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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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04.08.2023, 17:34 | #1 |
Caligula
In der Stadt der sieben Hügel
führt ein Mann ein Pferd am Zügel, tritt mit ihm im Morgenschein in den Kuriensaal hinein. Gleich wird's in dem Raume leiser, denn der Mann, das ist der Kaiser, alten Stammes edler Spross, und das Pferd sein Lieblingsross. Letzteres hat seinen Herrn und Gebieter auch recht gern. Wie die Tunika sich bauscht, als man dessen Rede lauscht: "Hört, ihr Herren Senatoren! Incitatus ist erkoren, unter euch, den hohen Tieren, als ein Konsul zu fungieren. Mit der Pracht der weißen Zähne und der wohl frisierten Mähne, nebst den Augen, weich wie Samt, taugt er wohl für dieses Amt." Durch die Reihen geht ein Murren, lauter, als die Tauben gurren auf dem Dach des hohen Hauses, Zeichen mangelnden Applauses. Leider muss man sich bequemen, den Erlass so hinzunehmen, denn es ist des Kaisers Wille. In dem Saal herrscht wieder Stille. In den weißen Marmorhallen hört man einen Apfel fallen. Durch den Säulengang klingt dumpf ein gedämpftes, sattes "Plumpf". Endlich hat zum Wohl des Staates mal ein Mitglied des Senates - man gesteht es sich geniert - was Konkretes produziert. |
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04.08.2023, 21:53 | #2 |
Einfach Klasse!
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05.08.2023, 17:10 | #3 |
Einen in vierhebigen Trochäen so durchgängig lesbaren Text zu gestalten und dabei stets den Schalk durchblitzen zu lassen, - dazu gehört schon viel Sprachgefühl. Ich finde Deine geschichtsbezogenen Gedichte immer wieder Klasse.
Da fast die Hälfte der Römischen Kaiser, manche schon nach wenigen Tagen, eines gewaltsamen Todes starben, wundert mich, warum der Senat diesen Verrückten überhaupt vier Jahre ausgehalten hat. Insofern erinnert mich der Römische Senat an den Deutschen Bundestag. Gruß, Erhard |
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