Und noch eine Knorregeschichte

[urluberlu]

Vorsorglich stopfte sich Knorre am Abend des Vortags
Labkraut und anderes Grünzeug ins Ohr, um im Traume
schöner Sirenen Gesang, ihrer Lockung Paroli zu bieten.
Nichts hat‘s genützt! Gar nichts, denn am anderen Morgen ist Knorre
weder am Platz im Büro in der unteren Teppichetage,
noch in der Praxis des Doktors psych-et-med-punkt erschienen.
Männiglich staunte: Wohin und wozu war der Mann nur verschwunden?
War es denn möglich, dass keiner im Haus, auch nicht auf der Straße
etwas gesehen, als Knorre im Schlafanzug an ihm vorbeiging?
Ganz ohne Jacke und Mantel, fast nackig, ja nicht mal die Brille
hatte er auf, zum Zeitpunkt des rätselhaften Verschwindens!
Seltsam ist nur: Es freute sich keiner für ihn und niemand
mochte ihm gönnen die unverhofft gewonnene Freiheit.
Kaltherzig ließ man ihn suchen. Ein Hund der Kantonspolizisten
hat dann die Schuhe am Bahnhof, Gleis 16 ganz hinten, erschnüffelt.
Mensch, wenn die wüssten, dass heute der Knorre als Straßenbahnfahrer
frei wie Odysseus die Täler und Berge des Lebens durchsegelt!