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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 13.03.2023, 19:55   #1
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Standard Ver_Zweif(e)l_ung

Waldinneres winterlich, dunkel und kalt,
Wanderer, sorgenbeladen, schaut ganz nach oben,
Wolkenverhangen, dringt schon das Gelbe aus einem Spalt?

Dort an dem Wegkreuz, da steht eine Bank,
Wanderer schleppt sich und setzt sich hernieder,
Schließt nicht die Augen, will ihn nicht sehen, den inliegenden Zank!

Den Blick noch nach oben,
Verzweiflung treibt Tränen heraus,
Ist denn die Sicht auf die Dinge so dermaßen verschoben?

Die Suche nach Antwort,
Der Daumen nach unten,
Glaube, ... die Suche nach Hoffnung ..., er sitzt noch lang an dem Ort!
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.03.2023, 22:00   #2
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.108

Hallo stephanius

Viele Bedeutungsschwangere Worte.
Eindrücke jagen erneute Eindrücke und lassen zum Teil vergessen, welcher Eindruck davor entstehen sollte. Ich lese ungerne Texte 5 Mal nur um zu verstehen, was der erste Satz mir vermitteln will.
Der Text ist sehr überladen für meine Auffassung.
Weniger Wort könnten hier mehr von Effekt sein.

Das gelbe aus einem Spalt erschließt sich mir nicht. Es soll die Sonne darstellen? Ich finde das unglücklich dargestellt.
Zudem wird gefühlt an den falschen Stellen gekürzt.
Zum einen sehe ich bedeutungsschwangere überlagerung durch Wortfeuerwerke und zum anderen dann eine Stakkatoartige kürzung wie "Wanderer schleppt sich" das wirkt so beiläufig beobachtet, aber abgehackt formuliert.

Die Überschrift fiel mir hier natürlich auf.
Das Thema stellt Präfix-Betonung-(Senkung-)Suffix dar.
Wobei das Morphem "Zweif(e)l" beides in sich vereint. Dennoch wirkt die Schreibweise "Zweiflung" ohne e nicht ganz korrekt. Ich glaube es ist eine vermutlich sinnfreie Auslassung(Elision).
Man wird vom Text als solches etwas erschlagen, obwohl er gar nicht mal lang ist und schnell gelesen.
Er bleibt nur nicht hängen irgendwie.

Wenn ich etwas nicht nachvollziehen kann, dann sind es drölfunddrölfzigdoppeldreipunkte ... ... <--- was können die?

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.03.2023, 11:42   #3
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo stephanius,

ich finde Dein Gedicht gerade wegen der vielen "bedeutungsschwangeren Worte" beeindruckend und zum Nachdenken anregend. Der Titel Verzweif(e)lung ist o.k., drückt er doch die Unsicherheit des Autors aus, ob es sich bei dem Gedicht um Zweifel oder Verzweiflung handelt. Darüber man dann der Leser sein Urteil finden.

Manche Gedichte reizen mich dazu, sie in meinem Sinne zu verbessern. Das birgt allerdings die Gefahr in sich, vom Autor als Besserwisser wahrgenommen zu werden. Ich bitte Dich deshalb, meine Variante als Vorschlag eines "Kollegen" wahrzunehmen, der von Deinem Gedicht angetan, sich die Zeit dafür nimmt, darauf zu warten, was ihm bei verschiedenen Verszeilen dazu einfällt.

Waldinneres winterlich, dunkel und kalt,
Wanderer, sorgenbeladen,
Blick steil nach oben,
Wolkenverhangen,
Bald schon strahlt Gelbes durch einen Spalt?

Dort an dem Wegkreuz steht eine Bank,
Wanderer schleppt sich, setzt sich drauf nieder,
Schließt nicht die Augen, will ihn nicht sehen, den inneren Zank!

Blick schweift nach oben,
Verzweiflung treibt Tränen,
Ist denn die Sicht auf die Welt so verschoben?

Suche nach Antwort,
Daumen nach unten,
Schwankender Glaube, ...
Suche nach Hoffnung ...,
Lang noch sitzt er voll Zweifel am Ort

Also, lieber stephanius, ich erwarte nicht, daß Du jetzt Dein Gedicht umschreibst. Sieh meine Variante als Beispiel dafür an, wie Dein Gedicht bei einem anderen lebendig werden und sich entfalten kann.

Lieber Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2023, 00:20   #4
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Liebe Mono, lieber Friedrich,
ich danke Euch sehr, dass Ihr Euch so tiefgreifend mit meine Zeilen beschäftigt habt, es sind seit Langem mal überhaupt wieder ein paar Zeilen von mir. Deshalb freue ich mich doppelt.

Mono, Du hast natürlich recht, es sind viele Wort drin, obwohl ich eigentlich in vielen meiner Gedichtchen dazu neige, gerade das Mittel der Verknappung anzuwenden. Ich liebe es eigenlich, mit wenigen Worten ganz viel zu sagen gerade in der Lyrik. Aber es geht eben nicht immer und dann entsteht so etwas dabei, viele Attribute ... und das mit der Sonne, das ist nicht glücklich, durch den Reim war ich aber ein wenig gebunden. Nun ja.

Und die Pünktchen, die liebe ich, da kann man doch soviel Dramaturgie in ein Gedicht bringen ... da möcht ich nicht drauf verzichten, aber natürlich wie mit allem, maßvoller Einsatz ist geboten ... .

Der "Titel" den ihr beide angesprochen habt, ja das war kompliziert und da ist die Quadratur des Kreises wahrscheinlich bei der Hälfte auf der Stecke geblieben. Verzweiflung und Zweifel in ein Wort zu fassen, was noch zeitlich versetzt sein soll ... ja es war ein Versuch.

Und Friedrich danke ich natürlich für die blitzschnelle Transformation. Ja, mir ist klar, dass das Metrum nicht perfekt ist.
Der Inhalt geht da immer ein wenig mit mir durch und da geht mir die Metrik dann schnell mal ab. Aber, es ist halt so, dass Friedrich natürlich ein sauberes Werk gebastelt hat, aus meiner Sicht sind da aber ein paar Sachen drin die ich so nicht gedacht hatte. Die klingen natürlich jetzt gut, haben aber mit den ursprünlichen Intentionen nicht mehr so viel zu tun. Es sind zwar nur Nuancen, aber der Sinn ist ein anderer.
Aber es war ja auch nur ein liebevoller Vorschlag und so verstehe ich ihn auch und danke sehr dafür.
Euch beiden nochmals herzlichen Dank für die wertvollen Hinweise
und beste Grüße St.
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.03.2023, 11:31   #5
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Stephanius,

schön, daß Du meine "Verbesserung" so aufgenommen hast, wie sie gedacht war. Ich sagte zu mir, es wäre doch eigentlich schade, wenn der Autor nicht erfährt, was mir dazu eingefallen ist.
Zitat:
aus meiner Sicht sind da aber ein paar Sachen drin die ich so nicht gedacht hatte
Vielleicht macht es Dir auch Spaß, Dir das ganze noch einmal vorzunehmen und zu warten, ob Dir nicht noch etwas dazu einfällt, so daß alles am Ende stimmt. Verändern kannst Du das Gedicht ja nicht mehr aber für Dich wäre es doch am Ende ein gutes Gefühl.
Und noch etwas: die Unterstriche im Titel sind häßlich und überflüssig. Ich hätte sie weggelassen.

Lieber Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.03.2023, 23:03   #6
männlich stephanius
 
Dabei seit: 06/2016
Ort: Sachsen
Beiträge: 406

Ja, lieber Friedrich, der Titel ist etwas verunglückt und ich habe auch schon
einige neue Varianten aufgeschrieben. Sicherlich werde ich das ganze noch
überarbeiten, ich plane ja nach "... und ein zarter Streifen Blau" noch einen
zweiten kleinen Gedichtband und ehe ich das dann vorbereite gehen die Dinge
dann eh nochmal in die Überarbeitung. Ich fasse das hier im Forum immer als
eine Art Werkstatt auf, da muss noch nicht alles perfekt sein, das ist zum
diskutieren. Andere sehen das anders, aber egal.
Ich danke Dir nochmal und beste Grüße
St.
stephanius ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.03.2023, 11:16   #7
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Lieber stephanius

Zitat:
ich plane ja nach "... und ein zarter Streifen Blau" noch einen
zweiten kleinen Gedichtband
Wie sieht das aus? Läßt Du Dir zum Verteilen im Freundeskreis einige Handexemplare drucken oder hast Du einen Verlag an der Hand, der Deine Werke auf den Markt bringt?

Wenn Du Werke hier ins Forum einstellst mit der Erwartung, Anregungen zu einer möglichst endgültigen Überarbeitung zu bekommen, finde ich das ganz okay. Wie Du schriebst, haben meine Gedanken zu Deinem letzten Gedicht Dich auch zu einer solchen angeregt. Die endgültige Fassung davon würde mich nun interessieren. Wenn Du sie hier nicht noch einmal einstellen willst, kannst Du sie mir vielleicht als PN zukommen lassen?

Lieber Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
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