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Alt 04.04.2023, 11:50   #1
männlich Cilonsar
 
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Standard Vokabelhinterfragung:

Ist es wirklich "Krieg", der "Krieg gegen die Drogen" obwohl ich seit 42 Jahren von keiner "sabotierten Brauerei/Winzerei/Destille" gehört habe?

MfG

Cilonsar
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Alt 04.04.2023, 14:47   #2
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Zitat:
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Ist es wirklich "Krieg", der "Krieg gegen die Drogen" obwohl ich seit 42 Jahren von keiner "sabotierten Brauerei/Winzerei/Destille" gehört habe?
Gute Frage, Cilonsar. Auch Alkohol ist eine Droge, und das weiß jeder. Auch ist bekannt, dass der Konsum immer nur zeitweise zurückgeht, insgesamt nimmt er zu. Ist von den Herstellern und Steuereinnehmern auch nicht ungern gesehen, und diese Doppelmoral - Steuern und Umsatz versus Volksgesundheit - ist und bleibt ein Problem (beim Tabak ist es nicht anders).

Vielleicht liegt es daran, dass man bei Rauschmitteln wie Heroin, Kokain, sythetischen Drogen und dem ganzen Zeug deshalb von Krieg spricht, weil der Handel damit stark an den Einsatz von Waffen gekoppelt ist. Der Krieg beginnt ja nicht mit dem "Kampf gegen die Drogen" von Staats wegen, sondern zwischen den Gruppen der Drogenmafiosi auf der einen Seite und den Beschaffern illegaler Waffen für diese Banden auf der anderen Seite. Das sind Zustände, die man durchaus als "paramilitärisch" bezeichnen kann. Diese Banden sind derart gut durchorganisiert, dass ihnen die Ermittler kaum beikommen können, abgesehen davon, dass auch Bestechungsgelder fließen und manch "sauberer Mitbürger" regelmäßig und kostenlos seine Ration erhält.

Der Staat kann gar keinen "Krieg" gegen die Bosse dieses Geschäfts führen. Es sind mehrheitlich nur Zwischen- und Straßenhändler, die auffliegen. Um in diese Strukturen zu gelangen, müssten die Ermittler selbst kriminell werden und sich in Lebensgefahr begeben, denn sie erfüllten dann ja auch die Rolle eines Informanten. Das ist nicht unähnlich den Ermittlungserschwernissen in der vermarkteten Kinderpornografie.

Alkohol hatte man wiederholt versucht, einzuschränken, und bekannt ist die Prohibition in den U.S.A. Ergebnis: Schwarzbrennerei, Konsum in den Hinterstuben der Kneipen und Wegfall der Steuereinnahmen beim Finanzamt. Also blieb nur, Alkohol zu erlauben und an die Vernunft der Menschen zu appellieren, damit maßzuhalten.

Aber warum nur Alkohol? Bekanntlich ist das nichts weiter als eine andere Form von Zucker. Und mit diesem Stöffchen - Leute, in Aktien der Südzucker AG investieren! - sind unsere Lebensmittel inzwischen bis zum erlaubten Anschlag gespickt. Einer von vielen Geschmacksverstärkern. Und dazu einer, mit dem wir schon als Baby konditioniert wurden. Das war natürlich auch dem Zeitgeist der Nachkriegszeit geschuldet gewesen, als man endlich wieder etwas "zu fressen" hatte.

Mal ehrlich: Wir fallen Tag für Tag von einem Suchtverhalten ins andere, ohne uns dessen bewusst zu sein. Salz, Zucker, Chips, Coca-Cola, Geschmackverstärker, Farbstoffe, Appetitanreger. Low-Carb-Produkte, die Stoffe enthalten, möglichst viel davon zu essen, so dass man mehr Kalorien schluckt, als man damit einsparen wollte. Desgleichen mit kalorienreduzierten Produkten. Ergebnis: Kurze Sättigungsphasen, dann Heißhungerattacken, und rein mit allem in die Futterluke, was man kriegen kann!

Der Krieg gegen alles, was Menschen krank macht oder in den Tod jagt, müsste an mehr Stellen geführt werden, als ein Würfel Seiten hat. Die Drogenmafia gehört für mich nicht dazu. Das ist ein Kosmos für sich mit seinen eigenen Kriegen, die an Otto-Normal völlig vorbeilaufen.

Aber gut, dass du dieses Thema aufgeworfen hast. Alkohol ist seit Jahrtausenden ein Problem der Menschen (kein Wohlstandsproblem!!), und daran hat sich nichts geändert.

LG
Ilka
__________________

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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.04.2023, 12:48   #3
männlich dunkler Traum
 
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Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
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Beiträge: 1.596

... natürlich wird mit dem "Krieg gegen Drogen" nicht gesagt, was wirklich gemeint ist. Man meint illegale Drogen, wobei dies immer vom Gesetzgeber abhängig ist. Vor 110/ 120 Jahren konntest du auch in Dt noch LSD und Heroin legal kaufen. Doch scheinbar wirkte sich dies negativ auf die Produktion aus, also erklärte man sie für illegal.
Bei den derzeitig noch legalen Drogen fängt man jetzt langsam an, die Menschen mit Nudging in die "richtige" Richtung zu lenken. Dies natürlich so, dass die Hersteller profitkonform aussteigen können (Tabak, Alkohol etc.).
Im Endeffekt sind solche Schlagwörter niemals völlig korrekt und Profit muss weiterhin gewährleistet sein.

wsT
dT
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Lesezeichen für Vokabelhinterfragung:

Stichworte
drogen, krieg, sabotage




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