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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger. |
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31.08.2008, 22:55 | #1 |
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520
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Offene Briefe
Auf bitten der Moderation vorweg einige Worte: In den offenen Briefen gebe ich nichts über den Adressaten preis. Die Briefe beinhalten ausschließlich eigene Gedanken und Assoziationen, die sich am Nick der angesprochenen Person entzünden. Vielleicht mag dies der Widmung eines Gedankens oder eines Gefühls gleichkommen. Wenn jemand seinen Namen nicht erwähnt sehen möchte, werde ich ihn ersetzen.
Liebe Pegamund, wurdest Du schon gefragt, ob Du Deinen 300. Geburtstag groß feierst? Lädst Du uns alle (oder wenigstens mich) ein? Wünscht Du Dir etwas Besonderes? Eine Ode? Einen fliegenden Teppich? Eine Galaxie? Eine Zeitreise ins Devon oder zum Tag Deiner Geburt? Es gibt doch auch so traurige Musik (Natalie Merchant - My Skin) und Mädchen, die das immerzu hören müssen und dann zwei Tage lang weinen. Vielleicht wünscht Du Dir auch das Rot eines Tränenregenbogens für Deine Fingernägel. Muss doch alles machbar sein. Ich geh schon mal los und säge dem keuchenden Alltag all die Ketten ab. Gleich morgen. Gleich morgen. Und die ukrainischen Frauen sollen dem Zorn unserer Zeit ein Schlafliedchen summen. Und ihre unsichtbaren Männer trinken Vodka und schweigen wunderschöne Märchen. Wohin soll es gehen? Es grüßt Dich tagedieb |
01.09.2008, 16:20 | #2 |
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520
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Lieber Pilger
... wenn man aus allem - gleich einem Scherenschnitt - die Bekanntschaft zweier Menschen ausschneidet, wie sähe dieses Negativ aus, wie fühlte es sich an, besäße es eine eigene Schönheit? Gibt dieser Schattenriss von etwas nicht Sichtbarem in hundert Sprachen flüsternd die Geheimnisse zweier Seelen preis? Oder verläuft sich die umfassende Kenntnis dieser Welt in ein kaltes Vergessen - also in eine immer leerer werdende Zeit. Das frage ich mich. Auch in den modernen Beziehungen begegnen uns doch "nur" die alten Dinge, die uns Menschen seit jeher bewegten. Wozu also all diese Fluchten? Wozu all das Augenverschließen? Wohin soll es gehen?
Es grüßt Dich tagedieb |
01.09.2008, 23:36 | #3 |
Dabei seit: 07/2005
Beiträge: 520
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An das Mädchen in den Wolken
... ich weiß Deinen wirklichen Namen und Du weißt, dass ich ihn immer gerne ausgesprochen habe. Die Frau aber, die diesen Namen heute trägt, kenne ich nicht mehr. Wie können wir auch eine feste Bezeichnung für irgendetwas finden, wenn schon ein Fluss nicht derselbe ist, so wir ein zweites Mal in ihn hinein steigen. Und kein ausgesprochenes Wort gleicht dem anderen. Freund. Freundin. Freund. Freundin. Es muss dies immer etwas anderes bedeuten, wenn wir einander wirklich erkennen wollen. Begriffe sind ja nur Verlegenheit und doch liegt eine bestimmte Weisheit in ihnen. In unserer unzureichenden Sprache blicken wir letztlich allein auf das Wesen der Dinge.
Und es ist nur ein kleines Wort, das uns den einzigen Bestand dieser Welt erst lehrt: den Wandel. Alles Lebendige, alles Schöne, alles Vergängliche verweigert sich jeder Fessel - auch der des Wortes. Das "Nein" dieser Welt ist die einzige Wahrheit. Sag mir also nicht, wohin es geht. Es grüßt Dich tagedieb |
02.09.2008, 15:04 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 1.530
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-closed, weil solche briefe auch in den diversen spamthreads schreibbar sind-
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03.09.2008, 21:23 | #5 |
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 305
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als Interimslösung [wir warten nachwievor auf die Zustimmung] geöffnet und in den Prosabereich verschoben; Beschwerden bitte ausschließlich an mich.
Die moderativen Hinweise werden in spe entfernt. |
07.09.2008, 01:20 | #6 |
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785
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Lieber tagedieb
Du weißt schon lange von der Kraft, die Seelen ineinander schmiedet, gänzlich unabhängig von Raumordnung, Zeitrechnung oder Logik. Wie mächtig ist dieses Band, dass es sogar erhalten bleibt, wenn einer sich losreißt, der sich von der Hitze geblendet fühlt oder die Augen davor verschließen will?
Ich frage mich das schon länger, denn nicht nur meine Arme sind gezeichnet. Ich habe die Augen aufgemacht und sehe. Sterne. Wenn sie auch im Dunklen nicht immer gleich gut zu erkennen sind, sie sind da. Bedeutet ihre Existenz nicht, dass das Strahlen alle irdischen Grenzen unbeeindruckt überwindet, sich unbeirrt bis in uns fortsetzt und uns sternschnuppernd an unsere wichtigsten Wünsche erinnert? Vielleicht müssen wir es nur wagen, sie noch glühend in die Hand zu nehmen. Schmerz und Glück sind einander so ähnlich. Lieber tagedieb, dein Stern ist dir aus der Finsternis zugefallen. Behältst du ihn? Du bräuchtest den Tagen kein Licht mehr zu stehlen. Du selbst wärest hell. Wohin würde es dann gehen? Sag, wohin? Es grüßt Dich apnoe |