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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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08.10.2022, 11:57 | #1 |
Die Zeit: Macht und Ohnmacht im Wechselspiel
Die Zeit: Macht und Ohnmacht im Wechselspiel
Wir haben sie im Überfluss und doch ist die Ressource knapp, so kostbar, flüchtig wie des Glückes Kuss: die Zeit. Von ihr hängt Alles ab. Sie hat die Kraft, Sehnsucht zu wecken, in ihr verliert sich mancher Schrecken, sie lässt erinnern und auch hoffen, und viele Fragen angstvoll offen. In ihr steckt das Vergeben, in Weisheit, Dankbarkeit zu leben, sie lässt auch Alles zu ganz ohne irgendein Tabu. Ihr Wesen stetige Gelegenheit, für Irren und Besonnenheit, mit ihr gedeiht Vertrauen, Erneuern und Aufbauen. Sie hilft und sie heilt Wunden, doch sind wir stets an sie gebunden. Sie führt hinein und aus der Dunkelheit mit ihrer Wechselhaftigkeit. Sie steht für Wachstum und für Reifen, als Kern für Zögern, - den Moment ergreifen. Nicht selten Langeweile sie gebiert und jedes Ende wird durch sie fixiert. Wenn sie gewährt und auch verleiht, dann schreitet duldsam diese Zeit so gleichermaßen passiv fort und weilt recht brav an jedem Ort. Als Dienerin im Weltgefüge schaukelt sie die Lebenswiege, als Rahmen nur für das Geschehen, was immer wir darin begehen. Sie folgt da nur der Weltenuhr, die wahre Macht hat die Natur, der Mensch mit ihr im Widerstreit und auch im Kampfe mit der Zeit. Mal hebt sie schroff den Zeigefinger, dann schaffen wir sie als Bezwinger, in diesem ewgen Wechselspiel da trotzen wir, gar nicht servil. Wir selbst sind Meister unsrer Zeit, und doch sind wir auch ihre Sklaven, nur, wenn wir auszufüllen sie, bereit, dann sehn wir uns im sichren Hafen. Die Zeit tut nichts, ist einfach da, still ohne Glanz und Gloria, der Mensch allein zerschneidet sie, verleiht so Macht zur Despotie. Wohl gütig, duldsam lässt sie walten, doch, wenn wir sie so strikt gestalten dann ist an ihr manipuliert, so sie nun selbst fortan diktiert. Mit Zielen, Lebenshunger und Programmen kommt allzu viel für uns zusammen, so überlasten wir das Leben und die Zeit, sind gegen all die Zwänge nicht gefeit. Soeben dominierten wir die Zeit, allein zu unseren Bedingungen bereit, schon morgen sieht unser Verlangen sich einmal mehr in ihr gefangen. Die Zeit bekommt erst wirklich Macht, indem der Mensch aus ihr Termine macht, zunächst bestimmen nun Mal wir und folgen als Gestresste immer ihr. Und doch fährt dieses Zeitenschiff mit ihrem Flüchtigkeitsbegriff auf jenen Wogen der Unendlichkeit, für die Veränderung steht auch die Zeit. |
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08.10.2022, 12:11 | #2 | |
Forumsleitung
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Guten Morgen,
offen gesagt habe ich das Gedicht nicht vollständig gelesen, denn es ist von der Länge her schon eher eine Bergpredigt. Und außerdem ist mit den ersten beiden Versen Zitat:
In den ersten beiden Versen des Gedichts steht alles, was Zeit für uns Menschen bedeutet. Sie ist in Fülle da, und wir bewegen uns in ihr wie auf einem Strahl. Aber wir können nur in eine Richtung gehen, und deshalb glauben wir, dass auch die Zeit linear verläuft. Aber wir wissen nicht, ob das stimmt. Ergo ist für uns die Zeit in der Jugend noch in Fülle da, aber sie nimmt ab, je älter wir werden. Das ist natürlich eine subjektive Erfahrung, denn die Zeit ist immer da. Jedenfalls, solange es Bewegung in der Welt gibt, so dass Zeit erkennbar wird. Sorry für dieses Urteil, es ist nicht böse gemeint. Aber das Phänomen Zeit ist hoch-philosophisch und nicht mit ein paar romantischen Allgemeinplätzen erklärbar. LG Ilka |
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08.10.2022, 13:18 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Hallo Luigi B,
ich kann mich sehr für lange Gedichte erwärmen, gesetzt den Fall, da ist Bewegung drin, da sprudeln Verse und ich erfahre was Neues. Anders ist es mit litaneiartigen Gedichten, in denen allzu schnell die Spannung raus ist. Ilka-Maria spricht von der Ähnlichkeit zur Bergpredigt. Liebe Ilka-Maria, du weißt, dass ich kein Christ bin. Aber in der Bergpredigt steckt mehr Zunder als sich mancher träumen lässt. (Ich müsste eigentlich als Einäugiger durch Leben tapsen). Liebe Grüße, Heinz |
08.10.2022, 14:12 | #4 |
Forumsleitung
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Das stimmt, Heinz. Und für Jesus war die Zeit kein Thema.
Meine Vergleiche waren nicht passend. Was ich zu bemängeln hatte, habe ich aber in meiner Kritik hinterlassen. |
22.10.2022, 13:27 | #5 |
Zu Ilka Maria
Hallo Ilka,
danke, für Deine ausführliche Stellungnahme. So sehr ich Deine gegenteilige Meinung schätze, diesmal hast Du es Dir mit Deiner Kritik und der Reduzierung auf 2 Verse etwas einfach gemacht, zumal Du das gar nicht so lange Gedicht ja nicht einmal ganz gelesen hast. Über so ein abstraktes Thema könnte man sich sehr wohl auch noch länger aufhalten. Meine Absicht war es, nicht eine Abhandlung zum Thema Zeit zu vollführen, sondern einfach Gedanken mit Worten spielen zu lassen. Gleichwohl gibt es auch eine Aussage. Da es hierbei weder um Emotionen, Forderungen, Warnungen, Kritik, Wünsche oder Träume geht, kann da auch kein Zunder dahinterstecken, was Heinz anmahnt. Ich habe hier die Ambivalenz mit dem zeitlichen Begriff ansprechen wollen, nämlich, dass die Zeit selbst nichts wirklich aktiv gestaltet und doch ohne ihr Fortschreiten nicht geschieht; des Weiteren, dass die Zeit an sich von ihrer Begrifflichkeit das immerwährende denkbar Gleichförmigste ist und doch in unserem Denken als Sinnbild für Veränderung steht. Hauptpunkt des Gedichtes ist der Dualismus von Mensch und Zeit. Hat der Mensch Macht über die Zeit oder umgekehrt? Da zu gäbe es theoretisch 4 Möglichkeiten als Antwort und keine muss richtig sein. Es sollte der Gestaltungsform eines Gedichtes auch möglich sein, Gedanken zu äußern, ohne etwas bewegen zu wollen. Natürlich ist es ein Wagnis zu einem so komplexen, abstrakten Begriff ein Gedicht zu machen, aus meiner Sicht doch noch besser als die Philosophen darüber schwadronieren zu lassen. LG Luigi B |
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22.10.2022, 19:02 | #6 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Aber du hast recht: Der Begriff der Zeit ist abstrakt (und eigentlich nicht, denn wir haben Mittel, sie zu erkennen und zu messen oder durch unsere Beobachtung von Bewegung und Veränderung zu glauben, dass wir Zeit erkennen können). Und sie ist komplex, wenn man sie festzumachen versucht. Seit Einstein wissen wir, dass es Zeit gibt, weil er bewiesen hat, dass sie relativ ist; und doch ist es für uns schwer vorstellbar, wer denn Zeit wahrnehmen und beschreiben könnte, wenn es kein Leben gäbe, das Bewegung und Veränderung im Raum wahrnehmen und beschreiben kann. Spielte es dann eine Rolle, dass es die Zeit gibt? |
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Lesezeichen für Die Zeit: Macht und Ohnmacht im Wechselspiel |
Stichworte |
macht, weltenuhr, zeit |
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