Lichterland. Mein Schamgefühl und meinen Geist hängst du als Bilder an die Wand. Und meine Worte schmeißt du fort, lachst meine Seele krumm und schief, du stellst mein Herz in deinen Schrank und stapelst meine Liebe tief. Auch spuckst du meinen Namen aus, zertrittst mein Bild in Staub und Dreck, fährst meine Zukunft an den Rand, und unsre Zeit radierst du weg. In meinem Kopf wohnt gar nichts mehr, bin viel zu leer, um dich zu hassen. Der Abgrund gähnt, ich springe nicht, ich werd’ mich einfach stoßen lassen. |
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14.11.2014, 21:48 | #2 |
Forumsleitung
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Rundherum klasse, Anouk! Harte, klare Bilder, die nicht gekünstelt daherkommen, sondern gerade in ihrer verständlichen Ausführung originell sind. Sauberer Rhythmus, konsequente Aussage. Die durchgehend männlichen Kadenzen verstärken die Härte, mit der hier das Scheitern einer Beziehung geschildert wird. Nur in der letzten Strophe wechseln zwei Kreuzverse zu weiblichen Kadenzen, auch "fallende Kadenzen" genannt, was sehr geschickt ist, denn es unterstreicht die Verben "springen" und "stoßen lassen".
Ob der schicksalsergebene Schluss die einzige Lösung für das Lyrische Ich sein muss? Es liegt etwas Pathologisches darin, alles mit sich machen zu lassen und jede Verantwortung zu umgehen. Aber es passt zum Titel. Reife Leistung! LG Ilka |
14.11.2014, 22:36 | #3 |
@ Ilka-Maria,
danke, Ilka. Es kam mir beim Joggen, ich hab den Rhythmus quasi reingelaufen. Hab es dann in den Trinkpausen in eine Kladde notiert. Ja, das mit der letzten Strophe und den weiblichen Kadenzen war Absicht. Ich habe in den ersten Strophen geschildert, was dem LI widerfahren ist, und die letzte Strophe sollte sich davon unterscheiden, da diese Strophe quasi die Konsequenz ist, die das Li daraus zieht. Und dies schien mir auch das einzig logische "Schicksal" zu sein: aus lauter Leere keinerlei Eigenbestimmung an den Tag zu legen bzw. keine Selbstverantwortung mehr zu zeigen, sondern sich einfach nur noch herumstoßen zu lassen ( der "Abgrund" ist selbstverständlich im übertragenen Sinne gemeint). Danke fürs Lesen und Kommentieren. Da ich weiß, dass Du Dich mit Deinen Worten nie zurückhälst ( was ehrlich und daher positiv zu bewerten ist) bedeutet mir ein Lob aus deinem Mund wirklich etwas. Du bist eben schon ein harter Kritiker. lG, Anouk |
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14.11.2014, 22:54 | #4 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Mit meinen Deutungen scheine ich ja ganz gut gelegen zu haben . So, so ... Dir kamen die Ideen beim Joggen. Hast Du mal daran gedacht, Dich für einen Marathon fit zu machen? Dann vergiss nicht, Dir ein Notizbuch umzuhängen . Liebe Grüße an Dich und an Deine Kreativität, Ilka |
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07.12.2014, 15:29 | #5 |
Das Gedicht gefällt mir. Es zeigt die erbarmungslose Seite eines Siegers, der Jagdtrophäen braucht, um seine armselige Seelenhütte aufzumöbeln.
LG gummibaum |
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07.12.2014, 20:47 | #6 |
Danke, Gummibaum, fürs Lesen, Kommentieren und für Dein Lob.
Ja, genau das auszudrücken , darum ging es mir. Zum Glück ist alles frei erdacht, im wirklichen Leben möchte ich so einem seelisch grausamen LD keinesfalls begegnen. lg, Anouk |
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