auf dem deich bei Poetry.de

traudl · 27.05.2023, 20:21

unter mir das blanke meer
glitzernde freude
stille unendlichkeit
garderobenspiegel der sonne

vom fernen kirchturm
zitternder glockenschlag
leise verwehend:
flüchtigkeit des augenblicks

plötzlich ein schrei
eine möwe hoch oben
in dunstigem blau
trunken von einsamkeit

wie lange noch wird mein ohr
wie lange noch wird mein auge
wie lange noch wird mein herz
empfäglich sein
für die herrlichkeiten der natur

denn schon gräbt dike
mit flinken fingern
die runen der vergänglichkeit
in mein gesicht

dunkler Traum · 27.05.2023, 20:42

... was hast du unrechtes getan, dass Dike dich straft? Warum soll Dike in Runen schreiben, sie kommt nicht aus dem Norden? Wurde hier etwas verwechselt?

wünsche schöne Träume
dT

traudl · 29.05.2023, 18:57

Danke für den Hinweis, dunkler Traum.
Wie ich auf Dike gekommen bin, weiß ich jetzt nicht mehr. Es ist eines meiner frühen Gedichte, gesättigt mit spätpubertärer Bedenkenlosigkeit.
Der Vers muss natürlich lauten:

denn schon gräbt Chronos
mit flinken fingern
die zeichen der vergänglichkeit
in mein gesicht

Ex-LetterLady · 30.05.2023, 22:21

"Dike" ist 'die Göttin der Gerechtigkeit'.

DieSilbermöwe · 31.05.2023, 06:45

Kronos war doch der Titan, der alle seine Kinder fraß - bis auf Zeus, den Rhea vor ihm versteckte.

Dike war die Tochter des Zeus und der Demis und, wie LetterLady schon schrieb, die Göttin der Gerechtigkeit. Sie versuchte, die Menschen vor
Hunger, Leid und Krieg zu bewahren.
Ich würde auch die erste Fassung so stehenlassen.

Edit: Kronos und Chronos waren zwei verschiedene Gottheiten. Chronos (auch Khronos geschrieben) ist eine personifizierte Darstellung der Zeit.
So gesehen, passt das natürlich auch.

27.05.2023, 20:21	#1
traudl Dabei seit: 11/2022 Beiträge: 44 Meine Gedichte	auf dem deich unter mir das blanke meer glitzernde freude stille unendlichkeit garderobenspiegel der sonne vom fernen kirchturm zitternder glockenschlag leise verwehend: flüchtigkeit des augenblicks plötzlich ein schrei eine möwe hoch oben in dunstigem blau trunken von einsamkeit wie lange noch wird mein ohr wie lange noch wird mein auge wie lange noch wird mein herz empfäglich sein für die herrlichkeiten der natur denn schon gräbt dike mit flinken fingern die runen der vergänglichkeit in mein gesicht

30.05.2023, 22:21	#4
Ex-LetterLady abgemeldet Dabei seit: 05/2023 Beiträge: 108 Meine Gedichte	Ich würde es so stehen lassen - wie vorher. "Dike" ist 'die Göttin der Gerechtigkeit'.

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27.05.2023, 20:42	#2
dunkler Traum Dabei seit: 02/2021 Ort: mit beiden Beinen in den Wolken Alter: 60 Beiträge: 1.588 Meine Gedichte Meine Favoriten	... was hast du unrechtes getan, dass Dike dich straft? Warum soll Dike in Runen schreiben, sie kommt nicht aus dem Norden? Wurde hier etwas verwechselt? wünsche schöne Träume dT

29.05.2023, 18:57	#3
traudl Dabei seit: 11/2022 Beiträge: 44 Meine Gedichte	Danke für den Hinweis, dunkler Traum. Wie ich auf Dike gekommen bin, weiß ich jetzt nicht mehr. Es ist eines meiner frühen Gedichte, gesättigt mit spätpubertärer Bedenkenlosigkeit. Der Vers muss natürlich lauten: denn schon gräbt Chronos mit flinken fingern die zeichen der vergänglichkeit in mein gesicht

31.05.2023, 06:45	#5
DieSilbermöwe Dabei seit: 07/2015 Alter: 60 Beiträge: 6.708 Meine Gedichte Meine Favoriten	Kronos war doch der Titan, der alle seine Kinder fraß - bis auf Zeus, den Rhea vor ihm versteckte. Dike war die Tochter des Zeus und der Demis und, wie LetterLady schon schrieb, die Göttin der Gerechtigkeit. Sie versuchte, die Menschen vor Hunger, Leid und Krieg zu bewahren. Ich würde auch die erste Fassung so stehenlassen. Edit: Kronos und Chronos waren zwei verschiedene Gottheiten. Chronos (auch Khronos geschrieben) ist eine personifizierte Darstellung der Zeit. So gesehen, passt das natürlich auch.