Romantische Liebe

[Hamilkar Barkas]

In jeder Liebesmär begegnen wir dem Diebe.
Sei er nun häßlich, grob, sei er von edlem Wuchs,
er stiehlt schon bald ein Herz und flieht damit dann flugs
aus jenem unsrem Buch das handelt von der Liebe.

Wie ginge es wohl zu, wenn mal ein Buch beschriebe,
was jener dann beginnt mit seinem größten Raub,
nachdem er ihm geglückt und er sich angetraut?
Bis dahin ging’s im Buch ja bloß um hohe Liebe.

Das Leben endet nicht beim Jawort vorm Altare,
begnügt sich nicht damit, daß beide sich gekriegt.
Es hat wohl jeder schon im Leben mal geliebt,
doch war es immer gleich die einzig große Wahre?

Verstirbt das Liebespaar nachdem der Kuß gegeben,
die Ringe angesteckt? Wo bleibt der Ehekrach?
Wann wurde sie, wann er zum ersten Male schwach?
Gibt’s niemals einen Streit und wackelt nie der Segen?

Wahrscheinlich wollen wir das alles gar nicht wissen
Und glauben lieber mit geschlossnem Sinn ans Glück.
Und wollten wir es noch so sehr, wir fänden nicht zurück.
Wir wollen keine Menschen, sondern Ideale küssen.