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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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28.03.2013, 12:48 | #1 |
Wunder
Es klingelt. Als ich öffne, steht
ein Löwe vor der Tür, der gleich in meine Küche geht, als wohnte er bei mir. Er wirkt gesittet, denn er nimmt sich Teller und Besteck, ein Glas dazu, man merkt, es stimmt, der Schwanz fegt Krümel weg. Da thront er nun mit großem Mund, gerüstet zum Verzehr und plötzlich tut sein Brüllen kund, mein Teller ist noch leer. Die Küche auch, ein Zipfel Wurst, das ist mein letzter Rest, ein halbes Bier, für seinen Durst gewiss ein schlechter Test. Doch ich versuch es, schenke ein, kredenz das dürftge Stück und siehe da, er schneidet fein und stiftelt es zum Glück. Und als er nippt vom Bier, verzehrt danach ein Stiftchen zart, so immer wechselnd, da vermehrt sich jedes Gegenwart. Dann geht er, streckt noch wie zum Spaß die Pranke segnend aus und lässt zwölf Körbe und zwölf Fass an Wurst und Bier im Haus. |
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28.03.2013, 13:14 | #2 |
gesperrt
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an Wurst im Bier im Haus.
Meintest bestimmt : an Wurst und Bier im Haus. Gern gelesen. Wunder gibt es immer wieder. Dazu fällt mit das folgende Wunder-Gedicht ein. Weiß zwar nicht von wem und wann geschrieben, aber auch dieses beschreibt ganz witzig solch Wunder. De Wunnersteen Bi Ahlhorn upp de groten Heide, dor lagg vörden een groten Steen. Mien Beßmauder ähr Urgrotvader, De hett üm dor noch liggen sehn. Un upp den Steen is wisse wäsen Een rätselhaften Spruch to läsen: "O Wunner, o wunner, Wat ligg hier woll unner!" Wat mögg dor doch woll unnerliggen? So hett sich männigeener fragt. Indes, dat Beest mal upptolichten, Hett lange doch kien Minske wagt, Un wiet und siet gung een Gemunkel, Man wat et was, bleew jümmer dunkel. "O Wunner, o wunner, Wat ligg hier woll unner!" Da hebbt eenmal de jungen Burschen Van Ahlhorn sick tohopedahn Un sünd den Klotz mit Hebebömen Un Dumkraft dull to Liewe gahn. Un schließlich is´t ähr uk gelungen, Se hebbt dat schwore Beest bedwungen. "O Wunner, o wunner, Wat ligg hier woll unner!" Nu gungt ant Schuffeln un ant Grawen; Se warkten as ut Rand un Band. Man wat se schuffelten un gröwen, Se funnen nicks as Steen und Sand. Un wat se schuffelten un gröwen - Rein nicks? Dat was doch kum to glöwen! "O Wunner, o wunner, Wat ligg hier woll unner!" Un as se sick noch bannig plagten (Doch nich so iewrig mehr un drock), Bekeek sich eener van de Burschen De Unnersiete van den Block. Un hier is uck jo wisse wäsen Een sonnerboren Spruch to läsen: "Dat würd nu uck all hoge Tied, Dat ick mal keem upp de annere Siet!" |
28.03.2013, 13:27 | #3 |
Vielen Dank, Babsi. Ich verschreibe mich oft. Und heute bin ich mal wieder sehr müde und das hat sich auch bei dem Gedicht gezeigt. Ich hatte erst einen anderen Verlauf im Kopf, konnte aber die Gedanken nicht finden, die ich in dieser Richtung suchte. Das schöne Gedicht, das du angefügt hast, werde ich später lesen und dann dazu sicher noch was sagen.
Alles Liebe von gummibaum |
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28.03.2013, 13:57 | #4 |
gesperrt
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Gegen Müdigkeit hilft Schlaf
Kannst nich schlafen, zähl de Schaaf Biste denn bei tausendölf Und de Uhr zeigt schon nach zwölf Und bist immer noch hellwach Stehste uff, janz ohne Krach Schleichst behutsam annen Schrank Mixt Dir eenen Schlummertrank Aus Whisky, Cognac, Jägermeister Ex und Hopp den Leberkleister Und pennste jetzt nich in de Motzen Kannste wenigstens gut kotzen |
28.03.2013, 20:44 | #5 |
Hallo, Gummibaum,
gefällt mir gut, dein modernes Brotwunder, inclusive skizzenhafter Milieustudie. Besonders gut: der Schwanz, der die Krümel wegfegt, Brot und Bier als Grundnahrungsmittel des "armen Schluffens" sowieso und natürlich die segnende Pranke! Strophe 4 könnte man auch mit: "der Kühlschrank leer" beginnen (oder hat er noch nicht mal einen?) Das Wort Küche hast du schon. lg simba |
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28.03.2013, 21:24 | #6 |
Hallo Babsi,
ich habe das Plattdeutsche gerade laut gelesen und herzlich gelacht. Das nennt man Umlagerung von der Rücken- in die Bauchlage und wie man sieht, hat der Dicke es dankbar quittiert. Das Schlaf- und Kotzrezept habe ich erstmal nicht befolgt, hebe es aber für alle Fälle auf. Vielen Dank. Hallo simbaladung, danke für deine gute Kritik und schöne Ausdeutung. "Kühlschrank" hatte ich da erst und irgendwie Sorge, dass man das "leer" nicht automatisch auf diesen Gegenstand überträgt. Da dir "Kühlschrank" aber spontan und sinngemäß für diese Stelle einfiel, setze ich es nun unbedenklich dahin. LG gummibaum Wunder Es klingelt. Als ich öffne, steht ein Löwe vor der Tür, der gleich in meine Küche geht, als wohnte er bei mir. Er wirkt gesittet, denn er nimmt sich Teller und Besteck, ein Glas dazu, man merkt, es stimmt, der Schwanz fegt Krümel weg. Da thront er nun mit großem Mund, gerüstet zum Verzehr und plötzlich tut sein Brüllen kund, mein Teller ist noch leer. Der Kühlschrank auch, ein Zipfel Wurst, das ist mein letzter Rest, ein halbes Bier, für seinen Durst gewiss ein schlechter Test. Doch ich versuch es, schenke ein, kredenz das dürftge Stück und siehe da, er schneidet fein und stiftelt es zum Glück. Und als er nippt vom Bier, verzehrt danach ein Stiftchen zart, so immer wechselnd, da vermehrt sich jedes Gegenwart. Dann geht er, streckt noch wie zum Spaß die Pranke segnend aus und lässt zwölf Körbe und zwölf Fass an Wurst und Bier im Haus. |
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28.03.2013, 22:07 | #7 |
Hallo gummibaum,
dieses Wunder ist ganz wunder-wunder-wunderbar! Du bist ein absoluter Meister solch köstlicher Geschichten und ich kann nur hoffen, dass du irgendwann mal diese fabelhaften Werke in Buchform veröffentlichst, denn solch einen Band würde ich nur zu gern in meine Sammlung aufnehmen. Herzlichen Abendgruß von Daisy |
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28.03.2013, 22:59 | #8 |
Ich hoffe, du übertreibst nicht. Aber natürlich freue ich mich, wenn etwas von mir Geschriebenes dir Freude macht.
Schöne Ostern wünscht dir gummibaum |
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29.03.2013, 21:38 | #9 |
Lieber gummibaum,
nein, nein, ich übertreibe garantiert nicht! Ich kann mich nur ganz einfach für Dinge, die ich mag und die mir gefallen, ganz und gar begeistern und das bringe ich dann auch zum Ausdruck. Deine Art zu schreiben gefällt mir eben besonders gut. Lieben österlichen Gruß von Daisy |
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29.03.2013, 23:17 | #10 |
Danke, Daisy. LG
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03.04.2013, 18:28 | #11 |
R.I.P.
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Lieber gummibaum -
das ist sowas von köstlich!
Ich habe es erst durch Zufall entdeckt (zu dem Zeitpunkt war ich noch weg vom Fenster) und freue mich über den Hochgenuß. Das ist wie gedichteter Kusenberg (großes Kompliment) und trotzdem völlig Original-gummibaum. Herzlichen Gruß von Thing |
03.04.2013, 20:00 | #12 |
Hallo, lieber Thing,
da freue ich mich aber ganz dollllll. LG gummibaum |
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03.04.2013, 20:06 | #13 |
R.I.P.
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Kurt Kusenberg
"Gesammelte Erzählungen" ISBN 3-499-11513-1 Der Titel stimmt nicht ganz, denn es fehlen einige. Ich hatte die gebunde Ausgabe mit allen wunderlichen Geschichten, sogar mit Autogramm, aber die wurde mir gemopst, war dann nicht mehr zu bekommen. Er schrieb neben Werner Bergengruen das delikateste Deutsch, das ich je zu lesen bekam. Lieben Gruß von Thing |
26.07.2017, 23:49 | #14 |
abgemeldet
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Ganz toll, lieber Gummibaum!
Ein Büchlein mit solchen Gedichten würde ich auch kaufen und weiter empfehlen. Für mich ein Favorit! LG Letreo |
27.07.2017, 07:59 | #15 |
Danke, liebe Letreo.
Ich wünsche dir einen einen Tag voller Wunder. LG gummibaum |
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27.07.2017, 12:31 | #16 |
Lieber gummibaum,
ein köstliches Wunder das Du hier präsentierst. Liebe Grüße Gylon |
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27.07.2017, 18:38 | #17 |
abgemeldet
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sehr amüsant und fantasievoll, liebe Gummibaum.
Schmunzeln von Koko |
27.07.2017, 22:32 | #18 |
Lieber Gummibaum.
eine schöne Geschichte hast du dir da zusammen gereimt. Ganz nach meinem Geschmack. Liebe Grüße Schnulle |
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