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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 16.07.2022, 01:07   #1
Ex-Pennywise
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Standard Ivy-Ann´s Haus

Das Efeu am Boden kriecht langsam seit Tagen
und Jahren mit tastenden Fingern voran,
um sich aus der Deckung der Büsche zu wagen,
gen Giebel zu klettern, die Mauern entlang.
Der Abstand der Bäume zum Haus ist gebührend,
der Mondschein hat meistens was Besseres vor.
In lichtlosen Nächten dringt manchmal verführend
der Klang ihres alten Pianos ans Ohr.
Hoch oben am Erker vom östlichen Zimmer,
tanzt dann hinter Resten von staubigem Glas
zum Takt der Musik ein pulsierender Schimmer
und wirft scheinbar atmende Schatten aufs Gras.
Sie hat vor Dekaden sich all ihrer Lasten
und Leiden anhand eines Strickes befreit
und wiegt sich im Luftzug gleich über den Tasten
mit klappernden Knochen und raschelndem Kleid.
Ein jeder der Ivy-Ann´s lieblichen Noten
im kniehohen Gras vor dem Hause verfällt,
verendet im Efeu in Schlingen und Knoten
und ist schon am Morgen ein Teil ihrer Welt.

Geändert von Ex-Pennywise (16.07.2022 um 10:20 Uhr)
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Alt 16.07.2022, 09:13   #2
männlich Epilog
 
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Standard Unheimlich ... schön

Hallo Pennywise, das ist wieder eine Deiner magischen "Gespenstergeschichten", die Du in tänzerischem Rhythmus und in stimmigen Worten respektive Bildern schilderst - ich musste gleich wieder an "Die Frau von der anderen Seite des Sees" denken. Unwillkürlich wollen sich einem weitere Fragen aufdrängen, was sind die Hintergründe? Unglückliche Liebe? Einsamkeit? Unheilbare Krankheit? Es liegt in der Natur der Sache, dass das Spekulation bleiben muss (Ist wahrscheinlich auch besser so) ...

Du lobst meine Sprachmalereien meistens uneingeschränkt - bei mir kommt hier und da wieder der Oberlehrer/Literaturdozent/Onlineredakteur durch:

Gleich beim ersten Wort bin ich mir sicher, dass es der Efeu heißen müsste, hm?

In den Zeilen 13 und insbesondere 14 stolpere ich irgendwie beim Rhythmus, möglicherweise ist das meine ganz individuelle Sichtweise. Ich fände hier allerdings zum Beispiel auch den Genitiv "poetischer", also etwa "Sie hat vor Dekaden sich all ihrer Lasten/und Leiden anhand eines Hanfseils befreit" ...

Naja, das sind nur relativ unerhebliche Feinheiten - damit, dass ich mir derartige Gedanken mache, hat sich die Mission Deines Gedichts ja schon erfüllt.

Einen schönen Samstag wünscht

EPI
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Alt 16.07.2022, 09:56   #3
Ex-Pennywise
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Moin Epi,
hoffe, es geht Dir gut.
Efeu... Ich höre hier ständig immer nur das Efeu und selbst bei meinem damaligen kurzfristigen Ausflug in den Gärtnerberuf sprach man immer: "Mach mal das Efeu weg". Ich habe das voll übernommen. Habe eben gegoogelt. Und Du hast Recht. Der Duden sagt das ebenfalls. Wobei man im Netz findet, dass der Singular2 Das Efeu lautet. Ich stolpere ehrlich gesagt über Singular2. Vielleicht kann mich hier mal einer aufklären. Ich ändere es aber definitiv in "Der Efeu".
Ich stolpere zwar nicht in Vers 13 und 14, finde aber Deinen Sprachgebrauch schöner. Das werde ich übernehmen. 3 Uhr war auch eine harte Zeit. Habe lang dran gesessen und wollte so Recht keine Konzentration mehr finden. Wobei ich aus dem Hanfseil einen Strick mache.

Die Frau von der anderen Seite des Sees ist nicht als klassische Spuklyrik geschrieben worden. Es ist eine einzige Metapher. Aber der Klang geht in die ähnliche Richtung. Aber es ist eher eine dramatische Liebesgeschichte, während hier sowas nicht zwischen den Zeilen steht. Ich wollte Ivy-Ann sogar oben im Raum am Piano aus Efeuranken bestehend ihre Lieder spielen lassen. Aber das hätte ich glaube ich nicht gut umgesetzt. So passte das dann.
Danke für dein Feedback. Da konnte ich einiges rausziehen.

Gruß

Pennywise
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Alt 16.07.2022, 10:12   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Efeu... Ich höre hier ständig immer nur das Efeu und selbst bei meinem damaligen kurzfristigen Ausflug in den Gärtnerberuf sprach man immer: "Mach mal das Efeu weg". Ich habe das voll übernommen. Habe eben gegoogelt. Und Du hast Recht. Der Duden sagt das ebenfalls. Wobei man im Netz findet, dass der Singular2 Das Efeu lautet. Ich stolpere ehrlich gesagt über Singular2. Vielleicht kann mich hier mal einer aufklären.
Guten Morgen, Pennywise,

wenn ich im Duden nachschaue, steht dort, "Substantiv, maskulin, oder Stubstantiv, Neutrum". Sowohl "der" als auch "das" ist also in Ordnung, und tatsächlich ist mir beides aus dem täglichen Sprachgebrauch geläufig.

Auf Google würde ich mich hingegen nicht verlassen.

Dir ist ein malerisches Gedicht gelungen, flüssig und rhythmisch geschrieben. Das einzige, was stört, ist das angelsächsische Genitiv-"s", das wohl dem englischen Namen geschuldet ist, aber dennoch in einem deutschen Text nichts zu suchen hat und das Schriftbild nicht gerade verschönert. Aber das ist Ansichtssache und liegt in der Freiheit des Dichters.

LG
Ilka
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http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 16.07.2022, 10:29   #5
Ex-Pennywise
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Danke Ilka, dass Du Licht ins Dunkel bringst. Ich fand den männlichen Artikel vorm Efeu etwas störend, weil das Gedicht um Ivy doch eher weiblich geprägt ist.
Es scheint aber so, dass "der Efeu" gebräuchlicher ist.
Klanglich finde ich es anders aber besser.

Danke für Euer beider Feedback.

Pennywise (der noch nie so oft n Gedicht geändert hat)
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Alt 16.07.2022, 10:40   #6
weiblich Ilka-Maria
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Ich ziehe "das Efeu" vor. Aber im Grunde ist es egal.
__________________

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Alt 16.07.2022, 11:11   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo Pennywise,

nach den fachlichen Antworten nur eines: Ich habe es gelesen und umgehend auf Favorit geklickt. Ich mag solche Geschichten über Geister sehr, und dann auch noch so toll verdichtet! Man könnte zu der Sprachmelodie tanzen.

LG DieSilbermöwe
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Alt 16.07.2022, 20:07   #8
männlich Nöck
 
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Ich hatte noch nie ein Gedicht zum Favoriten erhoben, heute aber soll deines, lieber Pennywise, zu einem werden. Für mich stimmt hier alles, bravo.

Irgendwie klingt ganz hinten in meinem Kopf das Lied "Tiptoe Through the Tulips".

LG Nöck
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Alt 16.07.2022, 22:13   #9
Ex-Pennywise
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Moin Silbermöwe und Nöck,

wow, vielen Dank. Das freut mich.

Wünsche Euch einen schönen Abend.

Pennywise
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Alt 16.07.2022, 23:28   #10
männlich MonoTon
 
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Hallo Pennywise

Das fachliche wurde ja geklärt, ich möchte kurz was floristisches anbringen.
Im Botanischen heißt der Efeu auch Hedera helix
Die botanische bezeichnung würde dem Efeu mehr tiefe verleihen, allerdings macht es die bezeichnung auch schwerer sofort zu verstehen dass es sich um Efeu handelt.

Ich möchte nur einen Vorschlag unterbreiten, eventuell gefällt der Denkansatz ja?

Zitat:
Das/Die Hedera helix kriecht langsam seit Tagen
und Monden mit tastenden Ranken voran,
um sich aus der Deckung der Büsche zu wagen,
Efeu braucht selten Jahre und auch nicht notgedrungen Licht um zu wachsen. Hinzukommt das mir das Wort Finger im bezug auf die Efeu"ranken" oder "schlingen" nicht gefällt. Deswegen kam mir der Gebrauch des Efeu im vergleich mit dem Titel etwas eigenartig vor und ich möchte folgendes Anmerken.

Der Toxicodendron radicans "Poison Ivy" ist kein Gewächs aus der Efeugattung, auch wenn er sich kriechend verbreitet. Er ist ein Sumachgewächs
Stört die meisten Laien aber nicht weiter, weil man das auf Anhieb auch nicht auf Richtigkeit googelt oder hinterfragt. Nur ich tu das weil ich jedem mein unnötiges Wissen aufdrängen möchte.

Lg Mono
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Alt 17.07.2022, 00:36   #11
Ex-Pennywise
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Moin MonoTon,

danke fürs Beschäftigen mit meinem Text.
Ich erkläre kurz meine Ansätze, denn bei den meisten Dingen habe ich ganz bewusst die Worte gewählt, die im Text stehen. Ich werde das allerdings so machen, dass ich vielleicht nicht allzuviel von meinen Gedanken preisgebe, denn damit nehme ich Lesern die Möglichkeit, vielleicht andere Deutungen für sich zu entdecken. Und den Prozess finde ich oft gerade spannend. Wobei ich aber auch zugeben muss, dass hier gar nicht so viel zwischen den Zeilen steht, wie ich das hin und wieder schon mal mache. Es ist einfach ne Spukgeschichte, eine Sage.
Zu den Fingern des Efeus. Das habe ich bewusst gemacht. Ich beziehe mich da auf die Haftwurzeln, mit denen sich Efeu an jeder kleinen Kerbe oder Pore einer Oberfläche "festkrallt". Außerdem will ich das Efeu hier nicht wirklich aus botanischer Sicht betrachten, denn es ist hier keine normale Pflanze. Es ist Teil des Spuks. Dass Efeu ziemlich wuchert weiß ich leider aus eigener Erfahrung. Unter anderem Erfahrungen aus meinem Garten. Leider.

Die Jahre, die ich hier nach den Tagen aufgeführt habe, sollen eigentlich nur vermitteln, dass dort alles sehr überwuchert ist. Es ist quasi überall. Auf dem Boden, an den Mauern, bis durch kaputte Fensterscheibe. Diese "Eroberung" hat allerdings als Prozess lange Zeit gedauert. So ziemlich genau die Jahre, die Ivy-Ann da unterm Dach hängt.
Um eben diese Brücke zwischen Ivy und dem Efeu zu schlagen, möchte ich nicht mit dem botanischen Namen auf eine falsche Fährte locken. Es ist zwingend notwendig, dass hier direkt klar ist, dass es um Efeu geht, denn das Bild dieser Umgebung des Hauses, die von Efeu dominiert wird, ist essentiell.
Dass es unter den Büschen seinen Anfang genommen hat, macht das Ganze noch etwas verstohlener. Eroberung aus dem Verborgenen.
Dass mit dem Poison Ivy wusste ich hingegen nicht. Ich dachte, es wäre eine Efeuart und der allgemeine Begriff sei im Englischen eben Ivy. So spuckt es allerdings auch der Übersetzer aus. Ich weiß nicht, wie die Engländer Efeu im allgemeinen nennen. Das wäre zu recherchieren.
Übrigens empfinde ich das grundsätzlich nicht als unnötiges Wissen. Mich interessiert das sogar. Ist "Ivy" also im Englischen wirklich und einzig auf Poison Ivy reduziert? Ich finde keine klaren Angaben.

Ich hoffe, Du kannst aufgrund meiner Erklärungen nachvollziehen, dass ich bei meinen wirklich lang überlegten und einige Male umgeschriebenen Begriffen bleibe, denn sie malen das Bild, das ich mir genau vorgestellt habe.
Grundsätzlich bin ich aber auch immer sehr dankbar, wenn sich User hier so detailliert mit dem Geschriebenen auseinandersetzen. Hier in diesem Faden haben das ja schon ein paar Leute gemacht. Mir fällt bei sowas auch immer Flocke ein. Ich finde es persönlich noch viel schwieriger, so in einen Text einzutauchen, wie das hier manchmal passiert, als ihn zu schreiben. Daher bin ich meiner Meinung nach auch alles andere, als ein guter Kritiker. Das liegt mir einfach nicht. Das ist für mich nochmal ein Handwerk für sich.
So, Zeit fürs Bett.

Gruß

Pennywise
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Alt 17.07.2022, 20:26   #12
männlich MonoTon
 
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Zitat:
Ist "Ivy" also im Englischen wirklich und einzig auf Poison Ivy reduziert? Ich finde keine klaren Angaben.
Im englischen wird Ivy richtig sein, seine Bedeutung wäre Efeu, ja.
Allerdings besteht eine Pflanze immer aus Art-Familie und Sortenname in der Agrar-Branche, als Beispiel "Art=Hedera/Familie=helix/Sorte=Goldheart"
ich assoziierte deinen Efeu der doppelt gemoppelt zur Ivy wurde mit "Poison Ivy" was ein tatsächlicher Sortenname einer Pflanzenart ist, die aber nicht dem echten Efeu sondern dem Giftefeu angehört. Toxicodendron radicans. Welcher ein Sumachgewächs ist. Der Fehler lag bei mir.

Ich frage mich aber wozu der Efeu in Bezug zu einer weiblichen Person gestellt wird, sogar in konkrete Beziehung und Charakterisierung dieser Person. Ivy-Ann hat in mir vermutlich die Assoziation einer giftsprühenden Frau hervorgerufen. Zu unrecht, da nirgends steht dass es sich um Gift handelt.
Vielleicht ging auch einfach der Weeb mit mir durch als ich Poison hinzudichtete weil ich den Anglizismus Ivy mit einer grünen Frau verbinde, die an Batmans Ranke will um an ihm Blasen zu verursachen.

Du sprichst die Haftwurzeln eines Efeu an und dass du sie mit Fingern vergleichst, ansich gefällt mir das Bild.
Wusstest du, (vermutlich ja) das der Efeu eine Aufsitzer/Schmarotzerpflanze ist?
Seine Wurzeln greifen gitterartig wie ein Geflecht alles an, was in ihre Reichweite gerät und ziehen oft sämtliche Feuchtigkeit aus allem woran sie sich entlang haften. Was darunter liegt ist oft zum sterben verdammt. Sie entziehen dem Nährboden jegliche Substanz und graben sich oft so tief, dass sie darunter liegende Festkörper regelrecht zersetzen und zersprengen.

Zu deinem Gedicht muss ich zugeben, dass ich gar nicht mehr als die von mir zitierten 3 Zeilen gelesen habe. Mir brannte sich die Assoziation vom Gift-Efeu augenblicklich ein, um den es nicht einmal handelte.
Daher auch mein Kommentar dass ich unnötiges Wissen anbringen wollte.
Dein Kommentar ist viel zu freundlich gegenüber meiner eher Kontext unbezogenen Kritik.
Ich habe Angst zu tief in Texte zu tauchen weil ich oft in zu lange Kommentare abdrifte die niemand lesen will. Zumindest nicht von mir.

Wenn man deinen Text genauer betrachtet, könnte man ihn ebenso gut in 5 Strophen/á 4 Zeilen aufteilen die alle im Kreuzreim verfasst sind. Allerdings wäre das tatsächlich Phonetisch unangebracht, da der Text einem Fließtext anmutet der es unabdingbar macht es wie ein Rankendurchzogenes ganzes zu lesen. Eine Schreibweise die mich an den Autoren Perry erinnert. Fein verwobene Netze aus Gedanken und weiterführenden Pointen.
Nur hier noch Zeilenübergreifender da keine Strophenaufteilung besteht. Was ein Muster schwerer Erkennbar macht und oft das Lesen hetzend erscheinen lässt. Als wolle man schnell durch einen langen Text jagen.
Ich bin mir sicher, dass die meisten die deinen Text gelesen haben ihn mehrmals lesen mussten, da sie aufgrund des vorgegebenen Tempos oft schon den Anfang nicht mehr konkret in Erinnerung rufen konnten.
Strophen dienen nicht nur dem optischen, sie haben auch den Nutzen gelesenes verinnerlichen zu können.

Lg Mono
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Alt 17.07.2022, 22:32   #13
Ex-Pennywise
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Moin MonoTon,

das mit dem Efeu und seinem Parasitentum ist mir nur zu gut bekannt, denn mein Flieder wird regelmäßig im Garten "befallen".

Dass Du zunächst nur die ersten drei Zeilen des Gedichtes gelesen hast und dann einen langen Kommentar dazu verfasst, überrascht mich in der Tat etwas. Sooo schlecht fand ich es jetzt nicht, als dass man nach drei Zeilen aussteigt.
Aber einen Text zu Ende zu lesen, lässt einen doch nicht automatisch tief darin hinabtauchen. Dann dürftest Du ja hier immer nur halb lesen.

Jedenfalls habe ich kein Problem mit langen Kommentaren. Im Gegenteil. Sie imponieren mir, wie oben erwähnt. Ich habe ja gesagt, dass ich zwar Lyrik verfassen, aber ganz schlecht in der Tiefe bewerten kann. Die Leute, die das können und tun, sind mir essentiell wichtig. Nur, dann aber bitte nicht nur meine ersten drei Verse.

Das mit den 5 Strophen a vier Zeilen ist absolut richtig. So wurde es auch verfasst. Da es sich hier aber um eine fließende Geschichte handeln soll, wollte ich keine abrupt abgehackten Strophen aufführen. Das hast Du richtig erkannt. Dass Du die Schreibweise mit Perry vergleichst, ehrt mich. Auch wenn Du es nicht vom reinen Stil meinst. Denn da sind wir unterschiedlich. Perry reimt nicht, ich reime nur.

Deine Ansicht mit den Strophen teile ich bei 20 Versen ehrlich gesagt nicht. Ich finde, dass Du Recht hast, wenn es um einen Text geht, der unheimlich verschachtelt ist, und bei dem der Autor viel verschlüsselt, so dass man schon die ersten Verse immer wieder lesen muss, um überhaupt das Thema des Textes zu verstehen. Hier ist es einfach eine komplett offengelegte Spukgeschichte. Wie eine kleine Sage. Frau erhing sich vor zig Jahren (warum überlasse ich der Fantasie des Lesers) und spukt in diesem fast vergessenen Haus in irgendeinem entlegenen Waldwinkel (warum ist auch hier aufgrund des fantasiebeladenen Themas völlig offen und interpretierbar) und ist irgendwie mit dem Efeu verbunden oder ist sogar irdisch durch das Efeu noch vorhanden. (Auch hier kann man da ganz viel Spielraum bei der Antwort auf die Frage "Warum?" lassen.
Vielleicht hat sie diesen Beinamen Ivy auch nur aufgrund dieser Geschichte bekommen und vorher lebte in diesem Haus einfach nur Ann...
Und vielleicht ist es auch wirklich nur eine Geschichte, die der Erzähler im Gedicht schildert. Einfach eine der Legenden, die sich um alte Häuser ranken. (Welch interessantes Wortspiel! )
Um nochmal auf die Strophenaufgliederung zu kommen. Du schreibst, dass Leser sich möglicherweise gehetzt durch den Text gelesen haben und vielleicht sogar den Faden verloren haben könnten. Gerade deswegen bin ich speziell bei dieser Form von Geschichten peinlichst genau auf die Metrik fixiert und auf die Silben. Ich will eben, dass der Leser in diesen Rhythmus kommt. Und durch die Amphibrachys ist es eigentlich eher ein Tänzeln.
So, das ist jetzt auch lang geworden.
Das nächste Mal wieder kürzer.

Gruß

Pennywise
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Alt 18.07.2022, 01:59   #14
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Dann will ich doch mal genauer hinein schauen, ich sagte zwar dass ich die ersten 3 Verse gelesen habe, aber es waren tatsächlich die einzigen die mir hängen geblieben sind, da mir der tragende Ton sehr zügig präsentiert wurde und ich sofort über den Efeu und meine eigene Assoziation nicht hinweg konnte. Bis zum Ende des Textes hatte ich das Bild der Poison-Ivy im Kopf, sogar als sie Ann genannt wurde.
Ich gehe im Nachhinein damit Konform, dass der Text und deine Arbeit daran das nicht verdient haben. Ich möchte nun deine Arbeit am Text würdigen und dir anhand deines Textes in meiner Form der Kritik Resonanz geben.
Verzeih mir bitte wenn ich dafür doch in Strophen unterteile, da es mir so leichter fällt auf konkretere Dinge und Abschnitte einzugehen.

Zitat:
Das Efeu am Boden kriecht langsam seit Tagen
und Jahren mit tastenden Fingern voran,
um sich aus der Deckung der Büsche zu wagen,
gen Giebel zu klettern, die Mauern entlang.
Metrum

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Die Zeilen sollen Amphybrach dargestellt sein, was sie auch sind, vielmehr sind sie aber Holodaktyl, was einen raschen Leserythmus hervorbringt.
Die jeweils zweite Zeile bildet eine optische Lesepause durch ihre männliche Kadenz.
Oft erscheint etwas Holodaktyl wenn es einen zu lang gezogenen gleichklingenden Grundtonus aufweist (xXx xXx xXx xXx xXx). Es werden keine sprachlichen Pausen mehr vernommen.
Reime begünstigen ein schnelles Lesen, da sie zum assoziativen Moment beitragen und eine gewisse Prägognition ermöglichen. Man denkt nicht mehr, man übernimmt intuitiv, oft nimmt man nicht einmal mehr wahr was dabei gelesen wurde.
Zudem würde ich meinem Namen nicht gerecht werden, wenn ich nicht die Monotonie ansprechen würde, welche m.E. durch Endreime begünstigt wird.
Ich reime zwar selbst, aber ich versuche mich von reimen zu lösen und lieber den Klang oder Assonanzen mit einzubringen. Nicht alles was am Ende steht, muss zwingend ein Reim sein. Der Endreim ist aber vermutlich der natürlichste Moment wenn man das Wort "Gedicht" damit in Assoziation stellt. Er ist aber auch der vorhersehbarste, da er nahezu erwartet wird.
Was sind Erwartungen die ich als Leser oder Verfasser in einen Text habe und will ich diese Tatsächlich nur Erfüllen oder für meine Zwecke nutzen?

Inhalt

Inhaltlich sehen wir Efeu, ein Rankgewächs welches ein überaus einnehmendes Wesen hat, aber auch sehr robust ist, nahezu unzerstörbar.
Es steht im Sinnbild der Zeit, da es überdauernd ist und dem Zwecke eines Zeitumsprunges innerhalb des Textes dient. Aus einem Tag wird Zeitraffend ein Jahr, der Efeu kann ebenso für das langsame Altern und Reifen assoziiert werden, da er sich kriechend voran bringt. Die tastenden Finger sind vermenschlicht und zeigen dass er seinen Weg erprobt um ihn effektiv zu nutzen. Bereits hier wird eine assoziative Verbindung zwischen dem wachsen eines Efeu und dem wachsen einer jungen Frau gleichgestellt. Beide Lebens- und Lernprozesse brauchen eine Zeit des Tastens und Probens. Beides hat seine Grundbedeutung der Kunst und dessen Aspekt der Schönheit in einem natürlichem Werdegang.
Das "wagen" aus der Deckung der Büsche sollte hier nicht zu verängstigt aufgefasst werden, vielmehr ist es auf dem Weg purer Zerstörung und Vereinnahmung ohne Ausnahmen. Fast Rücksichtslos will es sein Leben durchsetzen und wird dafür sogar "über Leichen gehen".
Empor klettern und alle Hindernisse überwinden. Über den Dingen stehen.
Jeden bezahlten Gärtner überleben und jeden meckernden Nachbarn.


Zitat:
Der Abstand der Bäume zum Haus ist gebührend,
der Mondschein hat meistens was Besseres vor.
In lichtlosen Nächten dringt manchmal verführend
der Klang ihres alten Pianos ans Ohr.
Metrum

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Zum Metrum kann ich nur das selbe sagen wie zuvor, super durchgehalten, wirkt aber durch die Kreuzreime als wäre hier eine neue Strophe entstanden, der Inhalt spricht sogar dafür, da hier ein großer Sprung geschieht was den Ort des Geschehens betrifft. Vorher genannte deckende Büsche sind nun zu Bäumen geworden und trotzen der Natur in dem sie niemals das Endstadium des ausgewachsenen Gesträuchs erreichten.

Inhalt

Wilde Wanderbäume verdecken die Sicht auf den Mond, wahrscheinlich würde Ann ohnehin nicht aus dem Fenster schauen sonst würde sie sofort den Efeu sehen und einen Gärtner rufen. Nein, sie spielt lieber katatonisch ihre Mondscheinsonate und mit katatonisch meine ich eher den Zustand der Leichenstarre in welcher sie sich seit den Wachstumsjahren des Efeu befinden muss.
Ab hier beginnt es Paranormal aktiv zu werden. Mir persönlich etwas zu viel. Außerdem ist es hier Fickedunkel, ich möchte nicht hart über spooky Sachen nachdenken.
Nein im Ernst, die Formulierung wirkt Unzusammenhängend durch den plötzlichen Sprung in Ort und Persona. "Ihres" wurde weniger beschrieben als der vermenschlichte Efeu, weswegen ich annehmen muss, das "ihres" nur eine unbedeutende Statistin im Leben des Efeu ist. Die Bäume scheinen derart groß zu sein, das nicht einmal Licht, egal in welcher Zeitform das Haus berührt.
Die Bezeichnung lichtlose Nächte "ein Oxymoron" finde ich sehr schön, wenn auch im ersten Moment etwas befremdlich, da es doch eher wie ein Paradoxon wirkte, durch die Einbringung von "Licht zur Nacht". Es trägt aber schön das mystische Moment mit sich und weist auf Widersprüchliches innerhalb der Geschehnisse hin. Unnatürlichkeiten, oder Übernatürlichkeiten. Das ganze wird noch eine Nuance höher gesetzt, als das Piano erklingt. Anscheinend wird es gezielt musikalisch gespielt und nicht mit willkürlichen Klängen versehen. Dass die Pianomusik sogar verführend sein soll, wird wie zu Anfang ein Hinweis darauf sein wieviel Zeit es in Anspruch nahm diese Kunst zu erlangen und zu erproben.


Zitat:
Hoch oben am Erker vom östlichen Zimmer,
tanzt dann hinter Resten von staubigem Glas
zum Takt der Musik ein pulsierender Schimmer
und wirft scheinbar atmende Schatten aufs Gras.
Metrum

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Hier tat ich mich mit den Betonungen etwas schwer, ich habe mich aber an das bisherige Gewohnheitsmetrum gehalten und habe leichte Alternationen im quantitierenden Metrum akzeptiert.
Es ist schwierig bei aufeinander folgenden Zweisilbern nicht automatisch in einen trochäischen Verslaut zu fallen, wenn vor dem Trochäus nicht eine dominante Betonung gefallen ist, welche eine doppelte Senkung ermöglicht.
Ich hoffe es ist verständlich was ich damit sagen möchte? Mein Satz wirkt unnötig kompliziert, aber ich weiß nicht wie ich ihn gerade vereinfacht rüber bringen soll.
Ich habe die Stellen im Text einmal fett markiert. Ich wollte ständig "tanzt" und auch "schein" betonen. Da sie für mich Stammsilben-Charakter besitzen und irgendwie kämpfe ich mit mir das nicht zu tun.

Inhalt

Es ist vom östlichen Zimmer im Erker die Rede, der Mond geht im Osten auf und wandert über Süden zum Westen.
Ich tue mich tatsächlich schwer den inhaltlichen Blick des Geschehens auf die optisch linke obere Seite meines rechten Frontallappens zu visualisieren. Ich vermute ich sollte die Seite mehr in Anspruch nehmen, vielen Dank dafür. Es kribbelt. Ich frage mich gerade ob Efeu überhaupt von rechts nach links wächst, wo das Haus steht, meistens folgt alles Leben ja doch der Sonne im Osten über Süden zum Westen. Das hieße rein nach dem Faktor Fotosynthese (Blatt richtet sich zum Licht oder zur UV-intensivsten Strahlungsquelle) liefen die Ranken weg vom Haus. Außer das Licht im Zimmer dessen Schattenspiel zu Boden fällt, zieht den Efeu zu sich und stellt die höhere UV-Strahlungsquelle dar.
Ne, ich scherze nur, Efeu ist dumm, das wächst überall hin, das braucht kein Licht. Efeu fühlt sich in der Naturheilkunde sogar von Cellulite angezogen.
"Das Blatt das alte Ärsche strafft, wenn man das Blatt am Arsche schrafft."
Aber das habt ihr nicht von mir. Psssht


Zitat:
Sie hat vor Dekaden sich all ihrer Lasten
und Leiden anhand eines Strickes befreit
und wiegt sich im Luftzug gleich über den Tasten
mit klappernden Knochen und raschelndem Kleid.
Metrum

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Ok hier nehm ich das Metrum wieder Problemlos wahr.

Inhaltlich erkenne ich, dass die Pianistin sich das Leben in Form einer Schlinge genommen hat, was auch zur Grundthematik des rankenden, schlingenden Efeu passt, die Symbiose ist demnach geglückt. Das Leben wird Lebensraum im Kreislauf der Natur, welche sich alles zurückholt mit dem größten Prädatoren den es besitzt, dem Efeu.


Zitat:
Ein jeder der Ivy-Ann´s lieblichen Noten
im kniehohen Gras vor dem Hause verfällt,
verendet im Efeu in Schlingen und Knoten
und ist schon am Morgen ein Teil ihrer Welt.
Metrum

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Die Betonung von Ivy-Ann macht mir hier leichte Probleme, Eigennamen haben die Gewohnheit als Betont zu gelten.
Ivy-Ann = XxX

Hmm, irgendwie bin ich von der Strophe, bzw von den 4 Endzeilen nicht Überzeugt. Es hätte auch ohne sie funktioniert, denn Efeu wächst zwar schnell, aber nicht so schnell das ein normaler Mensch regungslos im Garten stehen bleibt und nicht mehr die Chance hat weg zu rennen und sich zu befreien.
Dies war übrigens ebenfalls ein Hinweis für mich darauf, dass es sich um Poison Ivy handeln müsste, da hier ein unnatürliches Wachstum dafür sorgte, das Augenscheinlich außenstehende im Schnellverfahren zu Schaden kommen. Ich bleibe im Normalfall keine 2 Monate unbeweglich auf einem Fleck stehen und rufe währenddessen nur "Hilfe, nein, der Efeu! Aber sie tanzt so schön."
Für mich ist die Conclusio etwas zu viel des Guten und macht den mystischen Charakter kaputt, weil er ihn aus meiner Sicht ungewollt ins komische zieht.
Es wurde zum Schluss etwas zu dick aufgetragen glaube ich.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2022, 06:34   #15
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Zitat:
Ich will eben, dass der Leser in diesen Rhythmus kommt. Und durch die Amphibrachys ist es eigentlich eher ein Tänzeln.
Hat zwar nichts mit dem langen Kommentar von Monoton vorher zu tun, aber trotzdem: Genau. Das meinte ich damit, dass man zu der Sprachmelodie tanzen könnte.
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Alt 18.07.2022, 07:39   #16
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Guten Morgen in die Runde.

Man kann ein Gedicht zu Tode interpretieren. Dann landet man bei giftigem Efeu, obwohl davon gar keine Rede ist. Den Vorschlag, den wissenschaftlichen Namen "Hedera helix" zu verwenden, finde ich grausam, denn damit geht der Klang verloren. Fremdwörter sind fast immer nachteilig, denn sie machen die Poesie kaputt, abgesehen davon, dass, je kürzer ein Wort ist, es auch umso griffiger ist.

LG
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Alt 18.07.2022, 10:13   #17
Ex-Pennywise
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Moin zusammen,
ich danke nochmal für die ausgiebige Auseinandersetzung mit dem Text. Und das war wirklich ausgiebig. Aber jetzt ist denke ich auch alles gesagt. Ich denke, jeder sollte sich seine eigene Deutung schnappen. Es ist einfach eine Geschichte, die ganz viel Spielraum zulässt. Logik ist bei dem Thema, das halt Übersinnliches behandelt, zu vernachlässigen, womit die Botanik und wie schnell etwas normalerweise wächst außer Acht zu lassen ist.

Einen schwitzenden Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2022, 10:52   #18
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Dann bleibt mir nur zu sagen, dass es mir vermutlich leid tut.


Zitat:
Man kann ein Gedicht zu Tode interpretieren. Dann landet man bei giftigem Efeu, obwohl davon gar keine Rede ist.
Das war mein oberflächlicher Ersteindruck, das was allem voranging. Erst das tiefere hinein gehen zeigte mir das dieser falsch war. Nicht das Todinterpretieren.

Ich werde mich wieder kürzer halten.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2022, 10:54   #19
Ex-Pennywise
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Da gibt es keinen Grund zu.
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Alt 18.07.2022, 14:27   #20
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Standard Hey Pennywise

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Das Efeu am Boden kriecht langsam seit Tagen
und Jahren mit tastenden Fingern voran,
um sich aus der Deckung der Büsche zu wagen,
gen Giebel zu klettern, die Mauern entlang.
Der Abstand der Bäume zum Haus ist gebührend,
der Mondschein hat meistens was Besseres vor.
In lichtlosen Nächten dringt manchmal verführend
der Klang ihres alten Pianos ans Ohr.
Hoch oben am Erker vom östlichen Zimmer,
tanzt dann hinter Resten von staubigem Glas
zum Takt der Musik ein pulsierender Schimmer
und wirft scheinbar atmende Schatten aufs Gras.
Sie hat vor Dekaden sich all ihrer Lasten
und Leiden anhand eines Strickes befreit
und wiegt sich im Luftzug gleich über den Tasten
mit klappernden Knochen und raschelndem Kleid.
Ein jeder der Ivy-Ann´s lieblichen Noten
im kniehohen Gras vor dem Hause verfällt,
verendet im Efeu in Schlingen und Knoten
und ist schon am Morgen ein Teil ihrer Welt.


Paranormale Aktivität find ich persönlich mega!

Ansonsten muss ich allen anderen Lobenden und insbesondere auch MonoTon recht geben, der durch das Aufdröseln (wow, was für eine Arbeit!)
zeigt, wie das alles in Einzelheiten zusammenpasst.

Mal wieder ein sehr gelungenes Gedicht von dir!
Ich mag das ja immer, wenn beim Lesen sofort Bilder vor meinen Augen entstehen.
Hier schafft das der Efeu mit Leichtigkeit; so als ob man über dem Efeu schwebt und seinem Weg zum Haus folgt. Und bevor man es richtig merkt, wiegt man sich schon im Takt hin und her.
Das find ich klasse!
Die geheimnisvolle Stimmung sowieso.


Auch für mich ein Favorit!

Liebe Grüße
Mohrel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.07.2022, 22:07   #21
Ex-Pennywise
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Moin Mohrel,

danke fürs Lesen und Mögen.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2022, 08:44   #22
männlich Ex-petrucci
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@Monoton Holodaktyl - hast du einen Link zur Bedeutungsquelle, lieber Monoton?
Am besten läge mir natürlich ein Buchverweis aber Links genügen zur Auffrischung meines Unwissens.

Ich bedanke mich.

@Pennywise

Wie immer! Schön.
Ex-petrucci ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2022, 09:21   #23
männlich MonoTon
 
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Nicht wirklich, ich habe es eher dem Hexameter entwendet um meiner Ansicht einen Namen zu geben.
Holodaktyl bedeutet im eigentlichen ja nur, das etwas im Klang einheitlich daher kommt, nur halt im Daktylen Rhythmus.
Ich weiß dass es sich hier um Amphybrache handelt, aber das ändert nichts an der optischen Erscheinung eines Daktylus mit Auftakt und je länger diese Betonungskette ist, desto dominanter wird sie. Man kann sich ohnehin streiten ob es sich bei Amphybrache um Daktyle oder Anapäste handelt, das ist ja oft alternationssache und nicht selten bildet sich eine Betonungsweise auch aus dem Kontext und der Einleitung.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.07.2022, 09:51   #24
männlich Ex-petrucci
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Ich danke Dir für deine Ausführung. Finde es interessant.
Du solltest du nur aufpassen, dass du semantisch nicht in die falsche Richtung läufst. Daktyl ist ein eigenständig Wort und Holo auch.

Finde das alles halb so wild, wollte nur nachfragen, um zu ordnen.

Ex-petrucci ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.07.2022, 00:15   #25
Ex-Pennywise
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Beiträge: 599

Moin Petrucci,

danke für Deinen Besuch.

Gruß

Pennywise
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