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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 04.09.2016, 09:20   #1
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Standard Gaukler der Lüfte

Zwei Sapphische Oden


Schmetterlinge, schwerelos flattern zarte
bunte Flügel anmutig Blüten suchend
über Wiesen. Taumelig und zerbrechlich.
Gaukler der Lüfte.


Unsre Alten schritten durchs Leben, blicken
weise rückwärts, könnten erzählen, aber
jugendlicher Übermut will es weder
hören noch sehen.
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Alt 04.09.2016, 13:36   #2
Stachel
 
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Beiträge: 955

Hallo Nöck,

"Gaukler der Lüfte" ist eine schöne Metapher. Die obere Ode kommt mir wie ein pastellenes Bild vor. Die "Farben" passen zu den filigranen Flügelgesellen.

Die Interpunktion hat mich etwas gewundert.

"Zart" und "zerbrechlich" erscheint mir leicht redundant, "anmutig" und "taumelig" eher gegensätzlich.

Die untere Ode ist, wie auch die obere, formal richtig. Inhaltlich könnte man über die Weisheit der Alten diskutieren.
Was mir aber aufgefallen ist: Der typisch Sapphische Rhythmus geht für mich im dritten Vers verloren, denn ich lese
XxxxXxxpXxXx
(p für Pause). Der Begriff "jugendlicher Übermut" entwickelt dabei ein hohes Tempo. Mich interessiert, ob andere Leser das ebenso empfinden.

Es passt als Kontrast zu dem Alt-Ehrwürden, das den "Alten" immanent ist und das die Sapphische Strophe als alte Gedichtform gut trägt.

Freundliche Grüße von
Stachel
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Alt 05.09.2016, 10:11   #3
männlich Nöck
 
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Beiträge: 2.662

Hallo Stachel,

Zitat:
Zitat von Stachel
Der Begriff "jugendlicher Übermut" entwickelt dabei ein hohes Tempo. Mich interessiert, ob andere Leser das ebenso empfinden.
Tja, da bleiben wir wohl unter uns.

Wie muss ich deine Bemerkung "entwickelt dabei ein hohes Tempo" verstehen?
"Ich habe mich an August von Platens "Los des Lyrikers" orientiert und keine Abweichung feststellen können. Ich lese/betone so:

XxXxXxxpXxXx

Zitat:
Zitat von Stachel
"Zart" und "zerbrechlich" erscheint mir leicht redundant
Stimmt. So besser?

Schmetterlinge, schwerelos flattern prächtig
bunte Flügel anmutig Blüten suchend
über Wiesen. Taumelig und zerbrechlich.
Gaukler der Lüfte.

Zitat:
Zitat von Stachel
"anmutig" und "taumelig" eher gegensätzlich.
Nicht bei Schmetterlingen.

Ich freue mich, dass du dich so ausführlich den Oden gewidmet hast.

Liebe Grüße
Nöck
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Alt 05.09.2016, 21:34   #4
Stachel
 
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Ort: Niederrhein
Beiträge: 955

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Tja, da bleiben wir wohl unter uns.
Tja, schade. Woran, meinst du, liegt das?

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Wie muss ich deine Bemerkung "entwickelt dabei ein hohes Tempo" verstehen?
Ich lese/betone so: XxXxXxxpXxXx
Ja, wie gesagt: Formal ist IMHO alles richtig. Nach herrschender Lehre, der ich in verschiedenen Punkten aus Gründen nicht folgen mag, gibt es im Deutschen nie mehr als 2 Senkungen hintereinander. Ich spreche den Begriff "jugendlicher Übermut", um das mal musikalisch zu übertragen, wie (zugegeben relativ langsame) Sechzehntel, den Rest des Textes aber eher im Achtel- und Achteltriolentempo.
Das kann natürlich eine Eigenart von mir sein, daher interessiert es mich, wie anderen diese Stelle vorkommt.


Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Stimmt. So besser?
Nein, aber mein Geschmack ist keine Maßgabe für "gut" oder "schlecht". Ich mag das "zarte" aber an der Stelle wesentlich lieber. Zum einen bezieht es sich auf "Flügel" statt auf "flattern", was mir sinnfälliger erscheint, zum anderen reimt sich "prächtig" auf "zerbrechlich", wenn auch unrein. Einen Reim würde ich persönlich an der Stelle vermeiden wollen, oder eben erkennbar/konsequent reimen.

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Nicht bei Schmetterlingen.
Aber sicher. Das macht doch das Gauklerhafte aus, oder?

Um nochmal auf meine Bemerkung zu Redundanz und Gegensätzlichkeit zu kommen: In diesem Forum kommt oft die Sprache auf solche Aspekte und deswegen habe ich es angesprochen. Es ist mir aufgefallen. Beides taucht in verschiedenen Stilmitteln auf, die Redundanz z.B. in der Tautologie. Ich sehe es per se nicht als falsch an. Mich interessiert vor allem das Warum.

Schön, dass du es mal testweise ersetzt hast. Es bringt eine neue Facette, die zwar nicht notwendig ist, aber interessant.


Freundliche Grüße von
Stachel
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Alt 06.09.2016, 19:53   #5
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Dui meine Güte,

bei so viel Fachsimpelei wage ich mich beinahe gar nicht an einen Kommentar, der bestimmt hoffnungslo zerrissen wird.


Schmetterlinge, schwerelos flattern zarte
bunte Flügel anmutig Blüten suchend
über Wiesen. Taumelig und zerbrechlich.
Gaukler der Lüfte.


Schmetterlinge - schwerelos flattern zarte
bunte Flügel. Gaukelnd Blüten suchend
über Wiesen. Taumelnd und zerbrechlich.
Gaukler der Lüfte.


Mir sagt meine Version zu.
Vor allem, weil der zweite Vers jetzt runder ist.

Ich warte auf die Fußeisen!

Thing
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