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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 07.05.2023, 10:39   #1
männlich Zuckerzucken
 
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Standard Der weiße Wolf

Im Schleichen ist ein Wolf dabei die Finger mir zu beißen
Und weichen brauch ich nicht, er schafft's nicht mal was abzureißen.
Es streichen meine Hände über's flausch'ge Fell, dem weißen,
Die bleichen Härchen stechen gleich den Nadeln, glühend heißen.

Und seines trocknen Odems Züge um mich brennend wallen,
Mit jedem Schritt gebrechlich Blumen sprießen aus den Ballen.
Die Zähne sind so spitz und glatt gleich funkelnden Kristallen,
Zerbrechlich mysteriös verbergend, auch so seine Krallen.

Die Ankunft seiner allgemein verheißet große Mühen.
Sein Atem lässt die Bäume blendend geisterhaft erblühen.
Er Lässt das Land im grellsten weiß und leuchtend helle glühen,
Doch dunkle lange Schwärze liegt in seinen ruhigen Augen.

Ja, diese dunkle lange Schwärze mag mir sehr gut taugen!
Ein stilles tiefes Wasser rau mit harter Außenschale.
Zwar ist's den meisten gar zu unwirtlich und all zu fahle,
Er wird doch wiederkommen und das nicht zum letzten Male!
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Alt 07.05.2023, 10:45   #2
männlich Zuckerzucken
 
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Hallo, ich bin ganz neu im Forum
Ich hoffe, dass euch das Gedicht gefällt und würde mich über Kritiken, Interpretationen und eure generellen Eindrücke freuen. Viel Spaß beim lesen!
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Alt 07.05.2023, 19:47   #3
männlich MonoTon
 
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Hallo Zuckerzucken

Ich weiß nicht inwiefern du dich bisher mit Metren befasst hast.
Es wirkt aufgrund der Länge der Verszeilen schnell etwas leierig.
Nicht falsch verstehen, ich mag lange Zeilen gerne, aber diese sind mir fast doch etwas zu lang geraten.

Ich möchte dir aufzeigen wo ich Betonungen und unbetontes höre.
Dazu nutze ich ein herkömmliches Muster
großes X = Betont
kleines x = unbetont
Ich unterstelle dir aber, dass du augenscheinlich kein Anfänger bist, da es bei der Länge der Zeilen nicht einfach ist ein konkretes Metrum zu erstellen.
Zudem wirkt das vorherrschende Wort tatsächlich, entgegen dem natürlich jambischen Metrum, recht konstruiert. Es ist mir persönlich fast etwas zu künstlich.

Die Haufenreime per Strophe mag ich.
Ich weiß nicht warum das Reimschema ab Strophe 3 in einen Strophenübergreifenden Paarreim wechselt und dann wieder in einen Haufenreim übergeht. Allerdings bemerke ich hier einen Umkehrsatz. Es entsteht wohl eine Art Antithese? Insofern ich es richtig verstanden habe.
Ebenso die Binnenreime welche den Charakter eines Haufenreimes besitzen.
Diese sind aber nur in der ersten Strophe zugegen. In den anderen Strophen verlieren sie sich und ihr Fehlen erschwert den Lesefluss nicht sonderlich.
Vermutlich waren sie zu viel des Guten, also eine plausible Entscheidung von ihnen abzulassen.

Zitat:
Im Schleichen ist ein Wolf dabei die Finger mir zu beißen
Und weichen brauch ich nicht, er schafft's nicht mal was abzureißen.
Es streichen meine Hände über's flausch'ge Fell, dem weißen,
Die bleichen Härchen stechen gleich den Nadeln, glühend heißen.
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7 hebiger Jambus, weibliche Kadenz,
viele ziehen oft die Grenze bei 6 Hebern, denn alles darüber hinaus wirkt schnell ermüdend beim lesen. Besonders wenn die Satzkonstruktionen etwas anspruchsvoll gestaltet ist.
flausch'ges Fell dessen Härchen wie Nadeln stechen macht irgendwie wenig Sinn für mich. Auch versteh ich nicht die Folgestrophe und warum Blumen aus den Ballen des Wolfes sprießen.
Paradoxa wirken am besten wenn man Sinngemäße Gegenüberstellunegn nennt.
Zbsp. flauschiges Fell - zerschundene Hände (dann würde auch ein stechen in den Händen Sinn ergeben, weil Wolfshaar auf wundes Fleisch trifft, vielleicht auch eine Irritation oder Allergie hervorruft)
So funktionieren die Gegensätze leider irgendwie nicht wirklich. Zumindest erzielen sie bei mir keine Wirkung. Sorry

Zitat:
Und seines trocknen Odems Züge um mich brennend wallen,
Mit jedem Schritt gebrechlich Blumen sprießen aus den Ballen.
Die Zähne sind so spitz und glatt gleich funkelnden Kristallen,
Zerbrechlich mysteriös verbergend, auch so seine Krallen.
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xXxXxXxXxXxXxXx
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Das Wort "mys-te-ri-ös" ist als 4-Silber etwas tricky, ich lese es leider getrennt "ri-ös", da es für mich keinen Diphtong darstellt. Ich bin mir aber sicher das andere das anders sehen. Es ist ohnehin schwer zu definieren.
Wieder ein Haufenreim an den Zeilenenden, die Binnenreime wurden weg gelassen.

Zitat:
Die Ankunft seiner allgemein verheißet große Mühen.
Sein Atem lässt die Bäume blendend geisterhaft erblühen.
Er Lässt das Land im grellsten weiß und leuchtend helle glühen,
Doch dunkle lange Schwärze liegt in seinen ruhigen Augen.
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xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxXx

Irgendwie macht die Strophe inhaltlich nicht viel Sinn, ich drehe und wende, aber komme nicht dahinter wie ein "Wolf" das alles vollbringt.
Es klingt schön und poetisch, aber der Sinn darin geht abhanden leider.

Zitat:
Ja, diese dunkle lange Schwärze mag mir sehr gut taugen!
Ein stilles tiefes Wasser rau mit harter Außenschale.
Zwar ist's den meisten gar zu unwirtlich und all zu fahle,
Er wird doch wiederkommen und das nicht zum letzten Male!
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xXxXxXxXxXxXxXx
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Neben Paradoxa sehe ich auch Pleonasmen (dunkle Schwärze/stilles tief/ grellstes weiß/ leuchtend hell etc) Diese machen im einzelnen zwar Sinn, aber im Kontext dann irgendwie nicht mehr so.

Ich hoffe du verzeihst mir meine Kritik.
Ich mag deine Worte, sie haben einen poetischen Touch, aber ich bin der Meinung, dass sie sich mehr an einem roten Faden orientieren dürften. Sie wirken leider etwas kryptisch und sind sehr viel, ohne konkret etwas zu vermitteln.
Lg Mono
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Alt 07.05.2023, 21:09   #4
männlich Zuckerzucken
 
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Hallo MonoTon,

erst einmal vielen lieben Dank für deine Antwort, ich weiß es sehr zu schätzen, und ich finde es unendlich interessant wie andere über meine Gedichte denken, schließlich entstammen sie aus meinem tiefsten Inneren.
Natürlich ist die Metrik mir ein Begriff, aber ich gehe beim Schreiben wahrscheinlich nicht besonders methodisch vor. Ob ich nun ein Anfänger bin oder nicht, darüber ließe sich streiten. Ich bin noch recht Jung und habe als Jugendlicher hin und wieder ein Gedicht geschrieben, aber nicht so häufig als dass man es als mein Hobby hätte bezeichnen können. Nach längerer Pause habe ich letztens zwei Gedichte geschrieben aus einer Laune heraus und sie hier veröffentlicht als ich dieses Forum gefunden habe.
Zitat:
Es ist mir persönlich fast etwas zu künstlich.
Lustig dass du das sagst, andernorts wurde mir vorgeworfen es stamme von einer KI.
Zitat:
Sie wirken leider etwas kryptisch und sind sehr viel, ohne konkret etwas zu vermitteln.
Das mag wohl an meiner persönlichen Vorliebe liegen. Ich selber hatte schon immer den größten Spaß beim Lesen beim interpretieren von Texten und Texten die möglichst rätselhaft oder vieldeutig gestaltet sind. Ich wollte also eine Art "Rätsel" daraus machen, weil die Antworten, die man daraus zieht, meiner Meinung nach für einen selbst "wahrer" sind. Aber genug damit, ich möchte jetzt dieses Rätsel auflösen und erklären was vielleicht in meiner bildhaften Fantasie mehr Sinn ergeben hat als es vielleicht für Außenstehende anmuten lässt.
Metrik und Reim hast du ja bereits ausführliches analysiert also brauche ich dazu nicht mehr viel zu sagen.

Der Wolf, verkörpert als mächtiges, mythisches Wesen, stellt mein Eindruck zum Winter da, einem kalten und frostigen. Ich habe versucht mit dem, was ich geschrieben habe, die verschiedenen Landschaften, Vorkommnisse und Eindrücke zu schildern.

Zitat:
Im Schleichen ist ein Wolf dabei die Finger mir zu beißen
Und weichen brauch ich nicht, er schafft's nicht mal was abzureißen.
Die Kälte tut in den Fingern Weh, doch wenn man draußen ist, ist sie überall, also wohin soll man gehen? Eher sollte man wohl die Hände in die Taschen stecken (natürlich könnte man ja auch in die warme Stube gehen aber jetzt mal abgesehen davon, es geht eher um die Winterlandschaft an sich)
Zitat:
Es streichen meine Hände über's flausch'ge Fell, dem weißen,
Die bleichen Härchen stechen gleich den Nadeln, glühend heißen.
Sein Fell ist gleich dem weichen Schnee, der ebenfalls kalt ist und deshalb Weh tut. Die kleinen Nadeln könnten eine kleinere Version der Zähne sein die ebenfalls den Schmerz der Kälte darstellen und sie könnten sich auch auf die klitzekleinen Eiskristalle im Schnee beziehen.
Zitat:
Und seines trocknen Odems Züge um mich brennend wallen,
Die Luft im Winter ist bekanntermaßen sehr trocken und die Kälte macht mal wieder Aua.
Zitat:
Mit jedem Schritt gebrechlich Blumen sprießen aus den Ballen.
Könnte sich auf Raureif auf den Wiesengräsern oder Eisblumen, wiie sie auf glatten Oberflächen entstehen, beziehen.
Zitat:
Die Zähne sind so spitz und glatt gleich funkelnden Kristallen,
Zerbrechlich mysteriös verbergend, auch so seine Krallen.
Bezieht sich auf Eiszapfen die spitz sind und gefährlich aussehen aber an sich auch zerbrechlich sind. Und auf massives Eis, welches "verbergend" ist, wie Eisschichten die auf Seen, Gewässern oder Flüssen entstehen.
Zitat:
Die Ankunft seiner allgemein verheißet große Mühen.
Der Winter, insbesondere in vergangenen Zeiten, ist eine harte Zeit. Es ist kalt und man kann nichts anbauen.
Zitat:
Sein Atem lässt die Bäume blendend geisterhaft erblühen.
Er Lässt das Land im grellsten weiß und leuchtend helle glühen,
Raureif, der an Bäumen entsteht, lässt diese so aussehen als ob sie blühen würden, aber diese Blumen sind nicht lebendig, sie sind geisterhaft, eine Erinnerung an das Lebende. Und Winterlandschaften erscheinen durch den Schnee und Frost durch die reflektierte Sonneneinstrahlung unglaublich hell.
Zitat:
Doch dunkle lange Schwärze liegt in seinen ruhigen Augen.
Die Tage werden kürzer, die Nächte werden länger, die Menschen ziehen sich in ihr zu Hause zurück. ich persönlich habe deswegen den Winter schon immer gemocht und hier gibt es auch einen Bruch im Reimschema aus zwei Gründen:
1. Der Fokus wird von mysteriösen, gefährlichen, harten und schmerzhaften Winter genommen und stattdessen auf etwas Entspanntes gelegt.
2. Es leitet über auf die persönliche Meinung des Erzählers in der nächsten Strophe. Ich weiß nicht ob ich dieses Vorhaben effektiv dadurch umgesetzt habe.
(Außerdem, und es ist mir peinlich zu sagen, hätte ich ja liebend gerne die Haufenreime durchgezogen, aber mir fiel einfach nichts mehr ein, also habe ich die nächstbeste Option gewählt)
Zitat:
Ja, diese dunkle lange Schwärze mag mir sehr gut taugen!
Beginn der Erzählersicht
Zitat:
Ein stilles tiefes Wasser rau mit harter Außenschale.
Von außen mag der Winter schroff und unbehaglich anmuten, doch dahinter kann sich auch eine sehr schöne und ruhige, vielleicht auch innige Zeit verbergen. Außerdem habe ich dabei an einen zugefrorenen See gedacht. Wenn die Oberfläche vereist ist, kann an dieser sonst was sein, ein Sturm toben, schroff oder glatt sein, aber unter der Oberfläche bleibt das Wasser ruhig. Außerdem erinnert es an das Sprichwort "Stille Wasser sind tief"
Zitat:
Zwar ist's den meisten gar zu unwirtlich und all zu fahle,
Er wird doch wiederkommen und das nicht zum letzten Male!
Es gibt einige Menschen, die den Winter nicht mögen oder sogar in einer Art Depression verfallen während des Winters, aber letzten Endes, wie jede Jahreszeit, wird er immer wiederkehren.

So. Ich hoffe, dass alles klingt nicht zu weit hergeholt und dass euch diese Analyse hier gefallen hat, vielleicht hattet ihr ja sogar einen kleinen Aha Moment, das hoffe ich sehr.

Geändert von Zuckerzucken (07.05.2023 um 23:32 Uhr)
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Alt 08.05.2023, 15:28   #5
männlich dunkler Traum
 
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... ja, nein, ja, nein, tolle Interpretation. Erscheint zumindest ein wenig verständlicher, doch trotzdem noch sehr widersprüchlich, auch sehr überladen. Mir gefällt es nicht, vermutlich wegen des zwanghaften Reimens.

wünsche schöne Träume
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 15:35   #6
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
... ja, nein, ja, nein, tolle Interpretation. Erscheint zumindest ein wenig verständlicher, doch trotzdem noch sehr widersprüchlich, auch sehr überladen. Mir gefällt es nicht, vermutlich wegen des zwanghaften Reimens.

wünsche schöne Träume
dT
Vielen Dank für das Feedback, es ist immer schön wenn jemand das liest, was ich geschrieben habe.
Langsam glaube ich, dass ich einen sehr eigenartigen
Geschmack habe, vielleicht für viele sogar auch einen schlechten, was Gedichte anbelangt. Denn für mich ist alles so, wie es sein soll.
Sollte ich mich weiter daran versuchen Gedichte zu schreiben und auf diesem Forum hochzuladen? Wenn es letzten Endes nicht auf Interesse und Gefallen stößt, möchte ich niemanden weiter damit belästigen.

LG Zuckerzucken
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Alt 09.05.2023, 19:16   #7
männlich MonoTon
 
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Tatsächlich gefällt es mir mit dem Wissen um den Wolf als Wintersymbolik ausgesprochen gut. Soweit habe ich gar nicht gedacht und vielleicht zu Oberflächlich hingeschaut. Verzeihung.

Ob du Gedichte schreibst ist dir überlassen, ich finde es interessant, dass du glaubst deine Texte kämen nicht gut an, obwohl schon jeder deiner Texte gute Kommentare und Kritiken erhalten hat.
Den meisten rät man sich aktiv mit Kommentaren und Kritiken im Forum einzubringen, dass du das nicht brauchst spricht eher für deine Texte, die recht individuell wirken.
Sie haben etwas an sich, das einem eigenen Stil gleicht und für viele schwer zu finden ist. Ich würde sagen, dass du auf jeden fall weiter auf Kurs bleiben solltest.

Lg Mono

Zitat:
Ich wollte also eine Art "Rätsel" daraus machen, weil die Antworten, die man daraus zieht, meiner Meinung nach für einen selbst "wahrer" sind. Aber genug damit, ich möchte jetzt dieses Rätsel auflösen und erklären was vielleicht in meiner bildhaften Fantasie mehr Sinn ergeben hat als es vielleicht für Außenstehende anmuten lässt.
Es macht spaß andere Rätseln zu lassen. Dazu gehört aber auch das andere es als solches Erkennen und es nicht als Unfug abtun.
Zudem gehen die wenigsten hier auf derart tiefe Textanalyse, dass sie solche "symbolismen" anhand eines Textes heraus filtern würden, die Arbeit machen sie sich nicht.
Ich glaube hier geht Textbezogene Logik, vor Metaebene und Metaphorik.
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Alt 09.05.2023, 20:11   #8
männlich Zuckerzucken
 
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Hallo lieber MonoTon,

ich glaube ich war da einfach etwas empfindlich, gerne möchte ich bei so netten und besonders hilfreichen Kommentaren wie du sie schreibst weiterhin Gedichte hochladen
Meine Gedichte habe ich nur wenigen gezeigt und keinem der sich wirklich mit der Poesie beschäftigt hat. Diese Werke sind also in Isolation entstanden, ohne es jemals formal gelernt zu haben oder mit einem Kenner in Kontakt gewesen zu sein. Es ist also etwas verängstigend sie zu veröffentlichen, weil ich nicht weiß wo ich überhaupt stehe. Bin ich gut oder schlecht? Wissen andere mehr als ich oder nicht? Sollte ich sie als Autorität erachten oder mir bewusst werden, dass sie mich verkennen? Das alles weiß ich nicht! Und das Unbekannte macht mir Angst...
Wie du schon richtig erkannt hast, war das Errachten meiner Texte als bloßes irrsinniges Zwangsreimen ein Schlag, den ich schwer einstecken konnte. Wo ich doch so viel Mühe mir gegeben habe, jeden letzten Winkel mit Bedeutung auszufüllen, wie eine große Landschaft, wo man viele tolle Sachen entdecken kann!
Aber die größte Entrüstung war die Bezeichnung meines Gedichtes als "brutale Vergewaltigung der Sprache". Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
Ich bin ja auch empfindlich und wechselhaft, aber so bin ich eben und würde es auch nicht anders wollen. Die Empfindlichkeit und Emotionalität gibt mir einen speziellen Blick auf die Welt und die Kunst.
Ich werde also die Sprache weiterhin vergewaltigen und große Lust dabei empfinden und durch meine exhibitionistischen Neigungen hier zu Schau stellen.

LG Zuckerzucken
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Alt 09.05.2023, 20:56   #9
männlich MonoTon
 
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Ich klinge nur schlau und bin keine Autorität, ich mache Fehler.
Zudem vergewaltigen hier alle die Sprache, da jeder einzelne im Forum sie für sich biegen und benutzen will. Selbst unsere Forumsleiterin.

Ich finde deine Art mit Kritik umzugehen sehr gut und sogar Beispielhaft.
Du solltest Worte die an deine Texte gerichtet sind weiterhin nie persönlich auffassen.
Eine gesunde Distanz und die Fähigkeit dumme Äußerungen auszublenden und sich das wichtige heraus zu filtern ist eine positive Haltung.

Wenn mir der Schlüssel für deine Texte fehlt kann das verschiedene Ursachen haben.
Zu wenig Klarheit im Text deinerseits.
Fehlendes Verständnis meinerseits.
Mangelnde Logik deinerseits.
Oberflächliche Betrachtung meinerseits.
Überladung in Wort und Bildhaftigkeit.
Zudem wirken deine Sätze oftmals etwas schwülstig und neigen dazu vom Wesentlichen abzulenken. Man tut sich schwer damit den Wolf und dessen Wesen zu hinterfragen, weil man in erster Linie versucht dem Wortlaut zu folgen. Deine anderen Texte sind da wesentlich verständlicher, aber ich hatte ja bereits gesagt dass das ebenso an den langen Verszeilen liegt.
Lange Zeilen werden schnell mit Geschwafel in Verbindung gebracht. Wenn man selbst eigentlich nur Poetik und Wohlklang im Sinn hatte.
Ich neige ebenfalls sehr zu überlangen Verszeilen die anstrengend auf den Leser wirken können.
In erster Linie aber schreibe ich für mich.

Dass du dich genötigt fühltest mir deinen Text zu erklären, tut mir im nachhinein tatsächlich leid, weil es mir zeigt, dass ich mich zu halbherzig mit dem Text befasst habe und auf meiner Seite ein Verständnisproblem vor lag. Aber dank deiner Erklärung sehe ich diesen Text von dir im Nachhinein anders, da ich anhand dessen, deine Denkprozesse besser nachvollziehen kann. Oder zumindest glaube es zu können.

Lg Mono
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Alt 09.05.2023, 21:32   #10
männlich Zuckerzucken
 
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Zitat:
Dass du dich genötigt fühltest mir deinen Text zu erklären, tut mir im nachhinein tatsächlich leid
Ach was, das muss dir nicht leid tun. Es macht mir sogar Spaß meine Texte peinlichst genau zu erklären, außerdem hilft es mir darüber zu reflektieren.
So, jetzt muss ich aber schlafen, morgen wieder Frühschicht.

Gute Nacht :3
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Alt 10.05.2023, 00:31   #11
weiblich Ilka-Maria
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Dieser Text ist kein Gedicht, sondern eine Katastrophe und deshalb für die Leser, deren Intelligenz der Texter offensichtlich ignoriert, eine Zumutung. Es ist ein bisserl wenig, Verse mit Adjektiven und Partizipien zu dehnen, um ihnen Gewicht zu verleihen. Erst recht wenig, wenn diese Aneinanderreihungen in keiner Beziehung zueinander stehen. Sie sollen sich am Ende reimen, und um das zu erreichen, ist jeder Blödsinn willkommen.

Den Leser überzeugt auch keine surrealistische oder mythologische Überladung des Textes, wenn er keinen Funken an Sinn vermittelt.

Es lohnt nicht, sich an diesem Unsinn abzuarbeiten.
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Alt 10.05.2023, 08:07   #12
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Zitat:
Den Leser überzeugt auch keine surrealistische oder mythologische Überladung des Textes, wenn er keinen Funken an Sinn vermittelt.
Ich habe mich mit dem Text befasst. Dem Text selbst ist nicht abzusprechen dass versucht wird einen poetischen Ton zu treffen und spielerisch gesucht wird, was man einen eigenen Stil nennt.
Und mit der Gleichstellung Wolf als Metapher für den Winter und dessen Eigenschaften und Charakterzügen eines Wolfes, empfinde ich ihn als weitestgehend Nachvollziehbar.
Der Wolf (die Kälte) beides kommt schleichend und ist oft beißend.
Das weiße Fell (Schnee) flauschiges Erscheinungsbild
bleiche Härchen, stechende Nadeln (Frost) langsame Unterkühlung
gebrechlich Blumen sprießen (Eisblumenbildung wie an Fenstern)

Ich sehe nicht wo nach der Erklärung seitens des Autoren noch Verständnisprobleme an den genutzten Bildern bestehen.
Allerdings finde ich es unfreundlich, dass das Suchen nach dem Sinn am Text, als Intelligenzminderung dargestellt wird. Nur weil sich jemand auf dessen Text einlässt.

Zitat:
Dieser Text ist kein Gedicht,
Schade. Meinen Ansprüchen genügt er als solches und er lässt sehr viel Spielraum für Interpretation.

Lg Mono
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Alt 11.05.2023, 14:22   #13
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... naja, Ilka, deine Expertise ist unsachlich. Es ist ein Gedicht und muss nicht jedem gefallen.

dT
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Alt 11.05.2023, 16:18   #14
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Zitat:
Zitat von dunkler Traum Beitrag anzeigen
... naja, Ilka, deine Expertise ist unsachlich. Es ist ein Gedicht und muss nicht jedem gefallen.
Deine Sicht auf Gedichte halte ich für einen Irrtum, dunkler Traum. Gerade ein Lyriker sollte besonders sorgfältig mit Sprache umgehen und wissen, worüber er schreibt, was er mitzuteilen hat und welche Zielgruppe er ansprechen will. Denn bei kaum einer anderen literarischen Form werden für den Leser Fehler und mangelnde Expertise so schnell sichtbar wie in der Lyrik: Da kann man nicht mal schnell über misslungene Verse hinweggehen und sprachliche Unzulänglichkeiten wegstecken wie bei einem längeren Prosatext. Einem Romanschreiber verzeiht der Leser eher einen Schachtelsatz, schlampige oder schwammige Formulierung oder einen logischen Fehler. In der Lyrik funktioniert das nicht, da sollte jedes Wort sitzen.

Eine Expertise ist nie unsachlich, dunkler Traum, ansonsten wäre sie keine Expertise, sondern nur eine Meinung, und das sind zwei paar Schuhe. Ich begründe jedoch immer meine Kritik, im Gegensatz zu manchen Kommentatoren, die sich mit lapidaren, aber unbrauchbaren Worthülsen wie "gefällt mir" oder "hat was" begnügen. Insofern ist MonoTons Arbeit, die er sich mit seinen Analysen macht, zu loben, auch wenn nicht jeder User sein Urteil teilen kann. Mir ist es jedoch zu wenig, wenn ich merke, dass ein Autor verzweifelt bemüht ist, mit Metaphern, die an den Haaren herbeigezogen sind, seinen Versen einen originellen und mystischen Ton zu verleihen. Der Versuch ist bei diesem Gedicht völlig danebengegangen, denn die Bilder überzeugen nicht und stehen zum großen Teil in keinem nachvollziehbaren Zusammenhang. Und der bewährte Grundsatz gilt nach wie vor: Weniger ist mehr.

LG
Ilka
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Alt 11.05.2023, 16:47   #15
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…also Ilka-Maria, ich finde es ja in Ordnung und nachvollziehbar, dass du mein Gedicht und dessen Inhalt als zu wenig verständnlich, zu weit hergeholt oder zu unschön konstruiert siehst, aber was mir Bauchschmerzen bereitet ist dein gehässiger und herabblickender Tonfall. Du scheinst generell deine Meinung als Maxime zu sehen und hast dadurch einen eingeschränkten und wenig wertschätzenden Blick auf diese Welt. Bisher warst du diejenige, die am wenigsten hilfreich war und du scheinst auch sonst absolut kein Interesse daran zu haben, dass sich ein augenscheinlich jüngerer und unerfahrenerer Mensch weiterentwickelt. Das, was du also tust, ist nicht nur für die Kunst in der Gesamtheit unnütz, sondern sogar schädlich. Außerdem hatte das, was du bisher an Kritiken geschrieben hast, keine besondere Tiefe oder Nährwert.
Ich würde dich also bitten nocheinmal zu überdenken, wie du andere kritisierst, ansonsten kannst du es auch gleich sein lassen.

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2023, 17:23   #16
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Bei mir gibt es keinen Welpenschutz, Zuckerzucken, ein junges Alter ist für mich nicht maßgebend, sondern ob jemand mit Sprache umgehen kann oder nicht oder sie gar dazu missbraucht, mit gedrechselten und gekünstelten Metaphern Eindruck beim Leser zu schinden und ihm einen vor Pathos triefenden Kitsch als "Kunst" zu verkaufen.

Und gehässig kann man gegenüber einem Text nicht sein, das funktioniert nur gegen Personen. Ich habe mich jedoch einzig und allein mit dem Text befasst, und dem ist es völlig egal, wie ich über seine Qualität denke. Du machst genau das Gegenteil und wirst gegen mich persönlich, weil du zu wissen glaubst, welchen Blick ich auf die Welt habe. Lehnst du dich da nicht zu weit aus dem Fenster? Oder bist du wirklich der Meinung, dein Text sei repräsentativ für die ganze Welt?

So weit, so gut. Es überrascht mich nicht, dass du mit meiner Kritik nichts anfangen kannst, aber es beeindruckt mich auch nicht. Ich bin an Fälle gewöhnt, wo junge Autoren sich nur für jene Kritiken interessieren, die ihnen schmeicheln, dadurch aber - leider - weiter in die falsche Richtung marschieren.

Also alles klar, von mir wirst du keine Kommentare mehr erhalten.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2023, 19:33   #17
männlich Zuckerzucken
 
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Zitat:
Bei mir gibt es keinen Welpenschutz
Das man ungeachtet meines Kenntnisstands ehrlich mit mir ist, ist kein Problem, aber ein respektvoller Umgang und Nachsicht würde ich natürlich sehr willkommen heißen.

Zitat:
Und gehässig kann man gegenüber einem Text nicht sein, das funktioniert nur gegen Personen.
Das würde ich nicht so sagen. Ich denke, dass viele Autoren, so zumindest ich, es als sehr verletzend sehen wenn ihre Werke ohne für sie ersichtliche Grundlage nicht kritisiert, sondern beleidigt werden.

Zitat:
Du machst genau das Gegenteil und wirst gegen mich persönlich, weil du zu wissen glaubst, welchen Blick ich auf die Welt habe. Lehnst du dich da nicht zu weit aus dem Fenster? Oder bist du wirklich der Meinung, dein Text sei repräsentativ für die ganze Welt?
Ich bin nicht mit dir persönlich geworden, sondern habe mich rein auf die Kritiken bezogen und den imaginären Autor angesprochen. Ich maße es mir auch nicht an über dich persönlich zu urteilen, denn dich als echten Menschen kenne ich einfach nicht. Außerdem bin ich genauso wenig persönlich geworden wie du, denn hier

Zitat:
Dieser Text ist kein Gedicht, sondern eine Katastrophe und deshalb für die Leser, deren Intelligenz der Texter offensichtlich ignoriert, eine Zumutung.
glaubst du genauso sehr über mich Bescheid zu wissen, dass ich meine Leser für dumm halte. Aber das Gegenteil ist der Fall, ich halte sie sogar für sehr klug und wollte es deshalb auch nicht zu offensichtlich gestalten, um niemanden etwas auf die Nase zu binden.
Und nein, ich bin nicht der Meinung, meine Werke wären das Maß aller Dinge.

Zitat:
Es überrascht mich nicht, dass du mit meiner Kritik nichts anfangen kannst
Ach was. Deren Aussagekraft ist mir absolut schleierhaft. Ich habe absolut keine Ahnung was ich deiner Meinung nach besser machen soll, weil du kein bisschen konkret wirst.

Zitat:
Ich bin an Fälle gewöhnt, wo junge Autoren sich nur für jene Kritiken interessieren, die ihnen schmeicheln, dadurch aber - leider - weiter in die falsche Richtung marschieren.
Dann erkläre mir doch mal, wo die richtige Richtung liegen soll? Du hast bisher kein einziges mal geschrieben, was man hätte besser machen können.

Zitat:
Also alles klar, von mir wirst du keine Kommentare mehr erhalten.
Ich denke, dass das wirklich für uns beide das beste wäre nach diesem Gespräch den Kontakt zu beenden. Wir haben einfach grundverschiedene Ansichten, wie ein Gedicht am besten sein sollte, und ich will damit nicht sagen, dass deine schlechter wären, aber letzten Endes kannst du mir leider nicht weiterhelfen, das zu erreichen was ich mir vorstelle, weil ich wohl deiner Meinung alles anders machen sollte.
Was mich wirklich aber noch interessieren würde, und es wäre nett wenn du mir das noch sagen könntest, ist, wie du mein neues Gedicht, "Feuerreigen einer Motte" findest. Ich hatte dabei auch deine Kritik im Kopf, so weit wie ich sie verstanden habe.

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2023, 20:28   #18
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Zuckerzucken Beitrag anzeigen
Dann erkläre mir doch mal, wo die richtige Richtung liegen soll? Du hast bisher kein einziges mal geschrieben, was man hätte besser machen können.
Also gut, dann melde ich mich nochmal zu Wort, weil du gefragt hast. Aber ich werde nicht alles aufzeigen, was ich nicht gelungen finde, denn das artete in Arbeit aus, und das ist nicht meine Aufgabe.

Zum Beispiel ist so ein Satzteil unbefriedigend und erweckt den Eindruck, dass du es dir zu einfach gemacht hast:

Zitat:
... er schafft's nicht mal was abzureißen
Im ersten Vers ist von Fingern die Rede, in die der Wolf zu beißen oder die er abzubeißen trachtet. Dann folgt jedoch ein Vers, der den Leser völlig im Regen stehen lässt. Warum braucht das Lyrische Ich nicht zu weichen? Was ist plötzlich anders an der Situation? Der Wolf schafft es nicht, dem LI etwas "abzureißen" (warum jetzt "abreißen" statt "beißen", das ist doch etwas Grundverschiedenes?), also muss er wohl den Versuch gemacht haben. Trotzdem hat das LI nicht weichen müssen, sich nicht einmal bereit gemacht, notfalls zu fliehen oder zu kämpfen? Dann ist von einem ominösen "was" die Rede. Solche Ungenauigkeiten sind immer schlecht, egal in welcher Literaturform. Bei den wichtigen Sachen, die Bilder beim Leser erzeugen sollen, muss man genau sein. Also worum handelt es sich bei dem "was"? Um einen der Finger?

Bei "den Nadeln" ist es umgekehrt. Der Artikel "den" verweist darauf, dass es sich um bestimmte Nadeln handeln müsste; aber welche das sein sollen, erfährt der Leser nicht. Er kann mit dem Vergleich also nichts anfangen. Ohne den Artikel könnte er sich jedoch selber etwas vorstellen, z.B. im Feuer erhitzte Nähnadeln, denn glühendheiße Tannennadeln wären unlogisch. Das ist aber alles nur Vermutung, kein konkretes Bild; der Leser erfährt nicht, was der Dichter im Sinn hatte.

Weiter oben wurde von anderen Usern schon darauf hingewiesen, dass das Gedicht überladen wirkt. Das liegt an den vielen Füllwörtern, Adjektiven und Adverbien - das reine Gift für einen Text, denn zuviel davon bläht ihn auf und erschlägt den Leser. Auch sollte man mit Partizipien sparsam umgehen, sie lesen sich sperrig.

In den ersten beiden Strophen zähle ich, alles zusammen, sechzehn Adjektive, Adverbien, Partizipien und Füllwörter - eindeutig zu viele.

Die Länge der Verse ist Geschmackssache. Wir haben hier noch andere Schreiber, die auch manchmal gerne so lange Verse dichten. Hier gebe ich aber zu bedenken, dass Überlänge den Leser überfordert, denn das Gehirn kann nur eine gewisse Silbenzahl pro Satz oder Vers verarbeiten, ohne den Bezug zum Anfang des Satzes/Verses zu verlieren. Dann weiß er nicht mehr, was er genau gelesen hat und muss nochmal von vorn anfangen. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern wissenschaftlich nachgewiesen.

In Vers drei muss es heißen: "...Fell, das weiße, ...". Besser wäre gewesen: ".... über's weiße flausch'ge Fell, ...". Aber ich rechne diesen "Nachklapp" deinem gewollten Stil zu.

Die Apostrophe kannst du in der Lyrik (meistens) weglassen, sie stören nur das Schriftbild und den Lesefluss.

Dabei belasse ich es, denn wie gesagt: Es ist nicht meine Aufgabe in diesem Forum, ein Gedicht völlig auseinanderzunehmen.

Zitat:
Im Schleichen ist ein Wolf dabei die Finger mir zu beißen
Und weichen brauch ich nicht, er schafft's nicht mal was abzureißen.
Es streichen meine Hände über's flausch'ge Fell, dem weißen,
Die bleichen Härchen stechen gleich den Nadeln, glühend heißen.

Und seines trocknen Odems Züge um mich brennend wallen,
Mit jedem Schritt gebrechlich Blumen sprießen aus den Ballen.
Die Zähne sind so spitz und glatt gleich funkelnden Kristallen,
Zerbrechlich mysteriös verbergend, auch so seine Krallen.
Wegen deiner Frage zum "Motten"-Gedicht: Da ist vieles besser formuliert, und der Text ist nicht so manieristisch wie dieser hier. Auch konnte ich mit der Anlehnung der Metapher an das Bild des "Phönix aus der Asche" etwas anfangen. Aber damit soll es jetzt genug sein, das gehört in den anderen Faden.

Schönen Abend noch,
Ilka
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Alt 11.05.2023, 21:06   #19
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Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast mir zu erklären, was man hätte besser machen können
So finde ich dich auch wirklich nett und natürlich kannst du solche Kommentare unter meine anderen Werke schreiben
Aber du musst nicht! Wenn ich so was schreibe wie "würde mich über Kritiken und Anregungen freuen", dann bitte fühl dich nicht genötigt mir zu antworten, besonders wenn du nicht willst oder du das Werk zu furchtbar findest und ich will auch nicht, dass du dich als Lehrer missbrauchst fühlst. Die Entscheidung liegt letzten Endes bei dir.

Einiges davon war gewollt, aber ich wusste nicht, dass es den Lesegenuss eher beeinträchtigt als verbessert.
Manches habe ich unbewusst gemacht und natürlich ist es mir jetzt mehr bewusst.

Ich hoffe aus meinem neuen Mottengedicht ging auch hervor, dass ich die Kritiken und Anregungen hier ernst nehme, sie also nicht für die Katz geschrieben worden sind.

Einen schönen Abend noch :3
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 12:19   #20
männlich Zuckerzucken
 
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Beiträge: 29

Zitat:
(warum jetzt "abreißen" statt "beißen", das ist doch etwas Grundverschiedenes?)
Da dachte ich mir, da ja Wölfe für gewöhnlich Tiere so verzehren, indem sie reinbeißen und durch heftige Bewegung das Gewebe abreißen um die große Stücke schnell zu verzehren, dass es logischerweise beißen und abreißen heißen muss.

Zitat:
Dann ist von einem ominösen "was" die Rede. Solche Ungenauigkeiten sind immer schlecht, egal in welcher Literaturform.
Achso, ich dachte es wäre offensichtlich, dass Fleisch oder ein Stück der Hand gemeint ist. Ich werde in Zukunft so etwas spezifizieren. Danke für den Hinweis

Zitat:
Bei "den Nadeln" ist es umgekehrt. Der Artikel "den" verweist darauf, dass es sich um bestimmte Nadeln handeln müsste; aber welche das sein sollen, erfährt der Leser nicht. Er kann mit dem Vergleich also nichts anfangen. Ohne den Artikel könnte er sich jedoch selber etwas vorstellen, z.B. im Feuer erhitzte Nähnadeln, denn glühendheiße Tannennadeln wären unlogisch. Das ist aber alles nur Vermutung, kein konkretes Bild; der Leser erfährt nicht, was der Dichter im Sinn hatte.
Das finde eine gute Vorstellung von heißen Nähnadeln und habe genau das gehofft, dass der Leser das sich so oder so ähnlich denkt. Aber vielleicht ist auch hier die Uneindeutigkeit eher erschwerend als erleichternd.

Zitat:
Weiter oben wurde von anderen Usern schon darauf hingewiesen, dass das Gedicht überladen wirkt. Das liegt an den vielen Füllwörtern, Adjektiven und Adverbien - das reine Gift für einen Text, denn zuviel davon bläht ihn auf und erschlägt den Leser. Auch sollte man mit Partizipien sparsam umgehen, sie lesen sich sperrig.
Ach das wusste ich gar nicht. Ich habe es gar nicht so empfunden, ganz im Gegenteil, dass es "ausgeschmückt" ist. In Zukunft werde ich meine Gedichte abspecken wie ich es schon beim Motten Gedicht versucht habe

Zitat:
Die Länge der Verse ist Geschmackssache. Wir haben hier noch andere Schreiber, die auch manchmal gerne so lange Verse dichten. Hier gebe ich aber zu bedenken, dass Überlänge den Leser überfordert, denn das Gehirn kann nur eine gewisse Silbenzahl pro Satz oder Vers verarbeiten, ohne den Bezug zum Anfang des Satzes/Verses zu verlieren. Dann weiß er nicht mehr, was er genau gelesen hat und muss nochmal von vorn anfangen. Diese Erkenntnis ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern wissenschaftlich nachgewiesen.
Das war sogar gewollt. Ich wollte den Leser die Möglichkeit geben sich so richtig reinzuarbeiten, aber vielleicht ist das eher anstrengend als spaßig

Zitat:
Die Apostrophe kannst du in der Lyrik (meistens) weglassen, sie stören nur das Schriftbild und den Lesefluss.
Ich weiß nicht wieso, aber ohne Apostrophe hat es sich irgendwie falsch angefühlt. Vielleicht ein unterschwelliger Einfluss des Englischen? Aber dann werde ich getrost sparsamer mit ihnen umgehen, wenn es das Gesamtbild verschönert.

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 14:29   #21
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Zitat:
Ich werde in Zukunft so etwas spezifizieren.
Das wird schwierig bei den langen Versen, wenn du weiterhin den Jambus strikt durchhalten willst. Das hast du in deinem Gedicht mit Füllwörtern, stellenweise umständlicher Syntax, einer pathetischen Sprache und der Anhäufung von Synonymen, die die gleiche Sache beschreiben ("im grellsten weiß und leuchtend helle glühen"), geschafft . Zudem sind dir in der ersten Strophe die Haufenreime nicht nur am Versende gelungen, sondern auch am Versanfang.

Aber danach fällt das Konstrukt, das ich als Leser zu erkennen glaubte, zusammen. Ab der zweiten Strophe gibt es keine Haufenreime am Versanfang mehr, und beim Übergang von Strophe drei zu Strophe vier werden die Haufenreime von einem Paarreim (Augen/taugen) unterbrochen.

Wo wolltest du eigentlich mit diesem Kraftakt hin, dass du es dir mit diesem Gedicht so schwer gemacht hast? Das würde mich interessieren.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 14:45   #22
männlich Zuckerzucken
 
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Beiträge: 29

Zitat:
Wo wolltest du eigentlich mit diesem Kraftakt hin, dass du es dir mit diesem Gedicht so schwer gemacht hast?
Einerseits kamen mir viele Ideen ganz spontan, andererseits wollte ich mich auch einfach mal ausprobieren um zu sehen was geht. Dabei ist mir doch die Puste (oder eher die Ideen) ausgegangen. Ich habe aber dabei gelernt was man tun sollte oder besser lieber sein lassen sollte, auch wenn es möglich wäre.
Aber irgendwann würde ich gerne wieder versuchen ein hochkonstruiertes monströses Ungetüm zu erschaffen, durch und durch.

Um ehrlich zu sein fand ich's in seiner Überladenheit und Langatmigkeit wirklich toll, vielleicht habe ich aber auch während dem Schreiben mein Feingefühl verloren.

LG Zuckerzucken
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