Deutschlandtraum IV

[Hamilkar Barkas]

Mit einem Achselzucken ging ich weiter,
beschwingten Schrittes und bald wieder heiter.
Da traf ich plötzlich einen alten Mann,
der saß in einem Stuhl mit Rädern dran.
Es schien, als spielte er mit Zinnsoldaten
und war deshalb in Aufregung geraten.
Er hatte eine ganze Spielzeugstadt,
in der fand grad ein Anschlag statt.
Ein Flugzeug nahte einem hohen Tower,
doch die Armee der Stadt lag auf der Lauer
mit Boden-Luftraketen und Kanonen
zum Schutz der vielen Leute, die da wohnen.
„Zum Teufel mit den Handtuchterroristen“,
schrie Schäuble aufgeregt. „Wir haben Kisten
für jeden, der uns an den Karren will.“
Inmitten seines wilden Kampfgebrüll
begannen die Soldaten dann zu feuern.
„Zum Teufel mit den Moslemungeheuern!“
Dann war das Flugzeug auch schon schwer getroffen.
Ein ganzer Flügel wurde abgeschossen.
Das bracht' den Jumbo fürchterlich zum Trudeln.
Herr Schäuble selbst geriet dafür ins Jubeln.
Da wollte ich nicht mehr beiseite stehen
und fragte ihn: „Wie kann sowas angehen,
dass die im Flugzeug alle elend sterben,
zugunsten der im Turm geopfert werden,
obwohl doch jedes Leben wertvoll ist?“
„Mein junger Freund, sie sind halt Moralist.
Ich überlege grade, ob nicht alle Moralisten
nicht im gewissen Sinne alle selber Terroristen
und damit Feinde unsrer Werte sind.
Im Ernst, ich bin mir sicher, dass das stimmt.“
Da zog der Schäuble plötzlich 'ne Pistole
und schoss auf mich, dass mich der Teufel hole.
Ich machte eilig, dass ich weiterkam,
bevor ich eine Kugel abbekam.