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Alt 10.03.2023, 14:58   #1
gernanonym
 
Dabei seit: 03/2023
Beiträge: 1

Standard Ich mag dich gerade nicht.

Ich mag dich gerade nicht.
Du, wie du da am Schreibtisch sitzt und nichts auf die Reihe bekommst. Das Blatt Papier weiß und leer. Leer ist auch dein Kopf und gleichzeitig zu voll. Wie soll das nur gehen, weitergehen? Es kann doch nicht so schwer sein, dich zu konzentrieren und mal endlich etwas zu machen, so viele Stellen an denen du anfangen kannst. Und doch sitzt du da nur da am Schreibtisch und das Blatt Papier ist immer noch leer.
Es ist dir alles zu viel und doch ist es dir noch zu wenig. Was willst du? Was brauchst du? Kein Plan und keine Ahnung. Einfach zu viel Druck, zu viel Verantwortung, zu viele Erwartungen, zu viele Hoffnungen. Wo ist ein Licht am Horizont, ein Funke, der dir Kraft gibt.
Warum kann ich dir nicht helfen, warum lässt du nicht zu, dass dich jemand unterstützt? Was brauchst du, damit es dir besser geht, wer muss dich sehen?
Was muss verdammt nochmal passieren, damit du es endlich raffst und deinen Hintern hochbekommst, nicht deine Lebenszeit verschwendest, sondern endlich man einen Schritt macht.
Nicht vor der Startline aufgeben und sitzen bleiben sondern einen Schritt vor den anderen machen, überhaupt irgendetwas machen. Und doch sitzt du nur da am Schreibtisch und das Blatt Papier ist immer noch so leer.
Sag doch irgendwas, mach irgendwas, aber sitz nicht einfach so da und starre in den Regen. So fällt es mir unglaublich schwer für dich da zu sein und dir das zu geben, was du brauchst. Nur was kann ich machen, dass es dir besser geht und du von der Stelle kommst. Du dich selbst wieder lieben kannst und nicht für das verachtest, was du gerade nicht hinbekommst. Du musst doch wissen, was dir helfen könnte.
Durch die grauen Regenwolken ist die Sonne nicht mal mehr zu erahnen. Sie könnte genauso gut nicht mehr da sein. Aber sie ist noch da und ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll, damit du mir glaubst, daran glaubst, dass es wieder schöne Tage geben wird. Deine schwarze Sicht finde ich schwer zu ertragen und ich will, dass es aufhört.
Ich mag dich gerade nicht, weil ich du bin.
gernanonym ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 16:33   #2
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo gernanonym!
Zitat:
Ich mag dich gerade nicht, weil ich du bin.
Das lyrische Ich mag das lyrische Du nicht und doch sind beide eins. Wer kennt das nicht? Die Schreibhemmung. Man sitzt da, und es fällt einem nichts ein. Und man möchte doch so gerne kreativ sein und optimistisch, daß es so weiter geht.

In der Literatur begegnet die Seele sich selbst. Was ich damit meine, ist, daß wenn ich ältere Texte von mir lese, mir selber wieder begegne. Das habe ich damals geschrieben, so habe ich mich damals gefühlt. In Deinem Fall begegnet Deine optimistische Seele Deiner unproduktiven, und irgendwie ist es zum Verzweifeln.

Ich denke, viele kennen diese Situation, aber nur wenige sind in der Lage, sie so schön und treffend aufs Papier zu bringen. Diese Anerkennung könnte das lyrische Du doch etwas aufmuntern, oder nicht?

Lieber Gruß

Friedrich
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 18:33   #3
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo gernanonym

Für mich sagt der Text irgendwie ununterbrochen das Gleiche in der ersten Hälfte und das baut nicht unbedingt Spannung auf. Er ist kurzweilig, aber leider auch durch die Wiederholung etwas ermüdend zu lesen. Wenig Erkenntnisreiche stellen im Text.
Die Conclusio das man sich nicht mag wirkt erzwungen und hat mit Themenfindung als solches wenig zu schaffen bin ich der Auffassung.
Es wirkt nicht Zielführend den Text auf die Weise zu beenden irgendwie.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.03.2023, 19:31   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Zitat von MonoTon Beitrag anzeigen
Für mich sagt der Text irgendwie ununterbrochen das Gleiche ...
Na klar, was denn sonst, wenn man sich im Kreis bewegt, sich ständig in den eigenen Schwanz beißt und aus diesem Karussell nicht herauskommt. Genau darum geht es doch. Das ist Folter: Tief im Inneren rumort etwas, das raus will, aber es gibt sich nicht zu erkennen, bleibt diffus, flutscht weg wie der Blob, wenn man es zu fassen versucht. Statt dessen hat es dich, den Autor, gepackt. Es beherrscht dich und frisst dich langsam von innen nach außen auf. Der Bleistift in deiner Hand wird Zeuge deiner Verzweiflung und Grübelei, denn wo er an seinem oberen Ecke ein Lackkleid trug, ist es zergekaut, und die Abdrücke deiner Zähne haben sich in das weiche Holz gegraben und ihre Spuren hinterlassen. Auf dem weißen Blatt Papier ist nichts weiter als ein paar Tropfen von dem Rotwein, an dem du nippst in der Hoffnung, dass du durch den Alkohol lockerer und wärmer wirst und die Granate in deinem Kopf endlich explodiert.

Du hast etwas mittzuteilen, aber du weißt nicht, wie du beginnen sollst. Vor lauter Weiß wird dir schwarz vor Augen. Dabei fühlst du, dass es etwas vollkommen Wertvolles ist, das du rauslassen könntest, etwas wirklich Gutes. Aber der Riegel sitzt fest wie ein altes, rostiges Stück und weicht nicht einmal einen Millimeter.

So sieht es aus, wenn man eine Schreibblockade hat. Da ist nun mal keine Abwechslung drin, denn so ein Scheißgefühl ist auf seinem Donnerbalken festgenagelt und kann sich nur in dieser Haltung immer wieder äußern.

Ich finde gernanonyms Text nicht schlecht. Aber man könnte ihn verfeinern. Vor allem würde ich den letzten Satz streichen, denn kein Leser ist so blöd, nicht zu kapieren, dass es hier um ein Selbstgespräch mit dem Alter Ego geht.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.03.2023, 15:30   #5
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo gernanonym,
da sitzt du also rum und nölst dir selbst was vor. Die Lösung des Problems ist ganz einfach (zumindest wirkt es bei mir): Ein Gläschen Brandy, gelagert mindestens zehn Jahre in kaukasischer Eiche - und schon sieht die Welt ganz anders aus.
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
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