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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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06.10.2020, 14:56 | #1 |
Forumsleitung
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Erstarrung
Nackte Einsicht – rares Gut.
Doch nur selten fasst sie Mut, nochmal in die Welt zu springen, tief in Höhlen einzudringen, Lebens Gipfel wie auch Schluchten, große wie auch kleine Fluchten ohne Furcht vor bösen Geistern mit gerecktem Hals zu meistern. Still hockt sie im Ohrensessel, klüger zwar, doch mit der Fessel, die ihr Herz zum Bündel schnürt, bis es keinen Schlag mehr spürt. Schier beraubt von allen Sinnen wünscht sie: „Herr, nimm mich von hinnen, ehe Teufel mich verführen, in des Schicksals Topf zu rühren.“ Denn sie weiß: Verbrannte Hand hat ihr Abbild im Verstand: Nie mehr fasst sie nach dem Herd, den ein Höllenfeuer nährt. Ihre Narbe auf der Haut ist aus heißem Schmerz gebaut, der sie zu der Einsicht zwang: Lieber tot als Tatendrang. |
07.10.2020, 09:33 | #2 |
Liebe Ilka-Maria,
trotz lange Zeit, die ich nicht hier verbracht habe, erinnere ich mich nicht gut an deine Gedichte und habe einiges nachzuholen. Dieses Gedicht hier gefällt mir wahnsinnig gut. Insbesondere Still hockt sie im Ohrensessel, klüger zwar, doch mit der Fessel, die ihr Herz zum Bündel schnürt, bis es keinen Schlag mehr spürt. ist sehr stark. Die galoppierende Wirkung der Trochäen, für mich immer wahrnehmbar wie ein lebendiger Herzschlag, steht im Kontrast zu dem sich vom Leben entfernenden lyrischen Ich. Hat mir sehr gefallen! Ganz liebe Grüße Jana |
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11.10.2020, 23:27 | #3 |
Hallo Ilka-Maria,
manche "Verbrennungen" kann das Leben nicht mehr heilen.
Eindringliche Bilder! LG Perry |
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12.10.2020, 14:47 | #4 |
Kann mich Perry nur anschließen. Er formuliert, was auch mich beim Lesen mitnimmt.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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21.10.2020, 23:47 | #5 |
abgemeldet
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Hallo Ilka-Maria,
was mir hier besonders gefällt, ist der perfekte Rhythmus der sich beim Lesen einstellt. Eine wirklich gelungene Metrik, der keine Vereinfachung der Sprache entsprungen ist. Du schreibst hier sehr klassisch und hast an den Sätzen mit feiner Klinge geschnitzt. Ich mochte die letzte Strophe am meisten. Gebranntes Kind scheut das Feuer, würde ich als kurze Zusammenfassung des Inhalts interpretieren. Hat mir gut gefallen... Gruß Marcus |
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