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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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22.03.2017, 10:50 | #1 |
Das Nicken der Stadttauben
All die Stadttauben
haben verlernt zu fliegen. Sie nicken mit den Köpfen, im Takt der Straßenmusiker, während die Ratten auf ferngesteuerten Spielzeugautos um die Wette fahren. Ich werfe Pennern neidische Blicke zu: Sie tragen schicke Hüte und aus ihren Schuhen wachsen wundersame Blumen. Meine eigenen Schuhe tragen mich widerstandslos zu Weideflächen aus Beton. Hier schauen ausgemergelte Milchkühe dem Beton beim Wachsen zu. Bissige Kaufhausregale hängen sich an meine Hacken. Picken, hacken, packen mich. Nur mit Mühe kann ich fliehen. Plötzlich fahre ich selbst mit den Ratten um die Wette und die Tauben grüßen mich nickend. Laufen gluckernd im Kreis und picken, gurren und nicken. Ich stimme ihnen zu. |
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22.03.2017, 10:57 | #2 |
Ganz schön cool ist das, klaatu. Glückwunsch zu diesem Wurf!
LG |
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22.03.2017, 14:07 | #3 |
Hey, Dankeschön! Ein Glück, dass ich ihn auffangen konnte!
LG |
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31.03.2017, 23:23 | #4 |
abgemeldet
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Anders, aber durchaus sehr lesenswert, klaatu.
Lieben Gruß Letreo |
02.04.2017, 22:46 | #5 |
Lieber klaatu,
find ich super den Text, Deinen Ausflug in die kuputtierte Modernität unserer Stadtlandschaft, großartiges Bild. Beste Grüße Stephanius |
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03.04.2017, 12:42 | #6 |
Danke, Stephanius! Ich hege ernsthaft die Befürchtung, dass irgendwann der Tag kommt, an dem ich auch kopfnickend durch die Fußgängerzone stolziere und McDonalds-Reste vom Boden picke...
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03.04.2017, 19:55 | #7 | |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Hallo Klaatu.
Zitat:
Dein Gedicht ist nicht grausig, das ist schön andersartig. Ich bewundere deinen surrealen Stil, und deine Betrachtungsweise auf die Gesellschaft. Liebe Unargrüße an Dich. |
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05.04.2017, 10:04 | #8 | |
Zitat:
LG |
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05.04.2017, 10:14 | #9 |
Lieber klaatu,
man kann wohl bei der Analyse der Gesellschaft nicht hart genug sein. Wir stehen schon vor Veränderungen und nicht alle sind positiv. Sicherlich war das zu allen Zeiten so und die Menschen haben ähnliches gesagt. Das heißt aber nicht man sollte heute dazu schweigen. Ich find den Text nach wie vor ganz toll. Beste Grüße Stephanius |
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05.04.2017, 16:53 | #10 |
Hey Stephanius!
Da stimme ich dir zu, das war sicher zu allen Zeiten so. Was aber die letzten paar Jahre angeht, empfinde ich die Richtung und Geschwindigkeit dieser Entwicklung allerdings nicht mehr als normal. Es kommen so viele Dinge zusammen, die eine mehr als explosive Mischung bilden. Schlimm finde ich, dass ich schon immer pessimistisch war und immer wieder und wieder bestätigt werde... LG |
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05.04.2017, 19:51 | #11 |
Hi klaatu,
was den Pessimismus angeht, da können wir uns sicherlich die Hände reichen, ich sehe es ähnlich wie Du, aber wie gesagt, ist es vielleicht auch nur die Empfindung auf Grund unseres begrenzten Blickwinkels. Insgesamt geht es immer weiter, aber bestimmte Handlungsstränge, bestimmte Entwicklungen innerhalb der Gesellschaften können schon enden, zum erliegen kommen. Hab es mal in einem Gedicht aus dem "Unsere Zeit" Zyklus versucht so auszudrücken: Alles zerfällt vor unsern Augen, zerrinnt dann zwischen unsern Fingern, staubig geht’s aus unsern Händen bald hervor. Alles was einst so feste war, betongleich wohl im Raume stand, Alles, … alles geht dahin. Verblassende Erinnerung, … nichts … so Garnichts bleibt, die braunen Zeiger stehn wohl bald auf Mitternacht! Ist sicherlich extrem pessimistisch, bedeutet aber nicht, dass es hernach nicht in irgend eine andere Richtung weitergeht, es sind nur Teile der gesellschaftlichen Entwicklung die veröden. Nun ja es gibt wohl noch viel Stoff für den Versuch zu kritischer Lyrik. Beste Grüße Stephanius |
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06.04.2017, 09:23 | #12 | |
Zitat:
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06.04.2017, 13:03 | #13 |
Tja lieber klaatu, die Aufgabe der Poeten wird es künftig sein,
lyrisch angenehme Formulierungen für Zeiten zu finden die von Digitaluhren angezeigt werden z.B. "und das Chronometer zeigt schon fast 00:00" es gibt noch viel zu tun Grüße Stephanius |
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10.04.2017, 08:38 | #14 |
@ Stephanius
Du glaubst ernsthaft es gäbe künftig Aufgaben für Poeten?? Dieses Chronometer ist meiner Meinung nach abgelaufen... Wir können im Grunde nur unsere Runden im Elfenbeinturm drehen, uns im Vorbeigehen die Hände schütteln und darauf hoffen, dass niemand unser Türmchen zum Einsturz bringt. Denke ich jedenfalls. LG |
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10.04.2017, 21:46 | #15 |
Lieber klaatu,
einreißen werden die Poeten die Welt nicht, aber vielleicht ein klein wenig dazu beitragen, sie ein bischen besser zu machen oder wenigsten dafür zu sorgen, dass man die "echte Illusion" hat, darin ein my angenehmer zu leben. Dazu müssen die Poeten wohl oder übel, ab und an mal, aus dem kleinen Fensterchen des Elfenbeiturmes hinaus schauen. Wenn er schon wackelt ists wohl zu spät Grüße Stephanius |
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10.04.2017, 21:56 | #16 |
Was habt ihr nur mit diesem Elfenbeinturm?
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10.04.2017, 22:27 | #17 |
Lieber Richard,
der Elfenbeinturm war nicht meine Idee, hab dies Bild aber dankbar aufgegriffen. Aus meiner Sicht wars im Sinne von im Leben stehn gemeint. Nur dann kann Lyrik vielleicht was bewirken. Gruß Stephanius |
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11.04.2017, 08:10 | #18 |
Die Künstler in ihrem Elfenbeinturm ist ja ein altes Bild. Aber eigentlich passt es ganz gut, wenn ich mir die Kunstszene ansehe - demnächst kommt dazu auch ein Text von mir... Und ja, Lyrik kann etwas bewirken. Aber leider auch nur bei den Leuten, die so etwas lesen. Und selbst da habe ich Zweifel.
LG |
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11.04.2017, 08:15 | #19 |
Lieber klaatu,
der geboren Pessimist eben ich hab da immer noch Hoffnung. Grüße St. |
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11.04.2017, 08:54 | #20 |
Ja, das bin ich wohl. Aber einer muss den Job ja machen!
Die Hoffnung stirbt verletzt... zuletzt... |
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