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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 28.03.2023, 12:54   #1
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Ein Leben

Die hellen Kindertage waren mir gewogen,
ich wuchs geliebt und wohlversorgt heran.
Um meine Jugend fühlte ich mich nie betrogen,

ich war ein freier Mensch und strotzte vor Elan.
Die Zeit verging, ich dachte damals nicht an morgen
und lebte in den Tag wie auf der Achterbahn.

Was wirklich zählt im Leben blieb mir lang verborgen.
Wie aus dem Nichts traf mich die Liebe über Nacht.
Bald durfte ich für Frau und Kinder sorgen,

das habe ich mit Freuden Tag für Tag gemacht.
Dann tobten Enkelkinder durch die stillen Räume,
sie haben Glück und Spaß in unser Heim gebracht.

Wir wurden alt, das Leben fällte nicht nur Bäume,
Gedanken ziehn durchs Haus, hier wird nicht mehr gelacht.
Von dem was früher war, erzählen mir die Träume,

und Einsamkeit kriecht in mein Bett, bin ich erwacht.
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2023, 13:40   #2
Friedrich
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 237

Hallo Nöck

ein schönes Gedicht in sechsfüßigen Jamben. Es gibt einen Zeitpunkt im Leben, da blickt man auf seine Vergangenheit wie ein Bauer auf die Ernte, die er in die Scheune eingebracht hat. Insgesamt ist es doch eine reiche Ernte, auf die man mit Zufriedenheit blicken kann. Nur ... jetzt kommt nicht mehr viel, und das stimmt traurig.

Gern gelesen.

Lieber Gruß

Friedrich

P.S. Eine Zeile hat nur fünf betonte Silben
Zitat:
Bald durfte ich für Frau und Kinder sorgen,
Es fällt kaum auf und stört nicht
Friedrich ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.03.2023, 18:46   #3
weiblich Rumpelstilz
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Ein Leben

Hallo Nöck,

ah, mal wieder Terzinen. Eine Lebensgeschichte, wie es so viele gibt. Man wird geboren, geht zur Schule, dann die Arbeit und die Familie, und man wird älter und stellt fest, viel kommt da nicht mehr. Die Kinder aus dem Haus, und wenn man Pech hat, ist man dann alleine. So geht es den Menschen wie den Leuten.

Terzinen werden im Jambus mit fünf Hebungen geschrieben. Du hast zweimal fünf im 1. Terzett und im Rest sechs Hebungen, bis auf den einen Vers, den Friedrich erwähnt. Das weißt du sicher, müsste ich nicht erwähnen. Ich tu es trotzdem.

Aber dass du eine Gedichtform gewählt hast, gefällt mir. Dass es Terzinen sind. Sieht man eigentlich nur ab und zu.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2023, 13:07   #4
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Friedrich,

was bleibt, sind die Erinnerungen, ob sie einem den Lebensabend erträglicher machen können, kommt auf den Einzelfall an.

Dass die besagte Zeile nur fünf betonte Silben hat, war mir bewusst. Schließlich fällt es ja kaum auf, wie du richtig festgestellt hast.



Hallo Rumpelstilz,

ich dichte ab und zu gerne in Form einer Terzine, wobei ich mich nicht streng an die Regeln halten möchte. Auf den Inhalt kommt es mir in erster Linie an.


Danke für eure Zeit und eure Gedanken.
Liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2023, 19:50   #5
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo

Ich glaube Terzinen beschränken sich nicht auf 5-heber im Jambus, Terzine ist nur der Überbegriff für Strophen mit 3 Versen, dessen Mittelreim einer Folgestrophe die umarmenden Reime der Vorstrophe aufgreifen.

Anders verhält es sich mit Terzetten innerhalb einer Sonette, da das Sonett allgemein hin als recht strenge Form und Klanggedicht bekannt ist.
Es gibt äußere Formen und inhaltliche Strukturen.
Das eine dient der oberflächlichen Zuordnung (Strophen), das andere dem tieferen Aufbau eines Textes (Gliederung in Versfuß).

Die Reimgebung lese ich wie folgt,
S1 a,b,a/ S2 b,c,b/ S3 c,d,c/ S4 d,e,d/ S5 e,d,e/ S6 d

Wobei mich die Endreime der letzten Strophen von S3 bis S6 etwas irritieren. Falls das Ziel war in Strophe 1 bis 3 saubere Reime zu erzeugen, sind es leider Gleichlaute bzw Assonanzen geworden, die sich auf ihre Vokale beziehen. (Anstatt Endung auf -ogen, eine Endung auf -orgen)
Darüber gestolpert bin ich nur, weil die Reime von S3 bis S6 alle sauber auf (-acht) enden.

Die hellen Kindertage waren mir gewogen, a
ich wuchs geliebt und wohlversorgt heran. b
Um meine Jugend fühlte ich mich nie betrogen, a

xXxXxXxXxXxXx 6
xXxXxXxXxX 5
xXxXxXxXxXxXx 6

ich war ein freier Mensch und strotzte vor Elan. b
Die Zeit verging, ich dachte damals nicht an morgen c
und lebte in den Tag wie auf der Achterbahn. b

xXxXxXxXxXxX 6
xXxXxXxXxXxXx 6
xXxXxXxXxXxX 6

Was wirklich zählt im Leben blieb mir lang verborgen. c
Wie aus dem Nichts traf mich die Liebe über Nacht. d
Bald durfte ich für Frau und Kinder sorgen, c

xXxXxXxXxXxXx 6
xXxXxXxXxXxX 6
xXxXxXxXxXx 5

das habe ich mit Freuden Tag für Tag gemacht. d
Dann tobten Enkelkinder durch die stillen Räume, e
sie haben Glück und Spaß in unser Heim gebracht. d

xXxXxXxXxXxX 6
xXxXxXxXxXxXx 6
xXxXxXxXxXxX 6

Wir wurden alt, das Leben fällte nicht nur Bäume, e
Gedanken ziehn durchs Haus, hier wird nicht mehr gelacht. d
Von dem was früher war, erzählen mir die Träume, e

xXxXxXxXxXxXx 6
xXxXxXxXxXxX 6
xXxXxXxXxXxXx 6

und Einsamkeit kriecht in mein Bett, bin ich erwacht. d

xXxXxXxXxXxX 6

Ich sehe in S1 und S3 jeweils einen 5 hebigen Jambus.
Alle anderen Versfüße sind für mich 6 Hebige Jamben mit wechselnden männlichen und weiblichen Kadenzen.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.03.2023, 08:49   #6
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.711

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Die hellen Kindertage waren mir gewogen,
ich wuchs geliebt und wohlversorgt heran.
Um meine Jugend fühlte ich mich nie betrogen,

ich war ein freier Mensch und strotzte vor Elan.
Die Zeit verging, ich dachte damals nicht an morgen
und lebte in den Tag wie auf der Achterbahn.

Was wirklich zählt im Leben blieb mir lang verborgen.
Wie aus dem Nichts traf mich die Liebe über Nacht.
Bald durfte ich für Frau und Kinder sorgen,

das habe ich mit Freuden Tag für Tag gemacht.
Dann tobten Enkelkinder durch die stillen Räume,
sie haben Glück und Spaß in unser Heim gebracht.

Wir wurden alt, das Leben fällte nicht nur Bäume,
Gedanken ziehn durchs Haus, hier wird nicht mehr gelacht.
Von dem was früher war, erzählen mir die Träume,

und Einsamkeit kriecht in mein Bett, bin ich erwacht.
Hallo Nöck,

ein sehr schönes Terzinengedicht!
Ich markiere mal die Terzinen fett (nur zur Veranschaulichung). Ich wollte vor einiger Zeit selbst ein Gedicht in Terzinen schreiben und fand es sehr schwer.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 31.03.2023, 08:36   #7
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Mono,

du hast recht, ich habe die Reimendungen sowie die Silbenzahlen nicht korrekt durchgezogen (für eine Terzine), da schlage ich öfter über die Stränge. Danke, dass du dich so ausführlich mit dem Gedicht befasst hast.

LG Nöck



Hallo Silbermöwe,

ich finde es auch nicht einfach, perfekte Terzinen zu dichten. Man braucht genügend passende Endreime, die auch noch einen vernünftigen Sinn ergeben und nicht nur deshalb verwendet werden, damit es sich reimt.

Danke und LG Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
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