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Alt 28.04.2023, 18:16   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Persona non grata

Otto Fisch hieß nicht nur Fisch, sondern sah aus wie ein Fisch, was seinen wasserblauen Basedow-Augen geschuldet war. Nicht, dass er an Basedow erkrankt gewesen wäre, sondern er war, seiner eigenen Aussage nach, mit diesen Quellaugen zur Welt gekommen. Eine genetisch erklärbare Angelegenheit. Sein eigentliches Problem war ein zu hoher Blutdruck.

Wie sich meine Kollegen, die ihn schon lange kannten, belustigt zuflüsterten, hatte sein Kardiologe ihm geraten, zur Entspannung angeln zu gehen, was Fisch widerspruchslos befolgte, wenngleich mit großer Überwindung. Denn er hasste den moderigen Geruch der Schuppentiere, und wenn seine Frau die Beute in der Küche zubereitete, floh er aus der Wohnung, weil er sich sonst die Seele aus dem Leib gekotzt hätte.

Auch außerhalb seines Blutdruckproblems war Fisch um seine Gesundheit besorgt. Jeden Morgen, kaum dass er sein Büro betreten hatte, holte er aus seinem Spind eine Flasche Desinfektionsmittel und einen Lappen heraus und wischte damit die Türklinke, seinen Schreibtisch, den Telefonhörer und die Lehnen des Besucherstuhls ab. Erst dann war er für das Personal ansprechbar. Niemand in der Firma erkrankte an grippalen Infekten so oft wie er.

Fisch war nicht nur ein untertäniger Geist gegenüber den Herrschern im weißen Kittel, die noch jahrzehntelang eine Wucht an Autorität darstellten, bis die Beatles und die Achtundsechziger damit begannen, die alten Zöpfe abzuschneiden. Er sah auch seine Rolle als Personalleiter ausschließlich darin, dem Firmenboss zu dienen, den wir hinter vorgehaltener Hand den "Alten" nannten. Verhandlungsbemühungen der Mitarbeiter über Einkommen und Urlaub wertete Fisch als einen persönlichen Affront und zog alle Register, die Vorstelligen einzuschüchtern und ihre Forderungen abzubügeln.

So war er wenig amüsiert, als ich eines Tages bei ihm auftauchte, um eine Änderung meines Lehrvertrags zu verlangen. Von den anderen Lehrlingen hatte ich nämlich erfahren, dass man die Lehre mit einer höheren Schulbildung um ein halbes Jahr verkürzen konnte. Da wir alle mehr hatten als nur die Hauptschule, traten wir nach und nach bei ihm an, was ihn sichtlich nervte, denn für den Alten waren wir billige Arbeitskräfte. Um einen Anhaltspunkt zu geben: Ich bekam im ersten Lehrjahr neunzig D-Mark im Monat. Dafür käme heute kein Azubi, wie man die Lehrlinge jetzt zu nennen hat, aus den Federn.

Selbst als ich mit der Lehre fertig war, versuchte Fisch, mich über den Tisch zu ziehen und mir ein Gehalt anzubieten, das unter dem gewerkschaftlich ausgehandelten Tarif lag. Aber da hatte er sich geschnitten. Ich beharrte auf meinem Recht, zog mir seinen unsterblichen Groll zu und bekam das gesetzlich verankerte Gehalt.

Nachdem Fisch in Rente gegangen war, übernahm ein verkrachter Unternehmer namens Ringling seinen Posten. Weshalb man in dieser Stellung einen derart alberne Namen haben musste, hat sich mir nie erschlossen. Während jedoch Fisch trotz seiner Macken umgänglich gewesen und selber ein Untertan gewesen war, führte sich Ringling wie ein Blockwart auf. Er blieb nicht in dem düsteren Büro von der Größe einer Kammer sitzen, wie man sie früher Dienstmägden überließ, und das am äußersten Ende des Stockwerks lag, nämlich vor dem Zugang zum Auslieferungslager. Ringling war allgegenwärtig und beobachtete mit den Augen eines Seeadlers, wie und was die Leute arbeiteten.

Und vor allem beobachtete er mich. Es dauerte nicht lange, da wurde ich in seinen Augen zur persona non grata. Und das hatte einen heiklen Grund.

Es war die Zeit der Mary Quant, des Mini-Rocks, des Schnabelkragens und der Blockabsätze. Also schnitt ich meine Röcke und Kleider kürzer, ungefähr bis zehn Zentimeter über das Knie, und säumte sie neu. Meine Kolleginnen hatten mich dazu ermuntert: "Du hast eine tolle Figur und so schöne Beine. Warum läufst du immer noch in Schlafkleidern herum?" Erst war ich konsterniert, weil mir nie in den Sinn gekommen wäre, einen Menschen wegen der Art, wie er sich kleidet, zu kritisieren. Ein Stück weit war ich auch geprägt von dem Geschmack meiner Mutter, die mich bis weit in meine Teenager-Zeit beeinflusst hatte. Und den fand ich nicht schlecht. Meine Mutter war immer viel sicherer in Fragen des Stils gewesen als ich. Andererseits: Sie war eine bildschöne Frau. Ihr hätte man einen Kartoffelsack überstülpen und einen Ledergürtel um die Taille schnallen können, und sie hätte darin phantastisch ausgesehen.

Ich hatte also meine Klamotten gekürzt und erlebte dadurch so etwas wie einen Schmetterlingseffekt. Während ich vorher noch in einem Kokon zu verharren schien, fühlte ich mich plötzlich erblüht und sexy. So waren auch die Reaktionen meiner Kolleginnen: "Super!" Und die Blicke der Kollegen sprachen Bände.

Ringling sah das anders. Als ich ihm kniefrei unter die Augen kam, traf mich sein Blick wie ein Dolch, und ich wusste: Mich hätte er als Tochter nicht haben wollen. Hätte ich nackt vor ihm gestanden, wäre es nicht schlimmer gewesen. Erst später, als ich nicht mehr so naiv war wie mit achtzehn, ging mir der Kronleuchter auf, was ich bei ihm angerührt hatte. Da musste in seiner Hose viel Bewegung gewesen sein.

"Die Liste stimmt nicht!" So fuchtelte er mit dem Ausdruck der Aufstellung herum, die ich alle drei Tage über die Retouren abzuliefern hatte. "Ich habe die Zahlen kontrolliert, und sie stimmen von vorn bis hinten nicht." Er glaubte, mich zu haben. "Die Zahlen stimmen nie", erwiderte ich, nachsichtig lächelnd, "denn sie ändern sich jede Minute. Die Liste zeigt nur einen Trend., der im Minutentakt abläuft. Dieses Haus käme auch ohne diese Liste aus. Aber dem Boss scheint sie wichtig zu sein. Schließlich geht es um sein Unternehmen." Mit meiner letzten Bemerkung lag ich richtiger, als mir damals bewusst war. Tatsächlich befand sich das Unternehmen im Abstieg, was die Belegschaft aber nicht ahnte. Auch Ringling nicht, der für den Rest seiner Berufsjahre auf das falsche Pferd gesetzt hatte.

Aber das konnte mir egal sein, denn ich hatte mich bei einem Unternehmen in Frankfurt-Fechenheim beworben, das präparative und dekorative Kosmetika herstellte.

Es war ein Freitag gewesen, an dem ich vorstellig geworden war und meine Zeugnisse vorgelegt hatte. Hausendorf hatte der Personalmensch geheißen. Am Samstag gegen zehn Uhr rief er mich an: "Wir haben Ihnen eine Anstellungsvertrag zugeschickt, den sie bitte unter schriftlich vollzogen zurücksenden."

Am Samstag! So emsig war man damals um knappes Personal bemüht gewesen. Ich "vollzog den Anstellungsvertrag unterschriftlich" (das war Hausendorf-Stil) und schickte ihn zurück. Zu einem Gehalt, das ich mir im Traum nicht hätte vorstellen können. Und nach dem Absitzen meiner Restzeit in dem Gefängnis, das meine Lehranstalt gewesen war, übertrat ich die Schwelle zu einer Welt, von deren Existenz ich keine Ahnung gehabt hatte. Fast drei Jahre lang hatte ich mich nicht mehr so frei gefühlt.

28.04.2023
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Alt 28.04.2023, 18:28   #2
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Zitat:
. sondern sah aus wie ein Fisch, was seinen wasserblauen Basedow-Augen geschuldet war. Wie sich meine Kollegen, die ihn schon lange kannten, belustigt zuflüsterten, hatte sein Kardiologe ihm geraten, zur Entspannung angeln zu gehen, was Fisch widerspruchslos befolgte, wenngleich mit großer Überwindung.
Hallo Ilka,

ehe ich was zur Geschichte sage, habe ich eine Frage.

Ich verstehe den Zusammenhang hier nicht. Morbus Basedow ist eine Schilddrüsenerkrankung. Was hat der Kardiologe damit zu tun?
Meintest du den Endokrinologen?

LG DieSilbermöwe
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Alt 28.04.2023, 18:42   #3
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich verstehe den Zusammenhang hier nicht. Morbus Basedow ist eine Schilddrüsenerkrankung. Was hat der Kardiologe damit zu tun?
Meintest du den Endokrinologen?
Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, Silbermöwe. Die Basedow-Augen sind nur eine Beschreibung des Aussehens des Herrn Fisch. Die Verordnung des Arztes, zu angeln, um den Blutdruck zu senken, bezieht sich hingegen auf eine Handlung. In diesem Fall ist sie absurd: Fisch heißt Fisch, sieht aus wie ein Fisch, mag keinen Fisch, geht aber trotzdem angeln. Diesen Herrn gab es übrigens wirklich, und zwar genauso, wie ich ihn beschrieben habe.

Wenn daran etwas missverständlich ist, bitte ich um einen Vorschlag, wie ich das besser herausarbeiten könnte. Ich denke aber auch selber nochmal darüber nach.

Ich dachte nicht, dass man "Basedow-Augen" in direkte Verbindung zu einer Krankheit bringt, denn sie ist ein gängiger Ausdruck für Menschen, die etwas hervorquellende Augen haben. Die sind aber nicht zwangsläufig krank.
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Alt 28.04.2023, 18:51   #4
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Zitat:
.Ich dachte nicht, dass man "Basedow-Augen" in direkte Verbindung zu einer Krankheit bringt, denn sie ist ein gängiger Ausdruck für Menschen, die etwas hervorquellende Augen haben. Die sind aber nicht zwangsläufig krank.
Nein, das stimmt nicht, das ist ein Symptom der Krankheit bzw. kann das Symptom infolge der Krankheit auftreten:

https://www.usz.ch/krankheit/endokrine-orbitopathie/

(In meiner Familie gibt es Morbus Basedow, zum Glück aber ohne dieses Symptom. Allerdings sollte man darauf achten.)

Ich wunderte mich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass du dich über jemanden mit dieser Krankheit lustig machen wolltest. Selbst wenn es Herr Fisch war
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Alt 28.04.2023, 19:07   #5
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich wunderte mich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass du dich über jemanden mit dieser Krankheit lustig machen wolltest. Selbst wenn es Herr Fisch war
Wo steht denn, ich hätte mich lustig gemacht? Ich hatte doch nur gehört, was im Kollegenkreis gesprochen wurde, und da war man belustigt. Aber nicht über eine Krankheit, sondern dass jemand, der Fisch heißt, aber keinen Fisch mag, trotzdem angeln geht. So steht es doch da. Was hast du da bloß rausgelesen?

Du krallst dich an einer Stelle der Geschichte fest, die nichts weiter ist, als ein paar Macken einer älteren Person aufzuzeigen. Im Alter von rund sechzig Jahren haben ziemlich alle Menschen einen erhöhten Blutdruck; und leicht hervorstehende Augen zu haben ist noch kein Basedow. Auch ist es damals eine gängige Empfehlung gewesen, einen ruhigen "Sport" wie das Angeln zu empfehlen. In späteren Jahren hätte ein Arzt gesagt: "Gehen Sie Tennisspielen, Marathonlaufen, Schwimmen oder Wandern."

Der erste Absatz meiner Geschichte ist nichts weiter als eine Personenbeschreibung ohne jede Wertung oder Behauptung, dass alles daran wahr gewesen wäre. Es war Kollegentratsch.

Ich müsste das klarer herausstellen, das vermitteln mir deine Nachfragen. Aber ich will deswegen hier keine ärztliche Kommission aufmachen.

P.S.:
Habe den Anfang inzwischen umgeschrieben. Vielleicht ist er jetzt besser vermittelbar.
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Alt 29.04.2023, 09:54   #6
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Zitat:
Wo steht denn, ich hätte mich lustig gemacht?
Ich dachte mir gestern am späten Abend schon, dass ich mich missverständlich ausgedrückt hatte: Ich konnte mir eben NICHT vorstellen, dass du dich lustig machen wolltest und deswegen hatte ich geschlussfolgert, dass du dich mit endokriner Orbitopathie, die als Folge von Basedow auftreten kann, einfach nicht auskennst, sonst hättest du das nicht so geschrieben.

Ich würde zusammenzucken, wenn jemand im realen Leben einen anderen mit „Basedow-Augen" betiteln würde.


Zitat:
Ich hatte doch nur gehört, was im Kollegenkreis gesprochen wurde, und da war man belustigt. Aber nicht über eine Krankheit, sondern dass jemand, der Fisch heißt, aber keinen Fisch mag, trotzdem angeln geht. So steht es doch da. Was hast du da bloß rausgelesen?
S.o. Warum schreibst du nicht einfach wasserblaue Fischaugen? Oder wasserblaue hervorquellende Augen, wenn sonst das Wort Fisch zu oft benutzt wird?
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Alt 29.04.2023, 10:05   #7
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
S.o. Warum schreibst du nicht einfach wasserblaue Fischaugen?
Ist mir als Metapher zu schwach. Fische haben zwar runde Augen, aber sie quellen nicht hervor und sind auch nicht hellblau. Ich weiß nicht, wo dein Problem liegt. "Basedow-Augen" ist für die Beschreibung von hervorquellenden Augen ein gängiger Begriff, den ich seit meiner Kindheit kenne. Das hieß noch nie, dass ein Mensch wirklich Basedow hat. Man sagt ja auch, jemand habe eine Rossnatur, ohne vorauszusetzen, er oder sie müsse ein Pferd sein. Und ein Maulwurf ist nicht immer ein Tier, das Tunnel in die Erde gräbt, sondern ein Spion.
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Alt 29.04.2023, 10:12   #8
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Das mit dem Angeln hatte ich schon verstanden, aber nicht, wie man von Basedow auf einen Kardiologen kommt. Auch deswegen würde ich das Wort Basedow vermeiden.

Zitat:
"Basedow-Augen" ist für die Beschreibung von hervorquellenden Augen ein gängiger Begriff, den ich seit meiner Kindheit kenne.
Ich habe das noch nie als gängigen Begriff gehört.

Und wenn diesen Begriff jemand hört, der an endokriner Orbitopathie leidet, glaube ich nicht, dass er das lustig finden würde. Das ist mein Problem damit.
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Alt 29.04.2023, 10:35   #9
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Zitat:
Zitat von DieSilbermöwe Beitrag anzeigen
Ich habe das noch nie als gängigen Begriff gehört.
Ich lese auch immer wieder etwas, das ich vorher nie gehört habe. Aber was beweist mir das? Dass der Autor es mit Rücksicht auf mein Leseverständnis anders hätte schreiben müssen?

Wenn mein guter Herr Fisch wirklich Basedow gehabt hätte, wäre er nicht zum Angeln verdonnert gewesen. Dagegen hilft eine solche Entspannungsübung nämlich nicht. Bei hohem Blutdruck schon, und den haben nun mal die meisten Menschen über fünfzig.

Du willst partout einen Zusammenhang hergestellt haben, wo es keinen gibt und nicht geben muss. Es geht nämlich um zwei verschiedene par Schuhe, wie ich bereits ausgeführt habe: Das eine ist die Beschreibung eines Aussehens, das andere die Begründung für eine Handlung, nämlich angeln zu gehen. Bei wirklichem Basedow hätte ich den Satz ganz anders schreiben müssen, um mehr als nur eine Äußerlichkeit deutlich zu machen, z.B.:

"Seine hervorquellenden Augen ließen auf eine Erkrankung an Basedow schließen."

Aber mir ging es nur um die Metapher. Wenn ich von jemandem sage, er habe Quadratlatschen, heißt das ja auch nicht, dass es sich wirklich um quadratische Füße handelt. Weiter kann ich dir in dieser Hinsicht leider nicht helfen. Allenfalls könnte ich überlegen, ob ich den Übergang zum hohen Blutdruck und dem Kardiologen etwas anders formuliere.
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Alt 29.04.2023, 20:57   #10
männlich Kurt
 
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Meld! (Zum "strittigen" Thema):
Ich finde Basedow-Augen als Vergleich nicht unangebracht und sehe dabei kein Problem! Ich würde z.B. einen (nicht mehr allen) bekannten Profi-Fußballer (Mezut Özil) auch in diesen Vergleich einordnen...
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Alt 29.04.2023, 22:53   #11
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Liebe Ilka-Maria,
es soll besänftigend klingen:
"Otto Fisch hieß nicht nur Fisch, sondern sah aus wie ein Fisch, was seinen wasserblauen Glubschaugen geschuldet war. Nicht, dass er an irgendwas erkrankt gewesen wäre, sondern er war, seiner eigenen Aussage nach, mit diesen Abnormitäten zur Welt gekommen. Eine genetisch erklärbare Angelegenheit. Sein eigentliches Problem war ein zu hoher Blutdruck."

Als Angehöriger eines an irgendwas Erkrankten, entwickelt man automatisch eine besondere Feinfühligkeit. Sei so lieb, ändre die Passage.
Liebe Grüße Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.04.2023, 06:13   #12
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Guten Morgen, Heinz,

gut gemeint, aber Glubschaugen sind unzutreffend. So etwas haben Plüschtiere für kleine Kinder. Außerdem weisen Glubschaugen auf mehr als nur eine Krankheit oder genetische Abnormität hin, sie sind also kein ausschließlich ästhetisches Problem. Glubschaugen entstehen z.B. bei Erkrankungen der Bindehaut, Beweglichkeitsbeeinträchtigungen des Auges oder bei einem schadhaften Sehnerv.

Das gilt beispielsweise auch für den sog. "Schlafzimmerblick" oder "Silberblick", auch hier könnte eine Erkrankung vorliegen (eine Ptosis), wenn nämlich die Lider aufgrund einer Nervenschädigung der Lidmuskeln runterhängen. Trotzdem redet der Volksmund bei allen Menschen, die etwas "verschleiert" durch die Gegend gucken, von einem Silberblick.

So kommen wir also nicht weiter.

Danke fürs Lesen und Kommentieren, es war unterhaltsam und gewinnbringend, zu erfahren, was Leser bewegt. Der erste Absatz meiner Geschichte enthält durch eine kleine metaphorische Beschreibung über das Aussehen eines Menschen derart viel Munition, dass ich den Rest der Geschichte streichen könnte, denn er scheint nicht zu interessieren. Offensichtlich hatte ich dem Thema, das sich mit dem Zeitgeist der 60er Jahre befasst, zu viel zugetraut. Aber egal, auch diese Erkenntns hat ihren Wert.

Schönen Sonntag euch allen, heute soll es ja einen sonnenfreundlichen Tag geben.

Ilka
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Alt 30.04.2023, 10:49   #13
weiblich DieSilbermöwe
 
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Zitat:
. Außerdem weisen Glubschaugen auf mehr als nur eine Krankheit oder genetische Abnormität hin, sie sind also kein ausschließlich ästhetisches Problem.
Endokrine Orbitopathie (ich mag dieses andere Wort noch nicht mal schreiben) ist auch kein ausschließlich ästhetisches Problem, sondern ein ernstes Symptom, das u.a. auf die Verschlimmerung des Morbus Basedow hinweisen kann. Das konnte ich anscheinend nicht vermitteln.
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Alt 01.05.2023, 17:44   #14
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Ja Herr Fisch ist der Geilste, schade das Herr Ringling dagegen dann irgendwie langweilig war, ohne Wortspiele im Leben.
Von Herrn Fisch hätte ich gerne mal eine Abenteuergeschichte. Herr Fisch auf Weltreise, hihi.
Der is eigentlich total ernst aber trotzdem witzig.
Aber es sollte ja ein Ausschnitt aus dem Arbeitsaltag einer jungen Dame sein, der Ausschnitt ist gut.
Aber Herr Fisch ist irgendwie so geil, dass man denkt jetzt kommt noch was dölleres, dass man sich erstmal sammeln muss.
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Alt 03.05.2023, 13:57   #15
männlich dunkler Traum
 
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... die basedowschen Augen erinnerten mich an Eine Stadt sucht einen Mörder. Peter Lorre wusste seine Augen dort gut in Szene zu setzen.
Ilka erscheinen deine Werke irgendwann mal zusammenhängend als fragmentarische Autobiografie?

beaux rêves
dT
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Alt 03.05.2023, 14:15   #16
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
Ilka erscheinen deine Werke irgendwann mal zusammenhängend als fragmentarische Autobiografie?
Weiß ich noch nicht. Bisher ist es dafür noch ein bisserl wenig. Man sollte schon mindestens 200 Normseiten zusammenhaben.

LG
Ilka
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