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Alt 01.05.2023, 20:45   #1
weiblich Inka
 
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Standard Fortsetzung meines Berichtes vom 1.4.23: Schulzeit...

22.5.09

Liebe Beate,

zumindest bis zur sechsten Klasse erhielt jedes Kind in Silberthal täglich ein Roggenbrötchen. Zwei Schüler trotteten täglich abwechselnd während des Unterrichtes mit einem großen Korb über den Schulberg nach Droschka zum Bäcker Schuster, um die Brötchen - ohne Belag - abzuholen und pünktlich bis zur Pause wieder zurück zu sein. Als Doris K. und ich an der Reihe waren, es den Berg abwärts ging, fiel uns der Korb um und…. oh Schreck! Wir hofften, dass es keiner vom Schulhaus aus gesehen hatte, denn asphaltiert war der Weg nicht.

Doris‘s Eltern besaßen in Droschka einen "Tante-Emma-Laden". In der Ostzone wurden noch bis neunzehnhundertachtundfünfzig Lebensmittelmarken für Fett, Fleisch, Zucker etc. zugeteilt und oft half ich am Monatsende, diese Marken aufzukleben.

In der Bürgeler Schule gab es Schulspeisung und jedes Kind brachte sein eigenes Gefäß mit, das meist aus Aluminium bestand. Am liebsten mochte ich Grießbrei mit Zucker und Zimt. Nach dem Unterricht hatten wir Schüler in Bürgel auch manchmal die Aufgabe, Buntmetall zu sammeln und klingelten an vielen Haustüren.

Da wir Kleinen – bis vierte Klasse - nachmittags in Silberthal Unterricht hatten, war es oft mühselig, in den Wintermonaten nachmittags die Schularbeiten bei Kerzenlicht zu erledigen. Fast täglich gab es stundenlang "Stromsperre“.

Als wir mit unserem Schulchor mal in Mertendorf in einem Zelt auftraten, luden uns anschließend Bauern zum Essen ein. Wie zu uralten Zeiten aßen die alle aus einer Schüssel, was mir sehr missfiel.

Mutti bereitete täglich eine große Kanne Malzkaffee zu, den wir jederzeit trinken konnten. Es war etwas ganz Besonderes, wenn wir uns mal eine Brause für fünfundzwanzig Pfennige kaufen durften, oder die Gastwirtin, Frau Fischer, uns eine spendierte. Die Fischers leiteten jahrelang die Gaststätte - wird immer noch die „Brauerei“ genannt -, die es tatsächlich mal gab und während des letzten Krieges stillgelegt wurde.

Fließendes Wasser, geschweige ein Bad, hatten wir nicht. Wir mussten eine Treppe runter, ein Stück über den Hof und an der Pumpe das Wasser holen. In unserer Küche war zwar ein Wasserhahn und Abfluss vorhanden, aber...Der Hausbesitzer ließ nichts ändern. Zu geizig oder zu bequem? Angeblich waren die fehlenden Ersatzteile nicht aufzutreiben.

Da wir direkt am Wald wohnten und es viele Maiglöckchen gab, verkauften wir Kinder gern für zwanzig Pfennige die Sträußchen und im Sommer pfundweise Heidelbeeren – pro Pfund für eine Mark. Wir waren natürlich stolz, wenn wir uns von dem Erlös etwas Besonderes kaufen durften.

Anfang der fünfziger Jahre hielten wir Hühner und drei Gänse. Letztere wurden uns mal sechs Wochen vor dem Schlachten nachts im Stall geklaut. In Thalbürgel kauften wir die Küken, die mit kleingeschnittenen Brennnesseln und gekochten Eiern gefüttert wurden.

Es gab ein Hausmädchen Dorle bei Fischers. Ihr half ich mitunter beim Rupfen der Gänse und erinnere mich, dass man ein feuchtes Tuch über diese legte, mit dem Bügeleisen darüber ging, damit sich die Federn leichter lösten.

Alle vier Wochen war große Wäsche angesagt. Am Vorabend wurde die Kochwäsche in einem großen Kessel eingeweicht, am nächsten Tag mehrmals gekocht und auf einem Waschbrett gerubbelt. Anschließend die bunte Kleidung in dem nicht mehr zu heißen Wasser gewaschen.

Unser Schulchor sang – auf Wunsch – auch auf Beerdigungen. Wir Kinder erhielten anschließend jeder fünfzig Pfennige dafür. Besonders tragisch fand ich, als der kleine fünfjährige Frank von einem Auto überfahren wurde und wir singen mussten. Und auch, als das ältere Ehepaar Pappritz innerhalb einer Woche verstarb.

Vogel Friedchen hatte an einem Sonntag die Aufgabe, bei dem Bauern Brand in Hetzdorf Kartoffeln in der Scheune zu verlesen. Ich unterstützte sie dabei. Die Kartoffeln waren für die Russen in Jena bestimmt. Bedingung: Diese durften keine grünen Stellen und nur wenige Augen haben!!!

Ich glaube, so ab etwa Zwölfjährige half ich oft den Bauern beim Kartoffellesen, erhielt pro Stunde fünfzig Pfennige und durfte zusätzlich einen Korb voller Kartoffeln mit nach Hause nehmen.

Ährenlesen und Kartoffelstoppeln war sowieso gleich nach Kriegende angesagt und wir drei Geschwister maulten oft, besonders in den Sommerferien. Es nützte nichts, wir mussten ran. Vor dem Holzstämmezersägen und -hacken konnten wir uns auch nicht drücken.

Benötigten wir neue Schulhefte, marschierten alle Schulklassen nach Bürgel zu dem Schreibwarengeschäft Kabatek. Ein Heft kostete zwanzig Pfennige, aber zusätzlich war noch ein großer Stapel alter Zeitungen mitzubringen.

Eines Morgens im Winter marschierten alle Schüller mit unserem Lehrer Schwarz zum drei Kilometer entfernten Bahnhof Trotz. Ziel war eine Schuhfabrik in Eisenberg. Dort wurden uns Kindern die Füße vermessen. Einige Wochen später erhielten wir die Schuhe. Diese bestanden, soweit ich mich erinnere, wohl kaum aus richtigem Leder – eher aus Pappmachè, aber damit in den Schnee? Am Spätnachmittag mussten wir übrigens alle von Eisenberg aus zehn Kilometer zurückmarschieren, da keine Bahn mehr fuhr. Seither weiß ich, dass man dafür zwei Stunden braucht.

Unsere Mutti hatte einen weiten Weg nach Bürgel zum Einkaufen, wo es zwei Fleischer und noch einige andere Geschäfte gab. Beim Bäcker Schuster in Droschka zum Beispiel kostete ein Vierpfundbrot all die Jahre - bis zur Wende - immer eine Mark und vier Pfennige.

Unser Papa fuhr jahrelang täglich zehn Kilometer nach Eisenberg zur Arbeit – per Fahrrad mit Hilfsmotor – hatte Schichtdienst im Schamottewerk. Als wir drei Geschwister aus dem Haus waren, zogen die Eltern endlich neunzehnhundertfünfundsechsig nach Eisenberg in eine Betriebswohnung. Für sage und schreibe zwanzig Mark Miete monatlich.

Silberthal mit Gaststätte und Übernachtungsmöglichkeiten ist heute noch Ausflugsziel. Ich denke sehr gern an meine Kinder- und Jugendzeit zurück und mit zunehmenden Alter wird man wohl immer sentimentaler. Da ich vorher nie im Westen war, vermisste ich eigentlich nichts. Ein Wohnzimmer besaßen wir seinerzeit nicht, geschweige einen Fernseher. Den kauften sich unsere Eltern erst in der neuen Wohnung in Eisenberg.

Übrigens besitze ich noch den vergilbten Gedichtband „Das Tor“. Sehr viele Gedichte mussten wir auswendig lernen, sogar in Englisch.

Liebe Beate, hoffend, dass mein kleiner Bericht etwas hilfreich für den Schulaufsatz Deines Sohnes Alexander sein wird, verabschiede ich mich für heute mit lieben Grüßen - Deine Tante I.
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Alt 01.05.2023, 22:16   #2
männlich Heinz
 
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Liebe Inka,
nicht weit von Bürgel (ich trinke mein Bier immer noch aus Krügen mit dem typischen Bürgeler Blau und den weißen Tupfen) liegt meine Heimatstadt Jena. Uns ging es ein bisschen besser, weil mein Vater Oberkommissar bei der VoPo in Weimar war, mein Opa und meine Mutter in den Zeisswerken arbeiteten.
Statt auf die Stoppelfelder mussten wir Kinder im Wald Holz sammeln, statt Kartoffeln zu sortieren durften wir Kartoffelkäfer (die von den bösen Amis stammten) absammeln, statt der Schuhe, die Du beschrieben hast, latschten wir in "Igelit-Schuhen" herum. Spielzeug? Fehlanzeige. Wir sammelten unser Spielzeug auf dem Schrottplatz einer verlassenen Wehrmachtskaserne (und Gott sei Dank erkannte mein Großvater Granaten, die mit Gelbkreuz gefüllt waren). Brause? Die war kein Problem für mich. Meine (Urgroß-) Tante Berta betrieb mit ihrem Mann die Gaststätte "Einhügelquelle", ich saß also buchstäblich an der Quelle. Bier? Durfte ich, weil die Frauen abends Angst hatten die Wohnung zu verlassen, für 48 Pfennig fürr 3/10-Liter holen - nicht zum Trinken, sondern für die Zubereitung von Biersuppe (ich muss mir mal das Rezept besorgen, denn die war richtig lecker). Kuchen? Kein Problem. Die Thüringer essen eh mehr Kuchen als Brot. Die großen, runden Bleche mit dem Teig, ich schätze, sie hatten einen Durchmesser von ungefähr 80 cm, wurden
zum Bäcker gebracht (auch der gesammelte Mohn, der dort gemahlen wurde) und dort für kleines Geld in den Backofen geschoben. Komisch: Krankheiten gab es natürlich. Ich hatte öfter mit Mittelohrentzündung, auch mal mit Ruhr, Ziegenpeter und Furunkulose, Masern und Scharlach zu tun, aber alles überlebt. Das Komische war: Depression, Bulimie, Verfettung waren unbekannt. Und das Allerkomischste: Wir hatten eine glückliche Kindheit.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 01.05.2023, 22:30   #3
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... nicht weit von Bürgel (ich trinke mein Bier immer noch aus Krügen mit dem typischen Bürgeler Blau und den weißen Tupfen) liegt meine Heimatstadt Jena.
Lustig! "Bürgel" heißt ein Stadtteil von Offenbach. Nur dass die "Offebächä" ihn "Berjel" nennen.

Ich verstehe nicht recht den Bezug, den die Beschreibung einer früheren Schulzeit in pucto Hilfe für Aufsatzarbeiten eines heutigen Schülers haben soll. Wie ein Schulalltag heute aussieht, weiß er doch und könnte ihn aus eigenem Erleben schildern. Sollte ein Lehrer gemäß Lehrplan tatsächlich von seinen Schülern verlangen, über ihre Vorstellungen vom Schulalltag ein Vierteljahrhundert oder noch länger vor ihrer Zeit zu schreiben? Und ist es nicht so, dass das Thema eines Aufsatzes erst im Unterricht mitgeteilt wird, bevor er an Ort und Stelle geschrieben werden soll? Ich kann mich nicht erinnern, jemals die Chance gehabt zu haben, mich auf ein Aufsatzthema vorbereiten zu können.

Vielleicht ist das heute anders. Würde mich interessieren, ob der Text einen wahren Hintergrund hat.

LG
Ilka
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Alt 01.05.2023, 23:04   #4
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
ich glaube, Inka braucht ein bisschen Schützenhilfe. Ich weiß, welchen Ort Inka meint. Bürgel ist eine für Eingeweihte sehr bekannte Töpferstadt knapp 15 km östlich von Jena. Inka hat da wohl kurz nach dem Krieg in der "Ostzone" gelebt und ihre Erinnerungen sind mit Sicherheit authentisch.
Vielleicht hat das aufsatzpflichtige Kind ein Thema wie "Wie hat meine Oma als Kind gelebt" vorgeschrieben bekommen. Ich weiß es nicht, aber vermute es.
Liebe grüße,
Heinz
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Alt 01.05.2023, 23:25   #5
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Vielleicht hat das aufsatzpflichtige Kind ein Thema wie "Wie hat meine Oma als Kind gelebt" vorgeschrieben bekommen. Ich weiß es nicht, aber vermute es.
Tja, das könnte man denken. Aber nach meiner Erfahrung werden Aufsätze ohne vorherige Kenntnis des Themas in der Schule geschrieben. Mir fehlt deshalb der Zusammenhang, inwieweit die Schilderungen in den Briefen eine Hilfe für den Schuler sein können, denn wenn er das Thema kennt, hat er den Aufsatz bereits geschrieben.

Anders wäre es, wenn der Schüler ein Referat zu dem Thema vortragen soll. Das ist aber kein Aufsatz.
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Alt 04.05.2023, 13:42   #6
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Standard Meine Antworten

Lieber Heinz,

DANKE für Deinen netten Kommentar, auf den ich endlich und sehr gern reagiere. Das Thema mit dem „Bürgeler Blau“ hatten wir ja schon mal. Von diesen Stücken besitzen wir auch noch so einige. Zu DDR-Zeiten konnte man durch Beziehungen allerdings nur die 2. Wahl ergattern. Die 1. Wahl ging in die BRD – nach Lauterbach in Hessen.

Übrigens war mein Mann, der im November 1945 - einen Tag vor seinem 18. Geburtstag - aus russischer Kriegsgefangenschaft (bei Berlin) entlassen wurde, ab Januar 1946 für ca. ein Jahr bei der Stadtpolzei in Jena. Sozusagen Streifenpolzist in den Gebieten Lobeda – Ringwiese – und im „Paradies“, das Dir alles bekannt sein dürfte. 1947 flüchtete er über die „grüne Grenze“ nach Mannheim, was aber erst nach dem 2. Versuch gelang.

An anderer Stelle hatte ich schon mal erwähnt, dass ich als 14-jährige eine Feinmechanikerlehre bei Zeiss in Jena startete, todunglücklich war und nach 6 Wochen aufgab. Grund: ein langer Tag von morgens 4 h bis 19 h, oder? Täglich 6 km – hin und zurück - zum Bahnhof nach Bürgel laufen, 48-Std.-Woche und den ganzen Tag stehen? Wir hatten halt das große Pech, als Vertriebene in der Ostzone auf einem winzig kleinen Dorf gelandet zu sein.

Knüppelholz – zum besseren Feueranzünden - mussten wir Kinder auch sammeln und vor allem „Kiefernböckchen“ bzw. „Kumutschen“. In Ostpreußen nannten wir sie „Schäfchen“.

Übrigens bezweifelten wir seinerzeit, dass die Kartoffelkäfer von den Amis abgeworfen wurden. In späteren Jahren las ich mal, dass es in Kriegen allgemein wohl als „Waffe“ eingesetzt wurde, um den Gegner zu schädigen?

Ja, die Igelitschuhe kenne ich. Die ersten erhielt ich zu meiner Konfirmation 1952 und ich erinnere mich, dass die Füße immer sehr unangenehm darin brannten.

Stimmt, Spielzeug besaßen wir auch keines. Hinter unserem Haus, am Waldrand, richteten wir uns „Wohnungen“ ein, mit Ziegelsteinen, Stofffetzen und was der Wald noch so hergab. Da war noch Fantasie gefragt.

Wie schön für Dich, dass Du an der „Einhügelquelle“ saßest und Dir immer den Bauch mit Brause vollschlagen durftest. Biersuppe gab es bei uns nie, dafür aber Brotsuppe und die schmeckte immer köstlich.

Jaaa, die Thüringen Kuchen sind die besten, behaupte ich mal ganz frech. Ich bin gut im „Thüringer-Mohnkuchen-Backen“. Der war immer sehr begehrt, d.h. sofort weg, wenn ich den zu Veranstaltungen unseres Gesangvereines stiftete. Auch die Verwandtschaft aus Mannheim lud sich gern dazu ein. (Angeberin?!). Heute backe ich diesen vor allem meinem Mann zuliebe. Das Rezept gab ich schon oft weiter.

Noch eine Übereinstimmung: Ich litt als Kind auch des Öfteren unter Mittelohrenzündung. Hatte auch mal die Ruhr. Man empfahl, getrocknete Heidelbeeren zu essen. Furunkolose „begegnete“ mir auch. Das hatten viele Kinder in der Nachkriegszeit (Vitaminmangel?). Dagegen half die schwarze Ichtholansalbe. Masern und Keuchhusten hatte ich auch überstanden.
Was machten wir bei einer leichten Blasenentzündung, wenn wir im Winter nach dem Schlittenfahren mit durchnässter Kleidung nach Hause kamen? Wir wurden auf einen großen Eimer mit heißem Wasser gesetzt und schon war die „Sache geritzt“.

Ich erinnere mich, dass wir in der Schule mal gewogen wurden, als ich so ca. zehn Jahre alt war. Natürlich war auch ich unterernährt und mir ist so, als hätte ich nur 25 kg auf die Waage gebracht? Einmal mussten alle Kinder zu Dr. Müller nach Bürgel marschieren. Der verschrieb den meisten Kindern ein Eisenpräparat oder andere Vitamine. Nur bei Anita E., die wie das blühende Leben aussah und sicher auch kerngesund war, hielt es der Arzt nicht für nötig, etwas zu verschreiben und die war natürlich stinksauer.

Kann ich nur bestätigen, dass wir eine glückliche Kindheit hatten. Wir stellten keinerlei Ansprüche, äußerten nie Wünsche und gaben uns mit allem zufrieden.

Eigentlich möchte ich gern sagen: in dankbarer Erinnerung!!!

Liebe Grüße von Inka

Liebe Ilka-Maria,

also erst mal zu Bürgel. Interessant, dass es bei Euch einen Vorort gleichen Namens gibt. Die Bürgeler in Thüringen sagen: Bürschel, mein Mann redet immer von Bärschel. Das Städtchen ist schon seit ewigen Zeiten als „Töpferstadt“ bekannt. Eine Frau Prof. Dr. Doris Planer, die in dem OT Hohndorf wohnt, brachte in den letzten Jahren zwei Büchlein über Bürgel heraus, die wir natürlich besitzen. Da meine Schwiegereltern ein Geschäft in B. besaßen, wurde auch das erwähnt.

Jeden Monat lade ich mir die Seite vom „Bürgeler Anzeiger“ im Internet herunter. Man muss doch wissen, was da so los ist.

Ja, der Text hat einen wahren Hintergrund, beruht nur auf Wahrheiten.

Bezüglich des Aufsatzes bzw. Referates antwortete meine Nichte auf meine Frage, ob, wie oder was heute so:

Nein, an die Note kann ich mich wirklich nicht erinnern.

Wenn man von einem Referat spricht, liegt der Schwerpunkt darin, dass es auf je-den Fall vorgetragen wird. Beim Aufsatz nicht unbedingt. Ein Referat schreibt in der Regel nur ein einzelner aus der Klasse. Einen Aufsatz hat die ganze Klasse als Hausaufgabe oder Klassenarbeit.

Ich weiß auf jeden Fall noch, dass die ganze Klasse die Großeltern befragen sollte. Also, würde ich tatsächlich von einem Aufsatz sprechen.

Liebe Grüße
Beate


Im Internet fand ich Folgendes:

https://www.tollabea.de/aufsatz-vers...heute-wundert/

Soweit ich es nachvollziehen kann, lautete seinerzeit die Frage meiner Nichte für ihren Sohn (meinen Urneffen Alexander– nicht meine Enkelin, wie Heinz annahm), eher: Wie es früher war. Es ging wohl nicht nur um die Schulzeit.

Aus meiner Schulzeit ist mir der Begriff „Referat“ unbekannt. Nach meiner Erinnerung bekamen wir Aufsätze als Hausaufgabe auf. Hingegen konnte man sich auf ein für den nächsten Tag angesagtes Diktat nie vorbereiten.

Liebe Grüße von Inka
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Alt 04.05.2023, 14:16   #7
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Inka Beitrag anzeigen
Aus meiner Schulzeit ist mir der Begriff „Referat“ unbekannt. Nach meiner Erinnerung bekamen wir Aufsätze als Hausaufgabe auf. Hingegen konnte man sich auf ein für den nächsten Tag angesagtes Diktat nie vorbereiten.
Danke für die Aufklärung, Inka. Ich rechnete schon damit, dass es sich um eine lokale Regelung handelte, denn Schulpolitik ist Ländersache. Ihr habt also keinen Unterschied zwischen Referat und Aufsatz gemacht, sondern beides unter dem gleichen Titel geführt. Kannte ich von meiner Schulzeit in den 50er und 60er Jahren so nicht, Aufsätze waren bei uns in Hessen grundsätzlich Klassenarbeiten.

Schönen Tag noch und beste Grüße
Ilka
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Alt 05.05.2023, 04:14   #8
männlich Heinz
 
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Liebe Inka,
manchmal reicht ein Wort, um alte Erinnerungen zu wecken.
Viele Wörter aus dem Thüringer Dialekt (aus einem der vielen Thüringer Dialekten) haben meine Kinder noch gelernt. Aber sie haben auch gelernt, dass es Kuhmutschen und Kuhmuckel gab.
Manchmal gibts bei uns noch Dätscher und sie wissen, dass damit Reibekuchen gemeint sind. Dann, wenn sie satt sind, demmeln sie mit ihren Fahrräder los, im Winter nicht, da glennern sie übers Eis und passen auf, dass sie nicht auf die Gusche fallen. So was passiert aber nur den Dösbaddeln oder Dämlacks.
Gestern hat so ein Grepel ihnen Asche auf die Glennerbahn gestreut, aber das war ihnen escha. Ich hab gerufen: Mährt nicht so lange rum. Tante Tina hat uns einen Matzkuchen gebacken, aber sie kriegt es in ihren Nischel nicht rein, dass ihre Plörre niemand mag. "Guck mal, da krabbelt ein Mutschekiepchen rum!"
Ihren Aufsatz hab ich gelesen und brauchte unbedingt einen Ratschefummel wegen der vielen Schreibfehler.
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 05.05.2023, 12:34   #9
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... hab heute mehrere tote Mutschekiepchen auf der Fensterbank gefunden, jetzt bin ich traurig.

dT
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Alt 05.05.2023, 15:24   #10
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escha,
kriegst trotzdem einen Ratschefummel.
Heinz
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