|
|
Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
14.05.2018, 09:45 | #1 |
Der verwunschene Teich in Friesland
An der Nordseeküste Frieslands
stand ein Fischer nah am Wasser. Mit der Angel in den Fluten hoffte er auf große Fänge. Doch die Schollen waren launisch und der Kabeljau kaum besser. Keine Bisse, tote Hose. Ohne Fische ging der Fischer. Spät am Abend stieg der Mond auf, hell beleuchtet war ein Tümpel. Seichte Wellen wogten drüber und der Fischer warf die Angel. Lange Zeit schon ohne Bisse, zückte er zwei Regenwürmer, hegte Hoffnung auf den größten aller Tümpelteichbewohner. Und tatsächlich! Die Belohnung für das elend lange Warten war ein schuppenhaftes Wesen, doch mit Haaren: Gold im Mondschein. Da begann es gar zu reden, schwelgte süßlich von Romanzen tief im Wasser dieses Tümpels, wünschte Liebe in den Schlämmen. Und des Fischers Augen glänzten, waren gänzlich eingelullert, dass er folgte, diesem Wesen, um die Nacht mit ihm zu teilen. Kurz darauf, am nächsten Morgen, rang der Fischer schwer um Atem, fing bedenklich an zu husten, spuckte Brocken dicken Teichschlamms. Das Gehuste wollt nicht enden und dem Fischer flossen Tränen. Sein Gesicht schon bläulich lila, endlich rülpste er ein Sprottlein. Wie der Fischer sich da freute! Nicht gestorben und mit Essen, wenn auch klein, doch besser etwas als rein gar nichts für den Magen. Dann Zuhause, voller Anmut, Stolz und Grazie zur Familie, präsentierte er das Sprottlein, reich besetzt mit Garnituren. Innigst schmausend, wie beim Feste, gleichsam königlicher Speise, rief die Ehefrau erschrocken: “Goldne Haare hier im Essen!” Plötzlich sprachen sie zum Fischer: “Wer mich mitnimmt, muss mich kosten!”, und der Fischer fühlte Nässe von den Augenbrauen tropfen. Sein Gesicht wurd wieder lila, er begann nochmals zu husten, schrecklich böse, schlimm und übel, bis er niedersackte, leblos. Und die langen, goldnen Haare formten sich zu Tausendfüßlern, krochen in des Fischers Nase durch den Rachen in die Lunge. Dort hing schreiend und vereinsamt fest ein Haar des Mondscheinwesens, wurd befreit gleich von den andren und der Fischer kam zu Kräften. “Bring uns bitte in den Tümpel, leg uns dort ins dunkle Wasser. Doch gib Acht: Tus nicht bei Vollmond, sonst begegnest du uns wieder.” Diese Warnung nicht beachtend, gingen Fischer und Familie mit den Haaren in den Händen zu dem wundersamen Tümpel. Als die Haare tief ins Wasser niedersanken und verschwanden, waren Klänge, Melodien, wie ein Harfenspiel zu hören. Und ein Schatten, schwarz im Mondlicht, mit den Augen lieblich schmachtend, sah betrübt dem Fischer folgend hinterher um leis zu wimmern. Wieder heim verschwanden alle in den Betten um zu träumen und sie taten es mit Horror, wachten auf und jemand klopfte, klopfte pochend an die Pforte und die Tür flog aus den Angeln. Holz zerbarst und lautes Stampfen war zu hören auf den Brettern. Vater, Mutter und die Kinder rückten dicht an dicht zusammen und die Tür zum Raum des Schlafens knarzte lang und zäh wie Honig. Aufgehellt vom Licht des Mondes, griffen Finger um den Rahmen, lang und hager, schwarz und glänzend, gleich den Schuppen eines Karpfens. Nur ein Schemen war der Schatten mit den hundert goldnen Haaren, einem blütengleichen Lächeln, leider fehlten ihm die Augen.. "Schau zum Himmel, es ist Vollmond und du warst bei mir am Tümpel. Nun sind wir zwei fest verbunden. Du bist mein von heut bis ewig!” "Ohne Augen keine Blicke! Jetzt hau ab in deinen Tümpel. Störe nicht die Friedensruhe hier Zuhaus auf meinem Grundstück!" Da erzürnte sich der Schatten, schlimm verstoßen ohne Liebe, erst gefangen dann gekostet, ausgesetzt und danach ringend. "Willst nicht lieben? Oh dann leide, wag dich niemals mehr zum Tümpel! Er ist meiner, für den Liebsten, der mich fängt mit Regenwürmern." So verschloss das Ding die Türen, zog als Schatten goldnen Haares Richtung Tümpel, ganz alleine. Niemand wollte mit ihm gehen. Und am nächsten Morgen dachten Fischer, Frau und beide Kinder: Alles Träume, nichts gewesen – doch ein Haar flog durch das Zimmer. Viele dutzend Jahre später, Frau und Fischer längst gestorben, sprachen die erwachsnen Kinder von dem Wasserloch in Friesland. Sie erzählten von dem Wesen mit Romanzenwünschen, innigst. Wie es saß, auf Liebe und den Regenwurm des Anglers lauernd. Die Geschichte wurde Mythos, mittlerweile zur Legende. Meine Oma hat's berichtet. Ich geh angeln, heut ist Vollmond. Geändert von MiauKuh (14.05.2018 um 14:53 Uhr) |
|
14.05.2018, 11:17 | #2 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Goldes Haar bei mir im Essen.- das im fehlt, oder?
Das ist eine schöne Sage. Gibt es den Teich wirklich? |
14.05.2018, 11:20 | #3 |
Hey
das hab ich glatt korrigiert, dankeschön Unar!! Ne, die Sage gibt es nicht, die Geschichte habe ich gestern Abend beim Baden erfunden :s Kurz hatte ich den Fischer und seine Frau im Kopf, es ist aber etwas völlig anderes daraus geworden. Freut mich, wenn das Geschichtlein dir gefällt :-) Dankeschön fürs Durchlesen des sehr langen Textes (mein längstes Gedicht überhaupt)! |
|
14.05.2018, 11:29 | #4 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
|
Ich hätte es dir glatt geglaubt.
Hätte ja der Weiher von deinem Foto sein können. Sagen haben mich schon immer fasziniert. |
14.05.2018, 23:45 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
|
Lieber MiauKuh,
Dein längstes und, wie ich meine, eines Deiner besten, vielleicht sogar das beste Gedicht, das Dir aus der Feder geflossen ist. Du solltest öfter baden! Mir gefallen diese (formalen) Atta-Troll-Klänge und die Länge des Gedichts fällt gar nicht auf - ich hab es gern und mit größtem Vergnügen gelesen! Liebe Grüße, Heinz |
16.05.2018, 07:48 | #6 |
Lieber Heinz,
so viele Pinselei auf meinen Bauch, aber ich spüre es noch . Quark, Spaß beiseite. Dankeschön für das Lob, das Schreiben hat mir sehr, sehr viel Spaß bereitet und beim Baden entstehen gute Geschichten. Du wirst sehen ... noch mehr :-) "Du solltest öfter Baden" Hat ja eigentlich eine "anrüchige" Bedeutung, hier freue ich mich aber Liebe Grüße und bis sehr bald! |
|
16.05.2018, 13:28 | #7 |
Das ist eine unterhaltsame Geschichte, lieber MiauKuh.
Gern gelesen. LG gummibaum |
|
17.05.2018, 06:45 | #8 |
Lieber MiauKuh,
ich schließe mich den anderen an: sehr unterhaltsame Geschichte, sehr gern gelesen. Hätte aber ruhig noch ein wenig gruseliger sein können Wenn ein Gedicht so viel Spaß macht, kann es ruhig sehr lang sein. LG DieSilbermöwe |
|
17.05.2018, 07:06 | #9 |
Hey gummibaum,
Na das freut mich wenn du es gern gelesen hast. Liebe dieSilbermöwe: Grusel war nicht, aber vielleicht und gerne beim nächsten Mal. Es war schön das geschichtlein aufzuschreiben. Lieben Dank euch beiden. |
|
18.05.2018, 23:54 | #10 |
abgemeldet
|
Klasse, lieber MiauKuh! Passt, wackelt, hat Luft!
LG Letreo |
24.05.2018, 13:38 | #11 |
Na, was bleibt mir da außer Danke zu sagen Letreo!?
Freut mich, wenn es dich unterhalten hat. Vielleicht das nächste Mal eine Gruselgeschichte ... - MiauKuh |
|
Lesezeichen für Der Fischer an der Nordseeküste Frieslands |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Der Fischer | DarkDiamond | Düstere Welten und Abgründiges | 6 | 25.08.2016 19:38 |
Es war einmal, ein Fischer | Phönix-GEZ-frei | Gefühlte Momente und Emotionen | 1 | 03.05.2015 23:54 |
Der geizige Fischer im Spreewald | Schmuddelkind | Düstere Welten und Abgründiges | 2 | 30.05.2011 16:50 |
Der Fischer | Splitt | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 1 | 30.08.2009 16:22 |
Der Fischer | 19slin88 | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 1 | 12.10.2006 22:07 |