Lieb, dass wer die Hand mir hält bei Poetry.de

Candlebee · 11.05.2023, 13:59

Lieb, dass wer die Hand mir hält

Wer bist du da im Spiegel?
Das ist nicht mein Gesicht.
Das Haar ein grauer Igel,
der Körper kaum Gewicht.

Am Tische sitzen Leute,
mir völlig unbekannt.
Was feiern wir denn heute?
Kerzen sind ja angebrannt.

Ich suche nach dem Kater,
er versteckt sich irgendwo.
Und wann kommt denn der Vater?
Er liebt das feiern so.

Mutter fehlt an ihrem Platz.
Sie wird den Kuchen holen.
Jemand nennt mich "Oma-Schatz".
Wer will mich hier verkohlen?

Eine Hand berührt mich sacht
und führt mich an den Tisch.
Die Zeit hat sich davon gemacht,
war gestern noch taufrisch.

Das ist hier nicht mein Leben.
So fremd mir diese Welt.
Dicke Nebel mich umgeben.
Lieb, dass wer die Hand mir hält.

Candlebee

dunkler Traum · 11.05.2023, 14:08

... schwer, schwer, sich da einzufühlen, glaube ich. Deine aufgezeigte Möglichkeit stolpert ein wenig, gefällt mir aber gut.

wsT
dT

Ex-LetterLady · 11.05.2023, 15:48

Sehr schön betextete Situation.

Faber · 11.05.2023, 21:15

Habe das in etwa so bei meiner Großmutter erlebt. Das ist schon ein Schicksal....

Sehr schön umgesetzt. Gefällt mir.

LG
Faber

Candlebee · 12.05.2023, 14:22

Hallo dunkler Traum, LetterLady und Faber,

ich wollte die Demenz mal aus der Sicht einer Betroffenen aufzeigen. Wer mit diesem Thema noch nie in Berührung gekommen ist, kann es schwer nachfühlen. Man muss sich hieneinversetzen können. Ich weiß um dieses Schicksal. Kenne Betroffene und Raub von Fähigkeiten und der Erinnerungen.
Mich umtreibt dieses Krankheitsbild und hoffe, dass mir ein solches Ende erspart bleibt.
Danke für euer Feedback.

Nette Grüße, Candlebee

11.05.2023, 13:59	#1
Candlebee Dabei seit: 04/2022 Ort: noch auf diesem Planeten Beiträge: 842 Meine Gedichte	Lieb, dass wer die Hand mir hält Lieb, dass wer die Hand mir hält Wer bist du da im Spiegel? Das ist nicht mein Gesicht. Das Haar ein grauer Igel, der Körper kaum Gewicht. Am Tische sitzen Leute, mir völlig unbekannt. Was feiern wir denn heute? Kerzen sind ja angebrannt. Ich suche nach dem Kater, er versteckt sich irgendwo. Und wann kommt denn der Vater? Er liebt das feiern so. Mutter fehlt an ihrem Platz. Sie wird den Kuchen holen. Jemand nennt mich "Oma-Schatz". Wer will mich hier verkohlen? Eine Hand berührt mich sacht und führt mich an den Tisch. Die Zeit hat sich davon gemacht, war gestern noch taufrisch. Das ist hier nicht mein Leben. So fremd mir diese Welt. Dicke Nebel mich umgeben. Lieb, dass wer die Hand mir hält. Candlebee

11.05.2023, 15:48	#3
Ex-LetterLady abgemeldet Dabei seit: 05/2023 Beiträge: 108 Meine Gedichte	:-)) Sehr schön betextete Situation.

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11.05.2023, 14:08	#2
dunkler Traum Dabei seit: 02/2021 Ort: mit beiden Beinen in den Wolken Alter: 60 Beiträge: 1.596 Meine Gedichte Meine Favoriten	... schwer, schwer, sich da einzufühlen, glaube ich. Deine aufgezeigte Möglichkeit stolpert ein wenig, gefällt mir aber gut. wsT dT

11.05.2023, 21:15	#4
Faber Dabei seit: 10/2022 Beiträge: 384 Meine Gedichte	Habe das in etwa so bei meiner Großmutter erlebt. Das ist schon ein Schicksal.... Sehr schön umgesetzt. Gefällt mir. LG Faber

12.05.2023, 14:22	#5
Candlebee Dabei seit: 04/2022 Ort: noch auf diesem Planeten Beiträge: 842 Meine Gedichte	Hallo dunkler Traum, LetterLady und Faber, ich wollte die Demenz mal aus der Sicht einer Betroffenen aufzeigen. Wer mit diesem Thema noch nie in Berührung gekommen ist, kann es schwer nachfühlen. Man muss sich hieneinversetzen können. Ich weiß um dieses Schicksal. Kenne Betroffene und Raub von Fähigkeiten und der Erinnerungen. Mich umtreibt dieses Krankheitsbild und hoffe, dass mir ein solches Ende erspart bleibt. Danke für euer Feedback. Nette Grüße, Candlebee