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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 08.05.2023, 18:20   #1
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Standard Friedhof

Hoch über mir das Eichenlaub,
Noch grün und voller Leben.
Tief unter mir Gebein und Staub,
Gewürm und Spinnenweben.

Still sitzen Krähen auf dem Tor,
Das Tod und Leben räumlich trennt.
Ein Glockenschlag dringt an mein Ohr,
Der laut verkündet: Die Zeit rennt.

Kein Leben gibt es nach dem Tod,
Nur flüchtige Unendlichkeit.
Geschwind entgleitet mir die Schot
Und mit ihr meine Lebenszeit.
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 19:26   #2
männlich Hans Plonka
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: 59590 Geseke
Beiträge: 847

Lb. Faber,

die Darstellung der Endlichkeit des Lebens ist Dir gefühlvoll gelungen. Gefällt mir!
Die Unendlichkeit so wie Ewigkeit ist eine bleibende Eigenschaft und nicht flüchtig.

LG Hans
Hans Plonka ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 19:59   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Zitat:
Zitat von Faber Beitrag anzeigen
Kein Leben gibt es nach dem Tod,
Nur flüchtige Unendlichkeit.
Geschwind entgleitet mir die Schot
Und mit ihr meine Lebenszeit.
Strophe drei ist dir misslungem, Faber.. Die Unendlichkeit ist nicht flüchtig, sondern beständig, denn sie währt auf immer. Und ein "Schot" hat eher mit Gemüse zu tun als mit der Lebenszeit.

Das Leben endet mit dem Tod,
es sinkt in die Unendlichkeit.
Vorbei ist weltliches Gebot,
und andes tickt ab jetzt die Zeit.

Man muss auch ein bisserl nachdenken über das, was man lyrisch ausdrücken will, Hauptsache, dass es sich reimt, führt nicht immer zu einem sinnvollen Ergebnis.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 21:34   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.878

Liebe Ilka-Maria,
ich nehme (die) Schot auch als reimgezwungenen Begriff, denke aber, dass Faber die Leine meint, mit der die Segel bewegt werden, die doch die Fahrtrichtung bestimmen.

Lieber Faber,
wie Du bei der derzeitigen Blütenpracht ausgerechnet auf ein Friedhofthema kommst, wird wohl Dein Geheimnis bleiben.
"Kein Leben gibt es nach dem Tod" - ?
Fernab jeglicher religiöser Vorstellungen: Der individuelle Tod macht notwendiger Weise Platz für neues Leben, ist demzufolge lebensnotwendig.
Ich empfehle manchmal, ein Gedicht erst einmal in Prosa zu schreiben. Das verhindert öfter unlogische Aussagen (wie Ilka-Maria schon angedeutet hat).
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 23:19   #5
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Ich danke euch dreien. Stimmt, flüchtig sind wohl eher Momente, also das genaue Gegenteil der Unendlichkeit. Oups...

Mit Schot meine ich tatsächlich die Leine, die man beim Segeln besser fest im Griff haben sollte, damit nichts aus dem Ruder läuft. Das Bild fand ich ganz passend: die Schot als Sinnbild für die Lebenszeit, die dazu tendiert, davonzurasen.

Könnte man es so umformulieren?

Das Leben mündet in den Tod,
Es sinkt in die Unendlichkeit.
Geschwind entgleitet mir die Schot
Und mit ihr meine Lebenszeit.
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.05.2023, 01:22   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.043

Okay, mit dem "Schot" dazugelernt.

Aber mein Friedhofsbild sieht anders aus. Da stehen keine Eichen, sondern vorwiegend Nadelbäume, die Tannenäpfel und Tannenzapfen abwerfen. Ich habe dort auch nie eine Krähe gesehen, aber immer wieder Eichhörnchen, die vor mir geflüchtet sind und sich an den Baumstämmen hochgekrallt haben.

Ich kann mich nicht erinnern, auf dem Friedhof, den ich seit meiner Kindheit besuche, als meine Großmutter mich dorthin mitnahm, jemals einen Vogel gesehen zu haben. Aber zuweilen haben mir Kaninchen die Blumen weggefressen, die ich auf das Grab meines Vaters gepflanzt hatte.

Einmal beobachtete ich eine Maus dabei, wie sie ihren Wurf in Sicherheit brachte. Die Jungen, halb so groß wie mein Daumen, befanden sich in einem Spalt zwischen einer Grabplatte und einem Grabstein. Mutter Maus holte eins nach dem anderen heraus, wenig bekümmert, dass ích dastand und ihr hätte schaden können. Sie tat, was sie tun musste.

Der Friedhof meiner Heimatstadt ist ein schöner Friedhof mit einem uralten Baumbestand. Krähen gibt es dort nicht. Aber Eichhörnchen, Kaninchen und Mäuse. Dort, unter diesen Nadelbäumen, wird bald meine Asche sein.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2023, 01:10   #7
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Aber mein Friedhofsbild sieht anders aus.
Ich kann dein Friedhofsbild bestätigen; so kenne ich es auch. Kaninchen passten aber leider nicht gut in mein Gedicht. Vielleicht habe ich aber auch nur zu viele Horrorfilme geschaut, die auf mein Gedicht abgefärbt haben...

LG
Faber
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
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