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Alt 03.01.2014, 22:34   #1
männlich ThePerch
 
Dabei seit: 01/2014
Alter: 28
Beiträge: 2


Standard The Prom

The Prom

„Hast du dir keine anderen Schuhe mitgenommen?“
Etwas beschämt schaue ich auf meine Sportschuhe. Bis auf die Schuhe war mein Outfit eigentlich perfekt, ein dunkelblaues Hemd mit Schlips und Weste unter dem schwarzen Anzug mit schmalen Nadelstreifen.
„Nein, für die war kein Platz mehr im Koffer“, antworte ich meinem amerikanischem Gastvater auf englisch.
Er hat denselben Namen wie mein Austauschpartner, und zufälligerweise auch ich selbst.
„Damit kannst du jedenfalls nicht auf dem Prom erscheinen, welche Schuhgröße hast du?“
„42“
„Gut, ich schaue mal unter meinen eigenen.“
Es ist der zweiter Tag meines Austauschs in den USA, während ich mit dem Jetlag kämpfe freue ich mich dennoch auf den Prom. Amerikanischer geht’s eben nicht.
Nachdem sich doch noch Schuhe gefunden haben, werden Bilder gemacht, mein Austauschpartner, seine Schwester und deren Austauschpartnerin, eine Freundin von mir, und schließlich ich.
Die ganze Situation erinnert mich sehr an High School Filme.

Wir fahren los, holen zunächst noch Freunde der Schwester meines Austauschpartners ab.
Wieder werden Bilder gemacht, das gleiche nochmal bei anderen Freunden.
Nach der ganzen Prozedur geht es endlich zur Schule, der Prom kann los gehen, noch ist nicht besonders viel los, dass macht es jedoch leichter, sich umzusehen, neben der noch fast leeren Tanzfläche sind einige Tische aufgestellt, in einem anderen Teil des Raums gibt es Essen, und, ich traue meinen Augen nicht, einen Schokoladenbrunnen.
Aufgrund meiner Nervosität und kriege ich jedoch nichts runter, bis auf eine Cola.
Wir treffen einen Freund von mir und seinen Austauschpartner, zusammen gehen wir zur Fotokabine, welche im Flur zu den Toiletten aufgestellt ist, es ist wirklich wie im Film.
Von den Bildern, welche wir dort machen, bekommt jeder einen Abzug, und so langsam füllt sich auch das Ganze.

Mein Austauschpartner wird einige Male angesprochen, neugierig werde ich gemustert.
Das sollte mir während meiner Zeit dort noch einige Male passieren. Es ist eine Mischung aus Unbehagen und Stolz, die ich währenddessen fühle.
„Ist das dein Austauschpartner?“
„Versteht er uns?“
Im Gegensatz zu den Fragen die ich später gestellt bekam, waren sie sehr gewöhnlich.
Meine Lieblingsfragen waren:
„Gibt es Wasser bei euch in Deutschland?“
„Habt ihr Strom und Autos?“
„Warum hat Hitler euch erlaubt auszureisen?“
„Was ist deine Lieblingscornflake Sorte?
Über Deutschland scheint dort nicht viel bekannt zu sein...

Schließlich treffen wir auf eine Freundin meines Austauschpartners, welche den gleichen Deutschkurs wie er belegt, und ihre Freundin.
Die Freundin meines Austauschpartners stellt sich mir als Shannon vor, sie hat lange hellbraune Haare und trägt ein violettes Kleid.
Den Namen ihrer Freundin verstehe ich jedoch nicht.
Allgemein verstehe ich sehr wenig, auf Anhieb mit dem schnellen Englisch Leute um mich herum mitzuhalten ist unmöglich.
Das bleibt meinem Gegenüber nicht verborgen, mit einem Lächeln, welches mich noch schüchterner als sowieso schon macht, fragt sie langsam, wie ich heiße und woher ich komme.

Sie hat blondes, etwas über ihre Schultern hinausreichendes Haar und trägt ein hellblaues Kleid, welches ihre ebenso blauen Augen perfekt betont. Ich bin hin und weg.
Peinlich berührt, dass mein Englisch für so schlecht befunden wird, antworte ich.
Sie kichert und sagt, ihr würde mein Akzent gefallen.
Verwundert darüber, weiß ich nicht was ich antworten soll, also lächle ich bloß zurück.
Ich dachte immer, dass der deutsche Akzent als unangenehm, eher furchtbar anzuhören sein.
Deutsch ist vielleicht ein eloquente Sprache, aber für Ausländer nicht gerade wohlklingend.
Aber vielleicht hängt es auch damit zusammen, aus welchem Mund der Akzent kommt, ein französischer Akzent ist vermutlich auch nicht gerade romantisch wenn er aus dem Mund eines alten Sacks kommt.

Nachdem die beiden sagen, sie müssten auf die Toilette, frage ich meinen Partner, wie der Name der blonden war.
„TJ.“
„Was?“
„Das ist 'ne Abkürzung, keine Ahnung wofür sie steht.“
„Ah, okay“
Ich überlege, wie ich wieder mit ihr ins Gespräch kommen kann, während des Abends suche ich immer wieder ihren Blickkontakt, welchen sie sogar erwidert.
Shannon schlägt schließlich vor, gemeinsam Fotos zu machen. Also stellen wir uns an der Fotokabine an, und warten.
Die Musik von drinnen wird langsamer, ich beschließe, sie beim nächsten langsamen Lied zu fragen, ob sie tanzen will.
Während den Bildern bilden sich drei Grüppchen, mein Austauschpartner und eine weitere Freundin von ihr, mein deutscher Freund und Shannon, und so bleiben TJ und ich übrig.
Ironisch meint sie, sie sei die letzte Wahl, jedoch auch die beste, antworte ich darauf.
Sie lacht, hoffentlich klang das nicht zu geschwollen denke ich mir.

Zurück auf der Tanzfläche wird die Musik wieder langsamer, jetzt oder nie denke ich mir.
Ich will sie fragen, versage aber an der Sprache, sie versteht mich nicht.
Verdammt, bringt sie mich durcheinander.
In ihren ozeanblauen Augen verliere ich mich, suche nach Worten, welche mir auf englisch einfach nicht in den Sinn kommen wollen.
Der zweite Versuch gelingt, und mein Herz macht einen Hüpfer als sie begeistert ja sagt. Sofort zerrt sie mich auf die Tanzfläche, erleichtert stell ich fest, dass sie nur darauf gewartet zu haben schien.

Eng umschlungen tanzen wir, ich nehme nur noch ihre Berührung und ihren Duft wahr, als ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen werde, jemand riss uns auseinander und fängt an, mit meiner Tanzpatnerin zu streiten.
Beide verschwinden, und lassen mich perplex und verwirrt zurück.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder wütend werden soll, das Ganze erinnert mich doch zu sehr an ein Drama aus einem Teenager Film.
Ihre Freundinnen stürmen auf mich zu, ich verstehe nichts.
Zunächst glaube ich zu hören, dass der Typ ihr Freund sein soll.
Oh scheiße, habe ich die beiden jetzt auseinander gebracht oder was?
Ah, nein, er scheint nur ihr Ex zu sein, warum dreht der dann so auf?

Aufgebracht kehrt TJ zurück, meinte es sei alles geklärt und will mit mir zurück auf die Tanzfläche.
Noch immer verwirrt frage ich ob auch wirklich alles in Ordnung sei.
Lächelnd nickt sie und meint, wir hätten noch nicht zu Ende gentanzt.

Also tanzen wir wieder, je langsamer die Musik wird, desto näher kommen wir uns.
Ich sehe, dass sie ihre Augen geschlossen hat, und ihre Lippen sich meinen nähern.
Mein Puls schlägt schneller als ich endlich ihre weichen Lippen zärtlich berühre.
Ich spüre nur noch sie und vergesse den Rest der Welt, im Kuss verlieren und verlieben wir uns beide.
Es gibt ihn, den perfekten Moment.
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ball, prom, usa




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