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Alt 11.03.2008, 15:43   #1
S.T.Caine
 
Dabei seit: 03/2008
Beiträge: 4


Standard silveRed - Fluch des roten Mondes

Titel: silveRed - Fluch des roten Mondes
Autor: S.T.Caine
Genre: Allgemein

Kurzbeschreibung:
Einst mächtige Magierer, verfielen sie einer finsteren Macht. Einer namenlosen Kraft, die sich von ihrer Menschlichkeit zu nähren schien und ihre Seelen düsterer als die Nacht färbten - die Abaddon. Nur eine Allmacht konnte sie ihnen widersetzen- die Macht des Mondes, die selbst die größte Finsternis zu erhellen weiß, und verbannte die Abaddon. Doch dann geschah das Unmögliche ...


1.Kapitel: Blutrot


Erschrocken reißt Valentin die Augen auf. Heute ist wieder eine dieser Nächte, in denen er nur sehr schlecht Schlaf finden kann, da das helle Vollmondlicht das Zimmer durchflutet und es einen leichten Dämmerzustand versetzt. Mühselig richtet er sich auf, die langen roten Haare sich aus dem Gesicht streichend.
//War das ein Schrei...?//
Leichtfüßig hüpft er aus dem Bett, hängt sich seinen dunkelvioletten Morgenmantel um die Schultern und tritt zur Zimmertür der kleinen Kammer hinaus. Der lange Flur ist nur schwach beleuchtet und die kleinen Flammen der Kerzenleuchter lässt die Schatten bedrohlich groß erscheinen.
Langsam schleicht sich der Junge von 17 Sommern durch den breiten Gang, wobei an den Zimmern der anderen Lehrlingen vorbeikommt. Eine Weile irrt er noch in den Gängen umher, bis abermals ein verzweifelter Schrei an sein Ohr gelangt.
//Das kam aus der Richtung, in der Kyru sein Zimmer hat!//
Valentin beschleunigt seine Schritte, in seiner Annahme versichert. Da er den Weg genau kennt, befindet er sich bald in dem Flur, an den seines Bruders Gemach angrenzt. Als er um die Ecke hechtet, bleibt er abrupt stehen. Drei Lehrer stehen vor der geöffneten Zimmertür Kyrus und sind in ein hektisches Gespräch vertieft.
Einer der dreien, der Valentin zugewandt steht, winkt ihn zu sich. Der Bitte nachkommend, nähert er sich.
“Was ist denn mit meinem Bruder?”
Große Besorgnis schwingt in der Stimme des Rothaarigen mit, was nicht unentdeckt bleibt.
“Das Selbe wie die zu vorigen Nächte...”, antwortet der Lehrer mit den runden Brillengläsern, der genauso viel Sorge für Kyru trägt.
Der Junge schiebt sich an den Professoren vorbei in das Gemach seines Bruders. Doch der Junge von 15 Wintern mit den rosafarbenen kurzen Locken schlummert tief und fest. Am Bettende sitzt ein älterer Mann, dessen Weisheit sich an der Farbe seiner Haare und dem verlebten Gesicht widerspiegelt. Er hat Valentin sofort bemerkt und flüstert ihn mit seiner beruhigenden Gelehrtenstimme zu:
“Ich habe ihm einen Träume raubenden Trank gemischt. Diese Nacht wird er Ruhe haben...”
Seufzend sinkt der Langhaarige neben dem alten Meister der Rotlaub-Akademie nieder. Nach einigen Minuten der Stille meint er plötzlich mit fester Stimme:
“Ich muss etwas unternehmen! Kyru ist zu schwach für so eine psychische Belastung!”
Der Meister schüttelt darauf nur den Kopf, wobei sich einige der weißen Haare aus dem geflochtenen Zopf lösen.
“Ich will nicht sagen, dass du ein schlechter Schüler wärest, aber allzu stark bist du nicht.”, stellt er mit strenger Stimmlage fest, “Ich weiß, euer Schicksal nagt schon die ganzen Jahre an deiner Seele und du konntest nie vergessen, auch wenn du dich nicht an jene Nacht erinnern kannst. Aber es ist noch zu gefährlich für dich. Du hast keine Ahnung, was dich erwartet. Sei kein Narr!”
Wütend schlägt Valentin mit der Faust auf die Matratze des Bettes. Im nächsten Moment zuckt er jedoch zusammen und schielt zu seinem Bruder herüber. Dieser hat nichts von der leichten Erschütterung gemerkt.
“Du bist noch nicht so weit! Und tot nützt du deinem Bruder auch nichts!”, festigt der Akademieleiter seine Meinung.
Jetzt spring der Rothaarige vor Zorn auf und kläfft den Alten, die hohe Stellung völlig missachtend, an:
“Ihr habt doch gar keine Ahnung, was es bedeutet, ganz allein zu sein! Zu wissen, dass es da mal Menschen gab, die alles für uns getan haben und wir danken es ihnen, indem wir nicht einmal mehr ihre Gesichter kennen!”
“Valentin, beruhige dich!”
“Ihr seit nicht mein Vater!”
Vom Wutrausch besessen, stürzt der aufgelöste Junge aus dem Zimmer, die anderen nicht beachtend.
//Junge... Valentin, sei doch bloß kein Dummkopf! Du kennst die Welt da draußen nicht... Sie ist böse...//


Mit einem von Tränen verschwommenen Sichtfeld kramt der aufgebrachte Lehrling seine Kleidung aus dem Holzschrank, um sie dann in einem Rucksack zu versenken. Schnell verknotet er ihn und schwenkt ihn sich auf den Rücken, der mittlerweile in einem purpurfarbenen Mantel steckt. Danach öffnet er das Fenster und hockt sich auf den Rahmen.
Einen letzten Blick lässt er durch die Kammer, sie er nun schon seit zehn Jahren bewohnt, gleiten. Auf dem spärlichen Schreibtisch funkelt das Weiß eines Briefumschlages im Mondlicht.
//Keine Angst, Kyru... Noch weiß ich nicht wohin meine Reise mich führen wird, doch wenn ich zurückkehre wird die tiefe Trauer und Verwirrung aus deinen Augen verschwinden...//
Er springt...
Vom Wind getragen landet der Rothaarige sanft auf seinen Füßen. Ohne weitere Zeit zu verlieren eilt er über das Gelände der Akademie. In der Ferne erblickt er schon die vom Mond bestrahlten weinroten Blätter der Blutlärchen, die für den Spätsommer üblich sind. Doch Valentin erkennt auch noch etwas anderes: schwarze Gestalten zeichnen sich vor den Bäumen ab.
//Mist! Der Alte hat Wachposten aufstellen lassen!//
Aber Valentin hat bereits einen Plan: Seine Hände und Füße werden zu Pfoten, am gesamten Körper wachsen ihm goldgelbe Haare, Kinn, Nase und Mund verwandeln sich in eine hervorstehende Schnauze, sein Gang erweitert sich von zwei- auf vierbeinig, bis seinem Aussehen dem eines Wolfes gleicht.
Diesen Trick hatte er oft mit seinem Bruder geübt. Es war ihr persönliches Fangen- Spiel. Als goldener Wolf zwischen den gleichfarbigen Stämmen der Blutlärchen hatte dieses Spiel einen besonderen Reiz. Nur sie beherrschen diese Verwandlung perfekt und kein anderer weiß etwas davon.
Mit dieser Täuschung kommt er leicht an den Wachen vorbei, die eh halb schlafen. In enormer Geschwindigkeit hetzt er durch den Wald, das Rascheln der am Boden liegenden Blätter kaum hörbar.


Erschöpft hechelnd stoppt der Wolf an einem Baum. Die Verwandlung löst sich und ein entkräfteter Junge findet sich im Laub wieder. Das Gesicht gen Himmel gerichtet, erblickt er durch die Baumkronen den leuchtenden Ball, der ebenfalls eine beachtliche Strecke zurückgelegt hat. Es muss schon nach Mitternacht sein, da ist sich Valentin sicher.
Plötzlich bemerkt er, dass er seinen Rucksack verloren hat.
“Verflucht! Mein ganzes Geld!”
Am liebsten würde er zurücklaufen, doch leider muss er feststellen, dass er keine Ahnung hat, wo er sich befindet. Hilflos und den Tränen nahe, kauert sich der Junge mit den Rücken an den Baumstamm.
//Was hab ich mir nur dabei gedacht?! Ich bin ein totaler Holzkopf... Wenn ich nicht als Fraß für wilde Tiere ende, werde ich jämmerlich verhungern... Kyru... Nein! Ich darf meinen Bruder nicht im Stich lassen!”
Ermutigt rappelt sich Valentin blitzschnell hoch, um seinen Weg so schnell wie möglich fortzusetzen. Soweit er weiß, ist er immer in die gleiche Richtung gelaufen und wird dies auch beibehalten.
Valentin bremst seinen Marsch, als ihm nach einiger Zeit die Veränderung des Waldes bewusst wird. Die Bäume erwecken den Eindruck, dass sie immer größer und dicker werden. Auch wird das Dickicht höher und schlingt sich fest um seine Knöchel. Ein unerwartetes Rascheln taucht hinter ihm auf. Entsetzt stiert Valentin hinter sich, doch das Rascheln hört nicht auf - im Gegenteil: Es wird immer mehr. Die pure Angst steigt in dem rothaarigen Jungen auf.
//Was für Wildtiere wird es hier wohl geben? Sonst waren doch auch nie welche da! Womit habe ich das nur verdient?!//
Vor Panik nervös zitternd versucht er seinen Gang zu Beschleunigen, was das Geäst zu verhindern weiß. Suchend irren seine Blicke umher. Seine Angst drückt sich inzwischen in leises Wimmern aus. Noch nie hat er sich in so einer Situation befunden... Der kalte Schweiß zieht schon Bahnen über seinen Rücken, was ihm eine extreme Gänsehaut verschafft.
//DA!//
Valentin kann einen kurzen Schrei nicht unterdrücken, als er den riesigen roten Schatten zwischen den Bäumen huschen sieht!
//Das Ding war mindestens drei Meter lang!//
Panisch stolpert er durch den Wald und wünschte sich, er könnte sich noch verwandeln. Ein weiteres Schreien rutscht ihm über die Lippen, während er das verrückte Kläffen weit hinter sich hören muss. Die jagenden Schritte der immensen Tiere haben sich bereits verdoppelt, nein, verdreifacht! Das pochende Blut in seinem Kopf legt sich wie ein Schleier um seine Sicht. Darum ist es auch schon zu spät, als er die Erhöhung, wahrscheinlich die eines ersten Bergausläufers, bemerkt und gegen das Gestein knallt. Die Schürfwunden im Gesicht nicht realisierend, wirbelt er hektisch herum, um sich dann am dem Stein, das mit reichlich Moos bewachsen ist, entlang zudrücken und angsterfüllt die Augen aufzureißen.
Drei gigantische, blutrotfellige Wölfe, deren Eckzähne zu lang für ihr Maul sind und so an den Seiten herabhängen, haben ihn umzingelt. Der größte, der ziemlich abgezehrt ausschaut, stiert ihm mit seinen gelblichen, pupillenlosen Augen gierig an, um dann sein Maul aufzureißen, wobei dessen übermäßiger Speichel in alle Richtungen schießt und einen ohrenbetäubendes Johlen herauszulassen. Valentin, der einem Nervenzusammenbruch nahe ist, antwortet darauf mit einem nicht minderen wahnsinnigen Schrei:
“AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!”
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