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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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21.12.2022, 10:10 | #1 |
Von Menschen und von Bratendüften
Im Park gehen die Stummen um schlurfen in zerschundnen Leben Ein Schluck, Gebrumm, ein Schluck, Gesumm: Ausgetrunken, hingesunken Das bisschen Leben ausgegeben für einen Wodka, einen Rum Schlurfen die Toten in den Gassen Versunken in dem Fuselrest Erinnerungsschlamm, nicht mehr zu fassen doch wissen sie noch um das Fest Da war etwas mit Tannenbäumen Darinnen war einmal ein Nest Und in dem Nest lag einst ein Kind Wie alle Kinder rein und weich Ein Kind, perfekt, wo alles stimmt Und voller Liebe, schon so reich wie wenige am Ende sind Ein bis zum Platzen angefülltes Kind Mit Liebe, Lachen, Freudentränen Den Städter bei den Händen nehmen Im Suff die inmergleichen Sprüche Geben bitte, bitte geben Was sind noch Wünsche, was schon Flüche Was heißt verwünschen, was vergeben Und durch die Häuser ziehen Gerüche von Zimt und Wein durchs traute Heim Am Tannenbaum liest Opalein Legenden uns bei Kerzenschein von Menschen und von Bratendüften |
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28.12.2022, 21:12 | #2 |
Hi lieber Dionysos,
Bei Menschen mit den Bratendüften dürfte es sich um Menschen handeln, die sich noch den Braten zu Weihnachten leisten und in die Röhre schieben können, die anderen dürfen zumindest in die Röhre schauen. Betroffenheitslyrik? Moralin zum Weihnachtsfest? Finger in die Wunden einer unsolidarischen Gesellschaft? In einer prekären Umgebung sieht Weihnachten sicherlich anderes aus, als im Wohlstandsbauch einer Gesellschaft. Der alljährliche Wermuttropfen ist dem gemütlichen Fest einfach nicht auszutreiben, der die Betroffenheit immer wieder aufs Neue entzündet. Joseph und Maria suchen dringend eine Unterkunft ( in Deutschland gibt es z.Zt. 37000 Obdachlose). Welch ein Widerspruch, beim bloßen Gedanken an Obdachlose oder Flüchtlinge will so mancher teure Weihnachtsbraten denn auch sofort im Halse stecken bleiben, obwohl wir aus reiner Solidarität noch die Wochen zuvor am Glühweinstand reichlich mitgetrunken haben. Das Geld hätten andere bitternötig gehabt. Dieses Bewusstsein muss schon ordentlich unterdrückt werden, damit' s richtig schmeckt, und ein Familienfest gelingt. Im Angesicht eines umherstrolchenden Joseph mit seiner schwangeren Maria, die wir zudem gar nicht kennen, gehen jedoch selten Geschenke außer Haus oder gar Türen auf. Wir sind emotional mit Sicherheitsbeschlägen und Misstrauen aussgestattet und feiern etwas, wo der ursprüngliche Bezug weitesgehend verloren gegangen ist. Wir fressen uns doof und grenzen uns vom Elend der Fremden mit stillem Unbehagen ab. Wir? - für wen rede ich? - natürlich sind das immer die anderen. Augen zu und durch, bald ließe sich das Fest nur noch hinter geschlossenen Läden feiern, mit der Dekadenz eines Besitzstandsdenkers, in schlechten Zeiten ist sich jeder der Nächste, denn wer weiß, worauf wir uns noch einzustellen haben? Dabei steht das Symbol der kunstvoll geschmückten Krippe oft im Mittelpunkt eines geheizten Wohnzimmers und hat mit dem Außen nichts mehr zu tun. Wer zudem noch kleine Kinder hat, dem ist die geschlossene, heile, kuschelige Welt i.d.R.heiliger als der Blick in die realexistierende Wirklichkeit. Überwiegend bleibt man lieber gemütlich unter sich und trotzt dem Widerspruch zwischen Anlass und Feier. Danke, dass du die Fenster aufgerissen hast und den Blick freigibst. Zum Glück hilft der Klimawandel in unserer Region aktuell kräftig mit, sodass hoffentlich nicht so viele erfrieren. LG Donna |
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30.12.2022, 16:30 | #3 |
Merci !
Hi Donna,
ich habe es mir mittlerweile in meiner städterischen Großkotzigkeit zur Angewohnheit gemacht an einem bestimmten Tag in der Woche auf dem Weg zum nachtischlichen espresso doppio macchiato (natürlich van dyck!) im Espresso perfetto "an Kolumba" auf der Breite Straße 200 Euro zu ziehen. Wenn ich wieder zurück bin ist das Geld -großzügig gestückelt- an die Obdachlosen verteilt, die auf der Straße schlafen.. für die zusätzlichen anderen würde es dreimal nicht reichen... Zu viele Menschen leiden auf den Straßen. Es zerreißt einem das Herz, nicht nur zur Weihnachtszeit, denn in jedem Obdachlosen leidet eine Seele zu viel... Einen guten Übergang in 2023 wünsche ich Dir und allen Lesern, Schreibern und Ilka dieses Forums: viel Gesundheit, schöne Momente und immer das notwendige bisschen Glück bei allen Unternehmungen. mes compliments Dioynsos |
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