Im Wandel der Nacht

[Sinneswandler]

Mein Sichtfeld der Nacht ist ein einzelner Strahl,
ringsum schließt die Schwärze mein Licht völlig ein,
die schwindende Sonne gab mir das Signal,
so tauchte ich ab, tief ins Dunkel, allein.

Im Schein meiner Lampe erleuchtet das Riff,
so mancher Bewohner wirkt sichtlich schockiert,
ich schwenke mein Tauchlicht mit eisernem Griff,
sie fliehen recht hektisch, vom Hell irritiert.

In prächtigen Farben gedeihen Korallen,
sie schaukeln im Wasser wie Fahnen im Wind,
im Schwarz werden diese von Leben befallen,
da sie oft das Heim des Verborgenen sind.

Geschöpfe der Nacht ziehen jetzt ihre Bahnen,
verschwunden sind farbige Fischlein im Schlaf,
wer nun unterwegs ist, das lässt sich nur ahnen,
es gibt Kreaturen, die nie jemand traf.

Genau dieser Reiz schickt mich nachts in die Tiefe,
zu sehen, zu zeigen, was kein Mensch je sah,
das Leben zu spüren und Neues zu finden,
so tief unter Wasser, dem Himmel so nah.

[Lizard]

Lieber Sinneswandler, die anziehende fremde Tiefe in noch tiefer gehende Dunkelheit zu tauchen, das hat mich in Dein Gedicht hineingezogen.
Das einzige Wort, über das ich stolpere, ist "oft". Es wirkt mir zu gewöhnlich, zu wissend in dieser anderen, faszinierenden Welt auf unserem Planeten. Einfach nur "Da sie das Heim des Verborgenen sind" würde für mein Gefühl das Unbekannte eher unterstreichen.
Danke jedenfalls für diesen Tauchgang
Lizard

[Heinz]

Hallo Lichtwandler,
erst einmal schließe ich mich meiner Vorrednerin an. Was das "oft" angeht - hier war meine Neugier geweckt. Ich habe mal so etwas wie eine "metrische Analyse" versucht:

1. Strophe
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
Das sind je nach Sichtweise Daktylen mit einem Auftakt oder vielleicht Amphibrachys
2. Strophe
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
(wie 1. Strophe)
3. Strophe
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
(wie 1. und 2. Strophe)
3. Strophe
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xxXxXxxXxxX
(hier weichst Du im letzten Vers ein wenig ab. Der Vers ist mir sowieso nicht ganz klar in seiner Bedeutung. Vielleicht:
"weil gern sie das Heim für Verborgenes sind" (xXxxXxxXxxX)
4. Strophe
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
(wie die vorherigen)
5. Strophe
xXxxXxxXxxXx
im zweiten Vers ist eine Unstimmigkeit; vielleicht:
"zu sehen, zu zeigen, was keiner je sah" (xXxxXxxXxxX)
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Schön, dass mal außer Jamben und Trochäen so ein beschwingter, fast tänzerisch anmutender Versfuß angewendet wird!

Liebe Grüße,
Heinz

[Ex-Pennywise]

Moin Sinneswandler,

das ist ein sehr starkes Gedicht. Ein außergewöhnliches Thema, das Du bildreich bearbeitest. Auch der Rhythmus ist angenehm. Bin gerne mit auf Tauchfahrt gegangen. Wobei ich selbst nur Schnorchler bin.

Gruß

Pennywise

[Sinneswandler]

Zitat von Lizard

Lieber Sinneswandler, die anziehende fremde Tiefe in noch tiefer gehende Dunkelheit zu tauchen, das hat mich in Dein Gedicht hineingezogen.
Das einzige Wort, über das ich stolpere, ist "oft". Es wirkt mir zu gewöhnlich, zu wissend in dieser anderen, faszinierenden Welt auf unserem Planeten. Einfach nur "Da sie das Heim des Verborgenen sind" würde für mein Gefühl das Unbekannte eher unterstreichen.
Danke jedenfalls für diesen Tauchgang
Lizard

Hallo Lizard, vielen Dank für deinen netten Kommentar, freut mich, dass es dich in mein Gedicht und in die Tiefe gezogen hat... :-)
Über das " oft " muss ich nochmal nachdenken obwohl es eigentlich genau das aussagt, wie ich es meine. Ich glaube weglassen geht nicht so gut, eher durch was anderes ersetzen.

Zitat von Heinz

Hallo Lichtwandler,
erst einmal schließe ich mich meiner Vorrednerin an. Was das "oft" angeht - hier war meine Neugier geweckt. Ich habe mal so etwas wie eine "metrische Analyse" versucht:

3. Strophe
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xxXxXxxXxxX
(hier weichst Du im letzten Vers ein wenig ab. Der Vers ist mir sowieso nicht ganz klar in seiner Bedeutung. Vielleicht:
"weil gern sie das Heim für Verborgenes sind" (xXxxXxxXxxX)
4. Strophe
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX
(wie die vorherigen)
5. Strophe
xXxxXxxXxxXx
im zweiten Vers ist eine Unstimmigkeit; vielleicht:
"zu sehen, zu zeigen, was keiner je sah" (xXxxXxxXxxX)
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxX

Schön, dass mal außer Jamben und Trochäen so ein beschwingter, fast tänzerisch anmutender Versfuß angewendet wird!

Dankeschön :-)

Liebe Grüße,
Heinz

Erstmal vielen Dank für deine Mühe! Super! Ich hatte auch gleich das Wort gern im Kopf, aber warum nicht ...weil sie gern das Heim des Verborgenen sind...?
Der Vers soll aussagen, dass viele Lebewesen sich tagsüber in den nicht einsehbaren Bereichen der Korallen verstecken und sie sich nur im Dunkel heraus trauen.

Schade, ich finde "kein Mensch" hört sich besser an, aber ich spüre auch, dass es leicht hakt...

Liebe Grüsse

Zitat von Pennywise

Moin Sinneswandler,

das ist ein sehr starkes Gedicht. Ein außergewöhnliches Thema, das Du bildreich bearbeitest. Auch der Rhythmus ist angenehm. Bin gerne mit auf Tauchfahrt gegangen. Wobei ich selbst nur Schnorchler bin.

Gruß

Pennywise

Hi Pennywise,
über deinen Kommnetar freue ich mich besonders, da ich deine Gedichte sehr gerne lese und von der Qualität beeindruckt bin. Auch beim Schnorcheln bekommt man nachts ganz andere Eindrücke... :-)

Vielen Dank und liebe Grüsse



Sinneswandler

[Heinz]

Lieber Sinneswandler,
weil Dein Gedicht einfach gut ist, sollen meine Änderungsvorschläge nicht das Gedicht, seinen Sinn, seine benutzten Wörter infrage stellen, sondern dienen nur der Abrundung und Genauigkeit des Metrums.
Liebe Grüße,
Heinz

[Sinneswandler]

Hallo Heinz,
das weiß ich doch, ich schätze deine fachmännischen Verbesserungsvorschläge
immer...

Liebe Grüsse und alles Gute für die nächsten Wochen!

Sinneswandler

[r0s3nr0t]

Ein erfrischendes Thema, schön beschwingt geschrieben....es macht Freude, es zu lesen!

[Sinneswandler]

Danke, es freut mich auch so einen netten Kommentar zu meinem Gedicht zu lesen :-)

Gruß

Sinneswandler