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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 25.02.2021, 10:17   #1
männlich Schreiberli
 
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Standard Der Urlaub in Spanien IV - Alte Bekannte

Das Mädchen drückte den Knopf im Fahrstuhl und sie fuhren aufwärts.
„Ha-ha, das ist ja fast der gleiche Weg, den ich vorhin gegangen bin“, lachte Ben, doch das Lachen blieb ihm augenblicklich mi Halse stecken. Als sie vor dem Zimmer von Trudel ankamen, stürzte ihm das Gesicht ab.
„Euer Zimmer hat keine Badewanne, oder?“, fragte er.
„Nein!“
„Oh, dann kenne ich deine Mutter schon …“
„Echt? Woher?“, fragte sie.
„Sie hat mir den Weg zum … Schwimmbad erklärt“, fügte er hastig nach kurzem Zögern hinzu, denn „den Weg zum Aufzug“ wollte er nicht sagen, das war ihm zu peinlich.
Nachdem Trudel die Türe geöffnet hatte, traten die beiden Kinder ein.
Ihre Mutter telefonierte schon wieder.
„Nein, immer noch“, erklärte Trudel plötzlich, „Also fast drei Stunden. Aber das ist bei ihr normal. Und wenn ich etwa von ihr will, rufe ich sie meistens an, denn sonst reagiert sie nicht. Leider ist meistens belegt.“
Zufällig waren die beiden Kinder Zimmernachbarn und Ben fand heraus, dass sie sich durch die Lüftungsklappe, die die beiden Zimmer – von Bad zu Bad, dass der Geruch ins andere Zimmer zog – verbunden.
Ja, das würde spätestens dann ein Alptraum werden, wenn Trudels Mutter ihren morgendlichen Haufen ins Klo setzen würde, denn dieser roch alles andere als gut. Aber nun telefonierte sie immer noch und das würde sich auch so schnell nicht ändern.
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Alt 25.02.2021, 13:02   #2
weiblich Ilka-Maria
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Guten Morgen, Schreiberli,

ich habe mir alle vier Texte deiner Reisegeschichte durchgelesen. Statt näher auf die Mängel der Texte einzugehen, die ich eigentlich nur in der Luft zerreißen könnte, mache ich es kurz: Du hast ziemlich alle Fehler gemacht, die man als Anfänger machen kann. Statt eine interessante Begebenheit zu erzählen, die dem Leser neue Einblicke in eine Flugreise geben und ihn fesseln könnte, reihst du nur Banalitäten aneinander, als sei der Leser zu dumm, sie nicht längst zu kennen. Die Texte liefern keinen Spannungsbogen und fordern die Sinne des Lesers kein bisschen heraus.

Wenn du wirklich Spaß am Schreiben hast und dazulernen willst, rate ich dir, dich mit einigen Techniken bekannt zu machen, wie z.B. die Festlegung der erzählerischen Perspektive, griffige Dialoge und Begriffe und bildhafte Sprache. Dazu ein paar Empfehlungen:

Sol Stein: "Über das Schreiben"


Fritz Gesing: "Kreativ Schreiben"


Christopher Vogler: "Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker: Mythologische Grundmuster für Schriftsteller"


Von Wolf Schneider, dem "Papst" der Stilkunde, findest du bei Amazon eine Reihe klassicher Bücher zum Thema, wie man ein gutes Deutsch schreibt: "Deutsch für Profis", "Deutsch für Kenner" usw. ...

Jetzt zwei Beispiele, um dir zu verdeutlichen, was ich meine:

Zitat:
Das Mädchen drückte den Knopf im Fahrstuhl und sie fuhren aufwärts. „Ha-ha, das ist ja fast der gleiche Weg, den ich vorhin gegangen bin“, lachte Ben, doch das Lachen blieb ihm augenblicklich mi Halse stecken. Als sie vor dem Zimmer von Trudel ankamen, stürzte ihm das Gesicht ab.
So schreibt kein Profi. Erstens ist das "Ha ha" überflüssig, wenn hinter der wörtlichen Rede "lachte Ben" steht; aber auch das ist verpönt. Man lacht keinen Dialog, sondern sagt ihn oder äußert ihn mit einem synonymen Wort für sprechen/reden/murmeln usw. Und warum stürzt Ben das Gesicht ab? Das ist zu viel Dramatik für eine harmlose Erkenntnis. Und wieso "fast der gleiche Weg", wenn hinterher geschrieben steht, dass Bens und Trudels Zimmer nebeneinander liegen? Unlogisch ist auch, dass Trudels Zimmer dem Aufzug gegenüberliegt und Ben dort eingestiegen ist; also welchen Weg sollte es von dort denn noch zu den Zimmern der beiden Jugendlichen geben? Das ist völlig unlogisch.

Übrigens bleibt man auch bei einem Namen, wenn er bereits genannt wurde, um den Leser nicht zu verwirren. Das "Mädchen" gehört also auch nicht in den Text.

Alternative:
Trudel drückte den Etagenknopf, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Ben lachte. "Das ist ja der Flur, in dem auch unser Zimmer liegt." Doch als sie ausstiegen und Trudel auf die gegenüberliegende Tür zusteuerte, schaute er perplex drein. ...

Zweites Beispiel:
Zitat:
Zufällig waren die beiden Kinder Zimmernachbarn und Ben fand heraus, dass sie sich durch die Lüftungsklappe, die die beiden Zimmer – von Bad zu Bad, dass der Geruch ins andere Zimmer zog – verbunden.
Ja, das würde spätestens dann ein Alptraum werden, wenn Trudels Mutter ihren morgendlichen Haufen ins Klo setzen würde, denn dieser roch alles andere als gut.
Der erste Satz hat eine verquere Syntax oder das Verb steht in der falschen Zeit, dadurch wirkt er unvollständig. Zweiter Satz: Wer denkt hier über das Morgenschäft von Trudels Mutter nach? Offensichtlich Ben, denn er sieht die Lüftungsklappe (wo eigentlich, ist er denn sofort ins Badezimmer gelaufen?) und spinnt den Gedanken weiter. Aber woher will er die Gewohnheiten von Trudels Mutter kennen? Das ist unlogisch. Außerdem ist eine Feststellung wie "roch alles andere als gut" nicht sonderlich aussagekräftig und außerdem ein Euphemismus. Hier könnte man die Sinne des Lesers herausfordern, statt ihn mit einem Allgemeinplatz abzufertigen in einem Satz, dessen Wichtigkeit für die Story ohnehin nicht erkennbar ist.

Wenn man schon so ein heikles Thema wie die Ausscheidungen eines Menschen zum Thema macht, sollte man damit etwas phantasievoller umgehen: "Sollte Trudels Mutter wie viele Menschen die Gewohnheit haben, ihre große Sitzung morgens hier [im Badezimmer] abzuhalten, konnte das bei offener Lüftungsklappe für ihr eigenes Domizil heiter werden! Jedenfalls hatte Ben noch nie einen Kackhaufen gerochen, der ihn nicht an die zugeschissenen Strohballen in einem gut besetzten Kuhstall erinnert hatte. Er musste aufpassen, dass seine Mutter morgens das Fenster nicht aufkippte."

Oder so ungefähr ... nur ein Beispiel, um klarer zu machen, was ich meine.

So, das wär's. Jetzt bist du dran.

Beste Grüße
Ilka
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Alt 25.02.2021, 13:22   #3
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Hallo Ilka-Maria,
vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. Das ist mir eine große Hilfe.

Zitat:
Und wieso "fast der gleiche Weg", wenn hinterher geschrieben steht, dass Bens und Trudels Zimmer nebeneinander liegen? Unlogisch ist auch, dass Trudels Zimmer dem Aufzug gegenüberliegt und Ben dort eingestiegen ist; also welchen Weg sollte es von dort denn noch zu den Zimmern der beiden Jugendlichen geben? Das ist völlig unlogisch.
Das stimmt, da habe ich mich völlig verlaufen und nicht mehr an die zuvorige Beschreibungen gedacht.

Zitat:
Übrigens bleibt man auch bei einem Namen, wenn er bereits genannt wurde, um den Leser nicht zu verwirren. Das "Mädchen" gehört also auch nicht in den Text.
Da ich nicht immer Trudel schreiben wollte, habe ich teilweise auch "das Mädchen" geschrieben. Denn immer nur Trudel sagt, Trudel macht, Trudel geht, .... war mir zu eintönig. Aber wenn schlecht ankommt, achte ich das nächste Mal darauf, dass ich bei dem Namen bleibe oder auch "sie ..." schreibe.

Und noch als kleine Zusatzinfo: diese Geschichte habe ich zusammen mit meiner Schwester geschrieben (Reiszworzgeschichte) und kann wahrscheinlich dadurch noch mehrere Logikfehler haben. Aber ich werde sie mir auf jeden Fall nochmal durchlesen und überarbeiten. Da auch viele unterschiedliche Wörter (Reizwortgeschichte) vorkommen müssen, gibt es teilweise auch vielleicht Seitensprünge, die nicht unbedingt so viel mit dem Thema zu tun haben.
Auch wollten wir eine Komedy-Geschichte schreiben. Und da die Geschichte nicht zuvor geplant wurde, kann es auch Logikfeher geben, die beim Probelesen untergegangen sind.

Vielen Dank für deine Kritik und die Anmerkungen. Das hilft mir sehr weiter.

LG Schreiberli
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Alt 25.02.2021, 13:31   #4
weiblich Ilka-Maria
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Aha, verstehe, daher die Gedankensprünge. Dann hat das nichts mit Literatur zu tun, sondern mit einem Spiel. Was dabei herauskommt, könnte man als Blaupause für eine Geschichte nehmen, aus Bens Perspektive erzählt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2021, 17:45   #5
männlich Schreiberli
 
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Das ist eine gute Idee. Aktuell ist es ja auktorial und erinnert mehr an einen Erzähler eines Hörspiels. Mal gucken, was sich da machen lässt
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