|
|
Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
02.01.2006, 10:33 | #1 |
gesperrt
|
Zephyrs Morgensymphonie
Ich fliege durch die Baumwipfel. Der Nebel ist so dicht, dass die kahlen Äste wie gespenstische Wasserwurzeln wirken,
Wurzeln, die im Himmel zu ankern scheinen. Kein Blatt, kein Zeichen von Leben. Wie starre Ruinen wirken sie. Umwoben konserviert. Und auf einmal, kaum merklich, erhellt sich das Grau, ganz wenig, federnd leicht. Wie dem Tone vorgegriffen, der nun mein Ohr streichelt. Ein Vogel, klein, singt der Welt sein Lied. Zaubert süßen Wind herbei; läßt fröhlich Zweige dazu tanzen. Und Schwaden, wie im Reigen, um Riesen ihre Kreise ziehn. |
04.01.2006, 21:15 | #2 |
RE: Zephyrs Morgensymphonie
Hallo Rah-Ja,
Der Text ist sehr schoen und treffend und hat mich beruehrt in der Art, wie er den Moment beschriebt. Bildungsluecke: Wer ist Zephyr? Und sprachlich: Den letzte Satz finde ich ganz, ganz wunderbar. Ich muss aber sagen, dass mir der suesse Wind und die froehliche tanzenden Zweige davor ein bischen zu zuckrig sind. Durch diese Wortwahl wird fuer mein Empfinden der Stimmungsumbruch zu extrem - von feuchtgrauem Erstarren zu einer Welt aus rosa Zuckerwatte. Anstatt „kaum merklich ... ganz wenig“. Gruss Stained |
|
22.01.2006, 15:38 | #3 |
gesperrt
|
Der Vogel heißt Zephyr.
Zephyr steht in der griechischen Mythologie für den Westwind. Der extreme Stimmungsumschwung ist genau so beabsichtigt. Die hintergründige Botschaft des Textes lautet: es ist nicht schwer in und aus scheinbar verfahrenen, melancholischen Momenten Hoffnung zu schöpfen, sofern man sich ein wenig zusammenreißt, in sich selbst und die Natur lauscht. Und wie B.B. in meiner Sig auch sagt: Freiheit, Güte, Gerechtigkeit, Geschmack und Großzügigkeit sind Produktionsfragen, sagte Me-ti zuversichtlich. Und Zuversicht, möchte ich fast ergänzen. Entschuldige bitte meine späte Antwort. |
22.01.2006, 16:01 | #4 |
abgemeldet
|
StainedGlas
sage mal wo liegt denn eigentlich diese usa ?
|
24.01.2006, 16:38 | #5 |
RE: StainedGlas
Hi Rah-Ja,
Ja, als Bild fuer Zuversicht funktioniert es so. Danke fuer deine Erlaeuterung. Was ich schon beim ersten Lesen interessant fand: Das lyrische ich koennte auch ein Vogel sein, oder? („Ich fliege durch die Baumwipfel“) Trotzdem ist er nur Beobachter. Konnte die Nebelschwaden nicht vertreiben. Hat vielleicht sein Lied verloren. Darum stelle ich mal so ganz vorsichtig deine Bemerkung in Frage, man brauche bloss in sich selbst zu lauschen. Oder sich zusammenreissen. In deiner Symphonie kommt die Hoffnung von aussen. Stained * @Haumi: Wo die USA liegen? Im Zentrum des Universums natuerlich, wo sonst! |
|
24.01.2006, 18:47 | #6 |
gesperrt
|
RE: StainedGlas
Ja, als Bild fuer Zuversicht funktioniert es so. Danke fuer deine Erlaeuterung. Was ich schon beim ersten Lesen interessant fand: Das lyrische ich koennte auch ein Vogel sein, oder? („Ich fliege durch die Baumwipfel“) Trotzdem ist er nur Beobachter. Konnte die Nebelschwaden nicht vertreiben. Hat vielleicht sein Lied verloren. Na, so war die Intention nicht. Das Lied ist doch immanent, ist im Gedicht, ist das Gefühl mit offenen Augen die Wunder der Natur zu schauen und anderen davon zu erzählen. Nicht Kriegsschauplätze oder ähnliches sind mein Geburts-Terrain (auch wenn ich manchmal kämpfe um die Würde der Natur der Weidegründe meiner Weisen zu verteidigen und zu verbreiten). Darum stelle ich mal so ganz vorsichtig deine Bemerkung in Frage, man brauche bloss in sich selbst zu lauschen. Oder sich zusammenreissen. In deiner Symphonie kommt die Hoffnung von aussen. Das stimmt nicht. Es ist ein Duett. Die Szene, die in meinem Kopf wie eine Filmsequenz abläuft, so bildhaft ist sie eingebrannt, und die Worte, die sie interpretieren ergänzen sie. Um mir und anderen zu dienen. Der Wert der Szene ist relativ ohne den Autor. Denn so spielt sie sich tausendfach ab am Tag. Nur sie auch wahrnehmen zu können, sogar die Gabe zu haben beschreiben zu dürfen, das ist doch die mystische Offenbarung, das erst wertet das äußere Geschenk um. Eine implizite Gabe können wir eh nie negieren: die Zeit. Auch sie spielt ihre Rolle in diesem Text. |