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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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28.08.2009, 22:39 | #1 |
Im Walde
Ich hör' Glocken, die von Ferne
Über Wald und Wiesen hallen. Diesem Klang lausch' ich gar gerne In des Waldes grünen Hallen. Feucht und herbe dampft die Erde Leise säuselt milder Wind, Der sich im Geäst verfangen, Irret durch den wald geschwind. Hör', wie sich der bach määndert - Irret schäumend durch's Gestein. Wie er stets den Lauf verändert; Kann bald still, bald tobend sein. Und die Blümlein, ach! sie schenken Diesen böden ihre Pracht. Darf ich nur schon an sie denken, Lieb' in treuer Brust erwacht! Hohe ernste Tannenkronen Steh'n gebietend über mir. Ob dort böse Geister wohnen, Weben, weihen, weilen hier? Hör ich trübe Klagelieder? Steigen dort am stillen Hain Väter Schatten auf und nieder? Ruhet dort doch ihr Gebein. Ach! ein Irrlicht zieht vorüber Auf der Fläch' des Sumpfes dort. Leuchtet schwach - es ist hinüber! Dunkelheit umzieht den Ot. Das Geläute ist verklungen In dem stillen heil'gen Wald. Waldeskühl' hält mich umschlungen; Warte nur – auch du ruhst bald. |
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29.08.2009, 06:47 | #2 |
Forumsleitung
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Lieber Raffael,
vom Gesamteindruck her hat mir dein Gedicht gefallen, man merkt auch, daß du viel Arbeit hineingesteckt hast. Störgefühle bekam ich allerdings bei den unnötigen Wiederholungen und einigen kleinen Mogeleien. Zum Beispiel könnte man die Glocken "schallen" lassen, um die Wiederholung von "hallen" gleich in den ersten Versen zu vermeiden. "Erde" reimt sich auf die vorangegangenen Verse, hätte sich aber eigentlich auf den übernächsten Vers reimen müssen ("irret durch den Wald geschwind"). Das ist ein Ablenkungsmanöver. Gemogelt hast du bei "määndert", damit es sich auf "verändert" reimt, es muß aber "mäandert" heißen. Und rückbezüglich ist dieses Verb ganz und gar nicht, das "sich" stört somit gewaltig. Ich finde, ein unreiner Reim ist meistens besser als ein Wort wie ein Stück Stein zu hauen, bis es paßt. Ein Bach "irrt" meines Erachtens auch nicht, da er ja ein für lange Zeit gleiches Bett hat, das sich nur sehr langsam und unmerklich verändert. "Sprudelt schäumend durch's Gestein" wäre eine Alternative. "Auf der Fläch' des Sumpfes dort" klingt ein wenig bemüht und nicht sehr poetisch. Vielleicht könnte man "Fläche" weglassen und sagen: "Ach! Ein Irrlicht zieht vorüber / auf dem feuchten Sumpfe dort ..." Aber das ist nicht wesentlich. Am Ende könnte die Wiederholung "Wald" und "Waldeskühl" durch "Morgenkühl" vermieden werden. Das alles sind natürlich nur Kleinigkeiten. Insgesamt ist dein Gedicht sehr stimmungsvoll. Am Ende, ab da wo das Irrlicht auftaucht, glaube ich sogar eine kleine Inspiration von Goethe herauszulesen ("Warte nur – auch du ruhst bald"; siehe auch "Das Märchen" von Goethe). LG Ilka-M. |
29.08.2009, 11:25 | #3 |
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Dieser ist wirklich sehr hilfreich und ich werde alle deine Vorschläge - ausser einen :-) (Erde) - umsetzen. Leider kann ich dies nicht hier tun, da offenbar nachträgliche Änderungen unmöglich sind (ja?). Du hast die problematischen Stellen gut erkannt und wirklich gute Lösungsvorschläge angeboten! Und mit der Inspiration seitens Goethe im letzen Vers hast du natürlich auch recht! Wie es scheint, hast du das Gedicht sehr aufmerksam durchgelesen und auch sehr sorgsam bearbeitet. Dafür danke ich dir!! liebe grüsse philipp p Im Walde Ich hör' Glocken, die von Ferne Über Wald und Wiesen schallen. Diesem Klang lausch' ich gar gerne In des Waldes grünen Hallen. Feucht und herbe dampft die Erde Leise säuselt milder Wind, Der sich im Geäst verfangen, Irret durch den Wald geschwind. Hör' doch, wie der bach mäandert – Sprudelt schäumend durch's Gestein. Wie er stets den Lauf verändert; Kann bald still, bald tobend sein. Und die Blümlein, ach! sie schenken Diesen böden ihre Pracht. Darf ich nur schon an sie denken, Lieb' in treuer Brust erwacht. Hohe ernste Tannenkronen Steh'n gebietend über mir: Ob dort böse Geister wohnen, Weben, weihen, weilen hier? Hör ich trübe Klagelieder? Steigen dort am stillen Hain Väter Schatten auf und nieder? Ruhet dort doch ihr Gebein. Ach, ein Irrlicht zieht vorüber Auf dem feuchten Sumpfe dort. Leuchtet schwach - es ist hinüber! Dunkelheit umzieht den Ort. Das Geläute ist verklungen In dem stillen heil'gen Wald. Morgenkühl' hält mich umschlungen; Warte nur – auch du ruhst bald. |
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29.08.2009, 14:47 | #4 |
Forumsleitung
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Raffael, ach ja, Philipp,
du bist ein Schatz! Ich hatte schon Bedenken, du könntest verschnupft sein. Aber nein, du bleibst ganz locker. Na, der gute alte Goethe riecht doch aus allen Zwischenräumen heraus! Aber das ist ja keine schlechte Gesellschaft. Und das mit der "Erde" rutscht sowieso durch, weil alles andere an dem Gedicht stimmt. Wirklich schön! Werde es in meine private Schatulle aufnehmen. LG Ilka-M. |