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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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18.09.2011, 11:51 | #1 |
An eine namenlose Hure
Du legst mir sanft die Linderung der Nacht
an meines wunden Herzens offene Blüte. In meine hohle Seele rieselt sacht das nie bedankte Wohltun deiner Güte. Und will ich zu dir sprechen, legst du mir den Finger lächelnd an der Lippen Ränder. Die Dunkelheit umfängt uns zart, und wir bereisen willig ihre unerforschten Länder. Du schmiegst dich duftend an mein dürres Leben, erhebst mein Dasein an den Rand von Glück! Am Morgen will ich gern dir das Verdiente geben und finde schwerer in mein Einsamsein zurück. |
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18.09.2011, 12:24 | #2 |
gesperrt
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Einfach TOLL !!! Lediglich die letzte Zeile würde ich des besser Lesens willen ändern in
und finde schwer in meine Einsamkeit zurück Bussi Babsi |
18.09.2011, 12:53 | #3 |
es ist wunderschön, tieftraurig, voller Resignation und sanfter Schwere.
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18.09.2011, 13:04 | #4 |
R.I.P.
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Das ist keine namenlose Hure, das ist eine Liebende!
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18.09.2011, 16:00 | #5 |
Hi, Babs, Sutech, Rom!
Da ich immer alleinstehend (welch ein Wort!) lebte, aber durchaus Bedürfnisse hatte, begab ich mich dereinst in jüngeren Jahren an die Orte käuflichen Fleisches und lernte die Huren von ALLEN Seiten kennen - und nicht nur in Bezug auf ihre Leiber! Am tiefsten ergriff mich jene junge Mutter, die, alleinstehend und mit 8-jähriger Tochter, mir, dem besoffenen Rocker, all ihr Herzweh ausschüttete... Das war das letzte Mal, dass ich ein Bordell aufsuchte - ich konnte die Frauen dort von da an nur noch als Menschen wahrnehmen, nie mehr als für Geld erwerbliche Lustobjekte. |
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18.09.2011, 16:51 | #6 | |
Dabei seit: 11/2008
Ort: bye the Godfarther! The God? the God!..... Father!
Alter: 40
Beiträge: 949
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Zitat:
Aber an donröschen kommt sowas nicht ran. Es ist zu flauschig und hat zuwenig sexapell. |
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18.09.2011, 19:11 | #7 |
abgemeldet
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Hervorragend! Thema, Titel und Auführung gefallen mir sehr. Ich mach es mal wie Du und schreibe meine Anmerkungen mal direkt hinter eine Kopie deines Gedichts:
Du legst mir sanft die Linderung der Nacht an meines wunden Herzens offene Blüte. Ich würde offne schreiben, weil ich finde, dass man sonst automatisch versucht, den Vokal mitzusprechen und das wirkt sich meiner Meinung nach negativ auf die weiche Melodie aus. In meine hohle Seele rieselt sacht Eine geniale Metapher, in die man viel interpretieren kann, ohne dass es abgedroschen wirkt. das nie bedankte Wohltun deiner Güte. Und will ich zu dir sprechen, legst du mir Das ‚du mir – und wir‘ gefällt mir außerordentlich als Reim-Assonanz-Kombination den Finger lächelnd an der Lippen Ränder. Die Dunkelheit umfängt uns zart, und wir bereisen willig ihre unerforschten Länder. Hiermit habe ich Probleme, denn ich denke, bei einer Hure wird die Willigkeit wohl eher ein Wunsch bleiben. Du schmiegst dich duftend an mein dürres Leben, erhebst mein Dasein an den Rand von Glück! Am Morgen will ich gern dir das Verdiente geben Dieser Vers ist um zwei Silben zu lang, was etwas den Sprechfluss stört. Ich denke, wenn Du die fett unterlegten Silben weglässt, versteht man, was gemeint ist. und finde schwerer in mein Einsamsein zurück.[/QUOTE] |
18.09.2011, 20:30 | #8 |
unglaublich staune ich den stil an,
vom titel bis zum letzten Wort einfach blumen-schön |
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18.09.2011, 21:55 | #9 |
abgemeldet
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ERICH weiß so wie ich, warum die huren die feinsten frauen sind. auch schaf- und schweinenutten. sie stinken leider nur mehr. aber das ist die gefangenschaft meiner in einem schwafendem körpertum.
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18.09.2011, 21:59 | #10 |
R.I.P.
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"schwafendes Körpertum" kann nur einem Künstler einfallen!
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18.09.2011, 22:22 | #11 |
abgemeldet
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ich hab einen künstler der fisematensend vor meinem stall sitzt und ein umfassendes alterissimus egoissimus spielt. von dem guck-hör ich manches ab
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18.09.2011, 22:45 | #12 |
R.I.P.
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alt und ego trifft auf mich zu.
Ich scharre mit den Hufen ..... Zurück zum Gedicht: Sooo bedichtet man eine Geliebte. Aber jede Cameliendame ist es wert, besungen zu werden. Leider gibt es auch eine andre Sorte.... |
18.09.2011, 23:47 | #13 |
Hi, Folks!
Danke für eure Beiträge. Odi: Mit dem Vokal bei "offene" haste recht - wird in künftigen Ausgaben geändert. Vorletzte Zeile: Das Entfernen des "gern dir" würde den Satz unelegant machen und verstümmeln, das gern ist mir auch wichtig für die Aussage. Die Überlänge steigert sogar noch die dynamische Spannung vor der Conclusio, wie das letzte Atemholen vor dem Finale, ein verbaler Cliffhanger sozusagen - finde ich. Mit Überlänge liest es sich in meinen Ohren wesentlich besser als mit "richtiger" Länge, aber das mag die Gewohnheit des Oftgelesenen, Oftgehörten sein. Ralfchen: Ich hoffe, das, was du da tippst und was ich nicht mal annähernd verstehe, hat wenigstens irgendwas mit dem Gedicht zu tun. Rom, ZychoyZ - danke für die Blumen! LG, eKy |
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19.03.2017, 23:10 | #14 |
Gast
Beiträge: n/a
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Heilige... Was sind das für unglaublich empfindsame Worte.
Ein wahrer Meister! Ich verneige mich! Hut ab! Hut ab! Hut ab! |
20.03.2017, 00:11 | #15 |
R.I.P.
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Wie schön, diesen wunderbaren, vollkommenen Text noch einmal genießen zu dürfen!!
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29.11.2017, 22:26 | #16 |
abgemeldet
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Es ist ein Meisterwerk, ich gratuliere Dir dafür.
Es ist einfühlsam, die Bilder sind stark gesponnen, es hat Tiefe und sehr viel Feingefühl. Vom Handwerk und der Wortwahl mal abgesehen. Es ist perfekt. Die Hure, die namenlos ist, der man sonst keinerlei Bedeutung zubringt. Ein Moment des Innehaltens; wird dem LI die Bedeutung klar. Es hinterfragt sich, es empfindet Reue? Hat es je wieder zur Prostitution geschaut? Sehnsucht und ein Schlechtes Gewissen nagen an dem LI. Und so viel mehr. Ich muss meine Gedanken sortieren. Ich vermisse diese Qualität des Schreibens in Bänden und Büchern! Ich bitte um Verlaub, was folgt ist keine Korrektur und auch keine Kritik! Sanft zieht ein Kuss aus jener dunklen Nacht in meines wunden Herzens offene Blüte. So hohl und grau ist meine Seelenpracht, darin versiegt das Wohltun deiner Güte. Und will ich an dich denken, legst du mir dein Streicheln lächelnd an der Lippen Ränder. Die Lüsternheit umspinnt uns zart, und wir bereisen willig ihre nackten jungen Länder. Dein Körper dufted, wärmend schenkt er Leben und hebt mein Dasein an den Rand von Glück! Am Tag danach, den Lohn, den will ich geben und finde schwerer in die Einsamkeit zurück. |
29.11.2017, 23:24 | #17 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Nach meinem Empfinden hat er sich diesen Vers gründlich überlegt. "schwer" hat eine andere Bedeutung als "schwerer". Ebenso hat "Einsamsein" eine andere Bedeutung" als "Einsamkeit", und "mein Einsamsein" hat wiederum eine andere Bedeutung als "die Einsamkeit". Diese Unterschiede gilt es zu bedenken und zu wägen. Wenn Erich schreibt, dass es seinem Lyrischen Ich "schwerer fällt", in seine Einsamkeit zurückzukehren, heißt das nicht anderes, als dass es ihm ansonsten nicht leicht fällt (aus was auch immer), zurückzukehren, aber auch nicht übermäßig schwer. Erst beim Verlassen des Liebesnestes fällt ihm die Rückkehr in sein Alltagsleben schwerer. Er muss zurück in sein Einsamsein. Das ist etwas anderes als "die Einsamkeit". Das Einsamsein ist das Fehlen eines Zuhauses, einer Familie, einer Zugehörigkeit, im schlimmsten Fall die Entfremdung von sich selbst. Die Einsamkeit ist die Öde, die Wildnis, alles da draußen, was aber nicht bedeutet, dass ein Mensch sich einsam fühlt. Er fühlt sich vielleicht fremd, bedroht usw., aber nur deshalb, weil er sich mit der Einsamkeit da draußen konfrontiert sieht. Vielleicht hat er einen Kameraden bei sich , der diese Einsamkeit mit ihm teilt und alles daran setzt, sich mit ihm zusammen darin zurechtzufinden. In die Einsamkeit zu gehen heißt Abenteuer zu erleben. Einsamsein ist jedoch etwas Persönliches, dem Lyrischen Ich Innewohnendes. Es ist ein Käfig, eine Welt, in der er gefangen ist und in die er zurückkehren muss, wenn die Wonne im Hurenbett vorbei ist. Erich schreibt selten Gedichte, ohne jedes Wort auf die Waage zu legen.Semantik ist ihm wichtig. Aufmerksame Leser merken das. Gefallen muss es natürlich trotzdem nicht. Ich kritisiere ihn auch zuweilen unwohlwollend, aber aus ganz anderen Gründen. |
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29.11.2017, 23:40 | #18 |
abgemeldet
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Hi Ilka
Ich möchte gar keine Diskussion auslösen. Nein! Aber wer sagt denn, dass eine seelische Landschaft "vgl. dürres Leben", nicht in Einsamkeit baden kann. Das Gedicht ist so vielschichtig und bietet Raum für Interpretation. In seinem Gedicht, liegt in meinen Augen, der Fokus definitiv auf dieser Frau und ihr leben "vgl. namenlose Hure". Ich wollte das etwas umkehren, keineswegs provozieren, in dem das LI egozentrischer wirkt. Nämlich der schlimmste Fall, die Entfremdung von sich selbst, in die Einöde. Nicht zurück, in das Einsamsein, sondern zurück in die Einsamkeit. Dann auch nicht die "namenlose Hure", sondern viel mehr "ich bin eine damenlose hure" (Im Sinne der Ausbeutung der Frau als Freier). Es sind auch einfach Gefühle und als ich diese Zeilen laß, löste es so viel aus, wie schon lang nicht mehr. Ich wollte dem etwas Wertschätzung entgegenbringen, in dem ich versuche, mich in diese Situation (die wohl auch sehr persönlich sein MUSS) einzufühlen. Ich danke Dir für Deine Zeilen. Sie regen mich definitiv weiter zum Nachdenken an. Gruß zur Nacht und auf bald. gursky |
30.11.2017, 00:32 | #19 |
Hi gursky, Ilka und die andern, deren Kommis älter sind!
Da habt ihr euch ja eins der "ganz alten" rausgesucht - nebenbei das einzige Werk, das ich je auf YouTube gestellt habe (aus meiner Doppel-CD "Weltenwege"). Deine Variation ist nicht schlecht, gursky, aber man merkt ihr stellenweise die Eile an. Versteh aber bitte, dass ich ein so altes Werk nicht mehr verändern möchte. Zum Inhalt: In meinen "wilden Zwanzigern" besuchte ich zuweilen Bordelle, eigentlich nur, um mich in einem klar definierten und geregelten Umfeld ausprobieren zu können. Mit "freiflottierenden" Sozialkontakten hatte ich damals noch viel größere Probleme als heute, da ich weitgehend als isoliertes Einzelkind aufwuchs und als Mobbingopfer Gleichaltrige und die Gesellschaft allgemein scheute. Beziehungs- und bindungsunfähig bin ich bis heute, auch wenn der Rest sich gebessert hat. Das Gedicht beschreibt meinen damaligen Seelenzustand, dem selbst die professionelle Zuwendung einer Prostituierten wie ein Akt der Gnade erschien, eine Erlösung aus der täglichen Erniedrigung durch das eigene Dasein. LG, eKy |
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01.12.2017, 01:21 | #20 |
abgemeldet
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Ich habe etwas überlegt ob ich dazu etwas schreibe und vor allem was.
Allerdings möchte ich das so nicht stehen lassen; fände ich relativ respektlos. Ich empfinde Schmerz bei den Zeilen und ich möchte auch schreiben, dass es mir leid tut - ich kenne die Gesellschaft sehr gut, versuche aber aus jedem Schmerz auch Honig fließen zu lassen. Mit einer anderen Vergangenheit, würdest du vielleicht weniger gute Gedichte schreiben und schau wie viele Menschen du mit deinen Worten nun beschenken und erreichen kannst. Das ist auch eine Art von qualitativer Bindungsfähigkeit. Denke, viele können von Dir lernen und somit bist du dann auch nicht "Der Fremde" . gursky |
01.12.2017, 16:14 | #21 |
Hi Gursky!
Danke für die Anteilnahme und das emotinale Rückenstärken . Heute ist das alles bewältigt und erledigt - ich leide heute gewiss nicht mehr unter den Versäumnissen und Traumata meiner Kindheit, zumindest nicht bewusst. Man lernt mit sich und der Welt zu leben, sich anzupassen und das Beste draus zu machen. LG, eKy |
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01.12.2017, 18:52 | #22 |
Lieber Erich Kykal,
gefällt mir ausgesprochen gut! Danke dafür, die Nase tief unten grüßend Gylon |
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02.12.2017, 12:23 | #23 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 42
Beiträge: 5.512
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Wenn du abgehauen bist gerade wenn sich jemand öffnet, ja das ist dann wirklich Bindungsunfähig.
Ohne sowas wärst niemals n Dichter geworden. |
02.12.2017, 18:14 | #24 |
Hi Gylon!
Nase hoch oder tief - einem jeden steht sie schief! Hi dr.Frankenstein! Wer kann das sagen? Vielleicht ein anderer Dichter? Vielleicht ein Liedermacher? Es wird ewig eine Frage bleiben, wer wir wohl geworden wären, hätten wir andere Entscheidungen getroffen als jene, die uns letztlich formten. LG, eKy |
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29.12.2019, 21:09 | #25 |
Ein Ausdruck von Achtung
Hallo Erich,
das Gedicht ist meines Erachten ganz besonders gut geschrieben voller Achtung vor dieser Frau und dem, was sie für Dich tut, zu tuen gern bereit ist und tuen kann. Die Wortwahl beweist Respekt und Feingefühl und das Erkennen eigener Bedürfnisse und Gefühle. Ob es nun nur diese eine unbekannte Hure ist, die sanft und zärtlich die Einsamkeit weg streichelt, weiß ich nicht. Kann mir das aber schlecht vorstellen, dass es immer so ist. Wenn die Erwartungen des Mannes von der Hure erfüllt werden, ist es doch gut. Fragt sich aus welchem Bedürfnis heraus der Mann diese Frau aufsucht. Das Bezahlen hat noch einmal einen anderen Stellenwert für mich. Die Hure arbeitet für Geld, da erwartet sie auch die Entlohnung. Frage mich, ob Frau ihre eigenen Gefühle abschalten kann oder überhaupt welche dabei empfindet? Spannendes Thema sehr gut umgesetzt von Dir. LG Silver |
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