Träume gibt es ...

[Rumpelstilz]

Neulich hatte ich einen garstigen Traum: Ein Gespenst geht um – nein, nicht in der Welt, sondern in Berlin. Schließlich kann man von Berlin nicht behaupten, die Welt zu sein. Im Allgemeinen also in Berlin, im Besonderen auf dem Flugplatz Schönefeld. Auf dem unter jahrzehntelangem Bemühen um die Fertigstellung, incl. Sprinkleranlagen, errichteten zentralen Flugplatz Berlins, unter Inkaufnahme des Karriereknicks wechselnder Verantwortlicher und zahlloser architektonischer Dummheiten. Letztere vor allem, weil die Architekten bei Beginn des Projekts noch nicht genau wussten, wie man einen Flugplatz fachgerecht zu bauen hat. Aber den imposanten Namen hatte man schon mal festgelegt: BER, Flugplatz Schönefeld, Willy Brandt.

Nach dieser Abschweifung aber nun schnell zurück zum Gespenst. Bei ihm handelt es sich um ein paar Besorgte. Besorgt worum? Nun, das ist heute nach dem Abebben der Coronahysterie nicht schwer zu erraten: um den Klimawandel, vor allem auf dem Flugplatz Schönefeld. Ein paar Tag und Nacht besorgte und demzufolge wache Klimaaktivisten begaben sich also in aller Herrgottsfrühe und in edler Absicht raus nach Schönefeld vor den Toren Berlins, um sich dort auf der Startbahn festzukleben. Was sie auch ungehindert und erfolgreich tun konnten. Mit der Klebeaktion hofften sie, den schädlichen CO2-Ausstoß der Flugzeuge zumindest verringern, wenn nicht gar verhindern zu können. Der unsere liebe, unsere einzige Erde in den Klimawandel gestürzt haben soll. Wie es sich für aufrechte Idealisten gehört, hofften sie, bis ans Ende aller Tage auf der Startbahn festgeklebt zu verbleiben. Dies ihr letztes Mittel, um den Untergang des Planeten in letzter Minute noch zu verhindern.

Dumm nur, die Flugplatzsicherheit roch irgendwie den Braten, der sich auf der Startbahn festzukleben drohte. Sie erschien auch prompt gespornt und gerüstet und gab ihrem Befremden einen gewissen empörten Ausdruck. Räumte sodann die Festgeklebten nicht allzu sanft von der Startbahn und steckte sie vorsichtshalber erst mal in den Schönefelder Flugsplatzsicherungsarrest.

Wie zu erwarten, entrüsteten sich die Berliner Gazetten über die rücksichtslosen Schönefelder Sicherheitskräfte: „So was tut man nicht mit den Rettern der Menschheit! Sicherungskräfte sind schließlich auch Menschen und wollen den Untergang der Erde ebenfalls überleben.“

Politiker aller Couleur gaben ihren Standpunkt zu Sinn oder Unsinn des Vorhabens der Menschheitsretter vor Kameras und Mikrofonen von sich: „Also schön und gut, dass man in Schönefeld sogar an die Sicherheit der Startbahnen gedacht hat – aber so was, nee!“

Das Für und Wider Startbahn oder Menschheitsretter schaukelte sich auf zu Prinzipiellem: Zugegeben, die Verkehrssicherheit des Flugplatzes war gefährdet. Aber: Was ist höher zu bewerten? Flugzeuge oder Menschenleben? Anzunehmen, dass die Fluggesellschaften eher für Flugzeuge plädiert haben.

Wie Sie sich vorstellen können, war mein Traum mit Letzterem nicht einverstanden, und ich erwachte. Ungehindert übrigens von Klimaaktivisten, die mir meinen CO2-Fußabdruck während des Schlafs vorwerfen könnten. Immerhin, dachte ich, es geschehen noch Wunder in der Welt der Gerechten, drehte mich auf die andere Seite und träumte weiter: von einer Welt seltenster Bäume und Blumen, von Landschaften voller CO2 und mit saftigen Wiesen, besetzt von Tausenden Milchkühen. Darüber hing blau-weiß der Himmel der Bayerischen Alpen.

Eine Kuh muhte mich an.Voller Mitleid sah ich in ihre melancholisch verdunkelten Augen. Und ich fühlte: Auch sie wusste um ihr Schicksal. Das irgendwie mit dem Flughafen Schönefeld zu tun haben würde und mit besorgten, wachen Klimaaktivisten, die von gewalttätigen, verständnislosen Schönefelder Sicherungskräften von der Startbahn geräumt worden waren.

20.11.22

[Friedrich]

Liebe Rumpelstilz

Das LI in Deiner Geschichte hat anscheinend kurz vor dem Schlafengehen, eine Notiz in der Presse gelesen, daß Klimaaktivisten sich auf der Startbahn des Berliner Flughafens festgeklebt hätten und von den Sicherheitskräften von dort unsanft "befreit" und vom Sicherheitspersonal in Arrest genommen wurde. Wie immer regten sich die "Berliner Gazetten" darüber auf, daß man die Aktivisten nicht gewähren läßt. Das LI mokiert sich in seinem Traum darüber, daß die Aktivisten allen Ernstes glauben, ihre Aktionen hätten irgendeinen Einfluß auf das Weltklima.

So weit so gut. Was mich ein bißchen befremdlich anmutet, ist, daß man über derartiges einen Albtraum haben könnte.

Neulich hatte ich einen garstigen Traum: Ein Gespenst geht um

Lustig finde ich auch die folgende Zeile

Dumm nur, die Flugplatzsicherheit roch irgendwie den Braten, der sich auf der Startbahn festzukleben drohte.

Überdies ist der ganze Traum gespickt mit ironischen Formulierungen.

Verstehen kann ich den abschließenden zweiten Traum des LI: ein Berliner, genervt von Flughafenbau und fanatischen Aktivisten, träumt sich in eine heile bayerische Welt, so wie sie Heidi auf der Alm erlebt haben könnte.

Die Einzelheiten über den pannenreichen Bau des Berliner Flughafens hätte man auch weglassen können.

Lieben Gruß

Friedrich

[Rumpelstilz]

Hallo Friedrich,

schön, dass du in den Text reingesehen hast. Ja, sicher ist das ein ironischer Text, anders kann man doch den unterirdischen Vorgang überhaupt nicht beschreiben. Und ist das nicht ein garstiger Traum incl. Kuh gewesen? Alles haargenau mit indirekten Zitaten der "Qualitätsmedien" beschrieben. Selbst die Kuh ist nicht erfunden, ich hatte da mal eine Unterhaltung mit ihr, als ich in Österreich war. Das ist zwar ein beachtlicher zeitlicher Sprung, aber du weißt ja, was man so zusammenträumt ...

Lieben Gruß, Rumpelstilz

[Heinz]

Verzeih mir, Rumpelstilz, aber der bayrische Himmel ist weiß-blau!
Gruß,
Heinz

[Rumpelstilz]

Nichts dagegen. Wenigstens bin ich im Lande geblieben, noch dazu im schönen Lande Bayern. Es gibt eben ganz verrückte Träume. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte. Und vielen Dank für die Korrektur. Ansonsten - alles okay?

Lieben Gruß, Rumpelstilz