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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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01.05.2013, 17:35 | #1 |
Dabei seit: 04/2011
Ort: Die leere Fernbedienung
Alter: 37
Beiträge: 235
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Berta Gräfin von Kalckreuth
Berta Gräfin von Kalckreuth
Ein schwarzer Zug trägt sich durch Häusergassen auf einen Pfad, der kalt und hoffnungsleer geführt zum Tempelbau vom großen Heer, in das der hohen Ahnen Blut gelassen. Die Wälder klingen aus in dunklen Massen. Der Vögel Lied ertönt seit heut nicht mehr und auch der Himmel wölbt sich grau und schwer, das Bild von unsrer Wehmut zu umfassen. Und Tag und Nacht erklingt von Friedhofsmauern ein allzu herzzerwühlendes Betrauern in unversiegbar mütterlichem Ton, und klagt so bang in schmerzlichem Volumen, benetzt mit heißen Tränen weiße Blumen am frischgehobnen Grab von ihrem Sohn. |
27.09.2017, 10:07 | #2 |
Hi Briefmarke!
Ja, der gute Wolf hat sich viel zu früh verabschiedet! Die damalige Zeit war nicht gut zu körperlich Behinderten, die martialische, nationalistische Erziehung adeliger Klassen tat ein Übriges: Man musste "Mann" sein! Dichter? Indiskutabel! Einziger Kommentar seines linientreuen Vaters übrigens zum Suizid seines "anders" begabten Sohnes: "Na, jetzt hat er seine Ruhe!" Und wie sich die Bilder gleichen! Vor Jahren schrieb ich dies, um den so jungen Dichter zu ehren: Wolf von Kalckreuth Da eben du zu vollem Herz und Wesen erblühtest in den Zeilen deiner Werke so voller Schmelz und Melodie der Stärke, als hättest du das Buch der Welt gelesen - da grade gingst du, und dein ganzes Werden, das noch so viel und Größeres versprochen, ist scheu aus aller Hoffnung weggebrochen und lässt uns ärmer hier zurück auf Erden - und reicher doch zugleich ob allen dessen, was uns an Schönem deine Verse zeigen, daran wir wachsen und uns schüchtern messen. Lässt Trauer auch so manche Seele schweigen - wir werden diese Freude nie vergessen, das große Lied in deiner Worte Reigen! Allergernst und mit Freude habe ich deine Zeilen dazu gelesen, die du aus der Sicht seiner Mutter schriebst! LG, eKy |
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27.09.2017, 19:47 | #3 |
Hallo, Briefmarke!
Eine sehr bewegende Ballade im klassischen Stil. Wird in dieser Art heuer leider nicht mehr sehr oft verfasst. Gruß, Schreibfan |
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27.09.2017, 21:43 | #4 |
Hi Schreibfan!
Die Ballade hat gerade bemerkt, dass sie eigentlich ein Sonett ist, weil sie viel zu kurz ist untenrum ... LG, eKy |
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29.09.2017, 13:25 | #5 |
Lieber Erich, das schließt sich ja nicht aus. Der Begriff Ballade bezieht sich ja auf Inhalt und Handlungsstrang des Gedichtes, das Sonett ist die äußere Form.
Grüßle ausm Laendle, Schreibfan |
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14.12.2018, 01:24 | #6 |
Dabei seit: 04/2011
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Alter: 37
Beiträge: 235
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Hallo Erich.
Ja das Kapitel Kalckreuth ist eine Dissertation für sich. Erkennt man erst mal die Größe seines Wortwerks, allen voran die herausragend gelungenen Übersetzungen, und betritt man für sich selbst ein wenig motiviert das Feld der fortgeschrittenen Dichtung, paralysiert der in Verse gewundene Wortkranz des kindlichen Kalckreuth. Sein Tot und das damit verbundene erlöschen der Kreaivität, die im Stande war solch Vielfallt an Lyrik in trotzigen Formen zu bewerkstelligen, macht mich auch nach all den Jahren und der relativen Distanz, sehr betroffen. Ein Schockzustand der sich mir übergriffig macht. |