Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Gefühlte Momente und Emotionen

Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 07.05.2023, 12:38   #1
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Standard Läuterfeuer

Am Horizont inbrünstig saß
Ein Flammenmeer, alles es fraß.
Die Augen, die Ohren, die Nas',
Die Zunge, die Haut und das Haar
Verbrennt es uns gänzlich und gar.

Nicht wehleidig wirst du verbrennen,
Noch nicht einmal kannst du's erkennen.
Es bleibt nur ein bloßes Erahnen,
Es kommt zu dir, ohne zu warnen.

Und bist du erst einmal da drinnen,
So wirst du im Nu dann in binnen
Momenten verbrennen, entrinnen
Ist zwecklos, gelöst von den Sinnen.

Was liegen mag hinter der lodernden Wand!
Die Strahlen hereindringen in den Verstand.
Es macht ihn noch feuriger als Diamant
Und bringt die Vernunft an den äußersten Rand.

Es hat mir ins Äuglein gefunkelt
Und mir in das Öhrchen gemunkelt:
Es reinigt und söhnet uns Kinder,
Ein Feuer, lässt sühnen uns Sünder.

In der Seele liegt nun Klarheit,
Weder Dunkelheit noch Helle,
Weder Räumlichkeit noch Stelle,
Weder Lüge oder Wahrheit,

Weder Frieden oder Pein,
Weder Augenblick noch Zeit,
Weder einsam noch zu zweit,
Bin geläutert, ich bin rein.
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 13:54   #2
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Bei diesem Gedicht hier habe ich versucht durch wechselnde Metrik und Reimschema etwas auszudrücken. Ich hoffe, dass das mir gelungen ist.
Wie immer würde ich mich über Kritiken, Interpretation und Eindrücke von euch freuen. Viel Spaß beim lesen!
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 14:09   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.101

Für mich liest sich das wie eine brutale Vergewaltigung der Sprache. Hauptsache, es reimt sich - irgendwie. Auch wenn der Text noch so blöd ist.

Übrigens heißt es nicht Metrik, sondern Metrum.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 15:16   #4
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.606

... Zuckerzucken, du magst es gewollt haben, doch es gelang nicht. Allein mit der Menge der Worte und ein bisschen Reim ist es nicht getan. Es sollte einen erkennbaren Sinn ergeben.
Ich erkenne hier nur, dass ein Feuer dem lyrischen Ich das Gehirn ausgebrannt hat und es sich wieder rein fühlt, warum auch immer.
Versuche es mal ohne Zwangsreime und mit besser formuliertem Deutsch. Ich weiß nicht, wie alt du bist und kenne deine Muttersprache nicht. Erweitere deinen Wortschatz.

wünsche schöne Träume
dunkler Traum
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 15:27   #5
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Für mich liest sich das wie eine brutale Vergewaltigung der Sprache. Hauptsache, es reimt sich - irgendwie. Auch wenn der Text noch so blöd ist.

Übrigens heißt es nicht Metrik, sondern Metrum.
Ergibt sich für euch kein Sinn aus dem Text? Ich habe mir sehr viele Gedanken zur Bedeutung gemacht. Und die Sprache klingt unschön für euch? Eigenartig, ich finde das so schön und wüsste auch nicht, wie ich es verbessern könnte.

Und ja, es heißt natürlich Metrum, vielen Dank für die Verbesserung. Da hab ich was verwechselt, wie peinlich…
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.05.2023, 16:37   #6
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Zuckerzucken,
auch ich habe beinahe eine "Antwortblockade".
Aber schau Dir mal Deine erste Strophe an. Sie ist geeignet, die Leser davon abzuhalten weiter zu lesen:

Am Horizont inbrünstig saß
Ein Flammenmeer, alles es fraß.
Die Augen, die Ohren, die Nas',
Die Zunge, die Haut und das Haar
Verbrennt es uns gänzlich und gar.

Ich habe ein Problem damit, dass am Horizont eines alles fressendes, inbrünstiges Flammenmeer sitzt, auch vor Augen, Ohren, Nase, Zunge, Haut und Haar nicht halt machte.
Vielleicht ist es ganz nützlich, das was Du uns sagen willst, erst einmal inn Prosa zu schreiben, Inversionen zu vermeiden, Wörter zu amputieren.
Wenn ein Feuer alles frisst, dann ist eben alles weg (und die Aufzählung ist in diesem Fall überflüssig).
Im Grunde sagt die ganze Strophe: In ziemlicher Entfernung hat ein Flammenmeer alles verbrannt. Ende der Durchsage.

Denk mal drüber nach, und auch über den Begriff "läutern". (Oder verkaufst Du uns einen Begriff aus Pokemon-Spielereien?)
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2023, 12:24   #7
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Übrigens heißt es nicht Metrik, sondern Metrum.
Also, ich hab mich mal im Netz über die Bedeutung erkundigt und so wie ich das verstanden habe, ist das Metrum Teil der Metrik. Und die Metrik bezieht sich auf die Gesamtheit der rhythmischen und metrischen Strukturen eines Verses oder Gedichts, während das Metrum spezifisch das Betonungsmuster der Silben in einem Vers beschreibt. Also heißt das, dass das Metrum ein wesentlicher Bestandteil der Metrik ist und die Betonungsmuster beschreibt, die die rhythmische Struktur eines Gedichts oder Verses bilden.
Kann mir also jemand sagen, ob es überhaupt falsch war diesen Begriff zu verwenden?
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2023, 12:39   #8
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Denk mal drüber nach, und auch über den Begriff "läutern". (Oder verkaufst Du uns einen Begriff aus Pokemon-Spielereien?)
Liebe Grüße,
Heinz
Lol, du hast mich erwischt. Ich fand den Attackennamen einfach Cool, außerdem ist die Bedeutung von Läuter (übertragen, reflexiv: sich innerlich reinigen) passend.

Ich werde später noch erläutern, was genau ich im Gedicht gemeint habe und was mein Denkprozess war. Ich denke, dass diese Reflexionen ziemlich hilfreich dazu sind sich weiterzuentwickeln.

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.05.2023, 18:57   #9
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo

Ich erkenne zwischen Metrum und Metrik eigentlich keinen besonderen unterschied, beides gibt den Takt vor und somit den Grundton.
Wenn man es aber genau nimmt bezieht sich das Wort Metrum nur auf den musikalischen Aspekt, während die Metrik eher das Versmaß nach Verslehre bedient.
Ich mag demnach deine Definition.

Mir gefallen auch deine Enjambements in deinem Text.
Was mir weniger gefällt sind die Anhäufungen des Wortes "Weder" zum Ende hin, es wirkt repetitiv.
Auch Verniedlichungen sind nicht mein Fall (Öhrchen, Äuglein) aber das ist vermutlich Geschmackssache.

Der Text selbst wirkt wie ein Atomschlag, allerdings empfinde ich das Feuer darin nicht sehr reinigend.
Ich fühlte mich ein wenig an den Film Terminator erinnert, da gab es die Atomwellen Szene am Spielplatz und dann auch etwas an Silent Hill.
Ich erinnere mich an einen Spruch aus dem Film "Feuer reinigt nicht, es schwärzt."

Dein Jambus wirkt mir zu konstruiert aufgrund der Satzstellungen.

Auf mich wirkt der Sonnenaufgang am Horizont extrem dramatisch.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.05.2023, 12:00   #10
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Hallo MonoTon,

Zitat:
Mir gefallen auch deine Enjambements in deinem Text.
Ja genau! Ich find besonders diese Strophe gelungen:

Und bist du erst einmal da drinnen,
So wirst du im Nu dann in binnen
Momenten verbrennen, entrinnen
Ist zwecklos, gelöst von den Sinnen.

Die Zeilensprünge geben dem Ganzen eine gewisse Geschwindigkeit und Wildheit, verstärkt durch den dreihebigen Daktylus und den Part "binnen Momenten verbrennen entrinnen" durch den ähnlichen Klang der Wörter und ihre Länge, also dadurch, dass nur wenige Bedeutungseinheiten aufeinander treffen. Ich finde es fühlt sich alles länger an, wenn viele kurze Bedeutungseinheit aufeinander treffen und schneller wenn wenige lange Bedeutungseinheiten aufeinander treffen.

Zitat:
Was mir weniger gefällt sind die Anhäufungen des Wortes "Weder" zum Ende hin, es wirkt repetitiv.
Da hast du Recht, das ist unschön gelöst. Durch die Repetition wollte ich Reinheit/Nichtsein ausdrücken, aber es ist stattdessen einfach unschön geworden.

Zitat:
Auch Verniedlichungen sind nicht mein Fall (Öhrchen, Äuglein) aber das ist vermutlich Geschmackssache.
Das liegt daran, dass als ich darüber gelernt habe, wie häufig und weit verbreitet der Deminutiv im Russischen ist, ich so davon angetan war, dass ich es unbedingt einbauen wollte. Man kann es auch einfach durch Augen und Ohren ersetzen wenn man das lieber hat.

Zitat:
Dein Jambus wirkt mir zu konstruiert aufgrund der Satzstellungen.
Auch durch die Gleichmäßigkeit des Jambus wollte ich Reinheit ausdrücken, vielleicht ist hier das gleiche Problem wie beim "Weder".

Deine Anregungen und Gedanken waren mal wieder sehr wertvoll für mich.

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 10:49   #11
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Hier meine vollständige Analyse und Gedankengang beim Schreiben des Gedichts:

Dieses Gedicht befasst sich damit, wie der Tod die Vorstellungen vom Tod des Menschen prägt und die Vorstellungen darüber, was danach kommt.

Erste Strophe:

Zitat:
Am Horizont inbrünstig saß
Ein Flammenmeer, alles es fraß.
Der Tod, dargestellt durch ein Feuer, stellt eine unüberwindbare Mauer da, über die sich jeder bewusst ist, also für jeden sichtbare am Horizont, und jeden betreffen wird, also alles frisst.

Zitat:
Die Augen, die Ohren, die Nas',
Die Zunge, die Haut und das Haar
Verbrennt es uns gänzlich und gar.
Die Körperteile stehen für unsere Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) und das Haar für Eitelkeit und Vergänglichkeit. Und da der Tod die gesamte Zerstörung des Körpers bedeutet fehlen uns natürlich alle Sinne nach dem Ableben. Würde man Stück für Stück unseren Körper zerstören (die Augen auskratzen, die Ohren ausstechen, die Zunge abschneiden, die Haut abziehen, etc.) würde man Schritt für Schritt seine Sinne und seinen Körper verlieren bis man schließlich tot ist. Das gleiche könnte man auf den Verstand übertragen, denn würde man einem Stück für Stück das Gehirn entnehmen, würden immer weniger Funktionen und Erinnerung übrig bleiben bis man schließlich gar keinen Verstand mehr hat.

Die erste Strophe besteht insgesamt aus fünf Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, männlicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe und das Reimschema ist aaabb.
Die Strophen im gesamten Gedicht haben kein einheitliches Schema oder Metrum.

Zweite Strophe:

Zitat:
Nicht wehleidig wirst du verbrennen,
Noch nicht einmal kannst du's erkennen.
Es bleibt nur ein bloßes Erahnen,
Es kommt zu dir, ohne zu warnen.
Das Sterben an sich ist nicht schmerzhaft (obgleich die Ursachen, die zum Tod führen, sehr wohl schmerzhaft sein können). Man weiß nie, wann man genau sterben wird, man weiß natürlich was einen tötet und dass man irgendwann einmal sterben wird, aber es kann einen plötzlich und unerhofft wiederfahren.

Die zweite Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Dadurch ist der Lesefluss ungestörter und schneller, da die Silben durchgängig betont, unbetont, unbetont sind. Das Reimschema besteht aus zwei Paarreimen, aabb, die Paarreime sind miteinander ein unreiner Reim, ist also einem Haufenreim ähnlich.

Dritte Strophe:

Zitat:
Und bist du erst einmal da drinnen,
So wirst du im Nu dann in binnen
Momenten verbrennen, entrinnen
Ist zwecklos, gelöst von den Sinnen.
Der Tod ist ein endgültiger Zustand der nicht wieder rückgängig zu machen ist. Dadurch, dass das Leben und der Tod zwei absolute und gegensätzliche Zustände sind, ist der Übergang vom einen zum anderen augenblicklich. Hier wird auch wieder die Thematik vom Verlust der Sinne aufgegriffen.

Die dritte Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ebenfalls ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Zudem sind die letzten drei Zeilen durch Zeilensprünge verbunden. Dadurch ist der Lesefluss noch schneller, da durch die Zeilensprünge der Lesefluss nicht durch einen Bedeutungsabschluss unterbrochen wird. Durch den schnellen Lesefluss wird die Unmittelbarkeit des Zustandswechsels hervorgehoben. Das Reimschema besteht aus einem Haufenreim, aaaa. Dieser hat eine ähnliche Funktion, durch ihn wirkt alles kompakter.

Vierte Strophe:

Zitat:
Was liegen mag hinter der lodernden Wand!
Die Strahlen hereindringen in den Verstand.
Es macht ihn noch feuriger als Diamant
Dadurch dass man nicht wissen kann was nach dem Tod geschieht und auch niemand durch die Unumkehrbarkeit darüber berichten konnte, wird der Verstand durch die Unwissenheit darüber was geschehen wird angeregt. Er wird auf vielfältigste Art und Weise angeregt, was durch "feuriger als Diamant" ausgedrückt wird, das Wort "feurig" im Bezug auf die Feuerthematik im Gedicht und die Klassifizierung von Edelsteinen und "Diamant", als Symbol der Reinheit, nimmt es Bezug auf die spätere Reinheitsthematik des Gedichtes.

Zitat:
Und bringt die Vernunft an den äußersten Rand
Das, was man sich vorstellen kann, befindet sich am Rand des Vorstellbaren.

Die vierte Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit vier Hebungen, männlicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe. Die Zeilensprünge fallen ab dieser Strophe auch für das restliche Gedicht wieder weg. Dadurch ist der Lesefluss wieder langsamer. Durch den langsameren Lesefluss wird die Nachdenklichkeit hervorgehoben. Das Reimschema besteht aus einem Haufenreim, aaaa.

Fünfte Strophe:

Zitat:
Es hat mir ins Äuglein gefunkelt
Und mir in das Öhrchen gemunkelt:
Hier findet ein Perspektivenwechsel statt zu der Sichtweise des lyrischen Ichs. Von hier an werden seine persönlichen Gedanken behandelt, ungeachtet anderer Vorstellungen vom Tod.

Zitat:
Es reinigt und söhnet uns Kinder,
Ein Feuer, lässt sühnen uns Sünder.
Der Tod, als vollkommene Neutralität, dadurch, dass es ein vollkommenes Nichtsein ist, bringt allem einen perfekten Ausgleich, auch uns als so gegensätzliche Wesen. Wir, die Kinder, als Sinnbild für die Unschuld und Naivität, werden vom Tod nicht bestraft, sondern von allem schlechten, sowohl Schlechtes, das uns wiederfahren ist, als auch von unserer moralische Unvollkommenheit, und dafür steht der Sünder, der wir auch gleichzeitig sind, bereinigt.

Die zweite Strophe besteht insgesamt aus vier Zeilen, das Versmaß ist ein katalektischer Daktylus mit drei Hebungen, weiblicher Kadenz und einer unbetonten ersten Silbe und das Reimschema ist ein Paarreim, aabb.

Sechste und siebte Strophe:

Zitat:
In der Seele liegt nun Klarheit,
Weder Dunkelheit noch Helle,
Weder Räumlichkeit noch Stelle,
Weder Lüge oder Wahrheit,

Weder Frieden oder Pein,
Weder Augenblick noch Zeit,
Weder einsam noch zu zweit,
Bin geläutert, ich bin rein.
Die wiederholte Verneinung von Gegensätzen soll Nichtsein beschreiben, denn in der Welt der Seienden trifft zwangsweise der eine oder der andere Zustand auf, wobei im Nichtsein weder noch auftritt, etwas, was unmöglich ist sich vorzustellen, da es für uns Lebende paradox ist.

Hier wechselt das Versmaß zum vierhebigen Trochäus, in der sechsten Strophe mit weiblicher Kadenz und in der siebten Strophe ein katalektischer Trochäus mit männlicher Kadenz. Die beiden Strophen sind symmetrisch zueinander aufgebaut und haben jeweils das umarmende Reimschema, abba, um Abgeschlossenheit auszudrücken.


Im gesamten Gedicht wurde versucht diese Gedanken auszudrücken ohne sie jemals direkt zu nennen. Dabei wurde auch versucht Bedeutungen und Eindrücke durch ein variierendes Versmaß, Reimschema und eine bildhafte metaphorische Sprache auszudrücken.

Geändert von Zuckerzucken (12.05.2023 um 12:32 Uhr)
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 11:42   #12
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.101

Zitat:
Zitat von Zuckerzucken Beitrag anzeigen
Und die Metrik bezieht sich auf die Gesamtheit der rhythmischen und metrischen Strukturen eines Verses oder Gedichts, während das Metrum spezifisch das Betonungsmuster der Silben in einem Vers beschreibt. Also heißt das, dass das Metrum ein wesentlicher Bestandteil der Metrik ist ...
Guten Morgen, Zuckerzucken,

du bist ja ein eifriger Schreiber, wie ich sehe, und du scheinst die Sache sehr ernst zu nehmen.

Zu deiner Erklärung: Das ist richtig definiert, aber man könnte es noch anders ausdrücken. Das Metrum ist der Rhythmus (Takt) eines Verses, der sich nach den Hebungen und Senkungen der Silben bestimmt. Die Metrik ist die Lehre über die verschiedenen Metren (im Plural auch "Metra" genannt), also die dazugehörige Theorie.

Verglichen mit Prosatexten könnte man sagen: Ein Satz hat eine bestimmte Syntax, also Anordnung von Wörtern und Satzteilen, deren Funktion man bestimmen kann (Subjekt, Prädikat, Substantiv, Verb, Adjektiv usw.). Aber um diese Einordnung vornehmen zu können, braucht man ein Werkzeug, ein Lehre, und das ist die Grammatik.

Oder Stil und Stilkunde: Der Gebrauch von Metaphern, Allegorien, Pleonasmen, Kofferwörtern, Ellipsen usw. gehört zum Stil. Die Stilkunde ist die Lehre von der Gesamtheit der Stilfiguren.

Ich hoffe, ich konnte das verständlich darlegen.

LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 11:52   #13
männlich Zuckerzucken
 
Dabei seit: 05/2023
Beiträge: 29

Einen schönen guten Morgen Ilka-Maria,

danke für die Erklärung! Ich bin noch unbeholfen mit den ganzen Begrifflichkeiten. Vieles tue ich, ohne die fachlichen Ausdrücke zu kennen und ich denke zwar nicht, dass das den Schaffensprozess an sich all zu sehr einschränkt, eine klare Kommunikation jedoch sehr.

Vielen Dank

LG Zuckerzucken
Zuckerzucken ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2023, 11:59   #14
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.101

Zitat:
Zitat von Zuckerzucken Beitrag anzeigen
Ich bin noch unbeholfen mit den ganzen Begrifflichkeiten.
Mach dir keinen Kopf. Mir ging es früher nicht anders.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Läuterfeuer




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.