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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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05.08.2011, 10:06 | #1 |
Vor dem Einschlafen
Vor dem Einschlafen
Bevor ich in den Schlaf versinke, denk ich an den vergangenen Tag, es kommt mir vor, als ob ich trinke und prüfe, was mir schmecken mag. Und wie ich in den Stunden wühle vom Morgen bis zur frühen Nacht, spür ich noch einmal die Gefühle, die dieser Tag mir eingebracht. Noch einmal fühl ich jene Mauer, die mich von andern Menschen trennt, und spüre dann die leise Trauer, die über meinem Herzen brennt. Und wieder schau ich in die Augen, die mich so bittend angesehen, wie gern wollt ich an ihnen saugen das Salz aus ungesagtem Flehen. Und vor mir zittern diese Hände, die hilfesuchend ausgestreckt, als ob ich gar nichts bei mir fände, halt ich die meinen tief versteckt. Dann spüre ich ein Unbehagen an meines Wesens Nüchternheit und würde gern die Seele fragen: musst du so sein für alle Zeit? Du lebst in deinen engen Schranken, dienst deinem unbedachten Glück, und lauschst den eigenen Gedanken, als wär'n sie göttliche Musik. Doch nach und nach vergeht der Kummer und löst sich auf wie weicher Schaum, unmerklich kommt ein tiefer Schlummer sanft über dich, du spürst ihn kaum. |
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11.08.2011, 17:31 | #2 |
Authentisch, tief, formal nah an der Perfektion.
Meinen höchsten Respekt! |
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11.08.2011, 18:14 | #3 |
abgemeldet
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Im Traum bewältigen wir so manches.
Den Versen ist gut zu folgen, doch statt in der letzten Zeile das "du" zu wählen, wäre es besser bei dem "Ich" zu bleiben, wie in der Anfangsstrophe. sanft über mich, ich spür ihn kaum. lg, Kaleidoskop |
11.08.2011, 18:36 | #4 |
Hallo Kaleidoskop,
der perspektivische Wechsel zum Du ist eigentlich gewollt, weil er eine gewisse Distanzierung mit sich bringt. Diese Distanzierung als Lösung von dem problembehafteten Grübeln ist sozusagen auch Voraussetzung für das Einschlafenkönnen. Hallo Elysium, ganz herzlichen Dank für Deine lobenden Worte, die mich natürlich sehr freuen. Mit besten Grüßen Hans Werner |
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11.08.2011, 18:48 | #5 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Hans-Werner -
welch ein tief anrührendes Gedicht! Manche Wendungen sagen mir nicht zu ( vor allem bei den Konjunktiven, die pfleglich behandelt sein wollen), aber das stört den Gesamteindruck nicht. In der letzten Strophe hätte ich versucht, den Traum unterzubringen, (und gleitet wie ein Hauch im Traum ... oder so ähnlich) Aber insgesamt: Als wäre es für mich gedichtet! Thing |
30.08.2011, 23:02 | #6 | |
abgemeldet
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das ist mein geliebter HANS-WERNEU. sensibel. ein poet mit einem herzen so groß als hätte es sich durch 12 hinterwandinfarkte in unermessliches herztum verwickelt.
Zitat:
ich öffne sie und senk sie wieder. Ich hab die Nacht mal wieder durchgesoffen, mit Fusel, feinster Marke - sollt ich hoffen. |
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