Berauschende Klänge

[Cornelius]

Ein Mensch hört gern Musik allein,
doch stets muss diese klassisch sein,
zumindest hundert Jahre alt,
sonst lässt ihn das Gedudel kalt.

Im Radio tönt, nur leicht verzerrt,
ein feuriges Klavierkonzert,
das zweite von Rachmaninow -
das ist zum Träumen guter Stoff.

Es klingt, als spielt der Virtuos
am Meeresstrand im Sturmgetos.
Die Partitur bereichert sehr
die Illusion von Wind und Meer.

Am Ende rauscht der Schlussapplaus,
erfüllt des Lauschers stilles Haus.
Das war Genuss von A bis Z.
Nun legt er sich berauscht zu Bett.

Er träumt, es stehe ein Klavier
in Wladiwostok nachts am Pier.
Am Flügel sitzt Rachmaninow
im Frack aus schwarzem Seidenstoff.

So kommt's, dass manch ein Komponist
der Schneider unsrer Träume ist.
Doch niemand schneidert solchen Stoff
zum Träumen wie Rachmaninow.